1. Auff einem wetzstein ohne wässer macht man selten scharpffe messer. – Lehmann, 72, 22; 722, 13; II, 31, 59.
Lat.: Vt uulgus fatur, male cos sitiens operatur. (Loci comm., 112; Sutor, 407 u. 630.)
2. Der Wetzstein ist so viel werth als die Sichel. – Altmann VI, 423.
3. Ein dreuger (trockner) Wetzstein schleifft nichts gut. – Petri, II, 174.
4. Ein Wetzstein scherfft die Messer zum schneiden, er (selber) bleibt stumpf. – Lehmann, 462, 15; Eiselein, 641; Simrock, 11585.
Von gewissen Lehrern.
Lat.: Fungar vice cotis, acutum reddere quae ferrum valet, exsors ipsa secandi. (Horaz.) (Eiselein, 641.)
5. Ein Wetzstein schneidet das Eisen nicht, er macht es nur scharff. – Wirth, II, 254.
6. Einem Wetzstein können die stärksten Leute die Haut nicht abziehen als Beute.
Holl.: Alle levenden vilden nog geen' wetsteen. (Harrebomée, II, 456b.)
7. Man kann wol 'n Wettsteen kaken, da 't natt gôd schmeckt. – Hauskalender, III.
[219] 8. Was soll der Wetzstein ohne Wasser! – Simrock, 11587; Eiselein, 641.
*9. Das wird an seinen Wetzstein streichen.
Mhd.: Daz strîche an sînen wetzstein swaz im dâ füegt daz ohsenbein. (Konrad von Haslau, Der Jüngling, 291.)
Der Verlust im Spiel (Ochsenbein = Würfel) würde ihn empfindlich berühren. Bei Neidhart (42, 7) kommt dieselbe Redensart in der Form vor: een sînen stein daz strîch. (Haupt, VIII, 559.)
*10. Einen nach dem wetzstein uff Juliusmarkt schicken. – Alsatia, 1863-67, 471.
Einen anführen, zum Besten haben.
*11. Einen Wetzstein mästen (füttern, speisen). – Franck, I, 27a; Eyering, II, 198; Körte, 6809a.
Von jemand, der zwar Speise geniesst, aber wenig oder gar nicht dabei zunimmt.
Lat.: Cotem alis. (Suringar, XLIV.)
*12. Einen Wetzstein schinden.
Von vergeblicher Arbeit. Wenn man da etwas nehmen will, wo nichts ist.
*13. Er ist wie der westheimer Wetzstein, man darf ihn weder loben noch schelten. (Henneberg.)
Er ist ein wunderlicher Mensch. Diese Redensart soll auf folgende Weise entstanden sein. Im Jahre 1463 belagerten einige Edelleute den unruhigen Fürsten Heinrich XI. (oder XIV.) von Henneberg zu Kaltennordheim in seinem Schlosse daselbst, die Meerlinse genannt, in welches nebst andern benachbarten Unterthanen auch die Frauen aus Westheim (ungefähr eine Stunde davon) sich geflüchtet hatten. Schon waren die Männer durch Anstrengung in der Vertheidigung erschöpft und die Belagerer stürmten, da gossen die Weiber siedendes Wasser auf die Feinde und trieben sie damit ab. Diese Frauen konnten nicht lassen, sich nachher dann und wann dieser Heldenthat zu rühmen und den Männern Schwäche oder Feigheit vorzuwerfen. Fürst Heinrich endigte den Streit damit, dass er beiden Theilen Stillschweigen auferlegte, jedoch zum Andenken der weiblichen Entschlossenheit einen runden Stein, einem Schleifstein ähnlich, in (Kalten-) Westheim bei dem dortigen Brunnen setzen liess, und befahl, dass niemand dieses Denkzeichen, noch die dadurch verewigte That loben oder schelten, oder (wie schon einigemal geschehen war) auf dem Steine wetzen sollte. Im entgegengesetzten Falle sollten die Weiber das Recht haben, den Thäter in dem Brunnen herumzuwälzen. Dieser Stein kam im Dreissigjährigen Kriege weg, ward aber auf Anhalten der Weiber vom Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen wieder hergestellt. (Vgl. Nationalzeitung der Deutschen, Gotha 1796, Nr. 17; Reinwald's Henneberg. Idiotikon, Berlin 1801, S. 163 fg.)
*14. Me kann 't in 'nen Wettstein knöppen. (Sauerland)
Z.B. was bei einem Geschäft gewonnen worden ist.
Holl.: Dat profijt kan hij wel in een' wetsteen knoopen. (Harrebomée, II, 456b.)
*15. Wenn die Wetzsteine schwimmen werden. (S. ⇒ Nimmerstag.) – Parömiakon, 2751.
16. Der Wetzstein schneidet selber nicht, aber er schärft zum Schneiden.
»Isokrates, als er gefragt wurde, warum er selber nicht vor Gericht rede, sondern andere blos reden lehre, antwortete: Ich bin gleich dem Wetzstein, der zwar nicht schneidet, aber andere schneiden macht.« (Harssdörffer, 572.)
Buchempfehlung
Die beiden Schwestern Julchen und Lottchen werden umworben, die eine von dem reichen Damis, die andere liebt den armen Siegmund. Eine vorgetäuschte Erbschaft stellt die Beziehungen auf die Probe und zeigt, dass Edelmut und Wahrheit nicht mit Adel und Religion zu tun haben.
68 Seiten, 4.80 Euro