Hosenteufel

Der Hosenteufel findet statt seit Adam's grünem Feigenblatt.Eiselein, 9; Simrock, 76.

Das Wort Hosenteufel ist hier aber nicht in dem Sinne genommen, in dem es der Superintendent Andr. Musculus zu Frankfurt a.O. in seiner 1556 erschienenen Predigt vom Hosenteufel nahm, welche den Titel führt: Vom zuluderten Zucht- und ehrverwegenen pluderichtem Hosenteufel Vormahnung und Warnung, und gegen die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgekommenen Pluderhosen gerichtet war, zu denen, wenn sie ihre vollkommene Schönheit haben sollten, nicht weniger als 130 Ellen Unterfutter nöthig war. Die Presse hatte damals gute Zeit, denn die Geistlichen und die Polizei hatten vollauf mit Bekämpfung dieser Hosen oder des Hosenteufels zu thun. Der König von Dänemark, Christian III., der noch kein Aergerniss mit Schleswig-Holstein hatte, errichtete eine besondere Polizei, welche die staatsrettende Aufgabe hatte, jedem, den sie damit antrafen, die Hosen entzweizuschneiden. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 69.) Der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg liess sogar einem Edelmanne, den er in der berliner Domkirche sah, den Hosengurt aufschneiden, dass die Hosen herunterfielen und der Ritter zur heitern Erbauung der Gläubigen, den Hosenteufel haltend, nach Hause gehen musste. – Die Personalien des Hosenteufels betreffend, so versichert Musculus in seiner Predigt, derselbe sei 6000 Jahre in der Hölle verhaftet gewesen, sei zu jener Zeit entkommen und den Junggesellen in die Hosen gefahren. Er hält diesen Teufel, wol irrthümlich, für den letzten Teufel vor dem Jüngsten Tage und legt ihm acht Sünden zur Last, die er in ebenso viel Abschnitten seiner Predigt behandelt. Er erhebt sich zu dem Wunsche, »dass die Jungen auf den Gassen sie (die Träger solcher Hosen) mit Dreck und die Maid mit faulen Eiern werfen möchten«. Vor dem Büchelchen ist ein Holzschnitt, einen Junker darstellend, der von ein paar Teufeln gezaust wird. (Vgl. der Hosenteufel im Breslauer Erzähler, 1803, IV, 185 fg.)

Lat.: Ob textoris erratum sartor vapulavit. (Binder II, 2333; Eiselein, 8.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 793.
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