1. Böse Nahrung macht kunstreiche Leute.
2. De Nahrung hebben will, mot mennig Hôre Jüffer heten. (Ostfries.) – Bueren, 243; Frommann, IV, 142, 338; [867] Eichwald, 818; Kern, 408; Hauskalender, II; Schlingmann, 691.
Geschäftsleute, die Kunden gewinnen oder behalten wollen, müssen schmeicheln können.
3. Der seine Nahrung hat, der ist so reich als ein König. – Lehmann, 534, 25.
Holl.: Het is een goed ding, een man van veel nering te zijn. (Harrebomée, II, 120a.)
4. Die Nahrung ist bei den Leuten, sagte der Scherenschleifer, und schob in die Küche. (Westf.)
5. Die Nahrung ist jedem gleich nahe, aber nicht jedem so nutz. – Lehmann, 533, 10.
Holl.: Nering is allen man wel even na, maar niet even nut. (Harrebomée, II, 120a.)
6. Die Nahrung ist schlecht, da es von Hand zum Maull gehet. – Lehmann, 533, 3.
7. Eine Nahrung schlegt die ander nicht auss. – Petri, II, 179.
8. Êder de Niaring säät de Tiaring. (Sylt.)
Nach der Nahrung setze die Zehrung.
9. Einer gewinnt sein Nahrung mit sitzen, der ander mit lauffen vnd schwitzen. – Lehmann, 533, 1; Simrock, 7305.
10. Ist dein Nahrung schon gering, so sey doch allzeit guter Ding. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 58.
11. Ist die Nahrung auch nicht fein, wir wollen dafür dankbar sein.
Dän.: Bonde føde er god, værd at takke Gud for. (Prov. dan., 190.)
12. Nach der Nahrung richt' die Zehrung.
Holl.: Men moet de tering naar de nering zetten. (Harrebomée, II, 120a.)
13. Nahrung ist kein Erbe. – Schottel, 1135b; Eisenhart, 302; Hillebrand, 162, 226; Pistor., VIII, 47; Simrock, 7303; Graf, 184, 15.
In Ostfriesland: Nahrung is gên Arve. (Hauskalender, I.) Nahrung ist wie ⇒ Gerade (s.d.) und Heergewäte (s.d.) ein Theil des vom Erbe auszuscheidenden Nachlasses und zwar der, welcher in den alten Rechtsbüchern auch »Mustheil« oder »Hofspeise« genannt wird. Hillebrand (a.a.O.) hält diese Ansicht für unbegründet und will unter Nahrung nicht Speisevorräthe, sondern den sogenannten Mustheil (vgl. Siegel, Das deutsche Erbrecht, S. 77), d.h. die Hälfte der am dreissigsten Tage nach dem Tode eines Mannes, der eine Frau hinterlässt, auf dessen Gütern befindlichen Speisevorräthe verstanden wissen. Unter Nahrung werden nach Eisenhart solche Güter verstanden, die der Eigenthümer theils durch Fleiss und Arbeit selbst erworben und die theils in Küchen und Kellervorrath bestehen. Ueber diese konnte er nach seinem Gefallen bestimmen, sie durch Vertrag, Schenkung, Letztwillen vermachen, an wen er wollte. Anders aber war es mit den Stamm- und Erbgütern beschaffen, die der jedesmalige Besitzer nicht veräussern durfte, sondern dem nächsten Erben hinterlassen musste, weil alle Nachkommen des ersten Erwerbers ein Recht daran haben.
14. Nahrung, Kleidung und Himmelreich, diesen Schätzen ist nichts gleich.
Dän.: Føde, klæde og himmerig – er saa intet meere. (Prov. dan., 190.)
15. Nahrung soll man suchen ohn ander Leuth schaden. – Lehmann, 535, 40.
16. Nahrung will Füsse haben. – Lehmann, 534, 15.
Und auch etwas Verstand, denn sagen die Holländer: Nering zonder verstand is schade voor de hand. (Harrebomée, II, 120a.)
17. Nahrung will getrieben sein. – Coler, 209.
18. Niemand ist mit seiner Nahrung zufrieden.
Holl.: Niemand is met zijne nering tevreden. (Harrebomée, II, 120a.)
19. Tracht nach der nahrung, nicht nach der mastung. – Lehmann, 534, 30; Körte, 4428; Körte2, 5358; Simrock, 7304; Braun, I, 2908.
20. Wen man die nahrung nimbt, dem greifft man zum Leben (oder: dem thut man ein stich ins Leben). – Lehmann, 548, 42.
21. Wen seine Nahrung nicht ins Hauss treibt, den jagt sie herauss. – Lehmann, 533, 6; Simrock, 7306.
22. Wenn wir Nahrung und Kleider haben, so lasst uns genügen.
Lat.: Omnes sunt divites, qui coelo et terra frui possunt. (Cicero.) (Philippi, II, 68.) – Pauper non est cui rerum suppetit usus. (Horaz.) (Philippi, II, 86.)
23. Wer Nahrung gibt, gibt Leben.
Dän.: Den som giver leven, han giver livet. (Prov. dan., 238.)
[868] 24. Wer Nahrung will gewinnen, der muss der Händ, Kopffs vnd Füss nicht sparen. – Lehmann, 534, 14.
25. Wer seine Nahrung nicht treibt, den treibt die Nahrung.
»Es ist ein alt Sprichwort, treibet einer seine Nahrung nicht, so treibet unnd jagt die Nahrung gewisslich den Wirth.« (Coler, 209.)
26. Wer seine Nahrung nicht verdienen kann, muss sein Kraut mit seinem eigenen Schmalze schmelzen.
27. Wie man die Nahrung erlangt, so muss man sie auch handhaben.
»Durch Krieg – mit gewehrter Hand, durch Finanz mit Finanz, durch Geiz mit Geiz, durch ehrliche Mittel mit Ehr- und Billigkeit.«
28. Wo böss Nahrung ist, da sind witzige Leute. – Petri, II, 799.
29. Wo ist Nahrung, da ist Zehrung.
»So dumm ist selbsten keine Kuh, wo Nahrung ist, da beisst sie zu.« (Glassbrenner, Neuer Reineke Fuchs, S. 212.)
*30. Die Nahrung ist ihm zugezählt. – Körte, 4428; Körte2, 5558b.
*31. Er ist sehr nach der Nahrung. – Frischbier, 519; Frischbier2, 2717; Hennig, 166.
»Er lässt es sich sehr sauer werden, spürt jeder Gelegenheit, wobei er sich etwas verdienen kann, nach.« (Bock, Idiot. pruss.)
*32. Es ist ihm kranke Nahrung.
*33. Seine Nahrung ist ihm aufs Kerbholz geschnitten. – Körte, 4428a; Körte2, 5558a; Braun, I, 2909.
34. Wenig Nahrung, ein freier Kopf. – Merx, 143.
35. Die Nahrung ist mancherley. – Kirchhof, Wendvnmut, I, 453.
*36. Da ist gute Nahrung. – Pauli, Schimpff, 264.
So dachten nämlich die Buhlen, als ein Vater seiner hässlichen Tochter, um die sich kein Freier meldete, ein grosses Vermögen testirt hatte.
*37. Einen in Nahrung setzen.
Ihm etwas zu verdienen geben. Ironisch: Jemands Hülfe in Anspruch nehmen, z.B. Geld von ihm borgen.
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