Salzburg [3]

[501] Salzburg (hierzu der Stadtplan), Stadt mit eignem Statut und Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums, liegt malerisch, 425 m ü. M., an beiden Ufern der Salzach, die hier zwischen dem Mönchsberg und dem Kapuzinerberg hinströmt, an den Linien Wien-S.-Bischofshofen-Wörgl der österreich. Staatsbahnen, S.-Rosenheim-München der bayr. Staatsbahnen, Ischl-S. der Salzkammergut-Lokalbahn und S.-Oberndorf-Lamprechtshausen der Salzburger Eisenbahn, mit Dampfstraßenbahn nach St. Leonhard-Drachenloch und Parsch. Das Klima ist sehr angenehm, die Luft gesund. Die Stadt zerfällt in die am linken Ufer des Flusses gelegene ältere Stadt und in die am rechten Ufer gelegene, mit dem erstern Stadtteile durch sieben eiserne Brücken verbundene Neustadt, hat eine Zitadelle (Hohensalzburg, s. unten) und fünf Vorstädte: Mülln, Nonntal und Riedenburg auf dem linken, Elisabethvorstädt und Schallmoos auf dem rechten Ufer der Salzach. Durch den Felsen des Mönchsbergs führt ein 131 m langer, vom Erzbischof Sigismund von Schrattenbach 1767 erbauter Tunnel, das sogen. Neutor. Unter den öffentlichen Plätzen sind zu erwähnen: der Residenzplatz mit dem schönen, 14 m hohen Hofbrunnen (von Ant. Dario 1664–1680 ausgeführt) und der Domplatz mit einer Mariensäule. An den erstern schließt sich der Mozartplatz mit ehernem Standbild Mozarts von Schwanthaler (1842), an den letztern der Kapitelplatz mit der fürsterzbischöflichen Residenz und einer marmornen Pferdeschwemme (Kapitelschwemme).

Wappen von Salzburg.
Wappen von Salzburg.

Schöne öffentliche Anlagen sind der Stadtpark mit Kurhaus (Badeanstalt und Kursaal) und der neue Franz Joseph-Park mit Bad und Teich. Zu beiden Seiten der Salzach ziehen sich breite, mit Bäumen bepflanzte Kais hin. Die Häuser mit ihren flachen Dächern, die Marmorbauten und zahlreichen Brunnen erinnern an Italien. Unter den 25 Kirchen der Stadt ist die hervorragendste der Dom, 1614–68 von Santino Solari erbaut, mit zwei 79 m hohen Türmen, einer Zentralkuppel, im Innern mit einem in Erz gegossenen Taufbecken (1321). Unweit des Doms steht die Stiftskirche St. Peter, im romanischen Stil 1127 erbaut, 1754 renoviert, mit schönem Portal und den Grabmälern des heil. Rupert, des Komponisten Michael Haydn u.a. Hinter der Kirche, an der Felswand des Mönchsbergs, liegt der alte malerische St. Petersfriedhof mit der gotischen, 1485 erbauten, 1864 restaurierten Margaretenkapelle und in der Felswand mit der Einsiedelei des heil. Maximus, der alten Kreuzkapelle und der Katharinenkapelle mit dem Grabe des heil. Vitalis. Die Franziskanerkirche aus dem 11. Jahrh., im 15. und 17. Jahrh. ergänzt, hat ein schönes romanisches Portal und einen 1866 ausgebauten gotischen Turm. Auf dem Nonnberg steht die Kirche des Benediktiner-Frauenstifts, ein gotischer Bau von 1423 mit romanischem Portal, schönem Flügelaltar, Glasmalereien, Wandgemälden und einer Krypte. Erwähnenswert sind noch: die Universitäts- und die Dreifaltigkeitskirche, beide nach Plänen Fischers von Erlach erbaut, die St. Sebastianskirche mit dem Grabmal des Theophrastus Paracelsus von Hohenheim und einem Friedhof, der die St. Gabrielskapelle (Mausoleum des Erzbischofs Wolf Dietrich) enthält, und die am Kai gelegene protestantische Kirche, 1865 im romanischen Stil erbaut. Bemerkenswerte weltliche Gebäude sind: die Residenz, früher Sitz der Erzbischöfe, jetzt des Großherzogs von Toskana, am Residenzplatz (1592–1724 erbaut), mit Gemäldegalerie; der gegenüberliegende Neubau (Regierungsgebäude) mit Glockenspiel; das Schloß Mirabell, gegenwärtig Eigentum der Gemeinde, mit Treppenhaus, den naturhistorischen Sammlungen des Museums und schönem Garten im französischen [501] Geschmack; der Marstall (1607 erbaut, jetzt Kaserne) mit der Sommerreitschule, einem in den Felsen des Mönchsbergs gehauenen Amphitheater mit drei Galerien, der Winterreitschule mit Deckengemälde (1690) und der Pferdeschwemme mit plastischer Gruppe (Pferdebändiger von Mandl, 1670); der erzbischöfliche Palast, das Rathaus, das Kurhaus, das neue Stadttheater, das Museum, das Künstlerhaus (mit permanenter Kunstausstellung) etc. Außerdem hat S. acht Klöster, darunter das Benediktinerstift St. Peter (687 gegründet) mit Bibliothek, Schatzkammer und Archiv, ein Franziskanerkloster, ein Kapuzinerkloster auf dem Kapuzinerberg, sowie einen Zentralfriedhof. In den Anlagen am Bahnhof wurde ein Marmorstandbild der Kaiserin Elisabeth (von Helmer) errichtet.

Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) mit Einschluß von 1931 Mann Militär 33,067. Die Industrie ist durch Bierbrauereien, Mühlen, Buchdruckereien, Sägewerke, Fabriken für Feigenkaffee, Teigwaren, Kunstwolle, Wachswaren, Seife, Wagen, Orgeln, Zementwaren und Steinbearbeitung vertreten. An Lehr- und Bildungsanstalten besitzt S.: eine k. k. theologische Fakultät (als Rest der 1623 gestifteten, 1810 aufgehobenen Universität), ein staatliches und ein erzbischöfliches Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Staatsgewerbeschule, eine Handelsschule, ein erzbischöfliches Priesterseminar, ein theologisches Hausstudium der Franziskaner, 6 Konvikte und Klostererziehungsinstitute, eine Hebammenlehranstalt; außerdem eine öffentliche Studienbibliothek (mit 66,400 Bänden, 4626 Inkunabeln und 1270 Manuskripten) und die Bibliothek des Stifts St. Peter (40,000 Bände, 600 Inkunabeln und 450 Pergamentmanuskripte); das städtische Museum Carolino-Augusteum mit keltischen und römischen Altertümern, einer Sammlung musikalischer Instrumente (auf 300 Jahre zurückreichend), einer Münzsammlung, Zimmereinrichtungen in kulturgeschichtlicher Reihenfolge, einem Relief des Herzogtums S. und einer Bibliothek von 20,000 Bänden. Seit einigen Jahren finden in S. in den Sommermonaten freie Hochschulkurse statt. Unter den zahlreichen Wohltätigkeitsinstituten sind hervorzuheben: 2 Spitäler, eine Irren-, eine Gebär- und eine Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, eine Versorgungsanstalt etc. S. ist Sitz der Landesregierung, des Landesausschusses, eines Landesgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft, einer Finanzdirektion, einer Forst- und Domänendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer sowie des Fürst-Erzbischofs. Die Stadt besitzt eine vortreffliche Wasserleitung (vom Untersberg), eine Gasanstalt, Elektrizitätswerk, elektrische Straßenbahn, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Sparkasse und hat im Sommer sehr starken Fremdenverkehr.

Die Umgebung von S. enthält zahlreiche schöne Punkte. Über der Stadt erhebt sich am Ostende des Mönchsbergs (542 m ü. M.) die ehemalige Festung Hohensalzburg, die 1060–88 erbaut, im 16. Jahrh. vollendet wurde und gegenwärtig als Kaserne dient. Sie ist mit der Stadt durch eine Drahtseilbahn verbunden, enthält eine Schloßkapelle mit Apostelstatuen und Reliefbildern aus rotem Marmor, schön eingerichtete Fürstenzimmer und bietet eine herrliche Rundsicht. Der Mönchsberg selbst ist 501 m hoch, begrenzt die Stadt südlich und westlich. ist mit Anlagen geschmückt und trägt einen Aussichtsturm; auf den Berg führt ein elektrischer Auszug (1890). Gegenüber erhebt sich über dem am rechten Ufer der Salzach gelegenen Stadtteil der Kapuzinerberg (650 m), mit schönem Park, dem »Mozarthäuschen«, in dem Mozart die »Zauberflöte« vollendete (von Wien hierher versetzt), dem sogen. Franciscischlössel und schönen Ausblicken. In weiterer Umgebung befindet sich das kaiserliche Lustschloß Hellbrunn (vom Erzbischof Markus Sittich 1613 im Renaissancestil erbaut) mit Park, Gartenanlagen, Wasserkünsten und einem in den Felsen gehauenen Theater; das fürstlich Schwarzenbergsche Schloß Aigen mit großem Park; das Schloß Leopoldskron (mit Schwimmschule). Die schönsten Aussichtspunkte in der Umgebung von S. sind die nördlich gelegene, 1674 erbaute Wallfahrtskirche Maria Plain, der Gaisberg (1286 m, s. d.) und der sagenberühmte Untersberg (1973 m). S. ist Geburtsort Mozarts, dessen Geburtshaus ein Museum mit zahlreichen Erinnerungen an den Meister enthält, und des Malers Makart. – Die Stadt nimmt die Stelle des alten Juvavum (Juvavia) der Römer ein, das schon im 1. Jahrh. n. Chr. als ein mächtiges römisches Munizipium bestand, nach und nach aber, zuerst von den Herulern zerstört wurde. Den Aufbau der gegenwärtigen Stadt S. veranlaßte wahrscheinlich St. Rupert, der an dem Ufer der Salzach, in der Nähe der antiken Trümmerstadt, die Kreuzkapelle (s. oben) erbaute. Schon im 7. Jahrh. erscheint S. als Sitz eines Bischofs und wurde 798 zum Erzbistum erhoben. 1802 wurde es säkularisiert und kam 1816 an Österreich. Vgl. Hübner, Beschreibung der erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt S. (Salzb. 1792, 2 Bde.); Zauner, Chronik von S. (Bd. 1–6, das. 1797–1810; fortgesetzt von Gärtner, Bd. 7–11, das. 1813 bis 1827); Zillner, Salzburgische Kulturgeschichte in Umrissen (das. 1871) und Geschichte der Stadt S. (bis Ausgang des 18. Jahrh., das. 1885–90, 2 Bde.); Bühler, S. und seine Fürsten, ein Rundgang durch die Stadt und ihre Geschichte (2. Aufl., Reichenhall 1895); Widmann, Geschichte Salzburgs (Gotha 1907, Bd. 1); Purtscheller, Führer durch S. und Umgebung (15. Aufl., Salzb. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 501-502.
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