1. Es frieren mehr als mit den Zähnen klappern.
Frz.: Il gèle à pierre fendre. (Leroux, I, 55.)
2. Es freurt einem jeden, dar nach er kleider anhat. – Franck, I, 76b; II, 26; Henisch, 1244; Petri, II, 245; Gruter, I, 30; Körte, 3426 u. 4280; Pauli, 198; Simrock, 2795.
»Ein Abentheurer begegnet zur Winterszeit dem Bischof von Trier im freyen Feld, bat ihn um ein Gab. Der Bischof fragte ihn, ob ihn nit freure, denn er gar [1213] übel gekleydt daher ziehe. Der Abentheurer streckt die Hand aus dem Busen in Luft, obs dann kalt draussen wäre, und sagt: Es ist dennoch ein wenig ein rauhe Luft, aber mich freuret auch, so es viel kälter ist, nit, und sprach: Wolt er ihm ein Gulden schenken, er wolt ihn auch lehren, dass ihn nicht freure so wenig als ihn. Er liess ihm ein Gulden geben. Da sagt er: Gnädiger Herr, es freuret ein jeden, darnach er Kleider hat; ich hab all mein Kleider an, darum freuret mich nit. Euch freuret nach den Kleidern, so Ihr daheim habt, sonst freur Euch nit; legts einmal all an. Der Bischof lacht und sagt: Fahr hin, du hast den Gulden gewonnen.« (Guttenstein, 141; Franck, I, 76b.)
Holl.: Alle manne vriest nae sijn clederen.
It.: Dio manda il freddo secondo i panni. (Pazzaglia, 90, 9.)
Lat.: Alges plus vestes dum plures sunt tibi testes. (Fallersleben, 49.) – Pro ratione Deus dispertit frigora vestis. (Philippi, II, 112; Sutor, 65.)
Span.: Cada qual siente el frio como anda vestido. (Bohn I, 207.)
3. Friert es auf Virgilius, im Märzen Kälte kommen muss. – Bair. Hauskalender.
4. Friert's am Martyrertag recht, so friert's noch vierzig Nächt'.
Wenn's an diesem Tage (10. März) nicht friert, so erwarten die Deutschen ein fruchtbares Jahr, während die Russen der Ansicht sind, dass sich das Wetter des Peter- und Paulstags nach dem der vierzig Märtyrer richte, indem sie sagen: Wie die Vierzig, so der Peterstag. (Reinsberg VIII, 106.)
5. Friert's am Vierzigrittertag, so kommen noch vierzig Fröste nach.
6. Hat frîst so lacht üb ual Hâial. (Nordfries.) – Firmenich, III, 4, 28; Lappenkorb; Johansen, 78.
Es friert so leicht auf altem Hagel.
7. Je mehr es friert, je mehr zieht's an.
Die letztern Unglücksfälle drücken am empfindlichsten.
Frz.: Plus il gèle, plus il étreint. (Kritzinger, 346.)
8. Je mehr man friert, je mehr kauert man sich zusammen.
Frz.: Plus il gèle, plus il étreint. (Lendroy, 689.)
9. Jeden früst na sîn Tüg.
10. 'T frîrt jeden, dârnâ he Klêder hett, säd' de Pracher, dôr härr he in'n Winter 'n terräten (zerrissenen) Rock an. (Strelitz.) – Hoefer, 855; Firmenich, III, 72, 75.
11. Wenn es friert auf Sanct-Vital, so frieret es noch funfzehn mal. – Bair. Hauskalender; Reinsberg VIII, 125.
12. Wenn es friert in den Dreck, so ist der Winter ein Geck. (S. ⇒ Schnee.) – Simrock, 1701.
13. Wenn es friert in die Flut, gibt es mir, dir noch 'mal so gut. (Herford.) – Boebel, 125.
14. Wenn's friert, merkt auch der Esel, dass der Sommer zu Ende ist.
It.: S' ainu s'abbizat de su beranu da qui qu'est passadu.
15. Wenn's friert op Petri Stuhlfeier (22. Februar), friert es noch vierzehnmal heuer. – Reinsberg VIII, 93.
16. Wer nicht will frieren, muss sich rühren.
*17. Da friert Mark und Bein zusammen. (Nürtingen.)
*18. Em frêrt dat Brot ämm Lîw. (Ostpreuss.) – Frischbier, 197.
*19. Er friert wie ein Nussknacker.
*20. Es friert, dass die Nägel platzen.
Frz.: Il gèle à pierre fendre. (Kritzinger, 346.)
*21. Es friert, dass die Ziegel auf den Dächern springen.
*22. Es friert mi, dass mir's Herz im Leibe zittert. (Nürtingen.)
*23. Es friert ihn wie einen (nassen) Hund. (Rottenburg.) – Für Oberösterreich: Baumgarten, 80.
*24. Es friert mich wie einen Judenjungen. (Meiningen.)
*25. Es fror mich über Leib und Leben. – Frischbier, 456.
*26. Es fruhr'n, a hätte mügen in a Buckshorn krichen. – Gomolcke, 365.
*27. He fruised as en witten Rui'en. (Iserlohn.) – Frommann, V, 59.
[1214] *28. He früst as en Snîder (Schneider). (Holst.) – Schütze, IV, 143.
Weil dieser aus Mangel an Bewegung eher und mehr friert als andere.
*29. He frust as en Snîder, den frûst Pinxten up dem Disk (Tische). – Frommann, VI, 282, 678; für Altmark: Danneil, 75.
*30. Is froirt ihn, a möchte oalle viere an Löffel setzen. (Schles.) – Gomolcke, 657; Frommann, III, 243.
*31. Is froirt mich, dass ich racht anne Gänsehaut krige. – Gomolcke, 658.
*32. Mi frehat so, dat mi dat Hemd to Linwand wath. (Ukermark.)
Wenn jemand sehr friert, so sagt er, er friere so, dass ihm das Hemd zu Leinwand werde.
*33. Mi frehat so, dat mi de Tähn in't Mûl schnattern. (Ukermark.)
Mich friert, dass mir die Zähne im Maul klappern.
*34. Mi früst as'n Espenlôf. (Altmark.) – Danneil, 206.
Drückt das Zittern vor Kälte aus.
35. Die frieren, sehnen sich am meisten nach dem warmen Ofen.
36. För leiwer däut gefroren, äs de Ähre verloren. (Sauerland.)
*37. Es friert Bumskeulen. (Köthen.)
*38. Frieren wie ein Spatz im Winter. – Wiener Jagdzeitung, 1860, S. 645b.
*39. Mî frêrt dat Inster in'n Lîw. (Pommern.)
Mir friert das Eingeweide im Leibe. »Inster« ist das Eingeweide des geschlachteten Viehes; an manchen Orten versteht man darunter auch nur das Gekröse der Kälber.
*40. Mich friert wie ein Betteljunge. – Klix, 19.
*41. Mich friert wie ein Zickelschinder. (Schles.)
*42. 'S frîrt mich bis ai d' Seele. – Peter, 447.
*43. 'S frîrt mich bis ai olle Knocha. – Peter, 447.
*44. 'S frîrt mich, doss m'rsch Hatze aim Laibe kloappert. (Troppau.) – Peter, 447.
Buchempfehlung
1880 erzielt Marie von Ebner-Eschenbach mit »Lotti, die Uhrmacherin« ihren literarischen Durchbruch. Die Erzählung entsteht während die Autorin sich in Wien selbst zur Uhrmacherin ausbilden lässt.
84 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro