[401] Batthyānyi, eine der ältesten u. reichsten, der katholischen Confession folgende, 1556 in den Freiherren-, 1603 in den Grafenstand u. in einer Linie 1764 in den Fürstenstand erhobene, das Prädicat de Nemet-Ujvár (zu Güssing) u. den Titel als Erbobergespan des Eisenburger Comitats führende Familie in Ungarn, wo ihr Stammhaus Batthyan ist, sie ist aber auch in Österreich u. Steiermark begütert u. führt ihr Geschlecht zurück auf: 1) Örs (Eörs), welcher einer der 7 Mitanführer Arpads bei dem Einfall der Magyaren in Pannonien war; merkwürdig: 2) Georg v. Eörs, war 1389 Castellan zu Gran u. st. 1401. Er erhielt zur Belohnung seiner Tapferkeit in den Türkenkriegen vom König Siegmund das Gut Batthyan in Nieder-Ungarn, von welchem er sich fortan schrieb. 3) Balthasar, Ban u. Commandant der Festen Bosniens, wurde 1499 von Wladislav II. zur Ratification des Friedens an den König von Polen gesandt, später Banus u. Vicekönig in Bosnien, zuletzt Feldhauptmann u. Commandant von Güns; er st. 1520. 4) Benedict, eigentlich Alapi, von B. nur adoptirt, Wladislavs II. Schatzmeister, wurde der Veruntreuung beschuldigt u. 1509 ins Gefängniß gesetzt, worin er st. 5) Balthasar II., Sohn des Vor., geb. 1493; wurde 1518 Viceban von Croatien u. Slawonien u. st. 1542. 6) Franz I., Bruder des Vor., geb. 1497; Erbherr von Güssing, königlicher Schatzmeister, Kämmerer u. Obermundschenk, Ban von Slawonien u. Croatien, focht 1514 tapfer gegen die Rebellen (Kuruzen) u. 1526 bei Mohacs, dann hielt er es bald mit Zapolya, bald mit Ferdinand, vertheidigte für Letzteren Sarver gegen Solyman, wurde 1566 zum Freiherrn erhoben u. st. 1566. 7) Balthasar III., Sohn Christophs I., geb. 1538, hielt auf eigene Kosten ein Truppencorps, focht tapfer in den Türkenkriegen u. st. 1590. 8) Franz II., geb. 1577, Erbherr zu Güssing, wurde in den Freiherrn- u. 1603 in den Grafenstand erhoben. 9) Adam, Sohn des Vor., geb. 1604, war commandirender General in Niederungarn u. st. 1659; er hinterließ zwei Söhne, Paul u. Christoph, welche die 2 noch blühenden Linien B. stifteten:
I. Die Ältere Linie (Grafen B.): 10) Graf [401] Paul, älterer Sohn des Grafen Adam, geb. 1629, Stifter dieser Linie, st. 1689; er hinterließ einen Sohn, Siegmund I., dessen 3 Söhne 3 Speciallinien gründeten: A) die Linie zu Scharfenstein, gestiftet von 11) Graf Adam III., ältestem Sohn des Grafen Siegmund I., geb. 1697, st. 1782. 12) Graf Johann Nepomuk, Enkel des Vor. u. Sohn des Grafen Ludwig, geb. 1747, st. 1831, u. mit ihm starb diese Linie aus; dessen älterer Bruder: 13) Graf Joseph, geb. 1727 zu Wien, erhielt, nachdem er mehrere geistliche Stellen bekleidet hatte, 1759 das Bisthum Siebenbürgen u. 1766 das Erzbisthum Kalocsa, ward 1776 Erzbischof zu Gran u. Fürstprimas von Ungarn u. 1778 Cardinal; er zeichnete sich in den zweifelhaften Lagen seines Vaterlandes durch ruhmvolle Thätigkeit aus, sorgte namentlich für Verbreitung u. Verbesserung des Unterrichts u. verwendete große Summen zur. Hebung des Volkswohls u. zur Errichtung gemeinnütziger. Anstalten u. öffentlicher Bauten; er st. 1799 zu Preßburg. B) Die Siegmundsche Linie, gestiftet von 14) Graf Siegmund II., 2. Sohne des Grafen Siegmund I., geb. 1698, gest. 1768; jetziger Chef: 15) Graf Franz, Sohn des am 26, Febr, 1851 verstorbenen Grafen Joseph, geb. 3. Oct. 1804, Wittwer seit 1855 von Gräfin Maria, geb. v. Eisenbach; er hat keine Kinder; seines Vaters Halbbruder ist Graf Christoph, geb. 1792; seines Urgroßvaters Bruderssohn war: 16) Graf Ludwig, geb. 1809 zu Preßburg, nahm erst Militärdienste, machte dann Reisen durch Europa u. den Orient, wurde nach keiner Rückkehr Mitglied der Magnatentafel u. sprach schon 1840 eifrig auf der Seite der Opposition u. unterstützte besonders 1847 die Wahl. Kossuths als Abgeordneten des Pesther Comitats zur Ständetafel, gegen den Willen der Regierung. Als die Revolution im März 1848 in Wien ausgebrochen u. er zum Präsidenten des Ungarn zugestandenen Ministeriums ernannt worden war, ging er mit einer Deputation nach Wien, welche. die Concessionen für Ungarn vom Kaiser holte, u. verhandelte auch im Juni zu Innsbruck mit dem österreichischen Ministerium in der ungarischen Verfassungsfrage, da er jedoch die erwünschten Erfolge nicht erreichen konnte (s. Ungarn [Gesch.]), so legte er sein Amt nieder. Aber in dem neuen, vom Erzherzog Stephan vorgeschlagenen Septemberministerium Ungarns wurde B. Präsident ohne Portefeuille, u. obgleich am 17. Sept. vorläufig von der Kaiserlichen Regierung bestätigt, wurde er am 27. Sept. bei Lambergs Ankunft durch Kaiserliches Decret entlassen. Nun ging er mit einer neuen Deputation nach Wien, u. die Bestätigung mehrerer zu Pesth gefaßten Beschlüsse zu erhalten; da dies aber. nicht gelang, so reiste er am 6. Oct. von Wien ab. Der Ausbruch der Revolution in Ungarn am 6. Oct. u. die Ermordung Lambergs veranlaßte ihn aus dem Ministerium u. der Magnatentafel zu treten, worauf er in ein Husarenregiment trat u. gegen die Österreicher focht; in Folge einer Verwundung verließ er das Heer u. ging nach Pesth zum Reichstage. Als die Kaiserlichen Truppen unter Windischgrätz Ende 1848 in Ungarn einrückten u. am 5. Jan. 1849 vor Pesth erschienen, ging B. mit dem Erzbischof Lonovics u. Fr. Deak in das Lager des Feldherrn, um Schonung für die Stadt zu erbitten u. eine Pacificirung des Landes anzubahnen, wurde aber nicht vorgelassen, vielmehr am 3. Jan. verhaftet u. vor ein Kriegsgericht gestellt, Lange wurde er schonend behandelt, aber am 5. Oct. durch das Kriegsgericht, weil er als Minister auf die Auflösung der Verbindung zwischen Ungarn u. Österreich hingewirkt u. zum bewaffneten Widerstande gegen Österreichaufgefordert, auch selbst unter den Aufständischen gefochten habe, zum Tode verurtheilt u. am 6. Oct. 1849 in Pesth erschossen. Seine Güter wurden für den Staat eingezogen. Seine Gemahlin Antonie, geb. Gräfin Zichy, ging in das Ausland. C) Die Linie zu Pinkafeld, gestiftet von: 17) Graf Emmerich I., 3. Sohne Siegmunds I., geb. 1701, gest. 1774. Er hinterließ 5 Söhne, von denen der zweite: 18) Graf Ignaz, geb. 1741, 1798 als Bischof von Karlsburg starb; er war ein Mäcen der Gelehrten, baute die Sternwarte in Karlsburg u. sammelte die Leges ecclesiasticae regni Hungariae, Karlsb. 1785, Fol., u. gab St. Gerards Schriften 1790 heraus. Von den anderen 4 Söhnen Emmerichs gingen 4 noch bestehende Zweige aus: a) Erster Zweig, gestiftet vom Grafen Joseph (geb. 1738); zu diesem Zweige gehören: 19) Graf Joseph, Sohn des Grafen Joseph (geb. 1770, st. 1851), geb. 1836; u. 20) Graf Arthur, Cousin des Vor., Sohn des Grafen Vincenz (geb. 1772, st. 1827), geb. 1814, ist Oberlieutenant im österreichischen Heere; b) Zweiter Zweig, gestiftet vom Grafen Emmerich II. (geb. 1742), dazu gehört: 21) Graf Emmerich, geb. 1781, k. ungarischer Oberstallmeister; vermählt mit Elise, geb. Gräfin Mailáth v. Szekhely (geb. 1794); c) Dritter Zweig, gestiftet von dem 22) Grafen Aloys, geb. 1743, war erst Jesuit, nach der Auflösung des Ordens trat er in den weltlichen Stand u. st. 1821. Er war ein sehr freimüthiger Mann, sprach 1790 auf dem Reichstag zu Ofen für die Protestanten u. schrieb mehreres. Er hat nur 2 Töchter hinterlassen; d) der Vierte Zweig, gestiftet von 23) Emmerich od. vielmehr von dessen Sohne, Grafen Johann, geb. 1798 u. gest. 1822; sein Sohn, Graf Karl, st. 1853 u. hinterließ mehrere Kinder.
II. Die Jüngere Linie (Fürsten u. Grafen B.), 1763 nach dem Rechte der Erstgeburt in den Fürsten- u. 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben u. gestiftet vom 24) Grafen Christoph II., zweitem Sohne des Grafen Adam, geb. 1632, gest. 1685. 25) Graf Adam, Sohn des Vor., war. mit einer Tochter des Grafen v. Strattmann vermählt u. seine Söhne nahmen, als diese Linie erlosch, 1755 den Namen Batthyany-Strattmann an; er st. 1703 als Ban von Kroatien. 26) Fürst Karl, Sohn des Vorigen, geb. 1697, errichtete nebst seinem Bruder Ludwig aus den Herrschaften Peyerbach, Prugg u. Spätenbrunn 1755 ein Majorat für ihre Descendenz, zeichnete sich als Feldmarschalllieutenant unter dem Prinzen Eugen im Türkenkrieg aus, operirte 1744 gegen Friedrich II. in Böhmen u. führte durch den Sieg bei Pfaffenhofen über die Franzosen u. Baiern 1745 den Frieden zu Füssen. herbei; weniger glücklich war er um Rhein u. in den Niederlanden gegen die Franzosen, Nach dem Aachener Frieden ernannte ihn Maria Theresia zum Oberhofmeister des nachmaligen Kaisers Joseph II.; als er diese Stelle 1763 niederlegte, wurde er zum Fürsten nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben u. st. zu Wien 1772. 27) Fürst Adam Wenzel, geb. 1722; erst Bicebau, von Kroatien, wurde1787 [402] Feldzeugmeister u. st. 1782 auf einer Reise in Tyrol; jetziger Chef: 28) Fürst Philipp, Enkel des Vor., Sohn des Fürsten Ludwig (st. 1806), geb. 13. Nov. 1781, K. K. Kämmerer, Erbobergespan des Eisenburger Comitats, Erbherr zu Güssing (Rémet-Ujvar); er ist nicht vermählt; sein Bruder: 29) Graf Baptist, geb. 1784, vermählt in 2. Ehe seit 1834 mit Aglae, geb. Gräfin B. (geb. 1805), hat nur Töchter; 30) Graf Gustav, Vetter des Vor., Sohn des. 1828 verstorbenen Grafen Anton, geb. 1803, Wittwer seit 1840 von Wilhelmine, geb. v. Ahrenfeld, hat zwei Söhne, Eduard u. Gustav, 31) Graf Kasimir, Bruder des Vor., geb. 1807 bereiste einen großen Theil von Europa, bes. England, trat nach seiner Rückkehr in den Reichstag u. hielt sich zu der liberalen Partei; 1848 wurde er Obergespan im Baranyer Comitat u. nahm persönlich Theil an dem Kampfe gegen die Kroaten, namentlich bei Szarvas u. Chezin im Nov. u. Dec. 1848. Nach der Übergabe der von ihm besetzten Festung Esseg im Februar 1849 an die Österreicher, ging er zu der ungarischen Regierung nach Debreczin, wurde zum Gouverneur von Kleinkumanien ernannt u. nahm Theil an dem Kampfe in der Bacska. Er wurde nach der Unabhängigkeitserklärung vom 14. April 1849 Minister des Äußern, focht dann mit Kossuth gegen die Österreicher u. trat zuletzt mit auf türkisches. Gebiet (s.u. Ungarn [Gesch.]), wo er mit Kossuth erst in Widdin, dann in Schumla u. Kiutahia internirt wurde. 1851 freigelassen, ging er, nachdem er im Sept. vom Standgericht zu Pesth zum Tode verurtheilt u. sein Vermögen confiscirt worden war, nach Frankreich; er trennte sich zuletzt von Kossuth u. st. im Juli 1854 zu Paris. Einige von ihm im Reichstag gehaltene Reden sind gedruckt, Lpz. 1847.
Buchempfehlung
Albert Brachvogel zeichnet in seinem Trauerspiel den Weg des schönen Sohnes des Flussgottes nach, der von beiden Geschlechtern umworben und begehrt wird, doch in seiner Selbstliebe allein seinem Spiegelbild verfällt.
68 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro