1. Er schaut drei Meilen über die Schöpfung hinaus.
Der Ueberkluge.
2. Erst geschaut, dann getraut. – Sprichwörtergarten, 455.
Man muss die Menschen erst suchen kennen zu lernen, ehe man ihnen Vertrauen schenkt.
3. Erst schauen, dann bauen. – Sprichwörtergarten, 47.
Empfiehlt Vorsicht zum Beginn und zur Betreibung eines Geschäfts.
4. Jeder schaue in sein Haus. – Masson, 18.
»Fege vor seiner Thür, miste seinen Stall u.s.w.«
5. Müssiges Schauen hindert den Teufel nicht am Brauen.
[112] 6. Schau auf dich und nicht auf mich; thu' ich Unrecht, hüte dich. Lass jeden gehen wie er ist; so fragt man auch nicht, wer du bist. – Braunschweig. Kalender.
7. Schau auff das dein vnd lass Huren Huren seyn. – Petri, II, 527.
8. Schau in die eigene Schüssel.
9. Schaue selbst nach deinen Dingen, wenn sie sollen wohl gelingen. – Simrock, 9485.
10. Schauen ist leichter als Brauen.
Wie überhaupt das blosse Zusehen weniger Anstrengung kostet, als das rüstige Eingreifen und Handeln.
11. Schaw, so hast so vil als ich. – Franck, I, 62b.
Lat.: Specta, et habes quantum ego. (Franck, I, 62b.)
12. Wer nicht zu schauen weiss, der weiss auch nicht zu singen.
13. Wer nur schaut nach oben, hat selten einen Kreuzer vom Boden gehoben.
14. Wer schaut und hört, der zahlt chei Reugeld. (Bern.) – Schweiz, I, 215, 129.
*15. De schaugt drei(n) as wia-ra Feld voll Unglück. (Tirol.)
*16. De' schaugt hear, as wenn e mit de ganz'n Welt in U'fried wêr. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 37.
*17. Er schaut in d' ander Wuch'. – Alsatia, 1851, Nr. 37.
Er schielt.
*18. Er schaut, wie die Schildkröte auf ihre Eier.
Von dem, der etwas sorgfältig in Acht nimmt. Aus dem Glauben entstanden, dass die Schildkröte ihre Eier blos durch das Ansehen derselben ausbrüte. Die Schildkröte legt bekanntlich ihre Eier in den Sand, sitzt sie nicht aus, sondern lässt sie von der Sonne ausbrüten, sieht aber oft nach. Dies hat zu jenem Glauben Veranlassung gegeben.
*19. Er schaut wie ein Nadelmacher. – Parömiakon, 2071.
»Welches so viel will gesagt haben, als er habe ein scharfes Gesicht, denn diese Leute müssen sehr genau schauen, damit sie das Nadelloch recht machen.«
*20. Ins Schau'n gehn. (Oberösterreich.)
Von der Braut (oder vom Bräutigam), wenn sie (er) in das Haus des Bräutigams (der Braut) geht, um Nachschau zu pflegen, wie es daselbst in jeder Beziehung stehe. Dies Schauengehen erfolgt, wenn die erste Bewerbung, die der sogenannte Heirathsmann unternommen hat, nicht abgewiesen worden ist. Jeder Theil, sowol die Braut, wie der Bräutigam, wird von dem Vater oder der »Göden« begleitet. Der Zweck ist, sich Haus und Hof anzuschauen und die Heirath richtig zu machen. (Baumgarten, III, 45.)
*21. Schau'n wiera griena Käfa. (Oberösterreich.) – Baumgarten, Ms.
Wie ein grüner Käfer, d.h. etwas gegenüber kenntnisslos sein.
*22. Schaun's.
Oesterreichische Anredeform. Dafür sagt man in Tirol: Guck emol; in Frankfurt a.M.: Wisse Sie; in Leipzig: Sehn Sie mal; in Berlin: Erlauben Sie mal; in Hessen: Mit Permiss.
*23. 'T is steck te schau. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 38.
D.h. es ist wirklich zum Staunen.
24. Schau nur, schau, die flickt das Kleid sich, aber immer weiter wird das Loch. - (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4581.
*25. Er schaut (aus), man weiss nicht, ist er ein Oelgötze, oder am Speck erworgt. – Jakob, Wanderungen, 233.
Buchempfehlung
Nach zwanzig Jahren Krieg mit Sparta treten die Athenerinnen unter Frührung Lysistrates in den sexuellen Generalstreik, um ihre kriegswütigen Männer endlich zur Räson bringen. Als Lampito die Damen von Sparta zu ebensolcher Verweigerung bringen kann, geht der Plan schließlich auf.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro