Schaffen

1. Der zo schaffen wol haben, kauff ein auhr (halt' sich eine Hur'), nem ein Weyf oder slage ein Pfaffen.Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 139.


2. Es hat mancher viel zu schaffen vnd wenig ausszurichten (oder: ist jhm wenig befohlen).Petri, II, 250.

Schwed.: Mången fijker okallad. (Grubb, 555.)


3. Lass ein jeglichen schaffen das sein vnd thue du das dein.Lehmann, II, 372, 39.


4. Niemand hat mehr zu schaffen und weniger auszurichten als ein Bauer, der in seinem Dorf ein Amt bekommt.Opel, 374.


5. Nur gegen mir g'schafft, sagt die Hebamme. (Stuttgart.) – Hoefer, 433.


6. Schaffe dir ein Haus, das gemacht, und eine Frau, die noch zu machen ist.


7. Schaffe(n) ist koin Kinderspiel. (Ulm.)


8. Viel können schaffen1, aber selber nichts thun.

1) Hier in dem österreichischen Sinne von befehlen.

Lat.: Nempe labor minor est dicere, quem facere. (Chaos, 456.)


[73] 9. Vom Schaffa wird man nicht reich; sonst wären die Taglöhner die reichsten Leute. (Weingarten.) – Birlinger, 428.


10. Wenn's Schaffe reich mache thät, hät der Esel mehr wie der Müller. (Schwäb.)


11. Wer da schuf den Hasen, der schuf auch den Rasen.


12. Wer gern hat zu schaffen, der leyhe Herrn vnd Pfaffen.Gruter, III, 107; Lehmann, II, 873, 187; Zinkgref, IV, 247.

Dän.: Hvo som vil have at giøre og verke, han laane sig til herrer og klerke. (Prov. dan., 236.)


13. Wer gesund nicht schafft und wirbt, der verfault noch, eh' er stirbt.


14. Wer nicht hat zu schaffen, der nehm' ein Weib, kauf' eine Uhr, schlag' einen Pfaffen, so kriegt er wohl zu schaffen.Simrock, 8830.


15. Wer nichts hat zu schaffen, der verwirre sich mit Pfaffen, mit Hurn vnd Renters Knaben, so wird er gnug zu schaffen haben.Petri, II, 744.


16. Wer nid schaffet (arbeitet), soll nid essen. (Luzern.)


17. Wer schafft, hat keine Langeweile.Simrock, 8826.


18. Wer will haben etwas zu schaffen, bemeng' mit Adel sich und Pfaffen.


19. Wer will zu schaffen haben, der fang nur an zu lieben.Lehmann, 466, 74.


*20. Der schaffet wie ein Bär.Birlinger, 668.


*21. Der schafft sich nicht zu Tod. (Nürtingen.)


*22. Du hast vil zu schaffen vnd wenig ausszurichten.Agricola I, 256; Tappius, 46b; Eyering, I, 810; Gruter, I, 23; Sailer, 120; Schulze, 139; Simrock, 8827; Wahl, I, 66, 1.

Die Griechen haben das Sprichwort: »Der Lydier hatte damit nichts zu schaffen, aber er zog hinaus und machte sich etwas zu schaffen.« Von Krösus, dem Könige der Lydier, der sehr glücklich lebte, aber doch den Cyrus wider sich aufregte, von dem er besiegt wurde.

Engl.: Much ado about nothing. – With the intelligent is good to keep company.

Frz.: Bien du vacarme pour peu de chose.

It.: Assai pampani e poca uva. – Più parole, meno fatti. – Molto fama e poco arrosto.


*23. Du hast vil zu schaffen vnd wenig ist dir befolhen.Agricola I, 255; Gruter, I, 23; Sailer, 120; Simrock, 8828; Schulze, 139.

Von denen, welche die Nase in alles stecken, sich zu allem, ohne verlangt worden zu sein, hinzudrängen.

Lat.: Aedilitatem gerit, sine populi suffragio. (Franck, II, 49b; Philippi, I, 12; Tappius, 46b.) – Legatus sine mandato. – Sine suffragio populi aedilitatem geris. (Plautus.) (Binder II, 3164; Philippi, II, 188.)


*24. Du schaffst nichts.Hauer, Miij2.

Lat.: Isthmum fodis. (Hauer.) Bei Peters: In fimum fodis.


*25. Er hat mehr zu schaffen als die Braut im Lande.


*26. Er hat mehr zu schaffen dann Kayssheymer bruch.Franck, I, 49b; Henisch, 527, 3.

Franck sagt: »Das klingt wider die Hansen inn allen gassen, die sich on not viler hendel annemen vnd sich in all sachen schlagen, die sich selbs eintringen, vnd blasen, da sie nicht brennt.« Er fügt noch folgende verwandte Redensarten bei: »Er heysst Sine me nihil potestis facere. Er wil vil aussrichten vnnd hat jm niemandt nicht beuohlen. Er hat vil zu regiern in ander leut heuser. Er ist ein zunfft meyster, es hat jn aber niemandt gewelet.«


*27. Er hat wenig zu schaffen, aber viel zu befehlen.


*28. Er hat zu schaffen wie Meta, die drei Bohnen auf dem Feuer hatte und sich nicht Zeit liess, eine zu kosten.Simrock, 8829.


*29. Er schafft wie e todt's Ross.Sutermeister, 59.


*30. Er schafft wie ein Bär (oder: Brunnenputzer, Holzmacher). (Rottenburg.)


*31. Er schafft wie ein Feind. (Nürtingen.)

Wol zu ergänzen: beim Schanzen, bei einer Belagerung.


*32. Er schafft wie ein Schanzer. (Nürtingen.)

Arbeitet bärenmässig.


*33. Er schafft wie en a'bbundes Ross.Sutermeister, 59.

Spottweis von einem Faulenzer.


[74] *34. Er schafft, wie wenn ihm die Hände gebunden wären.

Der Faule.


*35. Es schafft alles an ihm, bis das, was zum Aermel herauslangt, nicht.Simrock, 8831.

Von einem Faulen. In der Schweiz: Es schafft alles an em, bis a das was zum Aermel ûslampet nid. (Sutermeister, 61.)


*36. Ick heff nicks mit âm to schaff'n as gôd'n Dag un gôd'n Weg. (Altmark.) – Danneil, 277.

Wir haben keinen weitern Umgang, als dass wir uns beim Begegnen grüssen.


*37. Schaffet vnd gebietet!Agricola I, 560.

Man befehle, regiere vernünftig, so wird angemessen gehorcht werden.


*38. Schafft er nicht, so jrrt er doch.Franck, II, 47b; Körte, 5244.

Zur Bezeichnung eines unbrauchbaren Menschen; in dem Sinne wie: Er ist ein Mensch, wie eine Ziffer.


*39. Was schaffen?

In Oesterreich: Was wünschen, was befehlen Sie? Bei den Seeleuten heisst »Schaffen« wunderlicherweise essen, was sich wol durch die Verwandtschaft mit Schöpfen erklärt. (Vgl. Dähnert, 399b.)


[Zusätze und Ergänzungen]

40. Frisch geschafft! es wächst die Kraft. Lausch, 48.


41. Was man sich selber schaffen kann, muss man nicht schaffen la'n.

Böhm.: Na sebe dĕlati není hanba. (Čelakovský, 133.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon