Johannis

1. Fällt Sünne Johanni Riegen in, kann de Aren1 laige2 sîn. (Tecklenburg.) – Boebel, 33.

1)Ernte.

2)Elend.

Frz.: Du jour saint Jean la pluye fait la noisette pourrie. (Leroux, I, 79.) – Eau de saint Jean ôte le vin et ne donne pas de pain. (Cahier, 892.)


[1021] 2. Ist Sanct Johannis zu Sonnwendentag heiter, so gibt es viel Haselnüsse, und die Wiegen werden im nächsten Jahre theuer.Eiselein, 349; Reinsberg VIII, 147.

Weil die jungen Leute gemeinschaftlich in die Haselnüsse gehen.


3. Johanni thut dem Winter wieder die Thür auf. (Luzern.)


4. Johannis Segen und Steffen's Wein soll gut für die Bärmutter sein.Fischart; Simrock, 5243.


5. Regnet es Johanni auch nur leise, so regnet es Mäuse.Boebel, 31.


6. So mänge vor Johanni der Gugger schreit, so mänge Batze schlot's Mäss Chärne-n-ab, so mänge Tag dernoh, so mänge Batze schlot's uf. (Solothurn.) – Schild, 106, 59.


7. Tritt auf Johannis Regen ein, so wird der Nusswachs nicht gedeihn.Reinsberg VIII, 146.


8. Vor Johanni bitt' um Regen, nachher kommt er ungelegen. (Tirol.) – Reinsberg VIII, 147.


9. Vor Johanni ein Kräutl, nach Johanni ein Kraut. (Rott-Thal.)


10. Vor Johanni muss Gemeinde und Pastor um Regen bitten, nach Johanni kann's der Pastor allein.Boebel, 31; Blum, 290; Reinsberg VIII, 147.

In Westfalen: Vöer Jehannes möt de Papen (auch Kapziyners) ümme Riägen biäen, noa Jehannes künn wi 't sylwest. (Firmenich, I, 349, 46.) In der Gegend von Wolfenbüttel heisst es: ...möt wie'n Pastor hilpen bäen (bitten, beten) um Regen, nach Johanni kann's der Pastor allein. In Siebenbürgen: Vir Johani mis me äm Rên bide, nô Johani kit e tu sälwesst. (Schuster, 26.) Das war z.B. im Jahre 1838 nicht nöthig, da es wöchentlich ungefähr sieben Tage regnete.

11. Vor Johannis möt me üm Rägen bäen, nâ, Johannis kan 't de Pâpe allene.Schambach, II, 855.


12. Vor Johannis trecket de Gewitters windaf (oder: mit dem Winde)', nâ Johannis windan (oder: gegen den Wind).

Eine örtliche Gewitterregel, nach welcher vor Johanni die Gewitter mit dem Winde, nach Johanni gegen den Wind ziehen sollen. Auch die Franzosen betrachten den Johannistag als einen Wendepunkt, indem sie sagen: A la saint Jehan renouvelle l'an. (Leroux, I, 79.)


13. Wenn Johannes ist geboren, geben die langen Tage verloren.

Holl.: Wanneer Johannes is geboren, is 't lengen der dagen verloren. (Harrebomée, I, 354a.)


14. Wenn man vor Johanni drei Aepfel an einem Baum sieht, so muss man die Hurden zurechtmachen.


15. Wenn nach Johanni der Gugger schreit, so kommt ein Fehljahr und theuere Zeit. (Luzern.)


16. Wenn vör Johanni schwindt de Rhi, so gibt's en ture Wi.


17. Wenn's um Johanni regnet, so gibt's eine nasse Ernte und schadet den Nüssen. (Luzern.)


18. Z' Johanni us den Reben gon und d' Truben blühen lon. (Schweiz.) – Hochdeutsch bei Simrock, 8169.


*19. Einem Sanct Johannis Segen und Stephan's Mantel wünschen.Eiselein, 349.


*20. Wenn ich bis Johanni sässe, man liesse den Topf kochen bis Petri; ich muss doch ohne Essen gehen. (Lit.)

Wenn jemand sagen will, dass er nichts Gutes erleben, erharren werde.


[Zusätze und Ergänzungen]

21. Der helge Zink Jan (24. Juni) will drei Duden han.

So sagt man im Bergischen. (Montanus, Volksfeste, J, 34.) In Aargau heisst es: Johanni muss drei Mâ hâ. Darauf beruht der Volksglaube, vor Johanni dürfe man nicht klettern, nicht baden, nicht im Gewitter spazieren gehen, sonst stürze man zu Tode, ertrinke, werde vom Blitz er schlagen. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 69.)


22. Johanni gibt dem Obst das Salz, Jakobi (25. Juli) das Schmalz.


23. Sanct Johannis Regengüsse verderben die besten Nüsse.Oesterr. Volkskalender, 1869.


24. Vor Johanni macht man Gras in die Weide, nach Johanni heraus.

Holl.: Voor Sint Jan maait men gras in de weiden, na Sint Jan uit de weiden. (Harrebomée, II, 268.)


25. Was es vor Johannis regnet, kommt dem Bauer in den Sack; was es aber nach Johannis regnet, geht wieder hinaus.Wunderlich, 27.


26. Wenn bis Johanni kein Regen fällt, ist's um den Weinstock wohl bestellt.Payne, 25.


27. Zu Johanni platzt1 man die Hexen aus; und wer ein böses Weib hat, geht selber nach Haus.Egerbote, 1875, S. 64.

1) Platzen = knallen. Bezieht sich auf den alten Brauch, am Johannisabende durch Peitschengeknall, Trommellärm u.s.w. die Hexen aus einem Orte zu vertreiben.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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