1. Eine ehrliche Ohrfeige ist besser als ein falscher Kuss.
In Warschau jüdisch-deutsch: Besser an ehrlicher Patsch (Ohrfeige) eider a falscher Küsch (Kuss). Die Russen: Die Ohrfeige, die das Glück gibt, ist empfindlicher für den Narren, als der Keulenschlag, den das Unglück dem Rücken des Weisen versetzt. (Altmann VI, 431.)
2. Eine Ohrfeige erfordert die andere.
3. Eine Ohrfeige ist kein Todschlag. – Spindler, Der Jude (Stuttgart 1838), I, 43.
4. Eine Ohrfeige kostet fünf Gulden. (Böhmen.)
Nur in seltenen Fällen wird sie vom Empfänger bezahlt, wie Revillagizedo (Vicekönig von Mexico) gethan, der einem Mädchen, das ihm eine Ohrfeige gegeben hatte, eine lebenslängliche Pension von 300 Dollars verabreichte. (Vgl. Schles. Zeitung, 1843, S. 1136.)
5. Gedräute Ohrfeigen schmerzen nicht. – Winckler, XVII, 6.
[1137] 6. Lieber Ohrfeigen von dem einen als Küsse von dem andern.
Frz.: J'aymeroys mieux que lung me battist, que l'autre de ses dons me remplist.
Lat.: Malim ab vno verbera, quam ab alio munera. (Bovill, III, 182.)
7. Ohrfeige um Ohrfeige, das ist Taxe, sagt Vater Miller. – Schiller, Kabale und Liebe, II, 6.
8. Ohrfeigen, die der Nachbar kriegt, thun einem nicht wehe.
Frz.: Mal d'autrui n'est que songe.
9. Ohrfeigen sind gute Ableiter des Zorns.
10. Wer eine Ohrfeige erhalten hat und weiss nicht von wem, der muss sie behalten.
*11. Die Ohrfeige in seidenen Handschuhen geben.
Das Unangenehme in milde Form einkleiden. »Wiltu lehren und straffen fein, so meng holdselige red mit ein.« (Froschm., Bvb.)
Lat.: Objurgationi semper aliquid blandi admisce. (Froschm., Bvb.)
*12. Eine gute (starke) Ohrfeige erhalten. – Frischbier, 554; Frischbier2, 2850; Hennig, 174.
Grossen Verlust erleiden. In Schlesien sagt man auch, man habe eine Ohrfeige erhalten, wenn man sich z.B. durch Erkältung eine Krankheit zuzieht, wenn man an zugiger Stelle von einem widrigen Winde plötzlich angeblasen wird u.s.w. »Auf specielles Verlangen wollen wir eine Ohrfeige von vorzüglicher Qualität verabreichen, für deren Güte wir garantiren.« (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 23. Nov. 1850.)
*13. Einem eine doppelte Ohrfeige geben.
Ihn auf beide Backen maulschellen.
Frz.: Donne l'aller et le venir à quelqu'un. (Kritzinger, 21a.)
*14. Einem eine Ohrfeige geben, dass ihm der Kopf brummt. (S. Fünf ⇒ 6 u. ⇒ 16, ⇒ Fünfthalerschein und ⇒ Gebot 20.)
Um der Ohrfeige den unbeliebten Charakter so weit als möglich zu nehmen, lässt man sie in einem feinen Gewande auftreten. »Ich war in heftiger Gemüthsbewegung, rief ein Gascogner, es beschimpfte mich jemand; aber ich suchte mich zu sammeln, ich setzte ihm die Backe in Schatten.« (Je lui ai mis la joue à l'ombre.) Aehnlich sagte ein anderer statt: Ich gab ihm einen Backenstreich: »Je lui ai fait baiser les cinq Apôtres.« (Witzfunken, VIIb, 82.)
Frz.: Donner cinq et quatre, la moitié de dix-huit. – Donne un cataplasme de Venise. – Flanquer un soufflet. (Masson, 271.)
*15. Einem Ohrfeigen anbieten.
*16. Er bekam Ohrfeigen, dass er glaubte, Ostern und Pfingsten fiel auf Einen Tag.
*17. Er bekommt Ohrfeigen, dass er den Himmel für eine Bassgeige ansieht.
In Warschau sagt man jüdisch-deutsch von einer derben, Flimmern vor den Augen erzeugenden Ohrfeige. Er hot ihm gegeben a Patsch, hot er gesehen Kruke (Krakau) ün Lemberg.
*18. Er gibt mehr Ohrfeigen als bestellt sind, wie jener Brauknecht.
Frz.: Faire comme le valet du diable, plus qu'on ne lui demande. (Leroux, I, 8.)
*19. Er kriegt eine Ohrfeige, dass er das Feuer im Elsass sieht. – Jer. Gotthelf, Erzählungen, 39.
*20. Er will seine Ohrfeigen zurückgeben.
Lat.: Apostolos mittere. (Faselius, 19.)
*21. Er wird nichts damit gewinnen als eine Ohrfeige.
Engl.: Billingsgate for a box on the ear. – You shall have as much favour at. (Bohn II, 49.)
*22. Er wird sich die Ohrfeige behalten müssen.
In Warschau sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: Behalt den Patsch (Ohrfeige) in Keschene (vom polnischen kieszen = Tasche). Wenn man eine Beleidigung einstecken muss, gleichsam eine empfangene Ohrfeige in der Tasche aufbewahren, um sie gelegentlich vergeltend zurückzugeben.
*23. Es ist (war) eine rittermässige Ohrfeige.
An die Ritterzeit erinnernd, wo der Landesherr denen, die er in den Ritterstand erhob, mit den Worten: Dieses leide von mir und von keinem mehr, eine Maulschelle gab.
*24. I geb' dir eine Ohrfeige, dass du dich zehnmal umundumdrehst. (Troppau.)
*25. Sich eine Ohrfeige holen.
Die unzufriedenen Bauern hatten sich vor dem Hause eines würtembergischen Schultheiss versammelt und forderten, er solle herauskommen, um eine Ohrfeige zu empfangen. »Ich thu' es nicht«, sagte er, »und wenn ihr mir auch zwei geben wollt.« (Der Freischütz, Neuyork 1849, S. 175.)
26. Eine Ohrfeige bleibt nicht gern allein.
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