1. Alen Doach hîsch, äs mäkest hîsch; un Sangtich hîsch, dâd äs hîsch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 368.
2. All Dag is ken Joarmarkt. (Strelitz.)
3. All Dage is kîn Sonndag (kîn Karkmess, sün kîn Fangeldage). (Oldenburg.)
4. All Doag wat Nîgs, mîn Doag nischt Gôds. (Pommern.)
[990] 5. All Tag voll und übersatt, all Wochen zwey mal im Bad machen endlich eine böse Hofstatt. – Chaos, 209.
6. All tag wee, stirbt nimmermeh. – Franck, I, 82b; Lehmann, II, 33, 19; Eiselein, 586.
Lat.: Multum decubare, et nunquam espirare. = Qui semper aegrotant, duitissime vivant.
7. Alle Dag um den Hêrd, ist des Sündags unwêrt (schämenswerth). – Schütze, I, 199; Petri, II, 8; Körte, 5843.
Wenn ein Frauenzimmer ihren besten Kleiderstaat in der Woche am Herde aufschleppt, so hat sie Sonntags nichts Angemessenes anzuziehen.
8. Alle Tage ein ander Werk.
Lat.: Fininut pariter, renovant que labores gantur. (Sutor, 409.)
9. Alle Tage ein Fädlein ist ein Hemdsärmel im Jahr.
Holl.: Alle dagen een draadje is een hemdsmouw in het jaar. (Harrebomée, II, 112a.)
10. Alle Tage einen Faden, macht des Jahres ein Hemde. – Masson, 219.
11. Alle Tage einen Stich macht das Jahr noch keinen Schuh.
Lat.: Otia dant vitia. (Chaos, 708.)
12. Alle Tage einmal, ist keine Qual.
13. Alle Tage findet sich bei einem alten Manne etwas Neues.
14. Alle Tage gleich satt, macht zuletzt eine wüste Hofstatt.
15. Alle Tage ist's nicht Feiertag, als für die Narren.
16. Alle Tage sing' und sage: Lob der Himmelskönigin.
Lat.: Omnia die, die Mariae. (Chaos, 503.)
17. Alle Tage voll macht das Haus leer.
18. Alle Tage was macht am Ende des Jahres einen Haufen.
Holl.: Alle dagen wat maakt aan het einde des jaars een grooten hoop. (Harrebomée, I, 112a.)
19. Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. – Schottel, 1114a; Beyer, I, 83; Bücking, 110; Müller, 70, 4; Pauli, Postilla, 552a; Ramann, Unterr., III, 29; Siebenkees, 260; Lohrengel, I, 22; für Ostfriesland: Eichwald, 271; Kern, 1217.
Sagt man, wenn die Ausführung eines Geschäfts bezweifelt wird; es kann noch zu Stande kommen vor dem Jüngsten Tage. Auch: die Folgen seines leichtsinnigen oder sträflichen Wandels, die bisjetzt ausgeblieben sind, können immer noch kommen. Der letzte Tag ist noch nicht gewesen.
Böhm.: Však není ještĕ všem dním večer. (Čelakovsky, 195.)
Dän.: Alle dages aften er ikke endnu kommen. (Prov. dan., 17.)
Frz.: Le dernier jour n'est pas encore passé. – Nous ne sommes pas encore au bout de la piece.
Holl.: Aller dagen zon is nog niet onder. – Het is aller dagen avond niet. (Harrebomée, I, 112a u. 115a.)
It.: Non è ancor sera a Prato.
Lat.: Accidit in puncto quod non speratur. – Multa cadunt inter calicem supremaque labra. – Nescit quid serus vesper vehat. – Non dum omnium dierum sol occidit.
Schwed.: Alla dagars afton är icke kommen. (Grubb, 121.)
20. Am Dage hess du mi Swin un iek die Fiärken, dann könnt et Oawens de Lü nit miärken. (Iserlohn.) – Woeste, 77, 293.
21. Am guten Tage ein gutes Werk.
Frz.: A bon jour bonne oeuvre. (Cahier, 1184.)
22. Am guten Tage sei guter Dinge. – Philippi, I, 226.
23. Am heiligen Tage soll die Arbeit ruhen.
Böhm.: V den svatý práce mají spáti. (Čelakovsky, 9.)
24. Am Jüngsten Dage gellet de Kauflad' so viel as 'ne Pistole. (Westf.)
25. Am jüngsten Tag wird Gott allen Blinden den Stahr stechen. – Petri, II, 13; Henisch, 419, 62.
26. Am Jüngsten Tag wird offenbar, wer hie ein frommer Pilger war. – Lehmann, II, 27, 44; Henisch, 380, 60; Chaos, 422; Körte, 5819; Sutor, 680.
Bei Tunnicius (706): To dem jungesten dage sal men wol sein, we gût is. (Quis bonus? aetherei sententia iudicis effert?)
Holl.: Men sal ten jonxten daghe wael sien, wie goet pelgherien is. (Harrebomée, I, 116b; Tunn., 18, 2.)
Lat.: Tempus iudicii vitam pandet peregrini. (Fallersleben, 491a; Sutor, 332; Loci comm., 61; Henisch, 380, 62.)
[991] 27. Am jüngsten Tag wirt mancher schawen, was er hie hab für bier gebrawen. – Henisch, 374, 1; Simrock, 1077; Körte, 5816.
28. Am Jüngsten Tage gilt der Beutel so viel als das Geld. (Rott-Thal.)
29. Am Jüngsten Tage wird man sehen, wer den grössten Arsch hat.
Bei Tunnicius (727): Men sal wol sein, we den grotesten êrs heft. (Cui maior podex refert pars ultima vitae.)
Holl.: Men zal ten jongsten dage wel zien, wie den wijdsten aars heeft. (Harrebomée, I, 116b.)
30. Am Tag ein Betler, zu Nachts ein Dieb. – Henisch, 693, 37; Petri, II, 14; Mathesy, I, 73b.
31. Am Tage der Schlacht marschirt alles nach dem Kanonendonner.
»Die alte Soldatenregel: Am Tage der Schlacht marschirt alles nach dem Kanonendonner, ist tief in das preussische Blut übergegangen.« (Wacht am Rhein, Leipzig 1870, Nr. 20, S. 211.)
32. Am Tage des Sieges lässt man sich keine Strapaze verdriessen. – Burckhardt, 768.
33. Am Tage erleiert (erdreiert), des nachts verdreiert (verleiert).
Was man bei Tage mit der Leier verdient, das geht des Nachts wieder in den Wind.
34. Am Tage errungen, am Abend verschlungen.
35. Am Tage Licht ist Augengift. (Braunschweig.)
36. Am Tage siehst du nichts und in der Nacht schwatzest du. (Neugriech.)
37. An böse Tage denkt man länger als an gute.
Frz.: Memoire du mal alongue trasse memoire du bien tuntost passe.
Lat.: Maior longe ac diuturnior malorum quam bonorum memoria. (Bovill, II, 59.)
38. An die guten Tage soll man denken und die bösen überwinden.
Engl.: Think of ease, but work on. (Bohn II, 6.)
39. An einem schönen Tage muss man nicht ohne Mantel (Schirm u.s.w.) ausgehen.
Span.: El dia de calor, ese te arropa mejor. (Bohn I, 217.)
40. An einem sommerlangen Tage kann man viel sagen.
41. An guten Tagen sind Morgen und Abend nicht weit auseinander.
D.h. sie erscheinen kurz, vergehen schnell. Die Finnen drücken denselben Gedanken durch den sprichwörtlichen Wunsch aus: Lässt Gott denn alles kommen, ohne dass man seiner erwähne, weil im fröhlich erlebten Tage der Abend plötzlich da ist. (Bertram, 45.)
42. An heiligen Tagen wird man am meisten geschlagen.
43. Anderer Tag, andere Plag'. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 28.
44. Auch am längsten Tage sinkt die Sonne.
45. Auch der heutige Tag hat seinen Abend. (Lit.)
Darum säume nicht!
46. Auch die warmen Tage im Winter sind kalt, auch die kalten Tage im Sommer sind warm. – Bertram, 80.
47. Auf den hellsten Tag folgt eine dunkle Nacht. – Altmann VI, 449.
48. Auf den Jüngsten Tag wird eine Grafschaft so viel gelten als ein Fürstenthum. – Sprichwörterschatz, 156.
49. Auf einen bösen Tag folgt selten eine gute Nacht.
Engl.: A bad day never hath a good nigth. (Bohn II, 5.)
50. Auf einen heitern Tag folgt oft eine trübe Nacht.
Böhm.: Co den, to radost, ale slz neubývá. – Den mrká nocí, a človĕk žalostí. (Čelakovsky, 181.)
It.: Per un giorno di gioia souvente se nè hà mille di noia. (Pazzaglia, 150, 3.)
51. Auf frohe Tage ein guter Trunk macht alte Leute wieder jung.
Holl.: Op blijde dagen malsche teugen kan 't hart van jong en oud verheugen. (Harrebomée, II, 328b.)
52. Auf gute Tag folgt grosse Plag. – Chaos, 544.
53. Auff ein bösen Tag gehört ein guter Abendt. – Lehmann, 813, 18; Lehmann, II, 30, 44.
Mhd.: Den swaeren tag er wol vertuot, der sich versiht, daz der âbent werde guot. (Rotenburg.) (Zingerle, 145.)
Dän.: Paa en ond dag hører en god aften. (Prov. dan., 17.)
[992] 54. Auff einen guten tag dancke Gott, einen bösen tag nimb auch fürlieb. – Henisch, 645, 4.
Dän.: Paa den gode dag skal man tale og giøre godt. (Prov. dan., 103.)
55. Aus Tagen werden Wochen, Monate, Jahre. – Simrock, 10083; Körte, 5824.
56. Bei guten tagen vnd wein wil das podagram sein. – Franck, I, 57a; Petri, II, 43; Eyering, I, 194; Lehmann, II, 47, 19; Bücking, 195; Blum, 607; Bremser, 23; Simrock, 7957; Körte, 4823; Braun, I, 3336.
Will sagen: Das Podagra ist keine Krankheit gemeiner Leute, sondern vornehmer Herren. Aber es ist doch die Frage, ob das Wohlleben, d.i. ob die guten Tage allein und nicht auch die den guten vorausgegangenen bösen Ursache an der Erzeugung des Podagra sind.
Frz.: Goutte traeassée est à demi pensée.
Lat.: Ubi uber, ibi tuber. (Seybold, 620.)
57. Bei Tage braucht man kein Licht aufzustecken. – Eiselein, 422; Simrock, 6382.
Lat.: Manifesta non egent probatione. (Binder I, 949; II, 1789; Philippi, I, 241; Seybold, 297; Sutor, 367.)
58. Benutze jeden schönen Tag, Spazierengehn ist keine Plag'.
59. Besser ein Tag bei einem Weisen als ein Jahr (auch: das ganze Leben) bei einem Narren. – Winckler, XI, 34.
Lat.: Quod potest fieri pauciotibus, non debet fieri pluribus. (Chaos, 867.)
60. Besser einen Tag auf einem Pferde, als eine Woche auf einem Esel.
Holl.: Beter een half jaar op een goed paard gereden, dan zijn gansche leven op een' ezel. (Harrebomée, II, 160b.)
61. Besser zwei Tage zu früh als einen zu spät.
Holl.: Maai liever twee dagen te vroeg than one too laat. (Bohn I, 332; Harrebomée, I, 116.)
62. Beym Tag kauff ein Weib und ein Tuch, sonst kauffst du Reu und Fluch.
Lat.: Nec femina, nec pannus ad caudelam emendus est. (Chaos, 507.)
63. Binnen gebundenen Tagen darf man nicht schwören. – Graf, 404, 31.
Während den Festzeiten und der Ernte, d.i. der gebundenen Tage, ruhte bei den alten Deutschen das Gericht; es durfte da kein Eid abgenommen und kein Urtheil verkündet werden. Unsere Gerichtsferien.
Mhd.: Binnen gebundenen dagen ne mut man nicht sweren. (Homeyer, Sachsenspiegel, II, 10, 3.)
64. Binnen gebundenen Tagen soll man nicht richten. – Graf, 405, 32.
Weder ein Urtheil fällen noch verkünden.
Mhd.: Binnen gebundenen dagen ne mut man nicht dingen. (Homeyer, II, 11, 4.)
65. Da soll einer auf seine alten Tage noch sterben, sagte (klagte) Klaus.
Holl.: Lieve Huibert-oom, must gij op uwen ouden dag nog sterven. (Harrebomée, II, 116b.)
66. Daë sind der vïele, de Moalteien näu mêre. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 29.
67. Das ist ein guter Tag, an dem man sich eines Narren entblösst. – Winckler, XI, 64.
68. Das ist kein schlimmer Tag, auf den eine gute Nacht folgt.
Engl.: It is never a bad day, that has a good night.
69. Dat hett de hêl (ganze) Dag all sô gân, sä(de) Anke Diedels, dô lêg (lag) se mit Appels in de Göte (Gosse, Rinne). (Ostfries.) – Eichwald, 308; Hoefer, 217.
Der Volksmund bezieht hier schelmischerweise den Ausruf der Anke D. auf das Liegen in der Gosse, obgleich sie wahrscheinlich dabei an einen ganz andern Umstand gedacht hat.
70. Dat ward en hêten Dag, sä' de Hex, da schull se brennen. – Diermissen, 208.
71. Dat was 'n gôden Tog, säd' de oll Frû, un zoppt sich'n Kîwit ût'n Nôrs. – Hoefer, 310.
72. Dat was 'n gôden Tog, säd Hans, un treckt de Brût 'n Täk (Holzbock) ût'n Nôrs. – Hoefer, 210.
73. Dat werd alle Dage schlechter, se de Krey (Krähe), dar bröken se den Galgen aw. – Globus, VIII.
74. Dat will (wird) 'n hêten Dag worden, sä de Snîder, do full he ut dat Bedd mit de Nêrs in de hête Rîsebrêpott. – Kern, 368.
[993] 75. Dat will van Dage 'n hêten Dag worden, sä Revertôm, do stunn he um Middag up un stappde (trat) in de hête Rîsebrê. – Kern, 368.
76. Dat will van Dage 'n hêten Dag worden, se(de) de ôld Wîf, as se verbrannt worden schull. – Bueren, 287; Eichwald, 2054; Hoefer, 442b; Frommann, III, 431, 212; Hauskalender, II.
»Je crève de chaud, as the Spanish chesnut said, on being rousted.« (Hagen, 104, 28.)
Holl.: Dat zal van daag een heete dag zijn, zei Martje van Assen, on zij moest verbrand worden. (Harrebomée, I, 113a.)
77. De Dag will 'n Awend hebben. (Ostfries.) – Bueren, 114; Eichwald, 278; Frommann, III, 429, 243; Kern, 1214; Hauskalender, I.
Auch der längste Tag neigt sich endlich.
78. De Tage sind völ, man de Mahlen (Mahlzeiten) noch mehr. (Ostfries.) – Bueren, 302; Frommann, IV, 143, 358; Eichwald, 279; Hauskalender, I.
79. Dem längsten Tage folgt sein Abend.
80. Den ersten Tag ein Gast, den andern eine Last, den dritten stinkt er fast. – Körte, 1777; Eiselein, 207; Simrock, 3042.
Engl.: Fresh fish and strangers stink in three days. (Gaal, 582.)
Frz.: L'hôte et le prisson, en trois jours sont poison.
81. Den ersten Tag gemäss, den andern Tag gefräss, den dritten voll und toll, thut der gantzen Aderlass wohl.
Lat.: Stans in punctura.
82. Den ersten Tag ist einer ein Gast, den andern eine Last, den dritten ein Stanck, den vierdten heisst es: eile wie ein Flüchtiger, den fünften: gehe, du Kahlkopf. (S. ⇒ Fisch 50 und ⇒ Gast 40-42.) – Gryphius, 35.
Es wird in der Räthselweisheit a.a.O. hinzugefügt: »Den sechsten wird der Wirth ungeduldig und bezeuget seinen Unwillen durch schelten und fluchen.«
Lat.: Piscis triduanus foetet.
83. Den ersten Tag mässig, den zweiten gefrässig, den dritten aber toll und voll, so geräth der Aderlass wohl. – Bremser, 30; Pistor., II, 2; Simrock, 99; Schuppius, Schr., I, 913.
In der Schweiz: Der erst Tag g'mäss, der zweit Tag g'fräss, der dritt Tag voll, thuet der ganze Lüssi wol. (Sutermeister, 128.) Aus der Aderlassperiode. Unter Tag ist nicht gerade ein Zeitraum von vierundzwanzig Stunden zu verstehen. Der gesunde Mensch, von dem hier nur die Rede ist, wird durch den Aderlass geschwächt, muss also unmittelbar darauf sehr mässig leben, später bedarf er als Ersatz nährender Speisen; und um bald wieder Aderlassen zu können, muss er sich drittens toll und voll saufen.
84. Den guten Tagen der Freier folgen böse Nächte.
Holl.: Goede dagen van de vrijers worden gevolgd door kwade nachten. (Harrebomée, II, 114b.)
85. Den guten Tag muss man (erst) am Abend loben. – Gaal, 6; Siebenkees, 259.
Es ist ein bemerkenswerther, in den Volkssagen oft wiederkehrender Zug, es dürfe niemand das Gefühl der Abhängigkeit von einer höhern Macht aufgeben, wenn er nicht sofort die Strafe seiner Ueberhebung empfinden wolle. Die Mythen von Prometheus und seinem morgenländischen Verwandten Satan, der Ring des Polykrates und alle Sagen vom Neide der Götter, der Ammenaberglaube, dass man Kinder nicht loben dürfe, ohne »unbeschrien« oder »Gott behüts« hinzuzusetzen sind, wie das vorstehende Sprichwort, sämmtlich aus derselben Quelle entsprungen.
Mhd.: Mer spräkt unde is ôk al ware, allen wärken werd lov gesägd in dem ende, also men se lägt. (Laiendocter, 32.) – Guoten tac man ze âbent loben sal. (Grimm, Freidank, XCVIII.) Vgl. ferner Haupt, III, 414, 81, Die verwandten Sprüche aus dem Havamal betreffend.
Dän.: En god dag skal man rose om aftenen. (Bohn I, 365.)
Engl.: Praise a fair day at night. (Gaal, 6; Bohn II, 91.)
It.: La vita il fine e'l di loda la sera. (Bohn II, 91.) – Non lodar il bel giorno innanzi sera. (Gaal, 6.) – Ogni giorno passa an giorno.
Lat.: Diem vesper commendat. – Nescimus, quid serus vesper vehat. (Seybold, 123 u. 344.)
Ung.: A' napot nem költtén, hanem esttén dicsérik. (Gaal, 6.)
86. Den heitern Tag soll man geniessen.
Span.: El buen dia, meterle en casa; pues mientras se rie, no se llora. (Cahier, 3252.)
[994] 87. Den hunnertsten Dag noa Nijoar is gued Flass säggen. (Westf.)
88. Den nägten (neunten) Dag krigen de jung'n Hun'n ok Ogen, säd de oll Scheper Köpk. – Fr. Reuter, Stromtid, II, 110.
89. Den schönen Tag soll man am Abend und das Leben nach dem Tode loben.
Frz.: Loue le beau jour au soir, et la vie à la mort. (Cahier, 906.)
90. Den schönen Tagen und den lachenden Herren ist schlecht zu trauen.
Bei Tunnicius (1269): Den klaren dagen unde lachenden heren is quât to löven. (Ne credas Phobi radiis regique sereno.)
Lat.: Ridenti domino diffide poloque sereno. (Lib. Sent. bei Haupt, VI, 304.)
91. Den Tag der Ausfahrt kennen wir, nicht den der Einfahrt. – Altmann VI, 395.
92. Denke an faule Tage und arbeite darauf los. – Simrock, 10072; Körte, 5828.
Frz.: Ouvre la porte au bon jour et prépare toi au mauvais. (Körte, 5828.)
93. Der alle Tag lange Weil hat, der kan nit sagen, dass ihm das Leben zu kurz sey.
Lat.: Quatuor producunt loca obscura, quies folitaria, rumor despicibilis cogitatio debilis. (Sutor, 576.)
94. Der Dag sin vill, der hungrige Mohlzike noch mih. (Köln.) – Weyden, II, 8.
95. Der erst Tag en Gast, der zweit en Ueberlast, der dritt Tag en Unflôt, wenn er nid hei goht. – Sutermeister, 126.
96. Der erste Tag ist der beste in der Ehe.
Dän.: Den første dag den beste, sagde manden om sin onde konen. (Prov. dan., 103.)
97. Der erste Tag nach der Hochzeit ist oft der letzte in der Liebe.
Lat.: Heu mihi, caecus amor subitam severit in iram. (Chaos, 62.)
98. Der erste Tag nach geschlossener Ehe ist der erste von langem Wehe.
99. Der folgende Tag ist des vergangnen schüler. – Eyering, II, 449; Petri, II, 87.
Dän.: Den efter følgende dag er den foregaaendes discipel. (Prov. dan., 103.)
100. Der gestrige Tag ist hin, und der morgende soll noch kommen; heute muss man leben.
Die Finnen: Den gestrigen Tag haben wir überlebt, den heutigen bis auf jetzt, für den morgenden sorgt der liebe Gott. (Bertram, 52.)
Holl.: De dag van gisteren is verleden, de dag van heden wil dien wel besteden, de dag van morgen is verborgen, daarom wil altijd voor den dood zorgen. (Harrebomée, I, 113a.)
101. Der gestrige Tag kommt nicht wieder.
Lat.: Non potest dies esse saepius, qui semel fuit. (Philippi, II, 42.)
102. Der heutig Tag ist dess gestrigen junger. – Henisch, 1575, 41; Lehmann, II, 63, 122; Simrock, 10071; Körte, 5832; Braun, I, 4386.
Lat.: Discipulus est prioris posterior dies. (Henisch, 1575, 42.)
103. Der heutige Tag muss beim gestrigen in die Lehre gehen. – Dove, 284.
Das vergisst nur der, der alle Tage mehr zum Stümper wird, weil er sich für einen Meister hält.
104. Der ist der guten Tage nicht werth, der nie böse erlebt hat.
105. Der Jüngste Tag ist der des Todes.
Dän.: Enhvers yderste dag er naar han døer. – Vor døds-dag er vor doms-dag. (Prov. dan., 114.)
106. Der Jüngste Tag wird bald kommen, die Esel reden Latein.
Frz.: Le jour du jugement viendra bientôt, les ânes parlent latin. (Kritzinger, 416.)
107. Der kommende Tag ist schlimmer als der gehende.
Dän.: Den dag er være der kommer end gaaer. (Prov. dan., 103.)
108. Der lange Tag baut nicht viel Land, es thut's die rührige Hand.
It.: Il lungo giorno no, ma il cuor fa l' opera. (Bohn I, 102.)
109. Der längste Tag hat auch seinen Abend. – Winckler, V, 398.
»Der längst tag hat endlich och seinen obend.« (Keller, 161b.)
[995] Engl.: The longest day must have an end. (Bohn II, 84.)
Frz.: Il n'y a si grand jour qui ne vienne pas a vêpres. (Bohn I, 26.)
Holl.: De langste dag heeft ook een avond. (Harrebomée, I, 113a.)
It.: Non vien di, che non venga sera.
110. Der letzte Tag ist der klügste.
Holl.: De laatste dag is de wijste. ( Harrebomée, II, 113a.)
111. Der morgende Tag für sich selber sorgen mag.
Frz.: Chaque demain apporte son pain. (Bohn I, 13.)
Holl.: De dag van morgen baart ook zien zorgen. (Harrebomée, I, 113.)
112. Der schlimmste Tag in der Woche ist der blaue Montag. – Lohrengel, I, 157.
113. Der Tag, an dem man freit (Hochzeit macht), ist der letzte guter Zeit.
114. Der Tag bringt sein Brot.
Dän.: Hver dag kommer med sin føde. (Prov. dan., 103.)
115. Der Tag, den wir fürchten, kommt schnell; die Stunde, die wir ersehnen, langsam.
116. Der Tag der Arbeit, die Nacht dem Schlafe. – Petri, II, 108.
117. Der Tag, der gut vergangen, kompt nicht böss wieder. – Petri, II, 108.
118. Der Tag des Unglücklichen ist lang, aber er hat auch ein Ende. – Altmann VI, 422.
119. Der Tag geht hin, auch wenn man ihn verschläft.
Dän.: Dagen gaaer mens doven sover. (Prov. dan., 522.)
120. Der Tag hat Augen, die Nacht hat Ohren.
Am Tage sieht, in der Nacht hört man besser.
121. Der Tag ist der Menschen, die Nacht der wilden Thiere. – Petri, II, 107.
122. Der Tag ist längst verbracht, an dem wir unser Schwein geschlacht't.
Dän.: Den dag er ganget som geden var feed. (Prov. dan., 103.)
123. Der Tag ist mein, sagte der Hahn zur Fledermaus, was soll dir der Tag!
124. Der Tag kommt, an dem die Kuh den Schwanz bedarf.
Dän.: Den dag kommer vel, at kœn haver sin hale behov. (Bohn I, 352.)
125. Der Tag kommt nie zu spät, der was Gutes in sich hat.
126. Der Tag kommt, wenn auch der Hahn nicht kräht.
Dän.: Det bliver vel dag om end hanen ei galer. (Bohn I, 358.) – Han tager dagen som han kommer. (Prov. dan., 103.)
127. Der Tag kommt zum Abende, das Jahr zum Ende. (Lit.)
128. Der Tag macht die Menschen sehend und die Fledermaus blind.
So bessert der Tadel die Guten und verschlimmert die Bösen.
129. Der Tag nimmt zu: Weihnachten einen Hahnenschrei, heiligen drei Könige einen Hirschensprung, Lichtmess eine ganze Stund'. (Henneberg.) – Unterhaltungen am häusl. Herd, Dritte Folge, II, 988; Frischbier2, 1449.
Pisanski sagt in seinen Nachträgen gegenüber der Form: »Der Tag hat einen Hahnenschritt zugenommen, das soll eigentlich heissen: ›Hahnenschricht‹, d.i. Geschrei. Die Dauer eines Hahnenschreis ist aber nicht der Zeitraum, den das einmalige Kikiriki ausmacht, sondern der, den der ganze Schrei ausfüllt, der aus sechs bis acht Kikirikis mit kleinen Zwischenpausen besteht. Der Hahn pflegt um Mitternacht zwischen 1 und 2 Uhr seinen ersten Ruf erschallen zu lassen, dann ruft er sechs bis zehnmal Kikiriki, das ist der erste Hahnenschrei. Der Hahnenschrei wiederholt sich während des übrigen Theils der Nacht noch drei- bis viermal, fast regelmässig alle Stunden bis bei Tagesanbruch der letzte erfolgt.«
130. Der Tag spottet der Nacht.
131. Der Tag vernichtet das Wort (Versprechen) der Nacht. – Burckhardt, 561.
Von denen, die bei den Festen und Gelagen der Nacht viel versprechen, und am Morgen nichts davon wissen mögen.
132. Der Tag verrets all. – Franck, I, 35a; Petri, II, 108; Simrock, 10084; Körte, 5834.
Ung.: Az idó mindent vilá gossá gra hoz.
[996] 133. Der Tag wächst von Weihnacht bis Neujahr so weit als die Mücke gähnt, von Weihnacht bis zum heiligen Dreikönigsfeste so weit als der Hahn schreitet, und von da bis Lichtmess so weit der Hirsch springt.
So lautet der Spruch in Oberösterreich und ist hier nicht von einem Hahnenschrei, sondern von einem Hahnenschritt die Rede. (Vgl. Baumgarten, Progr., 3.)
134. Der Tag weiss nicht, was die Nacht bringen wird.
Engl.: The day knows not, what de night may bringforth.
135. Der Tage sind viel im Jahr und der Mahlzeiten noch mehr.
»Ist das Sprichwort hie in Sachsenland.« (Pauli, Postilla, 365b.)
Dän.: Aaret er langt og maalene mange. – Der er mange dage i aaret og end flerer maaltider. (Bohn I, 356.) – Fleere ere dave end trave. (Prov. dan., 107.)
136. Der vergangene Tag kommt nicht zurück.
Die Armenier: Mit dem vergangenen Tage kann sich kein anderer vergleichen. (Ausland, 1871, 404b.)
137. Dertig Dagen hêft November, Juni, April en September, achtentwing ên allên, all de reste dertig en ên. (Münsterland.) – Archiv, 48, 365.
138. Des Tages ein Brötlein gespart, macht des Jahres etliche Säcke Mehl.
139. Des Tages zweimal essen, des Nachts zweimal pissen, in der Woche zweimal lieben und des Jahres zweimal lassen (aderlassen, arzneien) erhält die Gesundheit.
Dän.: To gange om dagen spijse, to gange om natten pisse, to gange om ugen elske, to gange om aaret bruge lægedom, er suudt. (Prov. dan., 217.)
140. Det sen de Däch, dä mer net gefalen, hat der Salomo gesôt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 564.
141. Die alle tag feyren, fragen nicht nach dem Sonntag. – Henisch, 1090, 92; Petri, II, 122.
142. Die sich des Tages zanken, lecken sich des Nachts. – Masson, 233.
»Die sich des Tages zanken, liegen des Nachts auf einer Banken.«
143. Die sich dess tags nagen, ligen dess Nachts vnter einem plagen. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 72, 76 u. 85, 177.
144. Die sick dess Dages haggen, die liggen dess nachtes vnder den plaggenn. – Tappius, 110b; Lange, 166; Schiller, III, 4b.
145. Die Tage folgen einander wohl, aber sie gleichen einander nicht.
Frz.: Le jours se suivent pas à pas, mais ils ne se ressemblent pas. (Gaal, 1780; Lendroy, 1309; Leroux, I, 69; Bohn I, 35; Kritzinger, 403a.)
Lat.: Dies quandoque parens, quandoque noverca. (Binder I, 323; II, 770; Philippi, I, 118; Seybold, 123; Sutor, 373.)
146. Die Tage sind Brüder, aber selten ist einer dem andern gleich.
147. Dieser Tag ist ein Festtag, sprach der Jude, als man seiner Hülfe bedurfte. – Burckhardt, 78.
Von Ungefälligen und allen denen, die sich jeden Dienst theuer bezahlen lassen.
148. Drai Dage nigge (neu), drai Dage oalt hiät de Moane (Mond) noh kaine Gewoalt. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 184, 2; Woeste, 59, 16.
Holl.: De eerste dag zeg niets, te tweede dag zeg iets, de derde dag zegt meer, de vierde zet het weêr. (Harrebomée, I, 113a.)
149. Drei Dage vöer un drei Dage noa Johannesdag sind de Kamillen am besten. (Westf.)
150. Drey Tag seynd dem Menschen: gestern, heunt und morgen; thut er aber heut nit Buss, so ist gestern verloren und morgen.
Lat.: Tempora labuntut, tacitisque senescimus annis et fugiunt froena non remorante dies. (Chaos, 1010.)
151. Du bist brav drei Tage, heute ist der letzte.
152. Dünn Dâg an mie, morgen an die. (Waldeck.) – Curtze, 352, 473.
Lat.: Hodie mihi, cras tibi.
153. E jêd Dâch bräinjt det Seinje. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 791.
[997] 154. E jêd Dâch huot seinj Plôch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 790.
155. E jêd Dâch huot seinjen Ôwent. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 715a.
156. E jêd Dâch kos Gielt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 787.
157. Eh dann drey tag vergehen bloss, wer man offt gern fisch vnd geste loss, vorauss wenns nicht gut g'saltzen seind, oder sonderlich liebe freund.
Lat.: Post tres saepe dies, piscis uilescit, et hospes, ni sale conditus sit, uel specialis amicus. (Loci comm., 87.)
158. Ein ander Tag, ein ander Plag'.
Lat.: Finiunt periter, renovatque dolores. (Sutor, 409.) – Ipsa dies quandoque parens quandoque noverca est. (Gellius.) (Chaos, 1014; Eiselein, 586; Seybold, 260.)
159. Ein einziger Tag im Leben eines Weisen ist mehr werth als das ganze Leben eines Thoren.
Inschrift im ägyptischen Palast der wiener Weltausstellung. Die Russen: Man lernt mehr, wenn man einen Tag mit den Weisen verkehrt, als wenn man ein Jahr unter den Narren zubringt.
Engl.: One day of a wise man is worth the whole life of a fool.
160. Ein guter Tag fängt des Morgens an. – Eiselein, 586; Simrock, 10059; Winckler, II, 37; Braun, I, 4371.
Auch die Serben in der Herzegowina sagen: Den guten Tag kennt man am Morgen. (Hausfreund, XV, 495, 20.) Was etwas Vorzügliches, Tüchtiges werden soll, kündigt sich schon zeitig (in der Jugend) an. In Tula heisst es vollständiger: Die schlechten Tage fangen schon mit der Nacht an, die guten erst mit dem Morgen. (Altmann VI, 469.)
It.: Il buon di si conesce da (cominciada) mattina.
161. Ein guter Tag ist heute besser als ein paar versprochene in später Zeit.
Holl.: Een goede dag van heden is beter dan twee, die nog moeten volgen. (Harrebomée, II, 114a.)
162. Ein guter Tag kostet oft hundert böse Nächte. – Winckler, IV, 82.
Lat.: Dives eram dudum, fecerunt me tria nadum, alea, vina venus, tribus sum factus egenus. (Chaos, 1090.)
163. Ein guter Tag vertreibt zehn schlechte.
164. Ein heiterer Tag vertreibt viel trübe.
Nämlich aus dem Gedächtniss, er macht, dass wir sie vergessen.
Holl.: Een heldere dag verdrijft vele donkere dagen. (Harrebomée, I, 114a.)
165. Ein heller Tag vertreibt viel finster Wolcken. – Petri, II, 197; Henisch, 1105, 46.
Holl.: Enen claren dach verdrijft vele vuulder daghen. (Tunn., 12, 52.)
Lat.: Una serena dies multarum nubula pellit. (Fallersleben, 348.)
166. Ein ieder Tag hat sein lieb vnd leid. – Gruter, I, 26.
167. Ein jeder Tag hat seine (eigene) Plag. – Matth. 6, 34; Schulze, 190; Zehner, 427.
168. Ein jeder Tag hat seinen Abend.
Frz.: Il n'y a si long jour, qui ne vienne à la nuit. (Kritzinger, 402b.)
Holl.: Elk dag heeft genoeg aan zijn eigen kwaad. (Harrebomée, I, 114a.)
169. Ein klarer Tag vertreibt viel düstere Wolken. – Simrock, 10073; Körte, 5829.
Bei Tunnicius: Een klâr dach vordryvet vele düstere wolken. (Fulva dies unus multorum nubila pellit.)
It.: Chi ha un giorno di bene, non ha tutto l'anno male.
170. Ein kurzer Tag erlöst oft von langer Plag'.
Lat.: Dolorem longa consumit dies. (Faselius, 67.)
171. Ein rauher Tag macht noch den Winter nicht.
Holl.: Eén gure dag makt nog geen' herfst. (Harrebomée, II, 1145.)
172. Ein schöner Tag hat auch ein Abent. – Lehmann, 708, 65.
173. Ein schöner Tag macht keinen Sommer. – Winckler, VII, 98; Henisch, 847, 42; Sutor, 986.
Holl.: Eén schoone dag maakt geen' zomer. (Harrebomée, I, 114a.)
174. Ein Tag bringt, was ein gantz Jar weigert. – Lehmann, 257, 4 u. 743, 2.
Holl.: Enen dach verlenet, dat een heel jaer weighert. (Tunn., 12, 21; Harrebomée, I, 114a; Bohn I, 312.)
Lat.: Sepe dat una dies quod totus denegat annus. (Fallersleben, 347.)
[998] 175. Ein Tag des Weisen ist besser als das ganze Leben eines Narren. – Winckler, XV, 61.
Lat.: Tanto brevius tempus, quanto felicius. (Chaos, 1012.)
176. Ein Tag folgt dem andern. – Petri, II, 229; Henisch, 1171, 38.
Holl.: De eene dag is bij den anderen gelegd. – De eene volgt den anderen, maar zij gelijken niet op elkanderen. (Harrebomée, II, 113a.)
It.: Un giorno guida l'altro. (Pazzaglia, 150, 6.)
177. Ein Tag geht zum andern zu Gaste (Tische).
It.: Un giorno insegna l'altro. (Pazzaglia, 182, 1.)
178. Ein Tag gewonnen, ist oft ein Jahr gewonnen.
Holl.: Een dag vorst maakt dikwijls een jaar voorst. (Harrebomée, I, 114a.)
179. Ein Tag in Gesundheit ist viel. – Burckhardt, 781.
180. Ein Tag ist des andern Schüler (Schulknabe). – Eiselein, 586; Sailer, 278; Simrock, 10070; Egenolff, 185.
It.: Del primo giorno scolare è il secondo. (Pazzaglia, 138, 9.)
Lat.: Discipulus est prioris posterior dies. (Publ. Syr.) (Seybold, 548; Sutor, 981.) – Senesco semper multo addiscens. (Eiselein, 586.)
181. Ein Tag ist des andern Schul(Lehr-)meister. – Petri, II, 229; Winckler, VII, 99.
Die Russen: Jeder Tag lernt vom vorigen. (Altmann VI, 492.)
182. Ein Tag ist doppelt weit für den, der alles thut zu rechter Zeit.
Frz.: Un jour en vaut deux pour qui chaque chose en son lien. (Bohn I, 62; Cahier, 308.)
183. Ein Tag ist keine Ewigkeit.
Böhm.: Jeden den není svĕt. (Čelakovsky, 195.)
184. Ein Tag ist oft voll Glück und Freud' und wieder oft voll Schmerz und Leîd. – Seybold, 260.
185. Ein Tag jagt (vertreibt) den andern. – Petri, II, 229; Lehmann, 809, 14.
»Es gehn alle ding in einem Circkel vmb, eins treibt das ander, ein Tag jagt den andern, der Winter den Früling, der Früling den Sommer u.s.w.; so kombts widerumb, vnnd ist nichts beständig in allen Creaturen vnnd Hausshaltungen.«
It.: Il giorno insiste al giorno. – Ogni dì ne va un di.
Lat.: Truditur dies die. (Horaz.) (Philippi, II, 224.)
186. Ein Tag kann bringen, was dem Jahr nicht mag gelingen.
Lat.: Accidit in puncto, quod non speratur in anno.
187. Ein Tag kann bringen, was ein Jahr nicht bringen mag. – Braun, I, 4371.
188. Ein Tag lehret den andern, ein Tag urtheilt vom andern, der letzte von allen. – Eyering, II, 122; Lehmann, II, 131, 192-193; Schottel, 1115b; Eiselein, 586; Gaal, 1494; Körte, 5833; Braun, I, 4380.
Dän.: Den eene dag lærer den ander. (Prov. dan., 102.)
Holl.: De eene dag leert den anderen. – De eene dag zegt den anderen niet. (Harrebomée, I, 118a.)
Lat.: Dies diem docet. (Binder I, 321; II, 769; Coler, 299b; Egeria, 46; Philippi, I, 118; Seybold, 123; Schonheim, D, 9; Sutor, 981.) – Unus non alium vetus annus non docet annum. (Sutor, 748.)
Schwed.: En dag lärer den andra. (Rhodin, 49; Grubb, 194.)
Ung.: Egyik nap a másiknak mestere. (Gaal, 1494.)
189. Ein Tag lehret immer den andern. – Petri, II, 229; Oec. rur., 610; Coler, 299b; Winckler, XV, 14; Simrock, 10968.
190. Ein Tag leihet wol, das ein gantz Jahr wegert. – Petri, II, 229; Simrock, 10075; Körte, 5835.
Bei Tunnicius (475): Ein dach vorlênt wol dat ein hêl jár weigert. (Praestat saepe dies, annus quod ferre recusat.)
191. Ein tag leitet den andern. – Coler, 413a.
192. Ein tag lobet oder schilt den andern, aber der letzt lobet oder schilt sie alle. – Henisch, 632, 63.
193. Ein Tag mit Druck und Pein kann morgen besser sein.
Holl.: Een dag van druk en pijn kan morgen anders zijn. (Harrebomée, I, 114a.)
194. Ein Tag nach dem andern, bis die Kuh kalbt.
Böhm.: Den za dnem přijde i Jiřího den; jenom že mnoho nedĕl dotud. (Čelakovsky, 199.)
195. Ein Tag ohne Brot ist lang.
Frz.: C'est un long jeur qu'un jour sans pain. (Bohn I, 12.)
196. Ein Tag und eine Nacht wissen mehr als alle Bücher sagen. – Altmann VI, 586.
[999] 197. Ein Tag vergeht nach dem andern, bis der letzte kommt.
In der Herzegowina: Tag für Tag vergeht, bis der letzte hinter der Thüre steht. (Hausfreund, XVI, 519, 75.)
198. Ein Tag verschoben, wird oft ein Jahr verschoben. – Körte, 5836.
Holl.: Dachvorst wort dic wael jaervorst. (Tunn., 6b, 4.)
Lat.: Quando dies unus differtur sepe fit annus. (Fallersleben, 164.)
199. Ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. – 2 Petri 2, 8; Schulze, 292.
200. Ein tag vrtheylt vom (richtet den) andern, der letztst von jn allen. – Franck, I, 159a; Gruter, I, 7.
Dän.: Den eene dag dømmer om den anden, og den sidste om den alle. (Prov. dan., 103.)
It.: Un di giudica l'altro, l'ultimo tutti. (Pazzaglia, 151, 15.)
201. Ein Tag zeigt an, wer sey der Mann. – Petri, II, 229.
202. Ein yglicher tag hat sein eygen vbel. – Agricola I, 650; Gruter, I, 25; Egenolff, 252a.
Seine eigene Sorge, Plage u.s.w.
Holl.: Elke dag brengt zijne zorgen mede. (Harrebomée, I, 114a.)
Lat.: Velis, nolis, ubique sequitur puti. (Chaos, 725.)
203. Einem guten Tage muss man die Thür öffnen und den bösen erwarten.
It.: Al buon giorno apri la porta et apparecchiata per il tristo. (Pazzaglia, 150, 8.)
204. Einem Tag mit Ueberfluss, folgen viel an dem man darben muss.
It.: Per un giorno di gioja n' abbiamo mille di noja. (Cahier, 2939.)
205. Einen bösen Tag muss man mit bösem Kraute (Arznei) vertreiben.
206. Einen schönen Tag lobt man am Abend und eine gute Frau am Morgen. (Oberlausitz.) – Steiger, 17.
207. Einen Tag gehts einem wohl, dem andern übel.
208. Einen Tag vor seinem Tode soll man Busse thun.
Dän.: Gjør penitentse en dag for døden. (Prov. dan., 454.)
209. Einen Tag, welcher nicht dir gehört1, rechne nicht zu deinem Leben. – Burckhardt, 754.
1) Den du nicht in unbeschränkter Freiheit geniessen, nicht nach Wunsch und Willen verleben kannst.
210. Eines Tages Frist ist wol eines Jahres Frist.
211. Eines yglichen iungster tage ist, wenn er stirbt. – Agricola I, 710; Lehmann, II, 133, 15.
212. Einmal am Tage ordentlich gegessen, ist besser als alle Abende geplatscht.
213. Einn guten (schönen) tag sol man auff den Abend loben. – Petri, II, 180; Lehmann, 172, 2 u. 921, 24; Eyering, II, 92 u. 561; Schottel, 1144a; Hofmann, 36, 131; Mayer, I, 193.
Mhd.: Guoten tac man zâbende loben sol. (Laurin.) – Man sol den tac niht gar volloben, die wîl noch eine stunde er hât, er sî dan vollebraht; sô wirt er denne geprîset. (Frauenlob.) (Zingerle, 145.)
Dän.: Smukke dage man skal love om aftenen og smukke qvinder om morgenen. (Prov. dan., 515.)
Lat.: Finis docet, principium fuisse bonum. (Chaos, 790.)
214. Em säl den hîschen Dâch nit fír em Owent lîwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 705.
215. Ên Dag in de Wêke mutt man vör Schelm un Dêfe mit arbei'n. – Eichwald, 280; Kern, 306.
Das ist freilich schlimm; aber es würde gar mancher sehr zufrieden sein, wenn es bei dem Einen Tage bliebe.
216. Es bietet ein Tag, was oft ein Jahr nicht bieten mag. – Eiselein, 578.
Lat.: Praestat saepe dies, annus quod ferre recusat. (Binder I, 1389; II, 2639; Philippi, II, 205; Seybold, 454.)
217. Es fugt nicht jeder Tag jedem Werck. – Petri, II, 245.
218. Es geht alles übel, was man des heiligen Tags gewinnt.
Bei Tunnicius (973): It vart al ovel, dat men des hilligen dages wint. (Illico vanescit lucratum tempore festo.)
219. Es gibt nicht jeden Tag eine Bratgans.
Dän.: Der kommer ikke hvert aar hevalf til lande. (Prov. dan., 353.)
Holl.: Daar zijn meer dagen dan sau cîjzen. (Harrebomée, I, 112b.)
[1000] 220. Es gibt (kommen) Tage, die nicht sind wie andere Tage.
Dän.: Der kommer en tid, der ikke kommer altid. (Prov. dan., 353.)
221. Es hat gar mancher heitere Tag einen trüben Abend. – Cahier, 2084.
222. Es ist all tag jagtag (Fischtag), aber nit all tag fahetag. – Franck, I, 81a; Schottel, 1119b; Egenolff, 340a; Körte, 5823; Braun, I, 4378.
223. Es ist alle Tage der dritte Theil der Welt feil. – Pistor., VII, 9.
224. Es ist alle Tage gut Geld einnehmen. – Pistor., X, 18.
225. Es ist genug, das ein jeder Tag sein eigen plag habe. – Henisch, 830, 36.
Engl.: Sufficient for the day is the evil there of.
226. Es ist kein Tag (im Jahr), er bringt seinen Abend mit sich. – Lehmann, 922, 62; Gaal, 5; Sailer, 62; Simrock, 10061.
Mhd.: Na tage volget je de nacht. (Sachsenspiegel.) (Zingerle, 145.)
Holl.: Geen dag, die niet zijn' avond heeft. (Harrebomée, II, 112b.)
It.: Non vien dì, che non venga sera. (Bohn I, 115; Gaal, 5.) – Ogni di vien sera. (Bohn I, 116.)
Port.: Não há dia sem tarde. (Bohn I, 285.)
227. Es ist kein Tag, er hat sein Nacht, also ist kein freud ohne leid. – Lehmann, 211, 48.
Die Finnen: Es ist kein Tag so lang, dass der Abend nicht kommt. (Bertram, 41.)
228. Es ist kein Tag im Jahr, er kommt. – Bücking, 315.
229. Es ist kein Tag so lang, es wird wol wieder Nacht. – Petri, II, 270.
Frz.: Il n'est si grand jour, qui ne vienne à vespre. (Cahier, 907.)
230. Es ist kein Tag so schön, man sieht ein Wölkchen gehn.
231. Es ist kein Tag so werth (heilig), das Feuer brennt auf dem Herd.
Dän.: Det er aldrig saa helligt, at gryden man jo syde. (Prov. dan., 279; Bohn I, 116.)
232. Es ist keiner vmb eines tags oder jahrs willen an ein stecken gebunden. – Gruter, III, 34; Lehmann, II, 155, 145.
233. Es ist lange tag biss dass endlich abend wirt. – Henisch, 888, 62.
234. Es ist nicht alle Tage Fastnacht.
Holl.: Het is alle dagen geen vastenavond. (Harrebomée, I, 115a.)
Dän.: En skjøn dag skal man rose om aftenen. (Prov. dan., 103.)
Lat.: Est, qui me genuit, sine me nec nascitur ipse. (Chaos, 1012.)
Schwed.: Aldrig är dagen så lång, att ej aftoven kommer. (Wensell, 6.)
235. Es ist nicht alle Tage Festtag (jüdisch: Jontef). – Tendlau, 754.
Es ist nicht alle Tage Fest, dass wir immer Confect essen könnten, sagen die Perser, weil es Brauch der Mohammedaner ist, an den grossen Festen mit Confect und Zuckerwerk zu bewirthen und zu beschenken. Die Letten sagen bescheidener: Es ist nicht alle Tage Brottag. Und: Nicht alle Tage bäckt die Mutter Kuchen. Die Südslawen: Nicht jeder Tag ist Christtag. Auf der pyrenäischen Halbinsel heisst es: Es ist nicht alle Tage Weinlese. In der Herzegowina sagt man: Wäre jeder Tag Christtag, so wäre keine Eiche ganz, alle würden zu Weinachtsklötzen entzwei geschnitten werden. Es ist nämlich bei allen Serben griechischen Glaubens Brauch, dass jede Familie am heiligen Abend einen grossen Klotz unter besondern Ceremonien holt und anzündet, der das ganze Weinachtsfest über brennen muss. Haüfig nimmt man auch zu Ehren der Dreieinigkeit Gottes statt des einen Klotzes drei, und zu allen Klötzen wählt man am liebsten das Holz der Eiche.
Frz.: Coc chante ou non viendra le jour. (Leroux, I, 110.)
Holl.: Het is niet alle dag feestdag. (Bohn I, 324.)
It.: Non ogni parola, vuol risposta. – Ogni di non è festa. (Bohn I, 113 u. 116.)
236. Es ist nicht alle Tage Jagdtag.
Dän.: Det er ei hver dag bage-dag. – Det er ei hver dag græven jager. (Prov. dan., 44.)
Holl.: Het is alle dagen neen jaag-dag. (Harrebomée, II, 114b.)
237. Es ist nicht alle Tage Kirmess. – Petri, I, 273; Eiselein, 578.
Holl.: Het is alle dagen geene kermis, al dansen de poppen. (Harrebomée, I, 115a.)
Schwed.: Alla dagar äro icke bakedagar. (Wensell, 6; Grubb, 346.)
[1001] 238. Es ist nicht alle Tage Markt.
Man muss die Gelegenheit benutzen.
Lat.: Fluvius non semper fert secures. (Gaal, 662.)
239. Es ist nicht alle Tage Sonntag.
Frz.: Ce n'est pas tous les jours fête. (Gaal, 1411; Lendroy, 730.)
It.: Ogni di non è festa. (Gaal, 1411; Pazzaglia, 129, 4.)
240. Es ist nicht aller tag nacht. – Hauer, Kiij3; Masson, 235.
241. Es ist nicht ein Tag wie der andere.
Dän.: Stor forskiel paa en dag og anden. (Prov. dan., 103.)
It.: Non sono uguali tutti il giorni. (Pazzaglia, 150, 2.)
242. Es ist nicht gleich Tag, wenn auch ein Vogel zwitschert.
Schwed.: Det är icke straxt dager, nār en fogel quittrar. (Grubb, 80.)
243. Es ist nicht immer Tag, wenn der Hahn kräht.
Holl.: Als men den haan hoort kraaijen, moet men altijd niet gelooven, dat het dag is. (Harrebomée, I, 255.)
244. Es ist (noch) nit aller tag (Heiligen) abendt. – Franck, I, 77b; II, 84b u. 95b; Egenolff, 90a u. 334b; Eyering, I, 495; II, 560; Gruter, III, 34; Petri, II, 276; Henisch, 632, 66; Lehmann, II, 136, 55 u. 156, 156; Kloster, VIII, 366; Simrock, 17; Latendorf II, 10; Braun, I, 4368.
Lat.: Finem vitae especta. (Franck, I, 74b; Hauer, Kiij3.) – Non amplius anthesteria. (Philippi, II, 31.) – Nondum omnium dierum sol occidit. (Livius.) (Binder I, 1161; II, 2254; Seybold, 366; Sutor, 974.)
245. Es ist so lange Tag, biss dass es endlich Abend wird. – Petri, II, 277.
246. Es ist Tag, so lange die Sonne scheint.
247. Es ist zu langsam, den Tag von gestern hervorzurufen. – Winckler, IV, 8.
248. Es kommt alles an den Tag. – Simrock, 10085; Braun, I, 4375; für Waldeck: Curtze, 353, 479.
Lat.: Sol omnia aperit. (Seybold, 575.)
249. Es kommt der Tag, an dem die Kuh ihren Schwanz bedarf.
Dän.: End kommer den dag, at kœn har sin hale behov. (Prov. dan., 103.)
250. Es kommt für alles ein zahlender Tag. – Wurth, 78.
Die Vergeltung bleibt nicht aus.
251. Es kompt alles ann tag, was mann vnder den schne verbirgt. – Franck, II, 33b; Tappius, 240b; Egenolff, 145a; Gruter, I, 36; Petri, II, 282; Henisch, 290, 69; Simrock, 10086; Körte, 5818; Gaal, 1498.
»Es kommt alles an den Tag, was unter Schnee verborgen lag.« (Seybold.) »Es kompt offt gar viel an den tag, das vnderm schnee verborgen lag.« (Morssheim, Spiegel des Regiments.)
Böhm.: Vyjde dílo na bílo.
Engl.: At last all things come to be known. – At length innocence comes to be known.
Frz.: Il n'y a rien de si caché que le tems ne decouvre. (Kritzinger, 673a.)
Holl.: Het breekt al uit (komt weêr boven), wat onder de sneeuw verborgen is. ( Harrebomée, II, 278b.) – 'T komt al voor den dag, wat verborgen lag. (Harrebomée, II, 116b.)
It.: Non fu mai fatta liscia di notte, che non si asciugasse di giorno. – Quel che si fa all' oscuro, apparisce al sole.
Lat.: Ibyci grues. (Frob., 476; Seybold, 350.) – Nihil opertum, quod non reveletur. (Binder I, 1116; II, 2079; Seybold, 250.) – Sub nive quod legitur, cum nix perit, omne videtur. (Binder I, 1687; II, 3223; Gartner, 145; Seybold, 584; Philippi, II, 203.) – Tempus omnia revelat. (Tappius, 239b.)
Serb.: Dože delv na vidélo. (Skola, 149.)
252. Es liegt am Tage wie der Bauer an der Sonne.
253. Es sind der Tagu vil und der Malu no meh. – Sutermeister, 145.
254. Es sind nicht alle Tage Feiertage.
255. Es sind nicht alle Tage gleich.
Holl.: Alle dagen zijn niet gelijk. ( Harrebomée, I, 112a.)
256. Es soll kein tag hin gon, daran nit sei etwas thon. – Franck, II, 41b.
Lat.: Nulla dies abeat, quin linea ducta supersit. (Binder I, 1225; II, 2279; Buchler, 85.)
257. Es vergeht kein Tag, an dem man nicht älter werden mag.
D.h. an seiner Kraft oder Jugendschönheit Einbusse erleiden muss.
Lat.: Florem decoris singuli carpunt dies. – Singuli dies aliquid subtrahunt viribus. (Seneca.) (Seybold, 186 u. 564.)
[1002] 258. Es volgen ymmerzu böser tag. – Franck, I, 51a; Henisch, 1171, 40; Petri, II, 245.
259. Es wird doch Tag, wenn auch der Hahn nicht kräht. – Lehmann, 920, 28; Eiselein, 586; Simrock, 10860; Körte, 5842; Braun, I, 4372.
Holl.: Hoewel men den haan niet hoorde kraajen, zal het toch wel dag worden. (Harrebomée, I, 278b.)
Schwed.: Dagen kommer wäl, fastän icke hanen gal. (Wensell, 13; Grubb, 79.)
260. Es wird nicht eher Tag, auch wenn die Vögel singen.
Dän.: Det er ikke dag førend fugl sinuger, uden det er kragen. (Prov. dan., 206.)
261. Es wird noch einmal ein Tag kommen, an dem meine Rache wird genommen.
Frz.: Un jour viendra qui n'est venu, que je mordrai qui m'a mordu. (Kritzinger, 402b.)
262. Et äs net aller Doag Seangtog (Sonntag). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 199.
263. Et es alle Dage niene Kiärmisse. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 170.
264. Et es nich alle Tage Hochtît. (Lippe.)
Es ist nicht alle Tage Hochzeit.
Frz.: Tous les jours ne sont pas noces.
265. Et es nit alle Dags Kirmess. (Köln.)
266. Et giet van Dage 'n heten Dag, hedde de Häckse sacht, as se verbrannt wären soll. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 63, 34.
267. Et is kein Dag în'n Jâre, hei kümt. – Schambach, II, 139.
268. Et is nach nit oller Dâge Owend. (Waldeck.) – Curtze, 353, 483; für Köln: Firmenich, I, 475, 189; für Holstein: Schütze, I, 12; hochdeutsch bei Mayer, I, 218; Sailer, 230; Körte, 5817.
Der Abend des letzten der Tage ist noch da, sagt man, um auszudrücken, dass noch erfolgen könne, was bisher nicht erfolgt ist, dass die letzte Folge einer Handlung noch nicht eingetreten sei.
269. Et is nit alle Dage Kattenkearmiss. (Büren.)
270. Et kit ales en Dâch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 634a.
271. Et ward all' Dag slimmer, säd' de Krei, as man den Galgen arbrük. (Hildesheim.)
272. Et ziemt nit alle Dage Broatbearen. (Westf.)
273. Eth is noch nicht aller daghe auendt gefyret. – Tappius, 106a u 140a; für Hannover: Schambach, II, 99.
274. Fanget de Dage an to lengen, dann fanget se euk (auch) an to strengen. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 1; für Lippe: Firmenich, I, 274; für Köln: Firmenich, I, 472, 37.
275. Fragt nicht nach dem gestrigen tag. – Hauer, M.
276. Fûle Dâge sint swâr to drâgen. – Schambach, II, 170.
277. Gedenck an den Tag, den niemand meiden mag. – Lehmann, 172, 6; Lehmann, II, 224, 17; Masson, 331; Simrock, 10076; Sutor, 498.
Dän.: Tank paa den dag som ingen kand undgaae. (Prov. dan., 102.)
Frz.: Nous mourons tous les jours. (Masson, 311.)
Holl.: Denk om den dag dien niemand kan ontgaan. (of voorbig mag). (Harrebomée, II, 113a.)
Lat.: Memento mori. (Masson, 331.) – Respice principium potius sed prospice finem, coelum suspiciens, despiciensque solum. (Chaos, 789.)
278. Go'n Dag, harr de Voss seggt, do harr he in'n Gôskâb'n (Gänsekoben) kêk'n. – Frommann, V, 429, 300; Eichwald, 2000; Hoefer, 367.
279. Guete Tag, biisst eue Hund händ er au b'bache? seit d' gattiker Vree, und thuet 's Neujohr aweusche. – Sutermeister, 40.
280. Gut tag fallen einen, so mans nit tregt, darnüder. – Franck, I, 66b.
Lat.: Bona nisi sustineantur, cadunt ut opprimant. (Franck, I, 66b.)
281. Gut tag kan niemandt tragen. – Gruter, I, 46; Petri, II, 366; Schottel, 1122b.
Holl.: Dagen van weelde zijn zorgelijker en zwarder te dragen dan kwade dagen. (Harrebomée, I, 312b.)
282. Gut tag wöllen starck beyn haben. – Franck, I, 71b; Lehmann, II, 233, 192; Latendorf II, 14; Mayer, II, 199[1003] ; Blum, 415; Bücking, 27; Gaal, 1501; Rugenroth, 1, 8; Simrock, 10056; Braun, I, 4369; Dove, 383.
Glück und Wohlleben machen leicht übermüthig. »Alles in der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von guten Tagen.« Polen und Russen meinen zwar: Viel Gutes langweile nicht.
Böhm.: Dobré bydlo rohy má. – Kdo chce dobré bydlo snésti, musí silné nohy míti. – Má chléb rohy. – Rohy v čás štĕstí příliš rostou. – Všecko človĕk snáze strpí, nežli dobré bydlo. (Čelakovsky, 152.)
Dän.: Der høre stærke been til at bære gode dage. (Prov. dan., 307.) – Gode dage starke beene. (Prov. dan., 103.)
Holl.: De goede dagen kan men allerminst verdragen. (Harrebomée, I, 213a.)
It.: Ogni cosa si supporta eccetto il buon tempo. (Gaal, 1501.)
Lat.: In magna fortuna minima est licentia. – Non facile est aequa commoda mente pati. (Gaal, 1501.)
Schwed.: Goda dagar behöfwer starka been. (Grubb, 258.)
283. Gut tag zu tragen müssen starck beyn sein. – Egenolff, 135b.
284. Gute Tage fordern Schweiss.
»Ein jeder strebt nach guten Tagen, doch wil niemandt die arbeit wagen, damit man dazu kommen mucht. Denn was durch ander wege sucht vnd mit müssig gehn erlangen, bleibt offt auff halbem weg behangen, das auch die Zimmerleut an jn setzen, welch d Bindaxt auff den Dachern wetzen.« (Waldis, VI, 58.)
Frz.: A bon jour bonne oeuvre et bonnes paroles. (Leroux, I, 68; Bohn I, 8.)
Holl.: Op goede dagen doet men goed werke. (Harrebomée, II, 117a.)
Span.: En buen dia buenas obros. (Bohn I, 221.)
286. Gute tage kosten gelt. – Henisch, 396, 6; Petri, II, 366; Simrock, 10058; Körte, 5822; Körte2, 7291; Braun, I, 4376.
Dän.: Gode dage koster penge. – Hvo der vil have en good kaal, faaer at koste den. (Prov. dan., 245.)
Holl.: Goeden dag en goeden avond kosten geen duizend pond. (Harrebomée, I, 114b.)
Schwed.: Goda dagar kosta mynt. (Grubb, 262.)
287. Gute Tage machen keine Christen. – Henisch, 603, 18.
288. Gute Tage machen zerrissene Schuhe und Löcher in den Beutel.
Lat.: Cum fatuis chari pueri nolite jocari. (Sutor, 289.)
289. Gute Tage nehmen das Herz hin. – Körte, 5821.
290. Gute Tage sind wol anzunehmen, wer sie haben kann. – Petri, II, 366.
291. Gute Tage stehlen das Herz. – Simrock, 10057; Sailer, 156.
292. Gute Tage werden den Regenten wol gesaltzen. – Petri, II, 366.
293. Guten Tag, Bruder, sagte der Krebs zum Seiler, wir gehören beide zur Fortschrittspartei.
294. Guten Tag, Bruder, sagte der Wolf zum Schuster, wir verzehren beide Fleisch und Leder.
295. Guten Tag lass ein, der böse folgt wol ohn' Herein.
Frz.: Ouvre la porte au bon jour, et prinieres-toi pour le mauvais.
296. Guten Tag miteinander, sagte der Bauer zum Feldhüter und dessen Hunde.
Holl.: Goeden dag zaâm, zei de boer tegen den veldwachter en zijn hond. (Harrebomée, I, 114b.)
297. Guten Tag zusammen, sagte der Fuchs, als er in den Gänsestall kam.
Scherzend von denen, die unter dem Schein der Freundschaft ihre schlechten Zwecke zu erreichen streben.
Holl.: Goeden dag, a allen, zei de vos, en hij kwam in het ganzenhok. (Harrebomée, I, 114b; Bohn I, 320.)
298. Guten Tagen ist niemand feind. – Henisch, 1053, 50; Petri, II, 364.
299. Guter Tage gewohnt man bald. – Petri, II, 365; Mathesy, 359a.
Die alten Römer behaupten das Gegentheil, sie sagen: Bonarum rerum consuetudo pessima. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 62.)
300. Guter Tage wird man bald müd. – Petri, II, 365.
301. Hat wârt an hiaten Dâi, sâd jü Wüf, jü skul brândwês. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 144; Johansen, 151.
Es wird ein heisser Tag, sagte die Frau, sie sollte verbrannt werden.
302. Heisse Tage, schwere Wetter.
[1004] 303. Heller Tag und scharfe Augen macht guten Kauf.
Schwed.: Ljus dag och klaar ögon gjöra bästa kjöpet. (Grubb, 404.)
304. Heut' ist ein guter Tag, sagte der Junge, die Mutter kocht keinen Kohl und der Cantor hält keine Schol'.
Holl.: Kool is kost, zei de jongen, mijn moêrtje kookt ze zeven maal in eene week. (Harrebomée, I, 433b.)
305. Heut' ist mein Tag und anderer Leute Helle, sagt der Schwabe an seinem Namenstage. (Wurmlingen.) – Birlinger, 484.
306. Hüt gift'n heiten Dag, sär dei Hex, da süll sei brennen. (Mecklenburg.) – Raabe, 785.
Der Kladderadatsch (1872, S. 87) parodirt das Sprichwort in folgender Weise, um die Verfolgung der beiden freisinnigen Geistlichen Lisco und Sydow seitens der buchstabengläubigen Fanatiker zu geiseln: »Heut' wird's warm, sagt Sydow zu Lisco, da brannten sie schon auf dem Scheiterhaufen.«
Holl.: Het zal van dag een warme daag voor ons zijn, zei de eene dief tegen den anderen, en zij zouden gegeeseld en gebrandmerkt worden. (Harrebomée, I, 115a.)
307. In alten Tagen regnete es Manna, jetzt nicht einmal Pumpernickel.
Dän.: I gamle dage gjorde de pølse i torski mave nu er verden vendt omkring nu gjøre de pølse i aalerskind. (Prov. dan., 215.)
308. In den kurzen Tagen kann man nicht an alles denken, sagte die Magd, als sie das Aufstehen vergessen hatte.
Holl.: De dagen zijn zoo kort, zei schipper Geert, dat men alles niet onthouden kann, en hìj had zijne boodschap vergeten. (Harrebomée, I, 211.)
309. In zwei Tagen thut man mehr als an einem.
310. Ist der Tag auch noch so lang, dennoch kommt der Abend. – Simrock, 10062; Körte, 5825.
Engl.: Be the day never so long, at bength cometh evensong. (Bohn II, 84.) – The longest day must have an end. (Gaal, 4.)
Frz.: Il n'y a point de si long jour, que la nuit ne le suive. (Gaal, 4.) – Il n'est si grand jour qui ne vienne au vespre ni temps, qui ne prenue fin. (Masson, 327.)
It.: Non vi è si lungo giorno, che non lo segua la notte. (Gaal, 4.) – Ogni di vien sera.
Lat.: Mors ultima linea rerum.
Schwed.: Aldrig är dagen så lång, att inte aftonen kommer. (Marin, 4.)
311. Je besser der Tag, je besser sei das Werk.
Engl.: The better day, the better deed. (Bohn II, 84.)
Frz.: A bon jour bon oeuvre.
Lat.: Dicenda bona sunt bona verba die.
312. Je heiliger der Tag, desto ärger ist der Teufel.
An den heiligsten Tagen werden oft die ärgsten Bubenstücke verübt.
Frz.: Au bonnes fêtes les bons coups.
313. Je kürzer die Tage, desto länger die Nächte.
314. Je länger de Dag, je köerter de Fam (Fäden). (Westf.)
In Franken: Wi lönger d'r Tôg, wi körzer 's Trumm (Stück, Faden). (Frommann, VI, 325, 378.)
315. Je länger de Tag, je schönder de Lüde. – Lohrengel, I, 413; Schambach, II, 281.
316. Je länger der Tag, je kürzer der Faden. – Blum, 295; Eiselein, 587; Simrock, 10082; Boebel, 97; Körte, 5844; Braun, I, 4373.
Weil, je kürzer die Abende werden, auch desto weniger gesponnen wird, da man meist bei Lampenlicht spinnt.
Dän.: Jo længere dag jo stækkere traad, thi der spindes mindst om sommeren. (Prov. dan., 102.)
Schwed.: Ju längre dag, ju stäkre tråd. (Grubb, 405.)
317. Je läng'r d' Dag, je kört'r de Fäöm. (Altmark.) – Danneil, 260.
318. Je schöner der Tag, je schöner das Werk.
Port.: Em bons dias, boas obras. (Bohn I, 276.)
319. Jedem ist sein Tag bestimmt.
320. Jeder Tag bricht ein Blum von der schönheit, darumb hat sie kein bestandt. – Lehmann, 706, 39.
321. Jeder Tag bringt neue Lehr'.
Neue Erfahrungen, Gelegenheit etwas zu lernen, verständiger zu werden.
Lat.: Discenti assidue multa senecta venit. (Binder I, 340; Philippi, I, 121; Seybold, 129.)
322. Jeder Tag bringt sein Brot.
Schwed.: Hwar dag får sin föda. (Grubb, 356.)
[1005] 323. Jeder Tag bringt seinen Abend.
Dän.: Dagen er aidrig saa lang at aften maa vi jo vente. – En hver dag har sin aften. – Hver dag haver sin nat, hver glæde sin sorg. (Prov. dan., 102.)
Frz.: A chacun jour son vespre. – Nul jour sans soir. (Leroux, I, 68 u. 69.)
It.: Non vien di che non venga sera.
324. Jeder Tag gebiert mir, was ich nicht mag.
325. Jeder Tag hat sein eigen Uebel (seine Plage). Agricola I, 655; Lehmann, 920, 32; Eiselein, 586; Simrock, 10066; Körte, 5826; Mayer, II, 158; Braun, I, 4379.
In Hannover: Jeder Tag het sine Last (oder: Plage). (Schambach, II, 62.) »Jeder Tag hat seine Plage und die Nacht hat ihre Lust.« (Goethe.)
Dän.: Det er nok at hver dag haver sin egen plage. – Lat hver dag have sin egen plage. (Prov. dan., 102 u. 319.)
Frz.: A chaque jour sa peine. – A chaque jour suffit sa peine. (Bohn I, 2; Masson, 326.) – A chaque jour suffit son mal. (Gaal, 1493; Lendroy, 1385.)
Lat.: Nulla dies moerore caret. (Seneca.) (Altdorf, 59; Binder I, 2226; II, 2280; Gaal, 1493; Sutor, 1001; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Masson, 326.)
Schwed.: Hwer dag haar sin plåga. (Grubb, 346.)
326. Jeder Tag hat sein Lieb und sein Leid. – Sutor, 277; Körte, 582; Simrock, 10067.
Holl.: Elke dag heeft zijn lief een leed. (Harrebomée, I, 114a.)
327. Jeder Tag hat sein Werk (Geschäft, seine Arbeit u.s.w.).
Schwed.: Hwar dag har sin sysla. (Grubb, 356.)
328. Jeder Tag hat seine Farbe. – Gaal, 1495.
329. Jeder Tag hat seinen Abend, jeder Hof seinen Verräther.
Frz.: A châque jour son vêpre et châque cour son traitre. (Kritzinger, 402a.)
330. Jeder Tag ist dem Narren ein Festtag.
331. Jeder Tag ist ein Bote Gottes. – Altmann VI, 461.
332. Jeder Tag ist ein Faden zum Sterbekittel. – Masson, 331.
333. Jeder Tag ist eine Treppe hinunter zum Tode.
334. Jedet Dak het sîn Ungemak. (Neumark.) – Engelien, 219, 77.
335. Jeglicher Tag ist eine Stufe niedergestiegen zum Tode.
Bei Tunnicius (1223): Illik dach is ein trappe dale gestegen to dem dode. (Sola dies omnis gradus est ac fata cruenta.)
336. Jetzt ist der tag ein stieffmütterlein, bald kan er ein stieffvatter seyn. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 286, 2; Seybold, 260.
337. Jo later am Tage, je netter Lü. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 198.
338. Kalte Tage, kurze Tage.
Dän.: De dage som ere de koldeste, de ere ogsaa de korteste. (Prov. dan., 103.)
339. Ke Tag i minem Lebe, ha ni nüt e so g'seh, e schneewissen Krain und schwarze Schnee. (Oberaargau.)
340. Kein Tag im Jahre, er kommt.
341. Kein Tag ohne Abend (Nacht).
Frz.: Nul jour sans soir. (Kritzinger, 403a.)
Holl.: Geen dag zonder nacht. (Harrebomée, I, 114a.)
342. Kein Tag ohne Linie.
Dies durch häufigen Gebrauch auch im Deutschen bekannt gewordene Sprichwort verdankt seine Entstehung dem Maler Apelles, der, wenn er einen Tag ohne Arbeit vollbracht hatte, mit Bedauern zu sagen pflegte: »Heut' hab ich keinen Pinselstrich gethan.« Der römische Kaiser Titus hatte das Sprichwort zu seiner Lebensregel gewählt; er hielt jeden Tag für verloren, an dem er nicht eine gute Linie gemacht hatte.
Lat.: Nulla dies abeat, quin linea ducta supersit, nec decet ignavum praeteriisse diem. (Philippi, II, 50.) – Nulla dies sine linea. (Faselius, 179; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Schonheim, N, 35; Wiegand, 859; Egeria, 166; Schulblatt, 495.) – Nulla dies salsex linea. (Hauer, Kiij4.) Nullam hodie lineam duxi.
Schwed.: Ingen dag utan gjärning. (Grubb, 397.)
343. Kein Tag ohne Plag (Klag). – Lehmann, II, 321, 46.
Engl.: No day passes without some grief. (Bohn II, 5.)
344. Kein Tag so lang, er hat seinen Abend. – Schlechta, 352.
Frz.: Il n'y a si long jour qui ne vienne à la nuit. (Leroux, I, 69.)
[1006] 345. Kein Tag so schön, es kann ein Wölklein am Himmel stehn.
Holl.: Geen dag zoo schoon of men ziet wel een wolkje. (Harrebomée, I, 114a.)
346. Kimmt de Toag, bringt de' Toag. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 25.
347. Klar Tag, klar Auge. – Petri, II, 422.
348. Kombt der Tag, so bringt der Tag, ist der Aufhauser Sag.
»Nulla von Nulla geht auf.« (Chaos, 743.)
349. Kommt der Tag, so bringt der Tag allzeit wieder neue Plag'.
Lat.: Tempus ad est flendi, simul et peccata luendi. (Chaos, 859.)
350. Kommt dir ein guter Tag, so nimm ihn auch fürlieb. – Gaal, 1497.
351. Kompt tag, so kompt rath. – Franck, I, 140b; Petri, II, 426; Lehmann, II, 314, 62; Geiler, Paternoster (Strasburg 1515), LXXXVII, 1b; Luther, 255 u. 316.
»Wirt morgen tag, so kompt aber raht.« (Theatrum Diabolorum, 533b.)
Lat.: De nocte consilium. (Seybold, 118.)
Schwed.: Kommer dag, så kommer råd. (Grubb, 420.)
352. Kümmt all' Dag wat nigs up, säd' de Jung, dôr süll he baden gahn.
Er soll zum Prediger beten gehen, um eingesegnet zu werden.
353. Lass keinen Tag vorüber gahn, ohn' etwas gelernt (gethan) zu han. – Gaal, 1499.
354. Liechter tag, liechte augen. – Agricola I, 227; Egenolff, 125b; Gruter, I, 55; Schottel, 1132b; Eiselein, 586; Sailer, 371; Simrock, 6385.
So rechtfertigen sich Betrüger, wenn sie sich auf unredliche Weise bereichert haben. Er hätte den Betrug wohl wahrnehmen können, warum hat er die Augen nicht aufgethan! Aber wer Netze ausstellt zum Fange, wie sollte er am Fange unschuldig sein!
Holl.: Lichte dag, lichte oogen. (Harrebomée, I, 116b.)
355. Mag der morgende Tag noch so schön sein, er ersetzt uns nicht den heut' verlorenen Abend. – Cahier, 2085.
356. Man findet nicht an jedem Tage eine Wurst an einem Hundekau. (Eifel.)
Kau = Lagerstelle.
357. Man hat manchen Tag zwölf Stunden und dreizehn Unglücke.
358. Man kann alle Tage jagen, aber nicht alle Tage fangen.
Holl.: Men kan alle dagen jagen, maar de vangst blijft menigen dag after. (Harrebomée, I, 116b.)
359. Man kann den ganzen Tag schaben, um von der Welt die Hälfte zu haben, man wird doch begraben.
360. Man kann den Tag schon durch ein klein Löchlein sehen.
Engl.: One may see day at a little hole. (Bohn II, 84.)
361. Man kann keinen Tag haben ohne den Richter. – Graf, 442, 343.
Es kann keine Rechtssache verhandelt werden ohne Vorladung des Richters.
Mhd.: Man en mac nich einen tac haben ane den richter. (Gaupp, Magdeb., 312, 125.)
362. Man kann nicht alle Tage den Hundsfott spielen, sagte Knicks, und warf einen Dreier in die Grabse.
Holl.: Men kan alle dagen geen hondsvod wezen, zei gierige Getrit, en hij gooide een' duit de grabbelen. (Harrebomée, I, 116b.)
363. Man kann nicht an einem Tage melken und buttern (oder: käsen).
Constitutionen, die leichter gesprochen als gemacht sind, sind wahrlich keine Käse.
364. Man kompt alle tag dem end näher. – Henisch, 887, 36.
365. Man lernt alle Tage etwas Neues.
Lat.: Aetate reddimur prudentiores. (Binder II, 95; Buchler, 16; Philippi, I, 14; Seybold, 14.)
366. Man muss alle Tage lernen, biss an den letzten Odem. – Petri, II, 458.
367. Man muss auff einen Tag nicht wol leben, dass man darnach nicht hab zu geben. – Petri, II, 459; Henisch, 1383, 36.
[1007] 368. Man muss den Tag nehmen wie er kommt.
Dän.: Tager dagen som den kommer. (Prov. dan., 103.)
Schwed.: Man måste taga tagen, som han kommer. (Grubb, 505.)
369. Man muss die Tage nehmen wie sie kommen, die bösen mit den guten.
Schwed.: Man ska ta dagen, som han kommer, den onde med den gode. (Törning, 107.)
370. Man muss gute und böse Tage ertragen.
Schwed.: Ondt och godt måste hällas. (Grubb, 624.)
371. Man muss nicht alle Tage Martinsnacht halten, man hat sonst nicht Hühner und Gänse genug.
Lat.: Festa Martini iterata consumunt anseres et prata.
372. Man mutt ôk vör de Dag sörgen, de man nich avlevt (oder: belevt). (Ostfries.) – Bueren, 832; Stürenburg, 13b; Goldschmidt, 154; Hauskalender, I.
Empfiehlt Vorsorge für's Alter.
373. Man siehet keinen tag, wo man im finstern bleibt. – Keller, 134b.
374. Man soll dem Tage sein Recht lassen und der Nacht das ihrige. – Altmann VI, 409.
375. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. – Simrock, 10063; Körte, 5831; Braun, I, 4382; Dove, 38.
»Man soll den Tag nicht loben, bis die Sonne untergegangen ist.« (Blass, 15.) Die Finnen: Lobe den Tag am Abend und den Buben, wenn er einen Bart hat. (Bertram, 56.) »Lobe den Tag nicht, bevor es Nacht ist; lobe dein Werk erst, wenn's vollbracht ist; lobe den Richter nur, wenn du Recht hast; lobe den Wein nur, den du gezecht hast.«
Engl.: Praise a fair day at night.
Frz.: Loue le beau jour au soir et la cie à la mort.
Holl.: Men love geen dag, of hij zij den avond. (Harrebomée, I, 116b.)
It.: La vita al fine e'l di loda la sera. – Nel fine si canta l'alleluja. (Masson, 326.)
Lat.: A soles occasu, non ortu, describe diem. (Binder I, 93; II, 15; Buchler, 143; Philippi, I, 44; Seybold, 40.) – Diem vesper commendat. (Binder I, 319; II, 766; Seybold, 123.) – Nescis quid serus vesper vehat. (Binder II, 2067; Erasm., 416; Philippi, II, 19; Schonheim, N, 16; Tappius, 140a.) – Pane laudato; nam quem tu saepe probaris una dies, qualis fuerit, ostendet, amicus. (Philippi, II, 81.) – Vespere flet crebro, qui risit mane serena. (Philippi, II, 247.)
Span.: Al fin loa la vida y a la noche loa el dia. (Masson, 236.)
376. Man soll sich einen Tag vor seinem Tode zu Gott bekehren.
Lat.: Felicem sortem bene posse occumbere mortem. (Chaos, 597.)
377. Man thut in zween Tagen mehr als in einem. – Petri, II, 469; Sutor, 118.
378. Man weiss nicht, ob's tag oder nacht bey jhm ist. – Lehmann, 819, 1.
379. Man wird alle Tage älter. – Gaal, 32.
Frz.: On a tous les ans douze mois. (Lendroy, 1021.)
It.: Ogni giorno passa un giorno. (Gaal, 32.)
380. Man wird alle Tage klüger.
Lat.: Aetas semper apportat, aliquid novi. (Binder I, 27.) – Discenti assidue multa senecta venit.
381. Man wird auch der guten Tage überdrüssig.
Schwed.: Man kan och ledes wed goda dagar. (Grubb, 515.)
382. Man wird den Tagen älter und nicht nach den Jahren.
It.: Ogni dì ne va un dì.
383. Mit dem neuen Tage kommt auch das neue Brot.
384. Mit dem Tag kompt Rath ins Hauss. – Petri, II, 474.
385. Mit guten Tagen verdient man den Himmel nicht. – Parömiakon, 2986.
386. Na 'n gauen Dag kümt wêer en slecht, wenn et Herwest is. – Schambach, II, 604.
Im Herbst pflegen Tage schöner und unfreundlicher Witterung mit einer gewissen Regelmässigkeit miteinander zu wechseln.
387. Nach dem Tag kompt die Nacht. – Petri, II, 485.
388. Nach den guten Tagen gewöhnt man der bösen übel.
Lat.: Bis miserum est fuisse felicem. (Seybold, 54.)
389. Nach dreyen Tagen gilt nicht vil ein fisch vnd ein gast. – Henisch, 1116, 7.
Lat.: Post tres saepe dies vilescit piscis et hospes. (Henisch, 1116, 9; Eiselein, 207; Gaal, 582.)
390. Nach dreyen Tagen hat man genug eines Weibs, eines Gasts vnd eines regens. – Henisch, 1370, 43.
Lat.: Post triduum mulieris, hospitis et pluviarum sasietas est. (Henisch, 1370, 45.)
[1008] 391. Neuen Dag, neue Roth. (Bedburg.)
392. Nicht jeder Tag fugt jedem Werck. – Petri, II, 497.
393. Niemand weiss, was der morgende Tag bringen wird.
Holl.: Men weet niet, wat de dag van morgen geven zal. (Harrebomée, I, 116b.)
394. Nu hebb ik mîn Dage nog niks krummer eten, as 'n Wurst. – Bueren, 947.
395. Ob der Tag schon morgens schön ist, kan es doch wol abends Donnern vnd regnen. – Lehmann, 941, 7.
396. Ob du mich bei Tage auch noch so gut kennst, kommt die Nacht, so hebst du den Feuerbrand über mich auf (mich zu beleuchten).
Die Neger von Surinam von Freunden während des Glücks. Echte Freundschaft muss sich in der Noth bewähren, man muss seine Freunde auch im Unglück kennen.
397. Obschon der Tag schön ist, so soll man jhn doch nicht loben, denn vor dem Abend. – Lehmann, 7, 14.
398. Obschon viel trüb Tag sind im Jahr, so ist der mehrerteil doch klar. – Gruter, III, 73; Lehmann, II, 489, 7.
399. Oft bringt ein Tag, was ein Jahr nicht bringen mag.
Mhd.: It velt ducke einen dach, dat alle dat jair neit gedair enmaick. (Groote, Kirchenrecht, 4048.)
It.: Un giorno dà spesse volte quello che tutto l'anno nega. (Pazzaglia, 150, 7.)
400. Schön tag lob zu abent vnd schön weiber früh. – Franck, I, 162b; Lehmann, 705, 15; Wirth, I, 478; Eiselein, 586; Simrock, 9180; Körte, 5830.
Lat.: A solis occasu, non ab ortu describe diem. – Finis docet, principium fuisse bonum. – Pulchra mulier pulchrior est nuda quam purpurata. (Eiselein, 586.)
401. Schöne Tage lobe des Abends. – Simrock, 10064; Lehmann, II, 567, 39.
Mhd.: Vespere laudari debet amoena dies. (Reinardus.) (Zingerle, 198.)
402. Sechs Tage isst man Zuckerschoten, am siebenten will man Erbsen essen. – Altmann V, 96.
Er verlangt nach Kartoffeln, der lange Artischocken ass.
403. Sieben Tage sind kein Jahr. (Surinam.)
Geduld, es wird nicht ewig währen.
404. So oft der Tag wird neu, denk', ob's der letzte sei.
Lat.: Omnem crede diem tibi diluxisse supremum. (Horaz.) (Seybold, 406.)
405. So viel Tage es vor Michaelis reiffet, so viel Tage reiffet es nach S. Georgen Tag. – Oec. rur., 43.
406. So viel Tage vor Marien (25. März) die Bienen summen, so viel Wochen müssen sie nachher wieder brummen. – Boebel, 17.
D.h. eingeschlossen sitzen.
407. So viel Tage vor Marien die Frösche schwimmen, so viel Wochen müssen sie nachher fleihen (schweigen). – Boebel, 17.
408. So viel Tage vor Paulus die Lerchen anstimmen ihren Reigen, so viel Wochen müssen sie danach schweigen. (Ostpreuss.) – Boebel, 3.
409. So viel Tage vor Valentin (14. Febr.) die Lerchen singen, so viel Tage müssen sie danach schweigen. (Ostpreuss.) – Boebel, 11.
Man hat denselben Spruch auch mit Bezug auf Petri Stuhlfeier (22. Febr.).
410. 'T is all Dag nîn Sonndag. (Oevelgönne.) – Firmenich, III, 24, 12.
411. 'T is hüt 'n heten Dag, säd de Hex, doar sâl se up de Holtricht (Holzhof, Scheiterhaufen). – Hoefer, 442b.
412. 'T is hüt 'n heten Dag, säd' de Hêx, dôr süll se brennen. – Hoefer, 442.
413. Tag für Tag gelangt der Mensch zu neuer Erkenntniss. – Burckhardt, 486.
414. Tag ist Tag.
Bei Tage verrichten sich die meisten Geschäfte und Arbeiten leichter als zu Nacht bei künstlichem Licht.
[1009] 415. Tag und Nacht chund Rath. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 59.
Zeit und Nachdenken bringen reiferes Urtheil.
416. Tag und Nacht händ Roth, drum mach, doss 's öppe gohd und nüd am G'schirr lohd (gebricht). (Luzern.)
417. Tag und Nacht sind sich immer entgegen.
Bei Tunnicius: Dach unde nacht sint sik alle entegen. (Lumen obest tenebris, fatis et vita resistit.)
418. Tag und Nacht währt ebig. (Solothurn.) – Schild, 58, 33; Eiselein, 586; Simrock, 10055a.
419. Tage und Stunden sind nicht immer gleich.
Frz.: Les jours se suivent, mais il's ne ressemblent pas.
420. Tages Arbeit, abends Gäste, saure Wochen, frohe Feste. – Düsseldorf, II.
421. Thue nicht den einen Tag, was dich den andern reuen mag.
Lat.: Pridie caveas, ne facias, cujus te pigeat postridie. (Philippi, II, 106.)
422. Toag a Noacht it ewi. (Franken.) – Frommann, VI, 325, 377.
423. Tok un Stunne is net immer gleich. – Lohrengel, II, 640.
424. Trübe Tage haben auch ihren Abend.
Dän.: Dagen kommer vel, om end hanen ei galer. (Prov. dan., 103.)
425. Um guter Tage willen darf niemand Christ werden.
»Es ist eine alte neue Zeitung, dass niemandt um guter Tage u.s.w.« (Herberger, Hertzpostille, 71a.)
426. Un em jêden Dâch gît de San îst angder. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 715b.
427. Unser ist der Tag. – Hoefer, 442b; Eiselein, 586.
Lat.: Mortales sumus, haud sunt nobis crastinum cural. (Eiselein, 586.)
428. Van Dage roth, mörgen dôd. – Hauskalender, I.
429. Vierzehn Tage auf dem Bauche und vierzehn Tage auf dem Strauche.
Sagen die Frauen in Schlesien, wenn sie zum Abtrocknen der Wäsche ungefähr so viel Zeit bedürfen, als sie im Gebrauch gewesen ist.
430. Vierzehn Tage blüht's, vierzehn Tage kernt's, vierzehn Tage milcht's, vierzehn Tage reift's. (Thüringen.)
Vom Getreide. Das Wort »kernen« bezeichnet hier Kern ansetzen, bilden. (Vgl. Grimm, V, 604, 2b.)
431. Vierzehn Tage ist keine Zeit noch Ziel. – Pistor., VIII, 74.
432. Virzäh' Tag schoss'n, virzäh' Tag blüeh'n, virzäh' Tag ei' Kirna, virzäh' Tag azeiting. – Baumgarten, 49.
Damit spricht man in Oberösterreich die Entwickelungsgeschichte des Korns aus.
433. Vom Dage will 'k, mörgen kann 'k. – Hauskalender, IV.
434. Von Tagen kommen Monate und ganze Jahre.
Bei Tunnicius (198): Van dagen komen mânden unde hele jâr. (Lux mensem profert, surgunt ex mensibus anni.)
435. Vor dem jungsten tage werden funfftzehent zeichen vorhergehn. – Agricola I, 711.
436. Vor Tage aus, vor Abend heim.
Holl.: Voor dag uit, voor nacht in. (Bohn I, 341.)
437. Wan a Dâr began tu ling'en, begant a Wonter tu string'en. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 328.
Engl.: As the days lengthen, so the cold strengthens. (Bohn II, 36.)
Frz.: Quand le jour croist aussi fait le froid. (Leroux, I, 69.)
Holl.: De dagen, die lengen, zijn dagen, die strengen. (Harrebomée, I, 113a.)
It.: Cresce di cresce 'l freddo dice il pescatore. (Bohn II, 36.)
438. Wann der Tag beginnt zu langen, kommt der Frost erst angegangen. – Eiselein, 586.
Man pflegt diese Zeit auch wol die kalten Hundstage zu nennen.
439. Wann der Tag lang ist, so kan man vil lügen. – Chaos, 558.
440. Wär en'n gauen Dag hem will, dei maut 'ne sek maken. – Schambach, II, 529.
Um zu sagen, dass das Wohlergehen eines Menschen wesentlich von seinem eigenen Verhalten abhängt.
[1010] 441. Wärt de Dâge lenger, sau werd de Külle strenger. – Schambach, II, 678.
Werden die Tage länger, so wird die Kälte strenger.
442. Was am Tage nicht scheint, leuchtet des Nachts.
443. Was ein guter Tag werden will, zeigt sich schon früh.
Auch die Neugriechen: Was ein heiterer Tag wird, das zeigt sich schon am Morgen. (Sanders, 2.)
Frz.: A bon jour, bonne étrenue. (Lendroy, 109.)
It.: Dal mattino si conosce, il buon giorno. – Il buon di comincia da mattina.
Schwed.: Aldrig är dagen så lång, thet kommer ju quäller en gång. (Grubb, 11.)
444. Was einer hat bei Tag gedacht, das träumt ihm gerne bei der Nacht.
Böhm.: Nač človĕk ve dne myslívá, to se mu i v noci snívá. (Čelakovsky, 204.)
Lat.: Omnia qua sensu volvuntur vota diurno, pectore sopito reddit amica quies. (Seybold, 411.)
445. Was ich am Tage verdien', geht bei Nacht dahin.
446. Was im Tage im Kopfe gekocht, das wird im Traume aufgewärmt.
447. Was man alle Tage hat, wird man endlich übersatt.
Lat.: Quotidiana vilescunt. (Philippi, II, 149.)
448. Was man am heiligen Tag gewinnt, das fahrt vbel. – Petri, II, 602.
449. Was man am Tage gedacht, davon träumt man zur Nacht.
Dän.: Det bæres for i drømmen, som før var i tanken. (Prov. dan., 123.)
450. Was sind jetzt die Tage schon wieder lang, sagte der faule Hans eine Woche nach Neujahr.
451. Was wir am Tage vorgenommen, pflegt uns im Schlafe einzukommen. – Eiselein, 550; Simrock, 9084.
Die Aegypter haben das Sprichwort: Als der Hahn träumte, sah er Leute Getreide beuteln. (Burckhardt, 513.) Die Russen geben demselben Gedanken in verschiedenen Sprichwörtern Ausdruck; sie sagen: Schaum schlägt der Barbier auch im Traum. Säet der Bauer nicht im Traum, so mäht er. Auch im Schlaf haut auf den Amboss der Schmied. Netze wirft der Fischer auch im Traum aus. Auch schlafend zählt Gelder der Geizhals. Selbst im Traum betet der Fromme. Der Soldat marschirt auch im Traum. Der Knutenmeister schwingt seine Knute auch träumend. Schaut der Müller im Traum nicht nach Wind aus, so mahlt er schon. Entweder gedenkt der Liebende der Brautnacht oder er feiert sie. Seine Büchse ladet der Jäger im Traum. Selbst im Traume dichtet der Dichter.
Lat.: Omnia quae sensu volvuntur vota diurno, pectore sopito reddit amica quies. (Eiselein, 550; Gaal, 1559; Binder II, 2401.)
452. Wat 'n gaud (gôden) Dag is, dêi fängt all des Morgens an. – Raabe, 23.
453. Wenn de Dag fangt an to längen, fangt de Winter an to strengen. – Bueren, 1238; Schütze, I, 201; III, 9; Hauskalender, II; für Mecklenburg: Frommann, II, 226; für Solothurn: Schild, 111, 106; für Iserlohn: Woeste, 59, 30.
454. Wenn de Dâg fengt to lengen, denn tengt1 de Winter to strengen. (Mecklenburg.)
1) Tengen = anfangen. In Köln: Wenn de Dag fangen an zo längen, fangen se auch an zo strengen. (Weyden, I, 1.) In Hannover: Wen sek daut de Dage lengen, sau doit sek êst de Winter (oder: de Külle) strengen. (Schambach, II, 678.)
455. Wenn de Dâg is to Enne, denn rêget de Fûlen de Henne. – Schambach, II, 460.
456. Wenn de Dâg is vergâhn, sau herre de Fûlen sau gärn wate dân. – Schambach, II, 461; für Bremen: Köster, 255.
457. Wenn der Tag auch morgens schön ist, so kann es doch wol abends donnern und regnen.
458. Wenn der Tag kommt, löscht man das Licht aus.
459. Wenn der Tag kommt, wachen die Vögel auf.
Dän.: Det er ikke dag førend fugl sjunger. (Prov. dan., 102.)
460. Wenn der Tag lang ist, ka me viel schwätze. (Ulm.)
461. Wenn der Tag vorbei ist, weiss man, wie lang er gewesen. – Altmann VI, 498.
[1011] 462. Wenn die Tage anfangen zu längen, dann fängt der Winter an zu strengen. – Simrock, 10080; Bücking, 67; Körte, 5839; Petri, II, 673; ostfriesisch bei Eichwald, 273.
Dann kommt er mit strenger Kälte. »Wenn der Tag fängt oa zu langa, do kimmt de Kälde erscht gegange.« (Bertram, Gedichte, S. 307.)
463. Wenn die Tage langen, dann kommt erst der Winter gegangen. – Simrock, 10079; Körte, 5838; Boebel, 72; Braun, I, 4383.
Holl.: Wast de dag, zoo wast de koude, zei de vischer. (Harrebomée, I, 117b.)
464. Wenn die Tage langen, kommt der Wolf gegangen. (Ostpreuss.)
465. Wenn die Tage zunehmen, wird das Oel billiger.
466. Wenn er seinen Tag gegangen, steht der Gaul.
467. Wenn man alle Tage Brot isst, will man auch einmal was anders essen.
Holl.: Als man alle dagen brood eet, wil man ook wel eens wat anders hebben. (Harrebomée, I, 112a.)
468. Wenn man drei Tage nacheinander aushebt1, dann gibt's Regen. – Tendlau, 965.
1) Die Thore zum Vorlesen aus der heiligen Lade nimmt. – Ein jüdisches Wetterzeichen, wie: Wenn die Chasidien (Frommen) wandern, get's Reje. (Tendlau, 965.) (S. ⇒ Mönch.)
469. Wer acht Tage gehungert hat, hält es auch noch länger aus.
Die Russen: Acht Tage oder acht Wochen hungern müssen, bleibt sich gleich.
470. Wer alle Tage feiert, verlangt nicht nach dem Sonntage.
471. Wer alle Tage Knoten löst, dem ist nichts zu sehr verknüpft. – Sprichwörtergarten, 217.
472. Wer alle Tage Langeweile hat, muss nicht über zu kurzes Leben klagen.
473. Wer alle Tage Martens Abend helt, dem zu rinnen Hüner vnd Genss, ehe ers gewar wird. – Petri, II, 679.
474. Wer allzeit gute Tage und fette Bissen haben will, der werde ein Mönch, so mangelt ihm nichts. – Klosterspiegel, 6, 6.
475. Wer am Tag witzig ist, den helt man dess Nachts nicht vor ein Narren. – Lehmann, 29, 44; Eiselein, 586; Körte, 4845.
476. Wer am Tage ausgeht, bedarf keiner Laterne.
Frz.: Qui ne sort que de jour, n'a que faire de lanterne. (Cahier, 905.)
477. Wer am Tage das Sopha gedrückt, den drückt nachts das Bett. – Sprichwörtergarten, 327.
478. Wer am Tage eine Lampe brennt, der muss des Nachts im finstern sitzen. (S. ⇒ Jugend 178.) – Wirth, I, 36.
479. Wer am Tage Gutes thut, hat am Abend frohen Muth.
480. Wer am Tage schläft und des Nachts trinkt, kommt niemand in den Weg.
Dän.: Den som drikker om natten, og sover om dagen tænker at gaae ingen i veyen. (Prov. dan., 122.)
481. Wer am Tage sich gräbt den Teich, dem beschert Gott Karpfen in der Nacht. – Altmann VI, 412.
482. Wer am Tage träumt, geht mit Beulen schlafen.
Dän.: Det har intet paa sig at drømme om dagen, uden man gaaer og sover. (Prov. dan., 123.)
483. Wer an bessere Tage denkt, macht die bösen schlimmer (schwerer).
Dän.: At man hukommer den gode tilstand gjøre den onde des verre. (Prov. dan., 310.)
484. Wer an gute Tage gewöhnt ist, vermisst sie schwer.
Dän.: Gode dage er onde at miste. (Prov. dan., 162.)
485. Wer bei Tag zu Hauss gehet, dem tregt unser Herr Gott die Leucht für. – Petri, II, 687.
486. Wer bei Tage einkehrt, wird bei Dunkelheit wandern.
487. Wer bei Tage gescheit ist, ist gewiss des Nachts kein Narr. – Winckler, X, 62.
488. Wer bei Tage heimkehrt, fällt des Nachts in keine Grube.
Holl.: Die bij dag in huis is, valt bij nacht niet in de gracht. (Harrebomée, I, 113b.)
[1012] 489. Wer bei Tage schläft, muss des Nachts hungern. (Walachei.)
490. Wer biss an jüngsten tag warten kan, der würt leicht ein herr der gantzen welt. – Franck, I, 85a; Petri, II, 687; Gruter, III, 105; Lehmann, II, 871, 162; Braun, I, 4901.
491. Wer den ersten Tag aus seinem Hause kommt, hat ein gut Theil seiner Reise vollbracht. – Winckler, V, 86.
492. Wer den Tag gebraucht als Tag und die Nacht als Nacht, hat sein Leben gut gemacht.
Engl.: Make the day day and the night night, and you will be merry and wise.
493. Wer den Tag gewinnt, hat die Schlacht gewonnen. – L. Schefer, Laienbrevier.
494. Wer der guten Tage müde ist, nehme ein Weib.
Holl.: Die goede dagen moede is, neme een wijf. (Harrebomée, I, 113b; Bohn I, 309.)
495. Wer di am Tag g'seht, lot di z' Nacht lo goh. – Sutermeister, 58.
496. Wer dich bei Tage angafft, muss lachen, wenn er schlafft.
Lat.: Qui mane tevidet, nocturno tempore ridet. (Sutor, 917.)
497. Wer die guten Tage nicht ertragen kann, nehme ein Weib.
It.: Chi è stracco di buon tempo si mariti. (Pazzaglia, 215, 12.)
498. Wer ein bösen tag hat gehabt, der muss ein gut Nacht suchen. – Lehmann, 923, 63.
499. Wer ein guten Tag verloren, soll eine gute Nacht suchen. – Lehmann, 743, 1; Winckler, XVIII, 37.
500. Wer einen guten Tag haben will, der gehe in ein Wirthshaus; wer eine gute Woche haben will, schlachte ein Schwein; wer einen guten Monat haben will, gehe ins Bad; wer ein gutes Jahr haben will, der nehme ein Weib, und wer es immer gut haben will, werde ein Pfaffe (Mönch).
501. Wer einen guten Tag hat, hat kein (ganzes) Jahr böse.
It.: Chi ha un giorno di bene non ha tutto l'anno male. (Gaal, 1497; Pazzaglia, 150, 4.)
502. Wer einen Tag geht in den Wald, nehme Brot für eine Woche bald.
Böhm.: Jedeš-li kam na den, bet chlebá na týden. (Čelakovsky, 253.)
503. Wer einen Tag will fröhlich sein, bade früh, dann schmeckt der Wein. – Kloster, VIII, 76.
504. Wer gedenkt alle Tage zu sterben, der kann nimmermehr verderben.
505. Wer gute Tage ertragen kann, ist gewiss kein dummer Mann. – Körte2, 7289.
506. Wer gute Tag haben will, der bleibe vom Hoff. – Petri, II, 715.
507. Wer gute Tage haben will, muss böse Nächte durchwachen.
Holl.: Wie goede dagen wil, moet kwade nachten doorwaken. (Harrebomée, II, 117b.)
508. Wer gute Tage weiss zu tragen, von dem kann man von Wunder sagen. – Seybold, 287.
509. Wer in gesunden Tagen massweis trinkt, dem nützen, wenn er krank ist, Tropfen nichts.
Die Russen: Wer in gesunden Tagen ein Fläschlein Wein trinkt, den wird in kranken Tagen ein Gläslein nicht stärken. (Altmann VI, 389.)
510. Wer in jungen Tagen sucht die weissen Bein, der sucht in alten (Tagen) die breiten Stein. (Frankenwald.)
Erkältungen in der Jugend, Gicht im Alter. (Vgl. Flügel, Volksmedicin und Aberglauben im Frankenwalde, S. 60.)
511. Wer keine guten Tage hat, kann doch gute Nächte haben. – Altmann VI, 446.
512. Wer liebet gute Tag, dem ehestand nur absag. – Henisch, 800, 57.
513. Wer neun Tage nicht an Gott denkt, weder betet, noch Weihwasser nimmt, und am neunten [1013] Tage sich auf einen Laib Brot setzt, ist dem Teufel verfallen. (Oberösterreich.)
Ueber die Bedeutsamkeit des Brots im Volksglauben vgl. Baumgarten, Progr., 7.
514. Wer sich alle Tage putzt, hat seinen Schmuck bald abgenutzt.
Schwed.: Hwer dag grann, är sällan grann. (Grubb, 351.)
515. Wer sie am Tage gesehen, wird sie des Nachts nicht wollen.
Holl.: Die u's daags zag, zoude u's nachts niet willen. (Harrebomée, I, 113b.)
516. Wer wil einen Tag wol leben, der würg ein Ganss; wer wil acht Tage wol leben, der schlacht ein Schwein; wer vier Wochen wil wol leben, der nehme ein Fraw. – Zinkgref, IV, 126.
517. Werden die Tage länger, so wird die Kälte strenger. – Simrock, 10081.
518. Wer's am Jüngsten Tage entgelten soll, hat ein lang Ziel. – Eiselein, 352.
519. Wi lönger d'r Toag, wi körtzer 's Trumm. (Franken.) – Frommann, VI, 325, 378.
Je länger der Tag wird, desto mehr gibt's Arbeiten im Freien, und desto kürzer wird das Stück Faden, welcher gesponnen wird.
520. Wie der Tag ist ohn Sonne, die Nacht ohn Stern, also ist das Leben ohn Ehe vnnd die Ehe ohn Kinder. – Petri, II, 788.
521. Wilt nicht verkürtzen deine tage, so überfül nicht deinen Magen.
Lat.: Culae pone metas, ut sit tibi longior aetas. (Loci comm., 55.)
522. Wiltu einen Tag fröhlich sein, so gehe ins Bad; wiltu ein Woche fröhlich sein, so lass dir zur Adern; wiltu ein Monat fröhlich sein, so schlacht ein Schwein; wiltu ein Jahr fröhlich sein, nimm ein jung Weib; wiltu allweg fröhlich sein, werd ein Pfaff. – Schertz mit der Wahrheit (Frankfurt 1501), S. 4.
523. Wiltu viel guter tag ersparn, dein sinn vnd dein gesind bewarn, als für des teufels strick, ich rhat, für füllerey dich hüt frü vnd spath.
Lat.: Viuere uis laetus, uel sana mente quietus, daemonis ut linum, sic mordax effuge uinum. (Loci comm., 59.)
524. Wir kommen alle Tage dem Tode näher.
Lat.: Hominis tota vita nihil aliud, quam ad mortem iterest. (Philippi, I, 180.)
525. Wir werden alle Tage klüger.
Lat.: Aetate reddimur prudentiores. – Discenti assidue multa Senecta venit. (Seybold, 14 u. 129.)
526. Womit einer dess Tages vmbgeht, dauon treumt jhm dess Nachts. – Petri, II, 813; Gaal, 1539; Müller, 60, 1.
Holl.: Waarover men des daags peinst, dat rijst dikwijls des nachts voor onze zinnen. (Harrebomée, I, 117b.)
Lat.: Judicibus lites, aurigae somnia currus. (Binder I, 829; II, 1597; Sutor, 583; Seybold, 265; Philippi, I, 216; Gaal, 1539.)
527. Wu sich de Dâg ufêm ze läinjen, se fit sich der Wäinjter un ze schträinjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 39.
528. Zwei schöne Tage hat der Mann, so lang er lebt, wenn er die Frau heimführt und wenn er sie begräbt.
Frz.: Dus belos jours a l'ôme sous tero, quau pren moulié e quau l'entero. (Thiessing, 376.)
529. Zwei Tage ein Gast, den dritten eine Ueberlast.
*530. A kon de gute Tage nich erthroin. – Robinson, 180; Gomolcke, 146.
*531. A sitt nam Tâje ai ä Lôch. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453.
Er geht tiefsinnig herum.
*532. Aber alle Tage Rebhühner!
Einerlei ermüdet.
Dän.: Man kædes ved der man altid har. (Prov. dan., 330.)
Lat.: Abit et taurus in silvam. vgl. Büchmann, 8. Aufl., 240.
*533. Alcinoische (Tafel), d.i. schwelgerische Tage verleben.
*534. Alle Tage anders.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie jemand heisse, wenn er den Namen »Anders« führt.
[1014] *535. Alle Tage, die Gott verleiht.
Holl.: Alle dagen, die God verleent. (Harrebomée, I, 112a.)
*536. Alle Tage vollauf und vollen Kropf haben. – Mathesy, 110b.
*537. Am Jüngsten Tage, eher nicht. – Eiselein, 352.
*538. Am Jüngsten Tage muss man ihn todtschlagen. – Eiselein, 586; Simrock, 10078.
Den, der gar nicht sterben zu wollen scheint.
*539. Am Tage, als Kunz Saudreck gen Pfingsten reut. – Fischart.
*540. Am Tage den Mond und des Nachts die Sonne suchen. – Altmann VI, 519.
*541. Am Tage nach den Sternen schauen. – Altmann VI, 512.
*542. An ganzen geschloanen Tak. (Schles.) – Frommann, III, 243, 45; Gomolcke, 25.
*543. Auf den Jüngsten Tag vertrösten.
*544. Bei hellem Tage nichts sehen.
Lat.: Caligare in sole. (Quinctilian.) (Binder I, 151; II, 397; Erasm., 27; Philippi, I, 69; Seybold, 62.)
*545. Bei ihm ist alle Tage Kirchtag. – Parömiakon, 11154.
Gut Leben.
*546. Bei ihm ist alle Tage Kreuzeserfindung.
Dem Geplagten, dem Kreuzträger.
*547. Da er den dritten Tag wollt naschen, wird ihm der Hof abgeblasen. – Birlinger, 836.
*548. Da hebbe we de hilgen Dage un kêne Kauken (Kuchen). (Göttingen.)
*549. Dafür ist der kürzeste Tag lang genug. – Eyering, I, 254; Harrebomée, I, 113a.
Holl.: De kortste dag is daar lang genoeg voor. (Harrebomée, I, 113a.)
*550. Dag up de Hille1. – Stürenburg, 87b.
1) Auch Hilde; in andern Mundarten Hiele, Hilge, Helge, der mit losen Bretern belegte Boden über dem Viehstall, wo das Landgesinde wol bei Tage schläft oder Kurzweil treibt. – Ein verlorener, geschäftsloser Tag.
*551. Darnach ward es tag. – Agricola I, 625; Eyering, I, 254; Simrock, 1505; Sutor, 480.
Um das Aufwachen aus Träumen, in die man eingewiegt war, zu bezeichnen.
Frz.: Cela est clair. – Être à de couvert. (Kritzinger, 146b u. 206a.)
Holl.: Daarna worde het dag. (Harrebomée, II, 112b.)
Lat.: Deinde expergiscebar. – Ex templo evigilo, fugit et mea lumina somnus, ortaque de coelo canduit alma dies. (Glandorp, 85; 170.)
*552. Das liegt so klar am Tage, wie der Bauer an der Sonne. – Grimm, I, 1177; Eiselein, 587; Simrock, 10087; Körte, 5837; Pauli, Schimpff, XXXIb; Braun, I, 45381.
*553. Dat is vör sien fêge Dage. – Bueren, 274; Hauskalender, III.
Fêge, das hochdeutsche feige, aber im Niederdeutschen mit der Bedeutung: dem Tode geweiht, den Keim des Todes in sich tragend. »Noch nich fêge«, d.h. noch nicht bald sterbend. Von einer Handlung, die jemand im Widerspruch zu seinem Charakter, seinen Eigenheiten, seinem Wesen und seinen Gewohnheiten ausführt, sagt man: »Dat is kört för sien fêge Dage«, d.h. das ist so gegen seine Natur, dass man seinen baldigen Tod erwarten kann. (Vgl. Stürenburg, 52a.)
*554. De wett de heiter Tag Sterne gugge. – Sutermeister, 60.
*555. De wull woll, dat et alle Dage Sundag un Drinken en Handwerk wäre. (Holst.)
*556. Dear ist vor Tag im Haus wie d' Henn'. (Rotenburg.) – Birlinger, 234.
*557. Dem Tage die Augen ausbrennen. (Steiermark.)
Wenn jemand bis in den lichten Tag Kerzenlicht brennt.
*558. Den Dag ansteaken. (Westf.)
Noch bei Tage Licht brennen.
*559. Den ênen Dag êt ik Brod mit Water, den andern Water mit Brod. (Holst.) – Schütze, I, 293.
Gedrängte Zusammenstellung der Speisekarte eines humoristischen Armen.
*560. Den ersten besten Tag.
Holl.: De eerste dag de beste. (Harrebomée, I, 113a.)
[1015] *561. Den gestrigen Tag suchen. – Klix, 108.
Die Russen: Das dritte Horn des Widders suchen. (Altmann VI, 515.)
Frz.: L'humbre du soleil.
Lat.: Solis vmbra. (Bovill, II, 10.)
*562. Den macht ein guter Tag nicht besser und ein böser nicht schlimmer.
Engl.: A good day will not mend him nor a bad day impair him. (Bohn II, 52.)
*563. Den Tag mit der Laterne suchen.
*564. Den Tag muss man roth in den Kalender schreiben.
Nämlich diesen, einen solchen Tag.
Lat.: Diem numera meliore lapillo. (Persius.) (Binder II, 765.)
*565. Den Tag muss man roth zeichnen.
Wenn z.B. ein seltener, lieber Besuch kommt.
Holl.: Dezen dag moet ik tekenen. (Harrebomée, II, 113b.)
*566. Der Doag fêt sich. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 328, 5.
Der Tag fängt sich, es wird Tag. Um dies auszusprechen, hat man auch die Redensarten: Der Doag enzangt (entzündet) sich. De Hunne krên schi lang (die Hähne krähen schon lange). Der Hemelswôgen stît af der Teisselt (der Himmelswagen steht auf der Deichsel). Der Doagstärn is erauskun (der Tagstern ist herausgekommen). Em hîrt de Millen nemi klappern (man hört die Mühlen nicht mehr klappern). Em hîrt det Wier nemi rauschen. (S. ⇒ Thomastag.)
*567. Der geht einen Tag früher wie Jacques Buizot.
Diese Redensart verdankt ihren Ursprung einem Mitgliede der Freischar Garibaldi's im deutsch-französischen Kriege 1870-71. Ein französischer Gewürzkrämer Namens Buizot, veranlasste seinen Jaques, der selbst sehr wenig Neigung dazu hatte, unter die von Garibaldi geführte Rächerschar (Vengeurs), wie sie sich selbst nannte, einzutreten, um die gottverd ...... Preussen aus Frankreich zu vertreiben. Er war bald mit rother Blouse als kühner Garibaldianer ausstaffirt und trat in die Heldenschar ein. Indess merkte er zeitig genug, dass er manche häusliche Bequemlichkeit entbehren müsse, und dass es daheim besser sei. Er entschloss sich daher, als ihm der Tag bekannt wurde, der zu dem ersten Zusammenstoss der Heldenschar mit den Preussen in Aussicht stand, vorher die Richtung heimwärts einzuschlagen, von der Ansicht ausgehend, dass seine Kameraden auch ohne ihn mit den »lumpigen Prussiens« fertig werden würden. Als er in seinem Heimatsorte ankam, liefen die Bekannten zusammen und bestürmten ihn mit Fragen, wo die Freischar jetzt stehe, was Garibaldi mache, wie es bei dem Kampfe hergegangen sei u.s.w. »Darüber«, antwortete er, »weiss ich nichts zu sagen, da ich einen Tag eher weggegangen bin.« Man war über diese Auskunft nicht wenig verblüfft, und sagt nun seither von einem Kunden, der es mit dem Muthe nicht übertreibt, der sich vielmehr wo es gerade gilt, hübsch ausser der Schussweite zu halten weiss: Der geht einen Tag früher wie Jaques Buizot. (Das neue Blatt, Leipzig 1872, Nr. 11, S. 175.)
*568. Der hat gute Tage. – Reche, I, 13.
*569. Der hat heut' seinen bösen Tag. – Tendlau, 423.
Aehnlich wie beim Fieber; es ist heute nicht mit ihm auszukommen.
*570. Der Tag ist einmal angerissen. – Klix, 108.
*571. Der Tag ist ihm eher im Hause, denn Brot. – Simrock, 10089; Körte, 5841; Braun, I, 4385.
*572. Der Tag ist kurz, sprich schnell! (Lit.)
*573. Der Tag ist noch nicht hin.
Holl.: De dag is nog niet ten avond. (Harrebomée, I, 113a.)
*574. Die können den ganzen Tag sitzen und Nüsse aufklappern.
In Böhmen, um zu sagen, dass jemand ein angenehmes, ruhiges Leben führe.
*575. Die schönen Tage in Aranjuez sind vorüber.
Die Zeit, in der man sehr glücklich war, oder in der irgendetwas in Blüte stand, in seiner Glanzperiode sich befand. Aus Schiller's Don Carlos (1. Act, 1. Scene) in den Volksmund übergegangen. »Versetzen wir uns in die schönen Tage von Aranjuez.« (Eckstein, in Ueber Land und Meer, Stuttgart 1871, Bd. 27, Nr. 5, S. 14.) Um die Blüte des schwarzen Cabinets, um Napoleon III. zu schildern.
*576. Die will dem Tage die Augen ausleuchten. – Schles. Provinzialbl., 1866, 429.
Sagte eine Frau zur Magd, die früh, als es schon stark tagte, noch Licht brannte.
*577. Dös is in Tag nei schwatzt. (Schwaben.)
*578. Einem den leichten Dag düster maken. (Westf.)
Durch fortwährende Belästigung.
*579. Einem im tage stehen. – Tappius, 232a.
So viel wie im Licht stehen.
Lat.: Officere luminibus. (Erasm., 268; Tappius, 232a.)
[1016] *580. Einen am hellen Tage blind machen.
Lat.: Pulverem oculis affundis. (Hieronymus.)
*581. Einen auf den Jüngsten Tag vertrösten.
Frz.: Payer la semaine des trois jeudis.
*582. Einen Tag mit schwarzer oder mit weisser Kreide bezeichnen.
*583. Einen Tag nach dem Feste (Markte) kommen.
Engl.: To come a day after the fair. (Bohn II, 159.)
Lat.: Post festum venisti.
*584. En twê Dag mehr duhn als en ennem. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 206.
*585. En unbesorgden Dag hebbe. – Eichwald, 276.
*586. Er fängt den Tag mit Husten an und hört mit Saufen auf.
Frz.: Commencer matines par tousser et souper par boire. (Leroux, I, 22.)
*587. Er greift den Tag bei der Wurzel an. – Klix, 108.
*588. Er hat alle acht Tage seinen Geburtstag.
Er betrinkt sich häufig, vielleicht unter dem Vorgeben, seinen Geburtstag auf diese Weise zu feiern.
*589. Er hat alle Tage Kirchtag. – Braun, I, 4370.
Der reiche Mann.
Holl.: Het is alle dagen heilige dag bij hem. (Harrebomée, I, 114b.)
*590. Er hat (dort) gute tag. – Eyering, I, 712; II, 287.
Holl.: Hij heeft daar goede dagen. (Harrebomée, I, 115b.)
*591. Er hat heute seinen guten Tag.
Ist froher Laune, freigebig.
*592. Er hat sein Tag. (Ulm.)
D.h. er ist widerwärtig.
*593. Er hat seinen Tag von Damaskus (noch nicht) gehabt.
Um zu sagen, an die Bekehrung des Apostels Paulus auf dem Wege nach Damaskus erinnernd, er ist (noch nicht) zu einer bessern, richtigern Anschauung (Erkenntniss) gekommen. »Der, an welchen die flammenden Strophen gerichtet waren, wünschte zur Antwort dem Dichter ›vom Herzen einen Tag von Damaskus‹. Inzwischen hat die preussische Politik ihren ›Tag von Damaskus‹ erlebt.« (Schles. Presse, 1874, Nr. 95.)
*594. Er hat so gute Tage, wie der Hund eines Blinden.
Holl.: Hij heeft beter dagen dan eens blindemans hond. (Harrebomée, I, 115b.)
*595. Er hat Tag und Nacht keine Ruhe.
*596. Er ist an keinem guten Tage geboren.
Holl.: Hij is geboren op Sint-Galperts nacht, drie dagen voor'et gelak. (Bohn I, 326.)
*597. Er ist den ganzen Tag auf den Beinen wie ein Tanzbär. (Breslau.)
*598. Er ist nur sieben Tage in der Woche ein Narr.
*599. Er ist z' arme Tage g'rathe. – Sutermeister, 97.
*600. Er kann den guten Tagen Adje sagen.
Holl.: Zeg dan adieu goede dagen. (Harrebomée, I, 118a.)
*601. Er kann die guten Tage nicht ertragen.
»Es scheinet, dieser könne die gutten Tage nicht wohl vertragen.« (Keller, 148a.)
Holl.: Hij kan de weelde niet verdragen. (Harrebomée, II, 445b.)
*602. Er macht aus Tag Nacht und aus Nacht Tag.
Kehrt die vernünftige Ordnung um.
Frz.: Il fait de la nuit le jour et du jour la nuit. (Kritzinger, 402b.)
*603. Er macht in funfzehn Tagen vierzehn Meilen.
Frz.: Il feroit en quinze jours quatorze lieuës. (Kritzinger, 418b.)
*604. Er macht sich gute Tage.
Dän.: Han holder juul og gode dage. (Prov. dan., 329.)
*605. Er mag au i zwee Tage meh as in eim. – Sutermeister, 61.
*606. Er muss es alle Tage auf dem Brote essen.
Man rückt es ihm täglich vor.
*607. Er sieht bei Tage nicht. – Körte, 5845b.
*608. Er sucht den Tag mit der Laterne.
Holl.: Hij zoekt op klaar lichten dag met een lantaarntje. (Harrebomée, I, 116a.)
*609. Er thut in zwei Tagen mehr als in einem.
*610. Er trägt den Tag im Mäntelchen herum. – Körte, 5845c.
Weiss nicht, was er vor Langeweile machen soll.
*611. Er verschiebt (vertagt, verheisst) es auf den Jüngsten Tag.
Holl.: Hij stelt net uit tot den jongsten dag. (Harrebomée, II, 115b.)
[1017] *612. Er will lauter rothe Tage im Kalender haben.
Der Faule.
*613. Er wird sich einen guten Tag damit machen.
Holl.: Daar zult gij goeden dag van hebben. (Harrebomée, I, 112b.)
*614. Er wird sieben Tage für eine Woche nehmen.
Holl.: Zij willen zeven dagen voor eene week hebben. (Harrebomée, I, 118a.)
*615. Er wird vor dem Jüngsten Tage nicht klug.
*616. Er würde drei Tage über einen Löffelstiel reden.
Holl.: Hij zou wel drie dagen van een' koolstronk spreken. (Harrebomée, I, 116a.)
*617. Es gibt ja mehr Tage.
Holl.: Er hangen meer dagen in de lucht. – Er kamen meer dagen in de week. ( Harrebomée, I, 114a.)
*618. Es ist nicht ein Tag wie der andere.
*619. Es ist voneinander wie Tag und Nacht. – Braun, I, 4384.
Frz.: Il-y-a de la difference comme du jour à la nuit. (Kritzinger, 403a.)
*620. Es kam (war) sein Tag von Damaskus.
Die Zeit einer plötzlichen oder völligen Umwandelung des Standpunktes seiner Anschauungen und Ansichten, des Uebergangs von einer Partei zu einer andern, wie sich Paulus auf seinem Wege nach Damaskus (Apostelgesch. Kap. 4) aus einem Verfolger der Christen in ein Mitglied derselben verwandelte. – »Da mit der Demokratie kein Geschäft zu machen war, hatte er (Ollivier, Grosssiegelbewahrer von Frankreich) im Jahre 1867 seinen Tag von Damaskus und wurde Bonapartist.« (Das neue Blatt, Leipzig 1870, Nr. 34, S. 127.)
*621. Es sind viel Tage ins Land gegangen.
*622. Es währt bis an den Jüngsten Tag. – Braun, I, 4377.
*623. Et is osse Dâg un Nacht. (Waldeck.) – Curtze, 360.
*624. Etwas an den Tag bringen.
Frz.: Mettre quelque chose à découvert. (Kritzinger, 206a.)
*625. Gôden Dag, Êr Gnaden, söven paar Strümp un dog kên Waden. (Holst.) – Schütze, IV, 331.
*626. Goden Dag, hett de Katt hier kên Wettstên brögt. – Schütze, I, 201.
Wird gesagt, wenn man wohin geht, ohne Beruf.
*627. God'n Dag un goden Weg. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 36.
Ich halte mich nicht weiter, als nöthig ist, um ihn zu grüssen, mit ihm auf, verkehre nicht näher mit ihm.
*628. Guete Tag, wo ist min Löffel? – Sutermeister, 62.
Um einen Menschen zu schildern, bei dem Essen und Trinken das Erste und Letzte ist.
*629. Guete Tag z' Laden ii, so git's kei Loch is Dach. – Sutermeister, 3.
*630. Gute Tage haben.
Frz.: Avoir les piés chauds. – Passer bien son tems. (Kritzinger, 129b u. 516a.)
*631. Guten Tag, guten Weg.
Um zu sagen, dass man mit jemand nur auf dem Grusscomment stehe.
*632. Hä litt dä ganzen Dâg op der Gâder un lûrt we 'ne Pinksfuss. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 241.
*633. Hä litt dä ganzen Dâg ûvver Stöhl un Bänk. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 249.
*634. He baid mi kûm Dag un guden Weg. (Holst.)
Grüsst mich kaum.
*635. He get 'n Tag ehr bi d'r Strühle. (Meiningen.)
*636. He is all Dag up sin Sonndag. – Goldschmidt, 144.
In Oldenburg von dem gesagt, dessen Kleideraufwand seine Vermögensverhältnisse überschreitet.
*637. He is 'n Dag to lat uppe Welt kamen. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036.
Er hat kein Glück, er kann, wie der Dichter bei Schiller, zu nichts kommen, da alles schon vertheilt war.
*638. Heut' wär a Tag zum Schuldenmachen. – Klix, 108.
*639. Ich hätt's oich men Toage nicht vergassen. – Gomolcke, 538.
*640. In den Tag hinein leben. – Mathesy, I, 94a; Franck, Zeytbuch, CCLXIIb; Lohrengel, II, 339.
Engl.: To live from haud to mouth.
Frz.: Journée gagnée, journée magnée. – Vivre au jour le jour. – Vivre du jour la journée. (Kritzinger, 403b.)
It.: Vivere di dì in dì.
[1018] Lat.: In diem ex tempore vivere. (Eiselein, 586.) – In diem (horam) vivere. (Cicero.) (Binder I, 726; II, 1419; Philippi, I, 193; Seybold, 237; Frob., 302; Schonheim, I, 13; Tappius, 90b.)
Schwed.: Lefwa för dagen. (Marin, 18.)
*641. Man solt sie vff eynen tag nit nennen. – Tappius, 64b.
So gross ist ihr Abstand voneinander.
*642. Meitse Dai in Wei allike lang. (Westpreuss.)
Nach Tag und Weg gleich lang.
*643. Nun wird's Tag.
Zu jemand, dem nach langem Erklären die Sache verständlich wird. »Hîrt og mich oan, su wird's Tag war'n.«
*644. Oen Tag d' Auga ausbrenna. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Dem Tage die Augen ausbrennen, wird gesagt, wenn man bei ausreichendem Tageslicht künstliches Licht brennt.
*645. 'S is schund recht, soad em (sagt ihm) ok wîder an gûden Tag. (Schles.) – Frommann, III, 418.
»Je 's is schun recht sog am og wieder an gutten Tag.« (Keller, 144b.)
*646. 'S kommet no viel Tag de Wald über. (Neresheim.)
*647. 'S san nu meia Tag hinten Schluassbarg. (Neudorf im nordwestlichen Böhmerwald.)
Es sind noch mehr Tage hinter dem Schlossberge (Frauenberge).
*648. Sechs Tage hungern und am siebenten fasten. – Altmann VI, 513.
*649. Sich goldene Tage versprechen.
Lat.: Caniciem sibi et longos annos promittere. (Faselius, 40.)
*650. Sie leben von einem Tag in den andern.
Holl.: Zij leven van den eenen dag in den anderen. (Harrebomée, I, 118a.)
*651. Sie machen aus Tag Nacht und aus Nacht Tag.
Holl.: Zij maken van den dag een' nacht, en van den nacht een' dag. (Harrebomée, I, 118a.)
*652. Sie sind wie Tag und Nacht gegeneinander.
*653. Soid'm og wieder an guten Tag. – Robinson, 555; Gomolcke, 935.
*654. Sticke den Dag nich an. – Lyra, 35.
»Du undööf'lke Schlunsser (= übermässig verschwenderische Vettel), dô de Lucht ût; sühst du nich, dat de Sünne al u äwern Tûn kickt?«
*655. Sug ech Tug, sugt er Nacht. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Sag' ich Tag, so sagt er Nacht.
*656. 'T îs jü haller lichter Tak drauusen. (Schles.) – Frommann, III, 249, 287.
*657. Tag und Nacht im Luder leben. – Simplic., Galgenmännlein.
*658. Tag und Nacht mit einer Sache umgehen.
Lat.: Nocturna versare manu, versare diurna. (Horaz.) (Seybold, 360.)
*659. U lastijen Däjen, iwerfäle sich är vil de Mäjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 318.
*660. Und wenn ich acht Tage mit der Katze fressen soll. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
Um zu sagen, dass man etwas durchsetzen, erreichen oder nicht thun wolle.
*661. Was er an einem Tage verdient, das verzehrt er auch wieder.
Er legt keinen Nothpfennig zurück.
Frz.: Il vit au jour la journée. (Kritzinger, 402b.)
*662. Was er bei Tage mit der Leier verdient, das geht bei Nacht alles wieder in den Wind.
Lat.: Penelopes telam retexere.
*663. Wenn drei Tag Rosch-Choodesch is. – Tendlau, 68 u. 69.
Um ein Begehren abzuweisen. »Ich will's thun, wenn drei Tage nacheinander Neumondfest ist«, was nie stattfindet. Auch im allgemeinen, dass irgendetwas dann geschehen werde (s. ⇒ Charfreitag und ⇒ Nimmerstag). Mit der jüdisch-deutschen Redensart: Konen Rosch Chodesch wieder, weist man Arme ab, die in der Mitte des Monats um ein Almosen bitten, weil man am Neumond oder dem ersten Tage des jüdischen Monats (rosch choodesch) den Armen zu geben pflegt.
*664. Wenn er drei Tage gefischt, trocknet er das Netz vier Tage.
*665. Wer di am Tag g'seht, lot di z' Nach lo goh. (Solothurn.) – Schild, 78, 240.
Von einem im äussern Ansehen hässlichen oder wenig Vertrauen einflössenden Menschen, einer bassermannschen ⇒ Gestalt (s.d.).
[1019] *666. Wer sie bei Tage sieht, wird ihr des Nachts wegen nicht den Hals umdrehen.
*667. Wi gêvt uns goden Dag un goden Weg. (Holst.) – Schütze, I, 200.
Wir kennen uns nicht weiter als der Gruss reicht.
*668. Wir warn êgen am Tage die Ôgen aussloichten. – Robinson, 488.
669. Alle, die der Tag beschienen, haben ihren Feind in ihnen. – Hertz, 61.
670. Am Tage läuft er vor des Büffels Zorn, den Teufel fasst er in der Nacht am Horn. – Schuller, 25.
671. Am Tage schlaf nicht, in der Nacht trink kein Wasser, dann brauchst du keinen Arzt. – Merx, 319.
672. As män leient1 drei Tug, regnet es. (Warschau.)
1) Aus der Thorarolle vorlesen. – Kalenderregel.
673. Bei Tage gut und brav ist Nachts dir süss der Schlaf. – Devisenbuch, 27.
674. Besser einen Tag den Hahn, als einen Monat die Henne. – Masius, Naturstudien, 3. Aufl., S. 53.
675. Dat was 'n Tag, söä' Hanns, un treckte de Brut 't Hemd ut. – Schlingmann, 605.
676. Den ersten Tag ein Gast, den zweiten eine Last, den dritten ein Greuel, den vierten ein Geheul, den fünften eine Maus (die sich nicht darf sehen lassen und verstohlen leben muss), den sechsten schlag ihn naus. – Harssdörffer, 248.
677. Den jungen Tag ein jeder mag.
It.: Di novello tutto par bello. (Giani, 475.)
678. Denk an den Tag, den niemand meiden mag.
Holl.: Denkt vry al dickwils op den dag, die niet en mensch voor by en mach. (Cats, 317.)
679. Der heutge Tag sey vnser, der morgende soll Gottes seyn.
Lat.: Hodiernum mihi et crastinum Deo. (Dietrich, 166.)
680. Der helle Tag ist lästig, der trübe Tag Erholung. – Merx, 183.
681. Der jüngste tag wil komen.
»Sagt man im alten teutschen sprichwort, wenn ein grausames vnd schröckliches wetter einfellt.« (Mathesius, Leichpredigt, 105b.)
682. Der schönste Tag beginnt mit einer stillen Morgenröthe. – Kornmann, VIII, 24.
683. Der volgende Tag ist des vorigen Meister. – Vorrede zu Aventin's Leben.
684. Der Tag sei noch so düster und lang, er läutet doch zum Abendgesang. – Sprichwort aus einem alten Kirchenliede.
685. Dreissig Tage hat November, Junius, April, September, achtundzwanzig Horn allein, alle andern dreissig und ein.
[1757] 686. Een Dag in de Wäke möt man vör Schelms un Deven arbeiden. – Kern, 306.
687. Eh' man kann heitere Tage sehn, muss Schmähungen der Wind verwehn.
Lat.: Maledicta dissimula, atque vives hilarius. (Sailer, Sprüche, 129.)
688. Ein gut gelebter Tag für hundert Jahre gelten mag.
Lat.: Dies bene acta aevi instar est longissimi. (Sailer, Sprüche, 40.)
689. Ein jeder Tag bringt Brot ins Haus.
It.: Ogni domane, porta il suo pane. (Giani, 1259.)
690. Ein Tag enthüllt den andern, der letzte alle.
Lat.: Dies diei iudex, supremus omnium. (Sailer, Sprüche, 71.)
691. Ein Tag kommt nach dem andern.
692. Ein schöner Tag Paul Bekehrung, ist aller Frücht ein reich bescherung. – Lins.
693. Ein Tag nach dem andern, so verfliesst das Leben.
Lat.: Tota vita unus dies. (Sailer, Sprüche, 125, 102.)
694. Es gibt mehr Tage im Jahr als Getreidehaufen.
Empfiehlt Sparsamkeit.
695. Es ist ein unglücklicher Tag für die Kuh, wenn der Stock hinter ihr geht.
696. Flieh faule tag vnd müssiggang, so bleibst ohn schand bey ehren lang. – Loci comm., 149.
Lat.: Ocia dant uicia, fugias ergo procul illa. (Loci comm., 149.)
697. In guten Tagen muss man regieren, in bösen kämpfen lernen.
Sich regieren, damit die Lust nicht zum Sklaven mache; kämpfen, um nicht zu unterliegen.
Lat.: Bonorum rector, malorum victor. (Sailer, Sprüche, 136, 132.)
698. Ist der Tag auch noch so sonnig, es kommt wol ein Sturm.
699. Jedem kommt sein jüngster Tag. – Neue Freie Presse, 4933.
Engl.: Each dog has his day.
700. Jeder Tag bringt seine Speise.
701. Jeder tag bringt syn wirk mit gemach ob ongemach. – Weinsberg, 55.
702. Nach guten Tagen sind die bösen doppelt schwer zu tragen.
Lat.: Bis miserum est, fuisse felicem. (Philippi, I, 60.)
703. Nur um zwei Tage im Leben braucht man sich zu ängstigen; der eine ist der vergangene, der andere der zukünftige. (Pers.)
704. Sechs Tage dem Meister und ein Tag dem Herrn.
Handwerkersprichwort.
705. Was man alle Tage isst, schmeckt zuletzt nicht mehr.
Böhm.: Co se vždycky jí, to se přejí. (Čelakovsky, 122.)
706. Wenn die Tage noch so warm sind, die Grossmutter glaubt, der Junge werde frieren.
707. Wer bei Tage eine Lampe brennt, dem wirds zur Nacht an Oel (Licht) fehlen. – Harssdörffer, 574.
708. Wie der Tag ist, weiss man, wenn er anfängt. – Merx, 62.
709. Wie der Tag ist zu Katharein, so wird der nächste Jänner sein. – Prager Kalender, 1877.
*710. Den Tag bei der Wurzel nehmen.
*711. In den Tag hineyn reden. – Aventin, Chronik, XVIIIb.
*712. Sieh dich hübsch bei Tage an.
Betrachte dich bei Lichte, täusche dich nicht selbst.
Lat.: Ad lucernae lumen ne te speculo contempleris. (Philippi, I, 9.)
Adelung-1793: Martins-Tag, der · Sabbath-Tag, der · Tag, der · Christ-Tag, der · Johannis-Tag, der · Marien-Tag, der
Brockhaus-1911: Mus-tag · Tag · Tag- und Nachtgleiche · Astronomischer Tag · Langer Tag · Längster Tag
DamenConvLex-1834: Tag- und Nachtgleiche · Tag
Herder-1854: Tag- u. Nachtgleiche · Tag · Jüngster Tag
Lueger-1904: Tag [2] · Tag [1] · Mittag, Mitternacht, Mittlerer Mittag, Mittlerer Tag
Meyers-1905: Tag [1] · Lord-Mayors-Tag · Trüber Tag · Tag [2] · Längster Tag · Jahr und Tag · Heiterer Tag · Langer Tag · Kürzester Tag
Pierer-1857: Tag [2] · Tag [1] · Tag u. Nacht · Natürlicher Tag · Tag- u. Nachtgleiche · Tag- u. Nachtblume · Kürzester Tag · Jahr u. Tag · Genächter Tag · Tag des Herrn · Längster Tag · Langer Tag
Roell-1912: Reiseaufwandentschädigungen, Tag- und Übernachtungsgelder, Diäten
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Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
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