Wrede

[366] Wrede, eine deutsche, aus Baiern stammende, der Katholischen Confession folgende, 1700 in ihrem Freiherrenstande bestätigte, 1809 in den französischen Reichsgrafen- u. 1814 in den deutschen Fürstenstand erhobene u. 1818 mit der erblichen Reichsrathschaft in Baiern beliehene Familie, welche ihren Wohnsitz auf Schloß Ellingen hat u. dermalen besitzt: die Thronlehnschaft Ellingen u. das Rittergut Sandsee in Baiern; die Herrschaften Suben, Mondsee[366] u. Engelszell u. das Schloß Hüttenstein in Österreich ob der Enns, zusammen bei 8 QM. Wappen: ein grüner Lorbeerkranz in Gold, mit eingeflochtenen fünf Rosen, in der oberen rechten Schildesecke eine blaue Vierung, worin ein aufrecht gestelltes Schwert mit goldenem Griff: Devise: Virtuti pro patria. 1) Fürst Karl Philipp, Sohn des Freiherrn Ferdinand Joseph, geb. 29. April 1767 in Heidelberg; studirte daselbst Jurisprudenz u. Cameralia, wurde Hofgerichtsrath in Manheim, 1792 Assessor beim Oberamte Heidelberg, 1793 pfalzbaierischer Landescommissär bei dem österreichischen Heere unter Hohenlohe u. 1795–98 bei dem Wurmsers; nachdem er der von ihm erkauften Oberforstmeisterstelle entsagt hatte, organisirte er 1799 auf den Wunsch des Erzherzogs Karl als Oberst das pfalzbaierische Armeecorps, zeichnete sich in mehren Gefechten aus u. wurde 1800 Generalmajor, deckte den Rückzug über die Donau u. war bei Hohenlinden. 1804 zum Generallieutenant avancirt, befehligte er 1805, als Deroy verwundet war, das baierische Heer; 1807 führte er eine baierische Division in Polen, 1809 bei Abensberg, Landshut u. Neumarkt, wo er viel entschied, u. drang dann in dem empörten Tyrol bis Innsbruck vor, welches er besetzte. Er ging nun mit seiner Division nach Wien, entschied die Schlacht bei Wagram u. kehrte nach dem Waffenstillstande nach Tyrol zurück, wo er mit Lefebre die Insurrection bezwang. Er wurde deshalb 1810 zum französischen Reichsgrafen ernannt u. mit den Herrschaften Mondsee u. Engelszell im Innviertel beliehen. Als General der Cavallerie führte er 1812 eine baierische Division nach Rußland, befehligte an der Düna, siegte bei Polozk, erhielt nach Deroys Tode das Obercommando über die Infanterie u. deckte die Flucht des französischen Heeres. 1813 commandirte er das baierische Heer am Inn u. schloß mit Österreich am 8. Oct. desselben Jahres den Vertrag von Ried, wornach die Baiern sich den gegen Frankreich alliirten Mächten anschlossen, erhielt den Oberbefehl über das vereinigte baierisch-österreichische Heer u. zog gen Hanau, wo er am 30. u. 31. Oct. den Rückzug Napoleons vergebens aufzuhalten strebte u. dabei schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung ging er 1814 auf den Kriegsschauplatz, übernahm das 5. Corps u. siegte mit bei Brienne, Rosny, Bar sur Aube u. Arcis sur Aube. Er wurde nun 7. März 1814 Feldmarschall u. 9. Juni d. J. in den Fürstenstand erhoben, nachdem er am 24. Mai die Herrschaft Ellingen als Thron- u. Mannlehn unter baierischer Hoheit erhalten hatte. Auf dem Wiener Congreß vertrat W. Baiern u. 1815 drang er mit den Baiern in Lothringen u. Frankreich ein. 1819 wurde er Reichsrath u. 1822 Generalinspector der Armee u. ging 1832 als Hofcommissär nach Rheinbaiern, wo er durch sein gemäßigtes, festes u. staatskluges Benehmen die Unruhen schnell stillte. Er st. 12. Dec. 1838 in Ellingen; vermählt war er mit Sophie geb. Gräfin von Wiser. Ihm wurden 1844 in der Feldherrenhalle in München u. 1860 auf der Promenade in Heidelberg Denkmäler errichtet. 2) Fürst Karl Theodor, Sohn des Vor., geb. 8. Jan. 1797, war früher Regierungspräsident in der Pfalz, dankte aber 1841 freiwillig ab, weil er mit dem Gang der baierischen Regierung u. bes. mit dem Minister des Innern von Abel unzufrieden war; 1846 trat er gegen denselben in der ersten Kammer der baierischen Reichsstände mit der Beschuldigung auf in Mehrem, bes. in Beziehung auf die Protestanten, gegen seine Pflicht gehandelt zu haben, u. trug darauf an, daß der Minister in Anklagestand versetzt werde. Als jedoch die Mehrzahl der Mitglieder der ersten Kammer nicht beistimmte, zog er sich aus den reichsständischen Versammlungen zurück. Er resignirte 1858 zu Gunsten seines ältesten Sohnes (s. W. 4) u. ist jetzt baierischer Staatsrath im außerordentlichen Dienste u. Oberstlieutenant à la suite. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Amalie geb. Gräfin von Thürheim (st. 1842) vermählte er sich 1844 wieder mit Amalie geb. von Löw. 3) Fürst Eugen, Bruder des Vor., geb. 4. März 1806, erwarb sich als Regierungspräsident der Pfalz viele Verdienste u. st. 1. Mai 1845 als Präsident des Appellationsgerichts von Oberfranken. Jetziger Chef des Hauses ist: 4) Fürst Karl Friedrich, ältester Sohn von W. 2), geb. 7 Febr. 1828, ist baierischer Major à la suite, folgte nach Vertrag vom 20. Sept. 1858 seinem Vater in dem Besitz von Ellingen u. in der Reichsrathwürde; vermählt seit 1856 mit Helene geb. Gräfin von Vieregg; sein Sohn Philipp Karl ist 1862 geboren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 366-367.
Lizenz:
Faksimiles:
366 | 367
Kategorien: