1. Es ist bei manchem nicht so heiss, als er wol sehr raucht. – Petri, II, 256.
2. Es ist nichts so heiss, es kühlt sich endlich ab.
Ein ähnliches Sprichwort haben die Neger in den französischen Colonien. (Reinsberg II, 136.)
3. Es kann nicht heisser als kochen. – Simrock, 5799a.
4. Heiss essen und kalt arbeiten. (Oberösterreich.)
5. Heiss zu heiss kühlt nicht, aber es kocht (siedet) gern.
Frz.: Cervelles chaudes les unes avec les autres ne font jamais bonne soupe. (Leroux, II, 2.)
6. Mir wird heiss, sagte die Hexe, als sie verbrannt wurde. (S. ⇒ Tag.)
Holl.: Dat is heet, zei de heks, en zij werd verbrand. (Harrebomée, I, 299.)
7. Wâri di föör hiat, kul brânt egh. (Amrum.) – Haupt, VIII, 364, 221; Johansen, 151.
Hüte dich vor heiss, kalt brennt nicht.
8. Was zu heiss ist, blase gut!
9. Wat to hêt un to swâr is, mutt man liggn lat'n. – Eichwald, 762.
10. Wenn's heiss ist an Dominicus (4. Aug.), ein strenger Winter kommen muss. (Herford.) – Boebel, 39.
11. Wos hoass is, muis ma plosn. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 31.
Was heiss ist, muss man blasen.
12. Zu heiss und zu kalt macht lockere Zähne.
*13. Das ist (macht) weder heiss noch kalt. – Eiselein, 296.
*14. Einem heiss machen. – Wurzbach II, 173.
Auch wol warm machen, so viel als jemand im milden Sinn quälen, martern. Von den Torturen abgeleitet, namentlich von denen, bei welchen heisses Eisen, glühende Kohlen u.s.w. zur Anwendung kamen.
*15. Es geht heiss her.
*16. Es ist so heiss, man könnte im Sande sieden. (Niederlausitz.)
*17. Es ist so heiss wie die Suppe der bergheimer Table-d'hôte. (Köln.)
Aus der glücklichen Zeit, in der noch eine Personenpost zwischen Köln und Jülich fuhr, die in Bergheim anhielt, wo die Passagiere eine heisse Suppe erhielten, die sprichwörtlich geworden ist. (Vgl. Weyden, Köln vor fünfzig Jahren.)
*18. Es ist heiss wie in den Hundstagen.
Frz.: Plus chaud que braise. – Plus chaut que feu. (Leroux, I, 47.)
*19. Es ist so heiss wie in der Pirt. – Frischbier2, 1555.
Auch: wie in der Jauch. Pirt und Jauch sind die Namen für die in einem besondern Hause liegenden Flachsbrechstuben. Bis zum 17. Jahrhundert war die Pirt zugleich Badestube und der in derselben stehende grosse Ofen hiess Kuigel. (Vgl. Neue Preussische Provinzialblätter, II, 313.)
*20. Et is so hêit, dat de Katten bieset. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 86, 97.
Bissen = rennen, laufen; mittelhochdeutsch bisen.
*21. Et is so heit, dat de Kräggen upm Tune (Zaun) jappet1. (Westf.)
1) Jappen = nach Luft schnappen.
*22. Heiss und kalt aus Einem Munde blasen.
Die Neugriechen sagen von einem solchen, den der Italiener doppelter als eine Zwiebel nennt: Aus seinem Munde kommt zugleich Hitze und Kälte. Die Franzosen: [483] Er hat ein Antlitz mit zwei Gesichtern. Die Engländer: Er hat ein Gesicht für Gott und ein anderes für den Teufel. Die Venetier: Er hat zwei Gesichter unter einer Mütze. Die Holländer: Er spricht aus zwei Münden. Die Perser: Er hat eine Zunge unter der andern. Die Aegypter: Er sagt zum Diebe: Stiehl, und zum Hausbesitzer: Gib auf dein Eigenthum Acht! (Reinsberg IV, 119.)
Mhd.: Eins ungevierten mannes muot der kûchet kalt, der blâset warm ûz eines mannes munde, staeter triuwen ist er arm. (Reinmar von Zw.) (Wackernagel, 686, 21.)
*23. It wart so het nich gäten äs 't koakt1 is. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 124.
1) Updraogen hat Danneil (882) für die Altmark. – Es wird so heiss nicht gegessen als es gekocht wird.
*24. So hëit as im Bakuawen. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 80.
*25 Das ist mir zu heiss geschmiedet. – Schuppius, Tractätlein.
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