Sachse

1. Der Sacks hat de Jude bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 117b.

Wol ironisch wie: das Huhn hat den Fuchs gebissen (s. Kantor 2), und mag sich auf eine Anekdote oder ein Märchen beziehen.


2. Die Sachsen dulden kein Zeugniss.Graf, 467, 574.

Der Sachse gesteht und zahlt, oder leugnet und schwört, aber er widerstrebt dem Zeugenbeweise. In Hamburg: Dat de sassen nenen tugh dulden. (Lappenberg, 277, 190.)


3. Ein Sachs, der nicht Bier mit säufet, ein Hess, der nicht gern Beuten läufet; ein Böhme ohne Gepsphe karva matir, ein Schlesier, der nicht trenk Weizenbier; elsässer Bauern ohne Zwilch, ein Schweizer, der nicht gern isst Milch; Holländer, die keine Butter essen, Fläming, die Eierspeiss vergessen; ein Friess, der grünen Käs verschmäht, ein Dänemärker ohne Gammelmät; ein Baier, der nie ass ein Mus, Schwaben, die nicht lieben die Nuss; Westphäling, die vom Speck nichts halten, söster Bauern, die ihr Röck nicht falten; ein Thüring, der kein Weiskraut kennt, ohn Wurf und Spitzbanden ein Wend; ein Meisner, der kein Kranz gern trägt, ein Frank, der nicht gern Kanten fegt; ein junges Kind ohne Raud und Grinden, ein Arzt, der kein Ausweg kann finden; schneeweisser Mohr und schwarze Zähn auf Erden man wird nicht bald sehn.

Diese Schilderung ist aus dem Jahre 1640. (Witzfunken, IVa, 706.)


4. Ein Sachs viel auf Schinken hält, dem Düringer sin hering gefelt.

Lat.: Halec assatum Thuringis est bene gratum, de solo capite faciunt sibi fercula quinque. (Loci comm., 16 u. 80.)


5. Et wôr nôch nich e Sachs e Bädler. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1106.

Schuster bemerkt: Dies Sprichwort ist fast buchstäblich wahr. Betteln, zum Theil auch Saufen, gilt überhaupt den Sachsen Siebenbürgens für Schande.


[1804] 6. Jeder Sachse lässt den andern zu seinem Eide, wo der Beweis nicht allzu gut ist.Graf, 468, 575.

Mhd.: Eyn izlicher Sachse der list den andern zu sinem eyde, wo die bewysunge nicht allzu gut ist. (Daniels, Weichbildglossen, 423, 26.)


7. Sachs, Bayer, Schwab vnd Franck, die lieben all den Tranck.Petri, II, 516; Henisch, 224, 27; Berckenmeyer, 299; Sailer, 133; Simrock, 10498; Hesekiel, 11.

Was ungefähr soviel sagen will, als: Die Deutschen trinken alle gern.


8. Unter den Sachsen lass den Bauch dir wachsen. (S. König 137.)

Poln.: Za króla Sasa jedz, pij i popuszczaj pasa. (Wurzbach I, 91, 28.)


9. Was fragen die Sachsen danach, wenn die Niederländer kein Brot haben!


10. Was fragen die Sachsen darnach, dass die Rheinländer sterben.Lehmann, 721, 6.


11. Wir Sachsen schlagen den bösen Aeltern nach.Graf, 58, 214.

Das Freiheitsverhältniss der Kinder ward an verschiedenen Orten verschieden bestimmt; in Sachsen im allgemeinen nach dem unfreien Gliede der Aeltern. (S. Eigenschaft 4, Geburt 6, Hand 47 und Kind 63, 66, 67 u. 224.)


*12. Halt, Sachse, die Preussen kommen.Klix, 80.


*13. Mir zu, wie einem Sachsen.Waldis, IV, 19.

Es wird aber auch der alten Sachsen Aufrichtigkeit gerühmt, wie folgender lateinischer Spruch beweiset: In Saxonia plus valet promittere, quam alibi jurare. (Berckenmeyer, 298.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1804-1805.
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