Ruhm

Ruhm (s. Ehre).


1. Aigen ruhm ist lesternswerth.Gruter, I, 3.


2. Aigner ruhm ist neides sonne.Gruter, I, 3; Lehmann, II, 120, 3; Körte, 5120.

Frz.: La gloire, qui dîne de l'orgueil, fait son souper de mépris. (Venedey, 147.)


3. Böser Ruhm macht bösen Glauben.

Lat.: Quod pravo simile facit, hoc confidere vile. (Sutor, 121.)


4. Der Ruhm ist das Meer der Zeit.


5. Der Ruhm ist der Todfeind aller Billigkeit.

Z.B. in Gasthäusern. (Steub, II, 242.)


6. Der Ruhm ist ein Gericht, von dem nur der Lebende weiss, wie es schmeckt.

It.: La fama è viva ai vivi, e morta ai morti.


7. Der Ruhm ist ein Wasserkreis, der immer weiter wird, bis er sich verliert.


8. Der Ruhm ist eine Blume, die über Nacht Wind und Kält' hat umgebracht.Gerlach, 207.

Die Russen: Der Ruhm ist ein Baum, der seine Nahrung aus dem Thau zieht, den die Gunst der Grossen darauf träufelt. (Altmann VI, 438.)

9. Die am meisten nach Ruhm jagen, verdienen ihn am wenigsten.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Indem man Ruhm erwirbt, hört man bald auf, ihn zu verdienen. (Cahier, 2491.)


10. Draussen ruhm erlangen, bedarff schnauffens.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 86, 185; Simrock, 1681; Eiselein, 534; Körte, 5119; Körte2, 6415; Venedey, 148.

Denn, heisst es in Abyssinien, die Blume des Ruhms wächst nur auf dem Acker des Verdienstes. Dagegen sagen sie in einem andern Sprichwort: Der Ruhm klopft nicht an die Pforten der Unsterblichkeit, denn sie stehen ihm schon offen.

It.: A gloria non si va senza fatica. (Gaal, 315.)

Lat.: Ardua ad gloriam via. (Egeria, 14.) – Ardua per praeceps gloria vadit iter. – Multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit. – Non est e terris mollis ad astra via. (Binder II, 1918.)


11. Egen Rom stinkt. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 79.


12. Ein ruhm will einen Beweis haben.Herberger, Hertzpostille, II, 481.


13. Eitler Ruhm ist der Narren Reichthum.

Böhm.: Nechlub se, pane Rohu, pomodli se pánu bohu. (Čelakovsky, 103.)


14. Eitler Ruhm und Wind vergehen geschwind.

Böhm.: Chlouby s pytel, a lží s dva. (Čelakovsky, 103.)


15. Eitler Ruhm trägt Blätter, aber keine Früchte.

Frz.: Gloire vaine assés fleurit, porte feuille et point de fruit. (Kritzinger, 700a.) – La gloire vaine ne porte graine. (Bohn I, 29.)

Span.: Gloria vana florece, y no grana. ( Cahier, 3439.)


16. Eygner rhum stet nyemand wol an dann dem alter.Franck, I, 89b.

Mhd.: Swer sich gerüemet alze vil, der kan der besten mâze niet. (Eist.) – Ruom hât vil krankiu bein, er muoz hinden blîben ein. (Welscher Gast.) (Zingerle, 125.)


17. Geborgter Ruhm und Märzenschnee sind heute da und morn nicht meh.

Dän.: Det er en fattig roes, man skal laane of forfædre. (Bohn I, 359.)

18. Hinder grossem Ruhm ist gemeyniglich nichts.

»Lautet das gemeyne Sprichwort.« (Nigrinus, Vorr. 34a.)


[1768] 19. Kommt der Ruhm, so schwindet das Gedächtniss.

In Abyssinien sagt man: Am Palmbaum des Ruhms vertrocknet die Dattel der Bescheidenheit. (Altmann.)

Frz.: Quand vient la gloire s'en va la mémoire. (Bohn I, 48.)


20. Man kann noch so sehr mit Ruhm bedeckt sein, sagte der Kürschner, man friert im Winter ohne Pelz.

Auch die Russen geben dem Ruhm nur einen bedingten Werth, indem sie sagen: Wenn auch der Ruhm zuerst lacht, das Geld lacht doch zum letzten. (Altmann VI, 504.)


21. Ruhm bewahren ist schwerer, als ihn erwerben.

It.: Tutta la nostra gloria è neve al sole. (Pazzaglia, 155, 5.)

Lat.: Heu quam difficile est gloriae custodia. (Philippi, I, 176.)


22. Ruhm gebührt dem Helden.

Böhm.: Tomu sláva a čest', kdo statné mysli jest. (Škola, 74.)


23. Ruhm ist der Tugend Schatten.

It.: La gloria è ombra della virtù, e seguitala ancor mal suo grado.


24. Ruhm ist ein Stachel zu grossen Thaten.

Nur die Ruhmlosen, sagen die Russen, verachten den Ruhm. (Altmann VI, 412.)

Lat.: Immensum gloria calcar habet. – Ingenii stimulos subdere fama solet. (Ovid.) (Frob., 377; Philippi, I, 189 u. 196; Schonheim, I, 7.)


25. Ruhm ist ein süss Gericht.

Lat.: Pulchrum est digito monstrari et dicier, hic est. (Persius.) (Philippi, II, 115.)


26. Ruhm macht nicht glücklich.

Frz.: Ne quiert point de gloire, ce ne dolra pas quant tu n'en aras pas (Leroux, II, 268.)


27. Ruhm ohne Tugend und falsches Geld haben gleichen Werth in der Welt.

Holl.: Daar is geen ware roem, waar ware deugd ontbreekt. (Harrebomée, II, 224a.)


28. Viel Ruhm und wenig That.

Dafür sagen die Spanier: Die einen haben den Ruhm und die andern krämpeln die Wolle: Unos tienen la fama y atros cardan la lana. (Bohn I, 260.)

Holl.: Groote roem, kleine daad. (Harrebomée, II, 224a.)


29. Wenn der Ruhm am höchsten, ist der Fall am nächsten.

»Hoghen roem enwas noit goet.« (Gloriant, 782.) – »Te hoghen roem enwert nie ghe presen.« (Gloriant, 29.)


30. Went nich jeit in Ruem (rühmlich, gut), so jeit et doch kuem, säd jen goed Buafru. (Ukermark.) – Engelien, 217, 41.


31. Wer jetzt will ruhm vnd preis einlegen, muss sich weins, bauchs vnd beths erwegen.Henisch, 343, 46.


32. Wer mit anderer Ruhm sich bläht, dessen Ehr' der Wind verweht.

Lat.: Miserum est, aliorum incumbere famae. (Juvenal.) (Philippi, I, 252.)


33. Wer nicht nach Ruhm tracht', dem wird er gebracht.

It.: Non è cosa che più faciliti il cammino alle grandezze chè il mostrar di non curarsene. (Pazzaglia, 159, 1.)

Lat.: Gloria sequentes fugit, fugientes sequitur. (Philippi, I, 169.)


34. Wer Ruhm vnd Ehr will erjagen, muss viel Fahr vnd Vnfall wagen.Petri, II, 856; Henisch, 814, 51; Gaal, 1327.

It.: Chi ben e mal non può soffrire, a grand' honor non può venire. (Gaal, 1327.)

Lat.: In Paradiso non si va col guancialino. (Gaal, 1327.)


35. Wer Ruhm will erlangen, muss nicht am Leben hangen.

It.: Chi apprezza la gloria, il corpo disprezza. (Pazzaglia, 155, 2.)


36. Wer Ruhm will im Leben, muss nicht danach streben.

It.: Chi gloria ottener vuole, gloria sprezzi.


37. Wer seinen Ruhm mehrt, der tödtet ihn.


38. Wer will Ruhm erleben, muss sich mit (vor) der Sonn' erheben.

Span.: Si quieres buena fama, no te dé el sol en la cama. (Bohn I, 257.)


39. Wie der Ruhm steigt im Mass, so hebt sich die Nas'.

Die Russen: Wächst der Ruhm einen Werschock, so wächst der Stolz eine Arschine. (Altmann IV, 487.)


40. Zum Ruhme führt kein Blumenweg.

Die Chinesen geben den Weg für verschiedene Ziele des Strebens dahin an: Wer Ruhm, äussere Ehre will [1769] erlangen, muss sie in Palästen suchen, Reichthum auf dem Markte und Tugend in der Wüste. (Cahier, 2177; Cibot, 173.)

Lat.: Qui studet optatam cursu contingere metam, multa tulit fecitque puer, audavit et alsit. (Gaal, 315.)


*41. Er hat sich mit Ruhm bedeckt.Klix, 74.

Lat.: Gloria, quae ad Herculis innotuit usque columnas. (Seybold, 202.)


[Zusätze und Ergänzungen]

42. Der Ruhm lebt für die Lebenden und ist todt für die Todten.

It.: La fama è viva ai vivi, e morta ai morti. (Giani, 643.)


43. Ruhm stillt den Hunger nicht.

It.: La fama non leva la fame. (Giani, 641.)

44. Was nützt Ruhm ohne Brot.

Lat.: Eum laborem sumas, laudem qui tibi ac fructum ferat. (Philippi, I, 141.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Weiße, Christian Felix

Atreus und Thyest. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Atreus und Thyest. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die Brüder Atreus und Thyest töten ihren Halbbruder Chrysippos und lassen im Streit um den Thron von Mykene keine Intrige aus. Weißes Trauerspiel aus der griechischen Mythologie ist 1765 neben der Tragödie »Die Befreiung von Theben« das erste deutschsprachige Drama in fünfhebigen Jamben.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon