[622] Telephon. A. Die Drahttelephonie. Die ganz erheblichen Anforderungen des Krieges an die Fabrikation von Fernsprechgerät haben es mit sich gebracht, daß das heimische Fernsprechwesen nicht eine solche Entwicklung genommen hat, wie man es in Deutschland in Friedenszeiten gewohnt war. Viele dringende Um- und Erweiterungsbauten von Fernsprechzentralen mußten aufgeschoben, ausgediente Apparate konnten nicht rechtzeitig instand gesetzt oder erneuert werden. Bei den gegenwärtigen geringen Leitungen der Fabrikation wird es noch längere Zeit dauern, bis die deutsche Telephonie die frühere Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit wieder erreicht haben wird. Die Apparate haben, abgesehen von der Verwendung von Ersatzmaterialien an Stelle von Sparstoffen, keine wesentlichen Veränderungen erfahren. Neu sind die Tischapparate für Selbstanschlußbetrieb und die Rückfrageapparate in Tischform für die verschiedenen Betriebsarten. Als vorteilhaft hat sich die Auffrischung der im Fernsprechbetriebe unbrauchbar gewordenen Trockenelemente erwiesen. Die wenigen während des Krieges hergestellten neuen Fernsprechzentralen (wie z.B. Görlitz, Kiel, Chemnitz, Rostock und Wilhelmshaven) haben meist Zentralbatteriebetrieb mit Schnurspeisung und Abtrennung der Anrufrelais erhalten. Erweiterungen der Aemter für Ortsbatteriebetrieb wurden mit den bekannten Vielfachumschaltern mit Klappensignalen und zweiseitigem Schlußzeichen (vgl. Bd. 8, S. 495) ausgeführt. In Halle (Saale) ist während des Krieges ein neues, halb selbsttätig betriebenes Ortsamt in Betrieb genommen worden; rein selbsttätige größere Wählerämter kamen nicht zur Einrichtung. Dagegen hat die Einrichtung von selbsttätigen kleinen Landnetzen weitere Fortschritte gemacht; diese Aemter haben sich dauernd bewährt.[622]
Technische Neuerungen im Leitungsbau sind nicht zu verzeichnen; nur ist infolge Kupfermangels vielfach die Herstellung von Fernsprechanschlußleitungen und von Leitungen für den Fernverkehr mit Eisendraht erfolgt. Auch Luftkabel haben ausgedehnte Verwendung gefunden. Der wichtigste technische Fortschritt auf dem Gebiete des Fernsprechwesens ist die Einführung von Fernsprechverstärkern in Form der Liebenröhre und jetzt der Hochvakuumröhren der Telefunkengesellschaft und anderer deutschen Firmen. Mit der Benutzung der Glühkathodenröhren in der Drahttelephonie beginnt sich eine Umwälzung auf dem Gebiete des Fernsprechwesens auf weite Entfernungen zu vollziehen. Die Sprechgrenzen werden erheblich weiter hinausgerückt, und es ist gleichzeitig die Möglichkeit zu einer besseren Ausnutzung des kostspieligen Fernleitungsmaterials durch eine Mehrfachtelephonie mit schnellen Wechselströmen gegeben. Die Verwendung der Glühkathodenröhren im Fernleitungsbetriebe Stellt aber große Anforderungen an das Leitungsnetz in bezug auf Störungsfreiheit von Nebengeräuschen, die durch Nebensprechen, Starkstrominduktion u.s.w. entstehen. Es muß daher das gesamte deutsche Fernleitungsnetz bezüglich der Leitungskreuzungen, Platzwechsel und des Isolationszustandes einer gründlichen Durcharbeitung unterzogen werden. Eine Zentralstelle zur Leitung dieser Arbeiten hat die Reichstelegraphenverwaltung bereits geschaffen.
I. Sprechapparate.
1. Mikrophone. Bei den Mikrophonen der jetzigen Bauart besteht der Mangel, daß bei wagrechter Lage der Membran nicht genügende Kontakte zwischen Membran und den Kohlenkörnern vorhanden sind. Die zur Behebung dieses Mangels nach den Angaben von Ahrens konstruierten Mikrophone sind in allen Lagen infolge einer besonderen Gestaltung der einen Elektrode gleich wirksam. Mit der Widerstandsänderung des Mikrophons, von der seine Empfindlichkeit und Güte abhängig ist, beschäftigen sich die wissenschaftlichen Untersuchungen von Clark und Pedersen. Clark stellt fest, daß der Widerstand des Mikrophons unmittelbar nach dem Einschalten der Stromquelle infolge der Wärmeentwicklung durch den Mikrophonstrom stark anwächst und dann allmählich abnimmt. Die Zu- und Abnahme hängt von der Stromdichte ab und ist bei starken Strömen größer als bei schwachen. Das Sinken des Widerstandes wird durch den negativen Temperaturkoeffizienten der Kohle begünstigt. Dies spricht also für die Verwendung möglichst starker Mikrophonbatterien. Pedersen kommt zu demselben Ergebnis und stellt ferner fest, daß die Erhöhung der Empfindlichkeit der Mikrophonkontakte stets von einer Widerstandserhöhung des Mikrophons begleitet ist. Die vorübergehende Erhöhung des Mikrophonwiderstandes nach Stromschluß erklärt Pedersen durch die infolge Wärmeerzeugung durch den Strom bewirkte Erhöhung des Luftdrucks in der Mikrophonkapsel.
Neue Mikrophonelemente, a) Das Braunsteinelement der preußisch-hessischen Staatsbahn. Es ist ein verbessertes Meidinger-Element, dessen Form und Aufbau aus Fig. 1 ersichtlich ist. Das Element hat 1,5 Volt elektrometrische Kraft und besteht aus dem Glasgefäß a, dem Einfetzglas b, der Zinkelektrode c, dem Poldraht e, der Braunsteinelektrode d mit dem Kohlenstäbe f, der Batterieklemme g und dem Deckel h.
b) Das Ediswan-Element besteht aus einer neuen, gut durchgebildeten Form des Leclanché-Elementes, welches zum Gebrauch nur mit Wasser gefüllt zu werden braucht. In den Boden des Glasbechers A (Fig. 2) ist ein Porzellanuntersatz B mit Asphalt eingekittet. Er hält den Beutel C, der die um den Kohlenstab G gepreßte Graphitbraunsteinmischung enthält, sowie den Zinkzylinder D in der richtigen Stellung. Oben wird der Abstand zwischen der Zinkelektrode D und dem Beutel C durch den Gummiring E gesichert. Eine über den Kohlenstab geschobene wachsgetränkte Pappscheibe H wird von dem Porzellanring F getragen. Auf H wird die Verschlußmasse gebracht, in der zwei Löcher eingelassen werden: ein enges für die Entweichung der Gase bei der Entladung und ein weites zum Einfüllen des Wassers bei Inbetriebnahme des Elements. Das weite Loch wird dann durch einen Kork abgeschlossen. J ist ein Poldraht, K die Klemmschraube für die Kohlenelektrode und L eine Schicht Salmiakkristalle.
Auffrischung von Trockenelementen. Trockenelemente werden dadurch unbrauchbar, daß sich in ihnen während der Stromabgabe aus Zink und Salmiak ein Salz bildet, das mit der Füllmasse allmählich verhärtet, sowie dadurch, daß der Braunstein an Sauerstoffgehalt verliert. Die Verhärtung schlägt sich auf dem Zinkbecher nieder, dringt in den Beutel mit Depolarisationsmasse[623] die Puppe und bildet so überall eine schlecht leitende Schicht. Soll ein solches Element wieder brauchbar werden, so muß der Zinkbecher metallisch rein und die Füllung leitend gemacht sowie der Braunstein mit Sauerstoff bereichert werden. Nach diesem Gesichtspunkte sind bei der Reichstelegraphie zwei Verfahren zum Auffrischen der Trockenelemente während des Krieges zur Einführung gekommen.
a) Verfahren von Olivier. Der Zinkbecher wird mechanisch gereinigt, die Füllmasse aufgeweicht und aus ihr durch Behandlung mit Strom das Zink wieder abgeschieden, wobei auch der Braunstein eine Sauerstoffbereicherung erfährt. Die gereinigten Elemente werden für die Strombehandlung mit Wasser gefüllt, dann ähnlich wie die Sammler mit einer Stromstärke von 0,2 Ampere 24 Stunden lang geladen. Nach beendeter Ladung werden die Elemente entleert, die Bestandteile zum zweiten Male gereinigt, in freier Luft getrocknet, dann endgültig wieder zusammengesetzt und mit Elektrolytpaste beschickt. Die Lebensdauer dieser so aufgefrischten Elemente, deren Spannung und Widerstand denen von neuen Elementen annähernd gleichkommt, beträgt durchschnittlich mindestens 12 Monate.
b) Verfahren von Friedrich. Die Elemente werden längere Zeit mit Strom behandelt, wobei ihnen in bestimmten Zeiträumen eine aus 6% Salmiaklösung bestehende Spülflüssigkeit zugeführt wird. Durch die Stromzuführung wird die Chlorzinkverbindung zerlegt, der Zinkbecher metallisch gereinigt und der Depolarisator mit Sauerstoff bereichert. Als Füllung wird eine stärkeähnliche Masse verwendet, die mit einer 15 prozentigen Salmiaklösung angerührt ist.
2. Telephone. a) Das Hitzdrahttelephon von de Lange. Der die Membran ersetzende Hitzdraht ist in eine mit mehreren Oeffnungen versehene Kapsel, die als Tonverstärker wirkt, eingeschlossen. Er besteht aus einem Wollaston-Draht von zweitausendstel Millimeter Dicke, der zwischen zwei halbzylinderförmigen Messinghaltern befestigt ist. Letztere endigen in Stiften, die in einen Sockel eingesetzt und durch diesen mit den Leitungszuführungen in Verbindung gebracht werden. Ueber die Messinghalter wird eine Metallkappe mit einer seinen Oeffnung an der Spitze geschoben, so daß sich der Hitzdraht in einem gut abgeschlossenen Räume befindet; ein Ebonitüberwurf vervollständigt das Ganze. Der Hörer ist so klein, daß er in das Ohr gefleckt werden kann. Für größere Hörer, die in gewöhnlicher Weise an das Ohr gehalten werden sollen, werden sechs Hitzdrähte parallel geschaltet. Die Zu- und Abnahme der Temperatur des Wollaston-Drahtes erfolgt gleichmäßig mit den Mikrophonschwingungen. Die den Draht umgebende Luft wird entsprechend seinen Temperaturschwankungen erwärmt oder abgekühlt, also ausgedehnt und zusammengezogen; diese Aenderungen machen sich als Töne bemerkbar. Der Hitzdrahtfernhörer arbeitet ohne Uebertrager mit dem Mikrophon in Reihe.
Die G.m.b.H. Elektrotechnische Spezialkonstruktionen in Steglitz bei Berlin hat ein besonders brauchbares Hitzorgan für derartige thermische Telephone konstruiert, bei welchem die mit Wollaston-Drähten gebildeten Hitzleiter in einem aus säurewiderstandsfähigem Isolationsmaterial gebildeten Umguß angeordnet sind, der die erforderliche Behandlung und Bearbeitung der äußerst seinen Hitzleiter gestattet und zugleich als Träger dieser Hitzleiter im Telephon dient. Die Hitzdrähte sind strahlenförmig in beliebiger Anzahl in dem Isolationskörper angeordnet.
b) Elektrostatisches Telephon von Wente. Die Membran beliebt aus einer 0,07 mm dicken Stahlscheibe, die durch eine ringförmige Spannvorrichtung bis nahe an die Elastizitätsgrenze gespannt wird. Ihr gegenüber steht zentrisch in 0,02 mm Abstand eine feste, plan geschliffene Metallplatte, die reichlich einen halb so großen Flächeninhalt besitzt wie die Membran. Das Dielektrikum zwischen diesen beiden Kondensatorplatten des Telephons ist Luft. Die Kapazität des Apparates folgt den Druckänderungen der Tonwellen. Das Telephon besitzt eine fast gleichförmige Empfindlichkeit für Frequenzen bis zu 10000 Perioden; seine Empfindlichkeit genügt aber erst in Verbindung mit einem kräftigen Tonverstärker.
c) Fernhörer mit Doppelmembran von Campbell. Die Hörmuschel ist unten durch eine über einem Elektromagneten angebrachte Membran abgeschlossen. Innerhalb der Hörmuschel sitzt ein kegelförmiger Hohlkörper, der mittels kurzer Bänder an der Grundfläche der Hörmuschel befestigt ist. Den Boden des Hohlkörpers bildet eine zweite Membran, die auf diese Weise der ersten gegenübersteht und von ihr nur einige Millimeter entfernt ist. Oberhalb der Membran befindet sich in dem Hohlkegel ein zweiter Elektromagnet. Die beiden Elektromagnete werden nacheinander vom Sprechstrom durchflossen; er wirkt auf beide Membranen, so daß die Sprechwirkung verdoppelt wird. Da der Umfang der oberen Membran etwa Dreiviertel desjenigen der unteren beträgt, gelangen die Schallwellen durch die so gebildete ringförmige Oeffnung in die Hörmuschel und zum Ohr.
II. Signalapparate.
a) Rufmaschinen [1]. Bei den Fernsprechämtern wird zum Weckbetrieb allgemein Wechselstrom von 25 Perioden in der Sekunde benutzt; dieser Wechselstrom wird bei größeren Amtseinrichtungen besonderen Rufstrommaschinen entnommen. Sind die Rufstrommaschinen aus Wechsel- oder Drehstromnetzen zu speisen, so kommen Motorgeneratoren oder Frequenzwandler zur Benutzung. Bei Gleichstromnetzen verwendet man entweder eine mit einem Motor gekuppelte Dynamomaschine oder eine einzige Maschine mit einem Anker den Einankerumformer. Bei kleineren Anstalten treibt die Rufmaschine gleichzeitig alle sonstigen Signaleinrichtungen an, bei größeren Anstalten sind hierzu besondere Motore vorgesehen. Die gebräuchlichen Rufmaschinen werden allgemein in zwei Größen verwendet für 140 und 280 Volt/Amp. Leistung. Die Rufmaschine wird durch eine Kontaktvorrichtung nacheinander an die gruppenweise verteilten Vermittlungsplätze der Fernsprechzentrale derart angeschlossen, daß z.B. die erste Gruppe während der ersten Sekunde, die zweite während der zweiten Sekunde u.s.w., und die erste Gruppe dann wieder in der siebenten Sekunde u.s.f. Strom erhält. Die Zeitdauer des Rufes ist auf eine Sekunde und die Pause bis zum nächsten Anruf auf fünf Sekunden festgesetzt.[624]
b) Signaleinrichtungen. Es kommen außer dem Weckeranruf Summerzeichen, Glühlampenflackerzeichen und Heuler in Betracht. Fig. 3 läßt schematisch erkennen, wie die einzelnen Signale entstehen. Die im Verbindungsleitungsverkehr gebräuchlichen Summerzeichen werden durch einen auf der Hauptwelle der Signaleinrichtung zwischen zwei Ringschmierlagern mit etwa 1500 Umdrehungen in der Minute laufenden Summerdoppelkollektor erzeugt. Dieser besteht aus einem geschlossenen Metallring als Stromzuführung und zwei für Summertöne von 133 und 400 Perioden in der Sekunde regelmäßig unterteilten Kollektoren. Der durch die Kollektoren zerhackte Gleichstrom wird in einem oder mehreren Summerübertragern in Wechselstrom umgesetzt und von der Sekundärseite der Uebertrager den Verbrauchsstellen zugeführt. Die Summerzeichen dienen für den inneren Dienstverkehr. Der Summerkollektor für 400 Perioden dient auch zur Erzeugung des Heulertons zum Anruf solcher Teilnehmer, die den Fernhörer nach Schluß des Gespräches nicht wieder angehängt haben. Durch ein in Oel laufendes Uebersetzungswerk (150 : 1) mit Schneckenbetrieb wird die Drehbewegung der Hauptwelle auf eine zu ihr senkrecht stehende, langsam laufende Welle übertragen, die die Einrichtungen für die Flackersignale und den Weckeranruf betätigt. Für die Erzeugung der Flackersignale dienen die auf der einen Seite der Welle aufgesetzten beiden Unterbrecherkollektoren, die aus zwei geschlossenen und zwei unterteilten Ringen bestehen. Die geschlossenen Metallringe vermitteln die Stromzuführung; einer der unterteilten Ringe erzeugt das Zeichen i, der andere das Zeichen e in Morseschrift durch Aufleuchten einer Signallampe. Das Zeichen i bedeutet für den Dienstverkehr, daß eine bestehende Ortsverbindung zugunsten einer Fernverbindung getrennt werden soll, das Zeichen e, daß eine verlangte Ortsverbindung nicht hergestellt werden kann, weil die Leitung entweder gestört oder bereits mit einer Fernleitung verbunden ist. Auf der anderen Seite der langsam laufenden Welle ist die Walzenkontakteinrichtung für den Weckeranruf aufgesetzt.
III. Nebenapparate.
1. Die Fernsprechverstärker [2]. Das lang erstrebte Ziel der Fernsprechtechnik, ein Fernsprechrelais zu schaffen, das wie das Telegraphenrelais die von dem Ende der Leitung ankommenden schwachen Ströme mit neuer Kraft auf die anschließende Leitung überträgt, wurde durch die Erfindung geeigneter Gasverstärker und mechanischer Verstärker jetzt erreicht.
a) Gasverstärker. 1. Liebenröhre. Praktische Verwendung im Fernsprechbetrieb hat zuerst die Liebenröhre in der Ausführung der A.-G. Siemens & Halske, Fig. 4 (vgl. Ergbd. I, S. 483), gefunden; sie hat sich im Krieg beim Betriebe der Militärfernsprechleitungen außerordentlich bewährt (vgl. Kriegstelegraph). Ein Mangel der Liebenröhre ist die Abhängigkeit des Verstärkungsgrades von der Außentemperatur; sie arbeitet einwandfrei nur in einem Temperaturbereiche von 15° bis etwa 30° C. Auch der Strombedarf ist erheblich.
2. Glühkathodenröhren. Neuerdings ist die Liebenröhre durch die Glühkathodenröhre mit Hochvakuum verdrängt worden, wie sie ausgedehnte Anwendung in der drahtlosen Telegraphie (s. S. 614 f.) findet. In diesen Röhren ist die Luftentleerung wesentlich weiter getrieben als in der Liebenröhre; der Luftdruck ist geringer als 0,0001 mm. Die Glühkathode, die meist aus Wolframdraht besteht, wird je nach der Größe der Röhren mit Strömen von 0,5 bis 2 Ampere geheizt, wozu eine dreizellige Sammlerbatterie genügt. Die Anodenbatterie hat bei kleinen Röhren eine Spannung von 90 Volt, bei großen eine solche von 220 Volt. Die Gitterspannung wird auf einen mittleren günstigen Wert fest eingestellt. Infolge des Fehlens von Quecksilberdampf oder ähnlicher Gase und der weitgetriebenen Luftentleerung findet die Stromleitung in der [625] Röhre fast ausschließlich durch Elektronen statt; ein Ionisierungsvorgang bleibt ganz aus, damit auch die Glimmlichterscheinung der Liebenröhre. Aus demselben Grunde ist die Außentemperatur ohne Einfluß auf die Stromvorgänge im Innern der Röhre. Die Wirkung dieser Kathodenröhren ist daher viel regelmäßiger als die der Liebenröhren.
b) Mechanischer Verstärker von Siemens & Halske. Seine Konstruktion stellt eine Verbesserung der von S.G. Brown angegebenen Anordnung dar. Der Verstärker (Fig. 5) besteht aus einem Magnetsystem C mit zwei Elektromagnetspulen E, einer Stahlzunge Z, die vor den Polschuhen des Elektromagnetsystems schwingt, und einem an der Stahlzunge einseitig beteiligten Mikrophon M. Das Mikrophon ist ein Kohlenkörnermikrophon mit einer festen und einer beweglichen Elektrode. Die feste Elektrode ist an der hinteren Fläche der Körnerkammer eingelötet, die bewegliche Elektrode, die durch eine Glimmerplatte gehalten wird, deckt die Kammer ab und wird durch eine Ueberwurfmutter fest auf den Mikrophonkörper geschraubt. Die Klemmen A des Mikrophonverstärkers sind mit den Enden der Elektromagnetspulen E, und die Klemmen B mit den beiden Elektroden des Mikrophons verbunden. Die Betriebsschaltung wird durch Fig. 5a dargestellt; V bedeutet den Verstärker, Bv eine Batterie von drei Trockenelementen, M einen Mikrophonkreis und F den Fernhörer. Die von M ausgehenden Sprechströme werden in F verstärkt gehört. Der Mikrophonverstärker verstärkt schwache Sprechströme etwa 1020 mal. Wegen seines geringen Batteriebedarfs (drei Trockenelemente mit einer Stromabgabe von 20 bis 30 Milliampère) ist er mit Nutzen da verwendbar, wo, wie bei den meisten Fernsprechteilnehmerstellen, die Unterhaltung von Sammlerbatterien und Trockenbatterien mit hoher Spannung, wie sie für Kathodenröhren gebraucht werden, auf Schwierigkeiten flößt.
2. Der Ringübertrager (Fig. 6). Er besteht aus einem ringförmig in sich geschlossenen Eisenkern in Form eines Drahtbündels, auf dem 4 Spulen aufgewickelt sind. Die Spulenen den sind auf der Grundplatte des Apparates an 8 Lötösenklemmen befestigt, die mit AP1, AS1, EP1, ES1, AP2, AS2 und EP2, ES2 bezeichnet sind. A bedeutet Anfang der Wicklung, E Ende derselben, P heißt primär, S sekundär; das Anhängsel 1 oder 2 bezeichnet die linke oder rechte Hälfte. Die vier Spulen bestehen aus je 1200 Windungen seideumsponnenen Kupferdrahtes von 20 Ohm Widerstand. Dieser Ringübertrager tritt neuerdings allgemein an die Stelle des Transformators beim gleichzeitigen Telegraphieren und Fernsprechen (vgl. Bd. 8, S. 453), dem er wesentlich überlegen ist. Ein Ringübertrager von kleineren Abmessungen wird als Fernsprechüberträger für Fernleitungen an Stelle des bisher benutzten einschenkligen Uebertragers (vgl. Bd. 8, S. 488) verwendet.
3. Zeitmesser und Zeitstempel [3]. Die Grundlage für die Berechnung der Gebühren im Fernverkehr bildet neben der Entfernung der Orte die Gesprächsdauer. Bei kleinen Anstalten genügt zur Ermittlung der Zeit, zu welcher das Gespräch stattfindet, und der Gesprächsdauer die Zimmeruhr oder eine Taschenuhr sowie die Niederschrift mit der Hand. Für mittlere Anstalten reicht noch ein Zeitmesser in Form einer Sanduhr oder einer einfachen Zifferuhr und die Niederschrift durch Hand aus. Umkehrbare Sanduhren mit einer Ablaufzeit von 3 Minuten waren zuerst im Gebrauche; sie sind wegen ihrer Ungenauigkeit durch Zifferuhren ersetzt worden. Das Zifferblatt einer solchen Uhr (Fig. 7) hat eine 2 × 3 = 6-Minutenteilung. Die Uhr hat zwei Hebel, von denen der eine a zum Aufziehen und Einstellen des Zeigers auf Null dient. Mit Hilfe des zweiten Hebels b kann das Uhrwerk jederzeit angehalten und durch Zurücklegen wieder eingeschaltet werden. Nach Ablauf von 3 und 6 Minuten gibt die Uhr ein Glockenzeichen. Die Uhr dient nur zur Ermittlung der Gesprächsdauer; die Ausführungszeit selbst ist von der Zimmeruhr abzulesen und auf den Gesprächszetteln handschriftlich zu vermerken. Um Irrtümer beim Ablesen der Zimmeruhr möglichst auszuschalten und die Ausfüllung der Gesprächszettel zu erleichtern, werden in größeren Fernsprechzentralen neben den Zifferuhren als Zeitmesser noch besondere Zeitstempel verwendet. Der bekannteste Zeitstempel ist der von der Firma Zwietusch & Cie., Charlottenburg, aus Amerika eingeführte »Kalkulagraph«. Er besteht aus einem Räderwerk, das durch einen von einer Hauptuhr gesteuerten Elektromagneten angetrieben[626] wird. Das Treib- und Druckhebelwerk ist an einer starken Platte befestigt, auf der sich eine kleinere Abdeckscheibe für den Schutz der Zeiger- und Zifferblätter für den Abdruck befindet. Das Gesprächsblatt wird bei Beginn des Gesprächs von vorn unter die einen Schlitz freilassende Abdeckscheibe geschoben, und der rechte Druckhebel des Apparates erst nach hinten und dann nach vorn umgelegt. Die unter der Druckplatte angeordneten, vom Räderwerk getriebenen Zifferkränze und Zeiger liefern den in Fig. 8 dargestellten Abdruck. Die Bewegung des Hebels rückwärts liefert den Abdruck der Uhrzeit, wobei das schwarze Dreieck die Stunde und der Zeiger die Minuten der Tageszeit angibt. Die Vermerke V M (vormittags) und N M (nachmittags) werden von der Uhr selbsttätig gewechselt. Die Vorwärtsbewegung des Hebels liefert den Druck der beiden Minutenkränze. Das Gesprächsblatt wird darauf entfernt und nach Beendigung des Gesprächs wieder in dieselbe Lage unter die Abdeckscheibe gebracht. Es wird nun der linke Hebel des Apparates umgelegt. Hierdurch werden die Minutenzeiger der beiden Minutenkränze, die inzwischen der Dauer des Gesprächs entsprechend weiter gewandert sind, abgedrückt, wie dies Fig. 9 veranschaulicht. Die Dauer des Gesprächs beträgt in dem durch den Zeitstempel angegebenen Falle 73/4 Minuten. Das Zifferblatt an der äußersten Stelle links gestattet das Ablesen in 1/4 Minute. Bei der Neueinrichtung des Fernsprechamtes in Dresden ist ein einfacherer Zeitmesser der Siemens & Halske-A.-G. zur Verwendung gekommen, dessen Konstruktion auf der Wirkungsweise der mechanischen Zählwerke beruht. Die Zeitangabe nimmt bei diesem Zeitmesser weniger Raum ein und paßt sich den handschriftlichen Aufzeichnungen ohne weiteres an. Zum Antriebe ist jeder Stempel mit einem kleinen, besonders gewickelten Motor ausgerüstet, der von einer für eine größere Anzahl von Stempeln gemeinsamen Sendevorrichtung gesteuert wird. Die Sendevorrichtung wird von einer Hauptuhr (Pendeluhr) angetrieben. Fig. 10 gibt die Ansicht des Gesprächsblattes mit den drei Stempelabdrücken (Anmeldung, Beginn und Ende des Gesprächs) wieder und läßt die Form der Zeitangabe erkennen. Die Zeitangabe setzt sich zusammen aus der eines Sekundenrades (Ziffern 560 in Stufen von 5 Sekunden), des Minutenrades (160), des Stundenrades (112) und der eines Zeichenrades für die Bezeichnung V oder N. Erforderlichenfalls können noch Datumräder (Tag und Monat) eingesetzt werden.
IV. Die Fernsprechgehäuse.
Die Fernsprechgehäuse mit Induktoranruf, die in kleineren Fernsprechnetzen zur Verwendung kommen, haben eine wesentliche Aenderung nicht erfahren; Wandgehäuse in Schrank- und Pultform werden wie bisher in Holz, Tischgehäuse[627] in Metall ausgeführt (vgl. Bd. 8, S. 489). Abweichend hiervon werden sämtliche Gehäuse für den Zentralbatteriebetrieb größerer Netze und für den Selbstanschlußbetrieb nur in Metall hergestellt. Die neuesten Typen der Reichstelegraphie, Fig. 11 Zentralbatteriewandapparat, Fig. 12 Zentralbatterietischapparat, Fig. 13 Wandapparat für Selbstanschlußbetrieb und Fig. 14 Tischapparat für Selbstanschlußbetrieb, zeichnen sich in ihrer gedrungenen Form durch gefälliges Aussehen aus. Die Metallverschlüsse, namentlich der Selbstanschlußapparate, lassen sich leicht lösen, so daß alle Teile offen gelegt und unter den normalen Betriebsbedingungen beobachtet werden können.
V. Die Fernsprechzentralen.
1. Zentralen mit Einfachumschaltern. Als Ersatz für die bei vielen kleineren Fernsprechzentralen im Betrieb befindlichen Klappenschränke zu 50 Doppelleitungen (vgl. Bd. 8, S. 493) ist in der Reichstelegraphie ein neuer Schrank für 100 Doppelleitungen zur Einführung gekommen. Er ist so eingerichtet, daß er den jeweiligen örtlichen Verhältnissen entsprechend nur mit der zunächst erforderlichen Anzahl von Anrufzeichen und Klinken geliefert wird, und der später erforderlich werdende Mehrbedarf an Ort und Stelle ohne Schwierigkeit eingebaut werden kann. Telegraphenleitungen zu Fernsprechbetrieb (Sp-Leitungen) werden auf die ersten zehn Anrufzeichen geschaltet; bei ihnen wird die b-Leitung zwischen Klinke und Klappe über zwei Lötöfen geführt, zwischen welche die Sp-Widerstände d von zweimal 750 Ohm einzuschalten sind (Fig. 15). Als Anrufzeichen Ak dienen kleine zweischenklige Klappen von 150 Ohm Rollenwiderstand, von denen je zehn zu einem Streifen vereinigt sind. Jedem von diesen ist ein zehnteiliger Klinkenstreifen zugeordnet. Klappen und Klinkenfeld sind getrennt wie bei dem Klappenschrank zu 50 Doppelleitungen. Zur Herstellung der Verbindungen sind 14 Schnurpaare vorgesehen, und zwar 10 für den Orts- und 4 für den Fernverkehr. Damit in den Stunden starken Betriebes Ortsund Fernverkehr von je einem Beamten besonders vermittelt werden können, ist der Schrank mit zwei Anschalteklinken für die Abfrageapparate ausgerüstet. Die Schnurpaare für die Verbindungen der Anschlußleitungen (Fig. 16) sind so angeordnet, daß die zugehörigen Apparatteile, wie Hörschlüssel, Drosselschauzeichen und Stöpselpaar, in einer Linie liegen. Der dem Schrank zugekehrte Stöpsel ist der Abfragestöpsel; zu ihm gehört das obere der beiden übereinanderliegenden Drosselschauzeichen (Schlußzeichen). Zum Abfragen wird der Abfragestöpsel A S in die Klinke Ka des rufenden Teilnehmers gefleckt, der Hörschlüssel U nach vorn (in der Zeichnung nach links) gelegt und hierdurch der Abfrageapparat mit dem Fernhörer F und dem Mikrophon M an den Abfragestöpsel angeschaltet. Nach erfolgtem Abfragen wird der Verbindungsstöpsel Vs in die Klinke Ka des gewünschten Teilnehmers gefleckt und der Hörschlüssel nach hinten in die Rufstellung gedrückt, aus welcher er nach dem Loslassen von selbst in die Ruhestellung zurückfedert. Der Polwechsler P W sendet zwei Sekunden lang Weckstrom über den Rufstromübertrager Ue in die Leitung. Der ordnungsmäßige Abgang des Rufstroms wird durch das Sternzeichen St angezeigt.[628] Es besteht aus einem zweischenkligen Elektromagnet, auf dessen Polschuhen eine Messingscheibe befestigt ist; darüber bleibt ein Raum für den um seine Mittelachse drehbaren Anker aus dünnem Eisenblech. Der Raum wird oben abgeschlossen durch ein Blech mit kreuzförmigem Ausschnitt und darüber von einer Glasscheibe. Der Anker trägt ein weißes Kreuz von derselben Form wie der Ausschnitt. In stromlosem Zustande wird der Anker von einer seinen Spiralsender zurückgedrückt, so daß das weiße Kreuz verschwindet; der Strom läßt es erscheinen. Zum Mithören in bestehenden Verbindungen sind die Mithörtasten t zu drücken, von denen je eine den Anschalteklinken zugeordnet ist. Sie dienen dazu, den in Brücke liegenden Abfrageapparaten eine Drosselspule d von 28 Ohm vorzuschalten und damit den Widerstand dieser Brücke zu erhöhen. Wenn beide Schlußzeichen SZ1 und SZ2 erschienen sind, wird die Verbindung wieder getrennt. C sind Kondensatoren zur Verriegelung der Gleichströme aus den Schlußzeichenbatterien, i ist der Mikrophonübertrager. Zum Anschluß der Fernleitungen sind besondere Fernleitungssysteme vorgesehen (Fig. 17). Die Fernklappe Fk hat einen Widerstand von 2 × 750 = 1500 Ohm. Die Abfrage- und Verbindungsklinken A und B sind unterhalb der Klappe, die Störungsklinken C und D oberhalb derselben angeordnet. Die Klinken A und B dienen zum Abfragen und Verbinden der Fernleitung; sie sind parallel geschaltet. Von den Ruhekontakten der Klinke B zweigt sich die Fernklappe Fk ab; sie wird bei Stöpselung der Klinke B abgeschaltet. Die Klinke C dient zum Trennen oder Erden des α-Zweiges der Fernleitung; gleicherweise die Klinke D für den b-Zweig. Die Ausführung derartiger Schaltungen erfolgt mit dem schwarzen Erdungsstöpsel E oder dem roten Trennstöpsel T. Zum Verbinden der Fernleitungen untereinander und mit den Teilnehmerleitungen dienen vier Schnurpaare (Fig. 18), von denen jedem zwei Hörschlüssel U zugeordnet sind. Der hintere Hörschlüssel (in der Zeichnung rechts) wird zum Abfragen und Rufen, der vordere (in der Zeichnung links) zum An- und Abschalten des Uebertragers Ue und des Teilnehmerschlußzeichens S Z benutzt. Wird in einer Fernleitung angerufen, so ist der Stöpsel A S eines dieser Schnurpaare in die A-Klinke des Fernsystems einzusetzen, der hintere Hörschlüssel nach vorn (in der Zeichnung nach links) in die Abfragestellung zu legen und mit F und M abzufragen. Der Verbindungsstöpsel V S wird in die B-Klinke der verlangten Leitung gefleckt; Anruf mit dem Polwechsler P W und dem Rufstromübertrager Ue sowie Benachrichtigung des verlangten Amtes erfolgt mittels des hinteren Hörschlüssels und Umlegen des vorderen nach hinten (in der Zeichnung nach links). Beide Doppelleitungen sind dann ohne Uebertrager direkt miteinander verbunden; die Klappe des in der A-Klinke gestöpselten Systems liegt zum Empfang des Schlußzeichens in Brücke. Ist eine der zu verbindenden Leitungen gestört, so wird durch Umlegen des vorderen Hörschlüssels in die Ruhelage ein Uebertrager zwischen Abfrage- und Verbindungsstöpsel geschaltet. In diesem Falle liegt dann der Schlußklappe eine Uebertragerwicklung parallel. Bei einer Verbindung zwischen Fernleitung und Teilnehmer bleibt der Hebel des vorderen Hörschlüssels in seiner Ruhestellung. Der Abfragestöpsel wird stets in die A-Klinke der Fernleitung, der Verbindungsstöpsel in die gewünschte Teilnehmerklinke gefleckt. Bei dieser Verbindung m wieder der Fernsprechüberträger eingeschaltet. Zugleich aber ist in die primäre Wicklung des Uebertragers parallel zum Kondensator ein Schlußzeichen geschaltet, das anspricht, sobald der Teilnehmer nach Beendigung des Gesprächs seinen Fernhörer anhängt.
2. Zentralen mit Vielfachumschaltern. Wesentliche Neuerungen in der Einrichtung der Fernsprechzentralen mittleren Umfanges, die mit Vielfachumschaltern für Ortsbatteriebetrieb ausgerüstet werden und bei denen die Teilnehmersprechstellen eigene Stromquellen haben, sind nicht zu verzeichnen. Dagegen haben die größeren Zentralen, die mit Vielfachumschaltern für Zentralbatteriebetrieb eingerichtet sind und bei denen die Stromversorgung der Teilnehmersprechstellen von der Zentrale aus erfolgt, neue Schrankumschalter nach einheitlichem Muster erhalten. Die Leitungsführung bei den neuen Schrankumschaltern ist dreidrähtig im Gegensatz zu den Umschaltern älterer Art von Siemens & Halske, die eine zweidrähtige Leitungsführung benutzen (vgl. Bd. 8, S. 498).
Die dreidrähtigen Vieltfachumschalter für Zentralbatteriebetrieb [4]. Sie kommen in verschiedenen Größen zur Verwendung mit 300900 Anrufzeichen, 300900 Abfrageklinken, 300010800 Vielfachklinken (Verbindungsklinken) und 6002100 Klinken für abgehende Verbindungsleitungen. Bei Schränken, die ganz oder teilweise zum Betriebe der ankommenden Verbindungsleitungen dienen, erhält jeder Arbeitsplatz 3040 Anrufzeichen. Die Schränke für Teilnehmer und abgehende Verbindungsleitungen sind mit Zweischnurstöpseln, d.h. Stöpselpaaren, die für ankommende Verbindungsleitungen mit Einschnurstöpseln ausgerüstet. Als Anruf-, Schluß- und ähnliche Betriebszeichen dienen Glühlampen, die durch Relais eingeschaltet[629] werden. Die Klinkenstreifen der Vielfachfelder sind zehn- oder zwanzigteilig; die ersteren sind für die Bedienung bequemer und werden immer verwendet, wenn der Platz dafür irgendwie ausreicht. In der Regel sind die Klinken dreiteilig, selten vierteilig. Für den Betrieb werden zwei verschiedene Schaltungen angewendet: die von Ericson (Schwedische Cedergren-Gesellschaft, Fig. 19) und die der amerikanischen Western Electric Comp. (Fig. 20). Mit jeder Teilnehmerleitung ist ein Anrufrelais A R verbunden, das Strom aus der Zentralbatterie erhält, sobald der Teilnehmer den Hörer abnimmt. Das Anrufrelais betätigt die Anruflampe A L; sie leuchtet auf. Der Abfragestöpsel A S wird nun in die Abfrageklinke A K eingesetzt, wodurch die Telephonistin nach Umlegen des Hörschlüssels A U mit dem rufenden Teilnehmer verbunden wird. Wie der Strom für die Anruflampe A L bei den beiden Systemen zustandekommt, läßt sich nach dem Schaltungsschema (Fig. 19 und 20) leicht verfolgen. Das Zeichen bedeutet den negativen Pol der mit dem positiven Pol geerdeten Zentralbatterie. Das neben der Anruflampe A L gezeichnete Relais, das für die Leitungen eines Arbeitsfeldes gemeinsam benutzt wird, schließt den Stromweg für eine Kontrollampe. Ihr ist in der Regel eine zweite Kontrollampe parallel geschaltet, und diese zweiten Kontrollampen aller Arbeitsplätze werden in einer Ueberwachungstafel vereinigt. Beim Stöpseln der Abfrageklinke A K mit dem Abfragestöpsel A S erhält die Klinkenhülse Verbindung mit dem Pole der Zentralbatterie. Das Trennrelais T R bekommt dann bei der Westernschen Schaltung Strom und trennt die Teilnehmerleitung T1 a/b in beiden Zweigen a b vom Anrufrelais ab. Erst nach Beendigung des Gesprächs, wenn der Stöpsel entfernt wird, erhält die Teilnehmerleitung wieder Verbindung mit dem Anrufrelais. Die Verbindung der Leitung mit der Zentralbatterie wird also während des Gesprächs über die Stöpselschnur hergestellt. Bei der Ericsonschen Schaltung unterbricht das Trennrelais T R, dessen zweite Wicklung stromlos ist, solange das Anrufrelais den Anker angezogen hält, den Stromkreis der Anruflampe. Bei dem Western-System ist also bei der Herstellung der Verbindungen das Anrufrelais abgeschaltet, bei dem Ericson-System bleibt es eingeschaltet. Nun ist mit dem Anrufrelais ein Teil der Schaltung verbunden, der in der Regel Symmetrie- und Isolationsmängel aufweist; von diesem unerwünschten Anhängsel wird die Verbindung bei dem Western-System befreit. Andererseits wird die Schnurschaltung bei dem Ericson-System dadurch wesentlich einfacher, daß das Anrufrelais nicht abgeschaltet wird. Die Schnuradern bleiben hier auch vom Gleichstrom der Zentralbatterie frei, was für die Sprechverständigung wesentlich ist. Da in diesem Falle das Stecken und Ziehen der Stöpsel die Stromverzweigung nicht ändert, so verursacht es kein Knacken im Hörer wie bei der Western-Schaltung. Die dauernde Verbindung mit dem Anrufrelais hat ferner den Vorteil größerer Sicherheit für den Anruf. Andererseits kann das abtrennbare Anrufrelais keine Sprechstörungen verursachen; es bedarf daher auch keines Induktionsschutzes und kann in Reihen enger angeordnet werden. Nach erfolgtem Abfragen hat die Telephonistin die Freiprüfung der verlangten Leitung vorzunehmen; sie berührt zu diesem Zwecke mit der Spitze des zugehörigen Verbindungsstöpsels V S eine Vielfachklinke V K des verlangten Teilnehmers. Es ergeben sich dann folgende Stromwege: Der Kondensator C2 ist aus der Zentralbatterie aufgeladen, da der Hörschlüssel A U auf Abfragen steht, die Sendern 2 und 3 von A U liegen über das Schlußzeichen SR2 an Erde. Ist der verlangte Teilnehmer frei, so ist seine Verbindungsklinke ohne Spannung; die Prüfung mit dem Verbindungsstöpsel ändert dann an dem elektrischen Zustande nichts. Ist der Teilnehmer aber besetzt, so steht seine Klinkenhülsenleitung über A S oder V S und die Schlußzeichenlampe SL1 oder SL2 unter der Spannung der Zentralbatterie. Die prüfende Telephonistin flößt also mit der Spitze ihres Verbindungsstöpsels[630] auf einen Punkt, dessen Spannung von O verschieden ist; hierdurch wird C2 teilweise entladen, was im Fernhörer ein Knacken erzeugt. Beim Ericson-System geht der Prüfstrom vom Pol der Zentralbatterie über die Klinkenhülsenleitung, die Spitze des Verbindungsstöpsels V S, die Sendern 14 des Hörschlüssels AU und über den Abfrageapparat zur Erde. Ist die Leitung des gewünschten Teilnehmers durch Ausbleiben des Knackens im Fernhörer als frei festgestellt worden, so wird der Verbindungsstöpsel VS in die Vielfachklinke VK eingesteckt und der Teilnehmer angerufen. Hierzu legt die Telephonistin den Hörschlüssel AU nach rechts und verbindet dadurch die Rufstrommaschine RMs mit der Leitung des gewünschten Teilnehmers. Bei dem Western-System verläuft der Rufstrom von der Erde über RMs, das zugehörige Relais R R und die Signallampe RL und WL, die Federn 1 und 2 des Hörschlüssels A U, die α-Ader der Verbindungsschnur zum Teilnehmer und zurück über die Sendern 7 und 8 des Hörschlüssels A U und die ZB zur Erde. Da der Stöpsel VS die Klinkenhülsenleitung unter Spannung gesetzt hat, sind die Anker von TR2 angezogen und AR2 ist abgetrennt. Bei dem Ericson-System hat der Rufstrom einen ungeerdeten Stromkreis RMs, C3, Sendern 10 und 9 von AU, Vielfachklinke, zum Teilnehmer und zurück über die Sendern 4 und 5 von AU zur Rufstrommaschine. In die c-Ader der Verbindungsschnur ist beiderseits eine als Schlußzeichen dienende Glühlampe SL1 und SL2 eingeschaltet. Diese Glühlampen würden aufglühen, sobald der zugehörige Stöpsel in eine Klinke eingeführt wird. Wenn aber zu gleicher Zeit der Teilnehmer seinen Hörer abgenommen hat, glüht das Schlußzeichen nicht. Bei dem Western-System führt dann die α-Leitung der Verbindungsschnur Strom für das Mikrophon, der das Relais SR erregt und den Nebenschluß zur SL schließt. Der Widerstand W2 ist so bemessen, daß nun die Lampe SL nicht leuchtet. Bei dem Ericson-System hat das Anrufrelais seinen Anker angezogen und daher die eine Wicklung des Trennrelais mit geringem Widerstand unterbrochen. Vor SL liegt also nur die andere Wicklung mit hohem Widerstand; die Lampe glüht nicht. Hängt ein Teilnehmer an, so wird die Wicklung mit geringem Widerstand der mit hohem parallel geschaltet, die Lampe glüht dann auf. Leuchten beide Lampen, so haben beide Teilnehmer den Hörer angehängt und das Gespräch beendet; beide Stöpsel A S und VS sind dann aus den Klinken herauszuziehen.
3. Automatische Zentralen oder Selbstanschlußämter. a) Strowger-System. Mit dem Betriebe der Selbstanschlußämter nach dem Strowger-System (vgl. Bd. 8, S. 501) sind in Deutschland dauernd gute Erfahrungen gemacht worden. Bei Verwendung von Wählerämtern ist in größeren Orten eine weitgehende Dezentralisation des Leitungsnetzes ohne Zwischenschaltung von besonderen Verbindungsstellen möglich; sie bietet hier besondere wirtschaftliche und betriebstechnische Vorteile gegenüber dem Handbetriebe. Bei der Dezentralisation wird das Leitungsnetz durch Unterämter oder durch Hilfsämter aufgeteilt; beide Arten können auch in einem Netze nebeneinander bestehen.
Unterämter sind größere Amtseinheiten bis zu 10000 Anschlüssen, die in bestimmter Entfernung vom Hauptamt zusammengefaßt werden können. Sie erhalten erste, zweite und dritte Gruppenwähler sowie Leitungswähler. Der Verkehr der Teilnehmer eines Unteramtes untereinander wickelt sich innerhalb dieses Unteramtes ab. Für den Verkehr nach dem Hauptamt und nach anderen Unterämtern desselben Ortsfernsprechnetzes gehen Verbindungsleitungen von den ersten Gruppenwählern des Unteramtes unmittelbar nach den verschiedenen Aemtern. Für den im Unteramt vorkommenden Verkehr enden die von den ersten Gruppenwählern des Hauptamtes oder der anderen Unterämter ausgehenden Verbindungsleitungen an den zweiten Gruppenwählern des Unteramtes. Bei halbselbsttätigem Betriebe erhalten die Unterämter in derselben Weise wie die Hauptämter Arbeitsplätze (vgl. Ergbd. I, S. 794).
Hilfsämter sind kleinere Einheiten mit einer Aufnahmefähigkeit von 5000 Leitungen zur Anschließung von entfernteren Vororten oder zur Entlastung bestehender Vermittlungsanstalten oder Kabelanlagen. Diese Aemter erhalten nur dritte Gruppenwähler und Leitungswähler; die ersten und zweiten Gruppenwähler werden bei dem nächsten Hauptamt oder Unteramt aufgestellt. Außer dem Störungspersonal ist auf den Hilfsämtern kein Bedienungspersonal tätig. Bei halbselbsttätigem Betriebe werden die Abfrageplätze der Hilfsämter mit den Plätzen des Haupt- oder Unteramtes vereinigt.
b) System der Weilern Electric Comp. Die Wähler werden nicht wie beim Strowger-System schrittweise bewegt, sondern sie werden von dauernd umlaufenden Scheiben mitgenommen. Das System wird mit Motorkraft getrieben. Die Leitung des rufenden Teilnehmers wird durch Anrufsucher gefunden, von denen je 8 auf 60 Teilnehmer vorhanden sind. Die von der Wählerscheibe des Teilnehmers entsandten Stromstöße werden von einem besonderen »Register« genannten Zählapparat aufgefangen. Dieser steuert die Bewegung der Gruppen- und Leitungswähler und wird aus dem Stromkreis ausgeschaltet, sobald die Verbindung hergestellt ist. Die Leitungswähler beherrschen 200 Leitungen (20 in jeder Reihe) statt 100 beim Strowger-System. Der Gruppenwähler beherrscht 22 Leitungen nach den Leitungswählern statt 10 beim Strowger-System. Eine Batterie von 24 Volt liefert den Sprechstrom, eine von 48 Volt den Strom für die Signalkreise.
c) Selbstanschlußsystem von Betulander. Das von den schwedischen Ingenieuren Betulander und Palmgren erfundene selbsttätige Fernsprechsystem arbeitet im Gegensatz zu den mit elektromagnetischen Wählern betriebenen Systemen, die während der Dauer der Verbindung mit den Teilnehmerleitungen verbunden bleiben, nur mit Schaltrelais, die aus dem Stromkreise selbsttätig ausgeschaltet werden, sobald die Verbindung hergestellt ist. Sie stehen dann für neue Verbindungen bereit. Die Relais zum Aufsuchen einer freien Verbindungsleitung sind für bestimmte Teilnehmergruppen gemeinsam; sie werden frei und sofort zur Herstellung anderer Verbindungen verfügbar, sobald die beiden Teilnehmer miteinander verbunden sind. Als Relais werden die seit Jahren erprobten gewöhnlichen Fernsprechrelais benutzt. Zentralbatteriespeisung, selbsttätiger Ruf und Besetztzeichen entsprechen den Einrichtungen der Systeme mit elektromagnetischen Wählern.[631]
VI. Mehrfachtelephonie.
Das in Bd. 8, S. 503, beschriebene Verfahren, aus zwei Fernsprechdoppelleitungen drei Sprechkreise herzustellen, hat sich im Betriebe dauernd bewährt. Die weitere Möglichkeit, aus vier Doppelleitungen in gleicher Weise sieben Sprechkreise zu bilden, hat keine praktische Bedeutung erlangt. Eine Umwälzung bringt die jetzt ermöglichte Verwendung von Hochfrequenzströmen, wie sie die drahtlose Telephonie benutzt, für die Einrichtung einer Mehrfachtelephonie auf Drahtleitungen.
Mehrfachtelephonie mit schnellen Wechselströmen. Die Bestrebungen, mehrere Gespräche mittels schneller Wechselströme auf derselben Leitung zu führen, sind alt. Verwendbare Erfolge für die Praxis sind aber erst nach Einführung der Kathodenröhre zur Erzeugung und Verstärkung ungedämpfter Schwingungen erzielt worden. Für jedes der gleichzeitig über eine Leitung zu vermittelnden Gespräche liefert ein Kathodenröhrensender Schwingungen einer bestimmten Frequenz; auf der Empfangsstation wird jeder Apparat auf eine der benutzten Frequenzen abgestimmt, so daß nur das mit dieser Frequenz geführte Gespräch im Empfangstelephon wahrnehmbar wird. Die vom Telegraphenversuchsamte der Reichspost seit Ende 1918 zwischen Hannover und Berlin auf einer 3 mm starken oberirdischen Fernsprechdoppelleitung von 300 km Länge ausgeführten Versuche sind abgeschlossen; das Verfahren ist zur praktischen Einführung reif. Es wurden gleichzeitig mit dem gewöhnlichen Gespräch noch zwei Gespräche mit hochfrequentem Wechselstrom, also gleichzeitig drei Gespräche, geführt. Es bietet nach den gemachten Erfahrungen keine Schwierigkeit, noch einige weitere Wechselstromgespräche zu führen. Der Teilnehmer ist bei dem neuen Verfahren in derselben Weise wie bisher mit dem Fernamte verbunden, er spricht mit dem bei ihm schon vorhandenen Apparate. Die Anordnung der Apparate am Ende der Fernleitung zeigt Fig. 21, in der neben dem Anschluß für das gewöhnliche Gespräch die Einrichtung für ein Gespräch mit hochfrequentem Wechselstrom eingezeichnet ist. Die Einrichtungen für weitere Wechselstromgespräche können durch Parallelschaltung angeschlossen oder auch durch Serienschaltung eingefügt werden. F1 stellt den Anschluß für das gewöhnliche Gespräch dar; er wird vor dem Eindringen der Hochfrequenzströme durch die Drosselspulen D und den Kondensator C geschützt und andererseits können diese nicht durch das Mikrophon von F1 beeinflußt werden. Das von F1 ausgehende Gespräch kann also in den Hochfrequenzempfängern nicht gehört werden. F2 stellt einen Hochfrequenzanschluß dar; die von ihm ausgehenden Sprechströme wirken durch den Uebertrager U auf die parallel oder in Serie geschalteten Primärwicklungen zweier Uebertrager U1 und U2 ein. Der Sprechstrom von U1 wirkt erforderlichenfalls über den Verstärker V1 auf den Gitterkreis G K des Hochfrequenzröhrensenders. Hierdurch werden die vom Röhrensender erzeugten Schwingungen im Takte der Sprechströme gesteuert; sie gelangen aus dem Sekundärkreis S K des Senders über eine »Drosselkette« aus Selbstinduktionen und Kondensatoren in die Leitung. Die Drosselkelte verhindert den Uebertritt von Oberschwingungen des Senders in die Leitung. Die vom anderen Amte der Fernleitung ankommenden Hochfrequenzströme wirken auf den Primärkreis P K. des Empfängers; aus seinem Sekundärkreis S K gelangen sie über die »Siebkette«, die ebenfalls aus Kondensatoren und Selbstinduktionen besteht, zum Gitterkreis G K der als Audionempfänger benutzten Kathodenröhren. Im Audion werden die Hochfrequenzströme in gewöhnliche Sprechströme verwandelt; diese gelangen, erforderlichenfalls durch den Röhrenverstärker V2 verstärkt, über die Uebertrager U2 und U zum Teilnehmer F2. V1 und V2 sind einstufige Kathodenröhrenverstärker, deren Verstärkungsgrad erforderlichenfalls durch die Parallelwiderstände W1 und W2 herabgesetzt werden[632] kann. Die Schaltung des Kathodenröhrensenders stellt Fig. 22 dar. Als Stromquelle dient eine kleine Gleichstrommaschine G für 600 Volt Spannung; ihr sind zur Beseitigung des Kollektorobertons die Drosselspulen D und der Kondensator C vorgeschaltet, während die Drosselspulen D1 die Hochfrequenzströme vom Eintritt in den Maschinenstromkreis abhalten. Der aus der Selbstinduktion L1 und dem Kondensator C1 bestehende Hauptschwingungskreis wird von der Kathodenröhre K erregt; die Sprechströme werden bei G K dem Gitterkreise der Röhre zugeführt und verursachen die ihnen entsprechenden Schwankungen der Gitterspannung. Diese verursachen gleichartige Schwankungen der Stromstärke, und die hierdurch entgehenden schnellen Wechselströme werden durch die Spule L2 auf den aus der Selbstinduktion L2' und dem Kondensator C2 begehenden Sekundärkreis übertragen, der bei S K mit der Leitung verbunden ist. Die Schaltung der Audionkathodenröhre, die die Hochfrequenzschwingungen wieder in gewöhnlichen Sprechstrom verwandelt, gibt Fig. 23 wieder. Die bei G K ankommenden schnellen Wechselströme wirken über den Kondensator C auf das Gitter der Audionröhre K und geben ihm eine Ladung, deren Stärke entsprechend der Aenderungen in der Amplitude der Hochfrequenzströme schwankt. Die von den Schwankungen der Gitterspannung verursachten gleichartigen Schwankungen im Anodenstromkreise entsprechen genau den vom fernen Teilnehmer ausgehenden Sprechströmen. Die von dem Audion auf diese Weise durch Frequenzwandlung erzeugten gewöhnlichen Sprechströme werden durch den parallel zum Anodenkondensator Ca angeschlossenen Uebertrager U aufgenommen und über A K zum eigenen Teilnehmer geleitet. Der in den Gitterkreis eingeschaltete und ihn schließende hohe Widerstand W hat den Zweck, den Abfluß der negativen Ladung am Gitter während der Pause zwischen zwei Wellenzügen zu bewirken, so daß unter diesem Einflusse der Anodenstrom allmählich seinen normalen Wert wieder erreicht. Zur Herstellung von Sprechverbindungen auf sehr große Entfernungen muß eine Zwischenverstärkerstation eingeschaltet werden. In der von Stone angegebenen Zwischenverstärkerschaltung (Fig. 24) sind A und B die beiden Sprechstellen am Ende der Leitung und C die Zwischenverstärkerstation. Die Schwingungssender S1 und S2 in den Sprechstellen A und B arbeiten mit der gleichen Welle auf den Empfänger E des Zwischenverstärkers. In diesem Empfänger werden die Hochfrequenzströme in gewöhnliche Fernsprechströme verwandelt; sie wirken auf den Sender S, der sie verstärkt und als Hochfrequenzströme mit einer anderen Welle wieder an die Leitung weitergibt. Auf diese neue Welle sind die beiden Empfänger E1 und E2 in den Sprechstellen abgestimmt. Da der Verstärker C auf seiner Empfangsseite nicht auf die Welle abgestimmt ist, die er selbst aussendet, so ist eine unerwünschte und Hörende Schwingungserzeugung infolge Rückkoppelung ausgeschlossen.
VII. Der Bau von Fernsprechanlagen.
1. Baumaterialien, a) Oberirdische Leitung. Anstelle des 1,5 mm starken Bronzedrahtes ist während des Krieges infolge des Kupfermangels vielfach 2 mm starker Eisendraht für den Bau von Fernsprechanschlußleitungen benutzt worden. Auch Fernsprechverbindungsleitungen sind in großem Umfange aus 3 und 4 mm starkem Eisendrahte hergestellt worden.
b) Fernsprechkabel. Bei der Herstellung von Fernsprechkabeln für mittlere Reichweite hat man mehrfach die Kupferleiter teilweise oder ganz durch Eisendrahte oder Zinkdrähte ersetzt. Nach den bisher gewonnenen Erfahrungen erscheint die Beibehaltung der Kabel mit Eisenleitern technisch und wirtschaftlich empfehlenswert, namentlich wenn man billigeres Isolations- und Armierungsmaterial verwendet, so insbesondere den kostspieligen schweren zinnlegierten Bleimantel durch eine dünne Hülle nach Art der Rohrdrähte ersetzt.
c) Lötstellen in Fernsprechkabeln. Die Lötstellen werden jetzt allgemein mit luftdurchlässigem Kern hergestellt, um größere Kabellängen mit Druckluft austrocknen oder auf Undichtheit prüfen zu können. Das Fernkabel BerlinRheinland ist mit solchen Lötstellen ausgerüstet und für die Behandlung mit Druckluft in Längen von 3,4 km eingeteilt. In Abständen von 3,4 km ist eine Lötstellenmuffe voll ausgegossen, so daß sie einen luftdichten Abschluß bildet.
d) Induktionsschutz [4]. Die Hörende Induktion in Fernsprechleitungen aus anderen in der Nähe verlaufenden Leitungen, insbesondere aus den an demselben Gestänge befestigten eindrähtigen Telephonleitungen wird durch Kreuzungen und Platzwechsel beseitigt. In der Praxis hat sich folgendes Verfahren als wirksam herausgebildet. Man teilt den Linienzug in[633] kurze Abschnitte von 1 km Länge und kreuzt an bestimmten der so gewonnenen Punkte die Zweige der Fernsprechdoppelleitungen. Wenn Fernsprechdoppelleitungen mit anderen zusammen als Viererleitungen zum doppelten Fernsprechen benutzt werden, läßt man die zusammengeschalteten Doppelleitungen an bestimmten Stellen die Plätze tauschen. Fig. 25 zeigt die Anordnung für eine Viererteilung. Nachdem 8 km durchlaufen sind, wiederholt sich die Anordnung. Um die Induktionsfreiheit rechnerisch zu prüfen, mögen für den Zweig L2a die Beträge der Induktion auf je 1 km Leitung durch die Zeichen
ausgedrückt werden. Das Dreieck soll die Stärke der Induktion bei kleinstem Abstand z.B. von L1b auf L2a im ersten Kilometer, der Kreis bei mittleren, das Viereck bei größtem Abstande bedeuten. Die Induktion in dem einen Sinne wird über der Leitung, die im entgegengesetzten Sinne unter der Leitung verzeichnet. Zieht man für die Strecke von 8 km die Summe, so erhält man gleichviel Dreiecke, Kreise und Vierecke über der Leitung wie unter der Leitung, d.h. die Induktion ist im ganzen gleich Null. Besonders wirksam gegen Induktion ist die schraubenförmige Führung, die man bei den Fernsprechdoppelleitungskabeln anwendet. Diese kann auch für oberirdische Leitungen benutzt werden. Stehen an der ersten Stange die Leitungen in der Folge
so ist für die zweite Stange die Folge
für die dritte Stange
u.s.w. zunehmen. Diese Bauweise ist jedoch bei einer großen Zahl der an einem Gestänge geführten Leitungen nicht anwendbar.
e) Oesterreichischer Einführungsisolator. Bei Einschaltung mehrerer Aemter in eine Fernsprechleitung muß auf besonders gute Isolation der Leitungen geachtet werden, wenn nicht die Sprechverständigung leiden soll. Die österreichische Telegraphenverwaltung verwendet für die Einführung vieraderige Bleirohrkabel mit vulkanisierter Gummiader mit einem 2 oder 1,38 mm starken Kupferleiter und einen zweckmäßig konstruierten besonderen Einführungsisolator (Fig. 26). Er besteht aus einem Porzellanisolator, dessen oberer Teil zu einem hohlen und gezogenen Ansatz ausgebildet ist. Im Innern enthält der Isolator eine getränkte und durchbohrte Packung, die durch ein hohles, mit Gewinde versehenes Schlußstück aus Porzellan zusammengedrückt werden kann. Die Bohrung der Packung wird bis zum Einbau durch einen Eisenstift freigehalten. Bei der Anbringung des Einführungsisolators wird dieser Eisenstift vorsichtig entfernt. Das Ende des Bleirohrkabels wird auf 20 cm Länge ohne Verletzung der Gummiisolation vom Bleimantel befreit und die Gummilage zugespitzt. Hierauf wird es von unten in die Bohrung eingeführt, bis der Draht bei der Nasenöffnung sichtbar wird und mittels einer Flachzange etwas herausgezogen werden kann. Bei wagrechter Drahtabspannung wird dieser Isolator unmittelbar auf dem Freileitungsdraht in der aus Fig. 27 ersichtlichen Art aufgehängt und mittels der Wickeldrähte des Isolators festgebunden. Bei lotrechter Abspannung ist die Anordnung eine entsprechende.
B. Telephonie ohne Draht. Die Arbeiten auf dem Gebiete der drahtlosen Telephonie in den Kriegsjahren erstreckten sich zunächst auf die Verbesserung der bisherigen Methoden, insbesondere der Lichtbogenanordnungen und die praktische Verwendung der Hochfrequenzmaschinen. An wesentlichen Fortschritten lind zu erwähnen die Flammenbogensysteme von Vanni, von Colin und Jeance und das japanische Tyksystem, ferner die drahtlose Telephonie mit der Telefunken- und der Goldschmidtschen Hochfrequenzmaschine. Praktische Ergebnisse auf Entfernungen von. etwa 100 km hat auch De Forest mit einer drahtlosen Telephonie auf fahrenden Eisenbahnzügen unter Benutzung der alten Serienfunkenstrecke erzielt. Der italienische Professor Vanni hat mit seinem System eine drahtlose Fernsprechverbindung zwischen Rom und Tripolis (1000 km) hergestellt. Colin und Jeance in Frankreich erzielten Sprechverständigung zwischen dem Eiffelturm und den französischen Kriegsschiffen im Mittelmeer. Marconi hat seit 1918 einen regelmäßigen drahtlosen Fernsprechbetrieb zwischen Clifden (Irland) und Glace Bay unter Verwendung rotierender Funkenstrecken eingerichtet. In Japan besteht seit 1917 eine regelmäßige drahtlose Fernsprechverbindung von Tokio aus mit den auf See befindlichen Schiffen. Rekorderfolge über Tausende von Kilometern sind mit den Hochfrequenzmaschinen der Großstationen in Nauen, Eilvese und Arlington[634] erreicht worden. Trotz dieser Erfolge kam die drahtlose Telephonie für die allgemeine Einführung in die Praxis bisher nicht in Betracht, weil hierzu technisch ausgebildetes Personal für die Fernsprechstellen erforderlich ist. Außerdem kranken die bisherigen Methoden alle an dem Uebelstande, daß man entweder nur sprechen oder nur hören kann; ein Uebergang von einem zum anderen bedingt eine verhältnismäßig umständliche Aenderung der Schaltung. Erst durch die Ausgestaltung der Glühkathodenröhren als Erzeuger ungedämpfter Schwingungen und ihre Verwendung als Starkstrommikrophone sowie als Sprech- und Hörverstärker ist die Beseitigung dieser Mängel und die Einführung der drahtlosen Telephonie in die Praxis möglich geworden. Die drahtlose Telephonie im Verkehr mit Schiffen, Lüftfahrzeugen oder im Pressedienste über Land kann jetzt jedem beliebigen Fernsprechteilnehmer zugänglich gemacht werden. Die Reichstelegraphenverwaltung bereitet die Einführung eines drahtlosen Fernsprechdienstes vor. Es wird z.B. in absehbarer Zeit möglich werden, von Berlin und jeder größeren Fernsprechzentrale aus mit jedem Schiff bis auf 200500 km Entfernung drahtlos zu telephonieren in ebenso einfacher Weise wie im gewöhnlichen Fernsprechverkehr. Das Gespräch geht durch den Draht vom Teilnehmer über die Fernsprechzentrale nach einer starken Küstenstation, wird dort durch Kathodenröhren verstärkt und auf den drahtlosen Sender und Empfänger übertragen.
I. Drahtlose Telephonie mit Lichtbogengeneratoren, Hochfrequenzmaschinen und Funkenstrecken.
1. Drahtlose Telephonie von Vanni. Als Schwingungserzeuger dient ein Flammenbogen zwischen zwei durch Gleichstrom gespeisten Elektroden, von denen die positive durchbohrt ist. Durch die Durchbohrung wird Wasser in den Flammenbogen gedrückt, das bei der Berührung mit der negativen Elektrode verdampft. Die durch den Wasserdampf hervorgerufenen Widerstandsänderungen erzeugen hochfrequente Schwingungen von mehreren hunderttausend Wechseln in der Sekunde. Diese werden durch einen Kapazität und Selbstinduktion enthaltenden Schwingungskreis auf die Antenne übertragen. In die Antenne selbst ist ein Starkstrommikrophon eingeschaltet, das den Antennenwiderstand entsprechend den Schwingungen der Mikrophonmembran ändert. Vanni verwendet ein Mikrophon nach Majorana (vgl. Ergbd. I, S. 796), bei dem die Schwingungen der Membran die Dicke eines Wasserstrahls, der zwei Elektroden in leitende Verbindung bringt, und damit den Uebergangswiderstand zwischen den beiden Elektroden beeinflussen.
2. Drahtlose Telephonie von Colin und Jeance. Drei Lichtbogen werden bei 500 bis 750 Volt Maschinenspannung über Drosseln und Beruhigungswiderstände in Reihe geschaltet. Die Lichtbogen brennen in karburiertem Wasserstoff zwischen einer Kathode aus einem 1,5 mm starken Kohlenstift und einer scheibenförmigen Kupferanode. Der Erregerschwingungskreis ist parallel zum Lichtbogen geschaltet und wirkt über einen Zwischenkreis auf den Antennenkreis. In der Erdleitung der Antenne ist ein Kondensator angeordnet, der mit dem von der Koppelungsspule abzweigenden Mikrophon und einem Variometer einen Stromkreis zur Beeinflussung der Schwingungen durch die Sprache bildet. Es ist eine Verständigung über 200 km möglich.
3. »Tyk«, japanisches System für drahtlose Telephonie. Es benutzt die Flammenbogenanordnung von Poulson mit der Abänderung, daß die Elektroden nicht aus Kohle und Metall sondern aus Leitern, wie Silicium, Ferrosilicium, Aluminium u.s.w., und Mineralien, wie Graphit, Eisengraphit, Molybdänit u.s.w., gefertigt werden. Die Enden der Elektroden sind Spitzen oder kleine Ebenen; ihre Polarität hat großen Einfluß auf die Stetigkeit des Flammenbogens. Erfinder des Systems sind die Japaner Torikata, Yokohama und Kitamura.
4. Drahtlose Telephonie mit der Telefunkenhochfrequenzmaschine. Die Antenne wird in gewöhnlicher Weise mit der Hochfrequenzmaschine in Resonanz erregt mittels eines eisengeschlossenen Koppelungstransformators. Dieser trägt eine dritte Wicklung, in der ein durch das Mikrophon beeinflußter gleichgerichteter Strom fließt: Je nach seiner Stärke ändert er die Permeabilität des Eisens und dadurch die Abstimmung. Durch diesen Hilfsstrom (Tonstrom) wird die Antennenstromstärke beeinflußt, man wählt ihn so, daß seine Aenderungen durch das Mikrophon die Antennenstromstärke bei den lautesten Tönen zwischen der Resonanzstromstärke und einem sehr kleinen Wert beeinflussen. Eine von Kühn ausgearbeitete Schaltung stellt Fig. 28 dar. Es bedeuten A die Hochfrequenzmaschine, B den Hochfrequenztransformator, C die Antenne, D1, D2 und D3 Schutzdrosseln[635] gegen Hochfrequenz für E den Grundstromkreis und F den Hilfsstromkreis oder Tonstromkreis. G ist der Schutzkondensator gegen Hochfrequenz für den Tonstromtransformator H. S sind Strommesser. J sind Blockierungskondensatoren, K Stabilisierungswiderstände, M Mikrophone und L die Gleichstromquelle des Mikrophonstromkreises. Die Mikrophone sind parallel geschaltet; es können beliebig viele und beliebig große Mikrophonreihen verwendet werden. Durch den in jedem Zweig liegenden Stabilisierungswiderstand bleibt das Gleichgewicht sämtlicher Zweiggrundströme gewahrt; ein Ausweichen des Grundstromes von einer Mikrophonserie weg nach der anderen wird durch die Blockierungskondensatoren verhindert. Es tritt also eine fast völlig algebraische Summation der Zweigwechselströme auf und die Reinheit der Tonwidergabe ist bei entsprechender Konstruktion des Tonkreistransformators eine vollständige.
5. Drahtlose Telephonie auf fahrenden Eisenbahnzügen. In Amerika werden in den Eisenbahnzügen drahtlose Fernsprechstationen nach den Anordnungen von De Forest eingerichtet. Eine in dem Gepäckwagen aufgestellte Dampfturbine von 5 PS., die vom Lokomotivkessel aus gespeist wird, treibt eine 72 polige Hochfrequenzmaschine, die mit 2500 Umdrehungen in der Minute läuft und 3000 Perioden in der Sekunde liefert. Von der Hochfrequenzmaschine gehen Verbindungen zum nächsten Wagen, der die Schalteinrichtung und die Apparate enthält. Von diesem Wagen geht auch die Antenne aus; sie ist in drei Drähten an den Dächern von vier Eisenbahnwagen entlang geführt und durch die Räder und Schienen mit der Erde verbunden. Die Maschine ist an die Primärwicklung eines ruhenden Transformators angeschlossen, dessen Sekundärspule mit einer dreiteiligen Serienfunkenstrecke mit Wolframelektroden und großflächigen Kühlplatten verbunden ist. Von dieser zweigt ein Schwingungskreis ab, der mit der Antenne induktiv gekoppelt ist. In die Antenne sind zwei Mikrophone eingeschaltet. Die ankommenden Wellen werden in drei Stufen von Audionen verstärkt. Bei Tage wird Verständigung auf 80 km, bei Nacht auf 100 km erzielt. Die Verständigung wird durch das Geräusch der Funkenstrecke und durch unregelmäßiges Arbeiten der Mikrophone beeinträchtigt.
II. Drahtlose Telephonie mit Kathodenröhren.
1. Drahtlose Telephonie mit Telefunkenkathodenröhren. Die für die kleinsten und größten Energien verwendbare Schaltungsanordnung stellt Fig. 29 dar. A ist die Anode, G das Gitter, K die Kathode der Telefunkenkathodenröhre, S die Antennenspule und C1 der Gitterkreiskondensator mit der Paralleldrossel D1 für den Anodengleichstrom. Der in die Gitterleitung beim Sprechen eingeschaltete Kondensator C2 bewirkt, daß nicht die ganze am Kondensator C1 liegende, für die maximale Schwingungserzeugung erforderliche Hochfrequenzspannung an das Gitter kommt, sondern es verteilt Och jetzt die Spannung am Kondensator C1 auf das Gitter und den Kondensator C2. Der Kondensator C2 wird so eingeteilt, daß die Spannung am Gitter 3040% kleiner wird als die maximale Hochfrequenzspannung. Parallel zum Kondensator C2 ist über Schutzdrosseln D2 der von den Mikrophonströmen durchflossene Sprechtransformator Tr angeschaltet. Er hat die Aufgabe, die Spannung am Gitter entsprechend den Amplitudenänderungen der Sprechströme zu steigern oder zu vermindern. Es wird also entsprechend den zusätzlichen Spannungen am Gitter mehr oder weniger Schwingungsenergie erzeugt und die Antenne strahlt ungedämpfte Schwingungen im Rhythmus der Sprache aus. Die Schaltung ist für die größten Energien verwendbar; es wird aber bei Verwendung solcher der Mikrophonstrom nicht dem Transformator Tr unmittelbar zugeführt, sondern es wird eine mehrfache Niederfrequenzverstärkung mit entsprechend der zunehmenden Sprechenergie in ihrer Leistung größer werdenden Röhren vorgeschaltet. Mit dem hierdurch geschaffenen Starkstrommikrophon können selbst die schwächsten, von der Fernsprechleitung des Teilnehmers kommenden Fernsprechströme den stärksten Sender beeinflussen. Bei kleineren Anlagen bis zu 1-kW-Senderenergie kann der Empfänger an derselben Antenne liegen wie der Sender. Durch eine entsprechende Differenz in der Wellenlänge und einer besonderen Anordnung im Empfänger wird verhindert, daß vom Sender aus[636] eine Beeinflussung des Wellenempfängers erfolgt. Für große Anlagen müssen zur Verhinderung von Empfangsstörungen Sender und Empfänger 1/210 km auseinander gelegt und für Sender und Empfänger getrennte Antennen verwendet werden. Die Empfangsschaltung für das drahtlose Fernsprechen veranschaulicht Fig. 30. L ist der Antennenluftdraht, S die in ihn eingeschaltete Abstimmspule, Tr der Koppelungstransformator und C1 der Antennenkondensator. C2 und C3 sind Blockkondensatoren, C4 der Gitterkondensator, R S die Rückkoppelungsspule, W ein Silitwiderstand von 300000 Ohm, H der Fernhörertransformator und F der Fernhörer. A ist die Anode, G das Gitter, K die Glühkathode, B H die Heizbatterie von 6 Volt und B A die Anodenbatterie von 100 Volt.
2. Drahtlose Telephonie der General Electric Comp. in Neuyork. Das System benutzt das Pliotron von Langmuir in folgender Ausführung: Die stark luftverdünnte Röhre (Fig. 31) hat, um beide Wellenhälften auszunutzen, an beiden Enden je eine Anode A und in der Mitte die Kathode K, die von einem seinen Metallgitter, der Gitterelektrode G, umschlossen ist. Im Wege des von der Kathode zu den Anoden gehenden Stromes liegt also stets ein Gitter. Die beiden Anoden sind an die Enden der Selbstinduktionsspule H angeschlossen, während die von einer kleinen Sammlerbatterie B H erhitzte Kathode einerseits am Spulenscheitelpunkte und andererseits durch einen Gleitkontakt am Spannungsteiler P liegt. Die Gitterelektrode ist ebenfalls durch einen Gleitkontakt an den Spannungsteiler angeschlossen. Dieser liegt in einem Ortsstromkreis, der durch den Uebertrager Tr mit dem Mikrophonstromkreis verbunden ist. Beim Sprechen gegen das Mikrophon M rufen die entstandenen Stromschwankungen im angeschlossenen Stromkreis des Spannungsteilers wiederum Stromwellen hervor, die die auf der Gitterelektrode herrschende Spannung verändern. Infolgedessen unterliegt auch der von der Kathode zur Anode gehende Strom, der durch die Hochfrequenzmaschine erzeugt wird, großen Schwankungen, und es zeigt nunmehr die von der Antenne ausgestrahlte Energie den gleichen Rhythmus, wie er im Mikrophonstromkreis herrscht. Man erhält auf diese Weise sehr große Verstärkungswirkungen. Auf Starkstrommikrophone kann man nunmehr für die drahtlose Telephonie verzichten; es genügt ein gewöhnliches Mikrophon, hinter das ein oder mehrere Pliotrone geschaltet werden.
Literatur: [1] Telegraphen- und Fernsprechtechnik, Berlin 1917. [2] Archiv für Post und Telegraphie, Berlin 1918. [3] Elektrotechn. Zeitschr., Berlin 1915. [4] Strecker, Die Telegraphentechnik, Berlin 1917.
Otto Jentsch.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro