1. Alten Koth soll man nicht aufrühren.
Lat.: Malum bene sopitum non est movendum. (Seybold, 296.)
Ung.: Ne piszkáld a' ganajt, ha nem büdös.
2. Auss Koth wird nichts anders als Staub. – Lehmann, 510, 26.
3. Besser am Koth gewinnen, als am Weihrauch verlieren.
Böhm.: Lépe vydĕlati na mlátĕ (blátĕ) nežli prodĕlati na zlatĕ. (Čelakovsky, 286.)
4. Der Koth hengt sich immerdar an die räder, dass man schwerlich kann fortkommen. – Lehmann, 386, 6.
5. Der muss viel Koth gesogen haben, der so viel Unflat austheilt. – Winckler, VI, 53.
6. Einer wirfft mit Koth, der ander mit Russ. – Lehmann, 699, 8.
7. Es ist immer Koth am Rande und Rost am Eisen.
8. Es tunget kein Koth so wohl, als welchen der Herr an seinen Schuen auf den Acker tragt. – Sutor, 396.
Lat.: Oculus domini impinguat agrum. (Sutor, 396.)
9. Friss Koth und gib (scheiss) Gold, so ist dir alle Welt hold!
10. Im Koth spiegelt sich keine Sonne.
11. Im Koth verschwindet das goldene Gefäss.
12. In den Koth fallen ist keine Tugend, aber eine Schande ist's, darin liegen bleiben. – Altmann VI, 494.
13. Je mehr man im Kothe wühlt, je übler riecht er. – Gaal, 1037; Blum, 694.
Engl.: A stink is still worse for the stirring. – The more you stir, the more it will stink. (Gaal, 1037.)
Frz.: Plus on remue la merde (l'ordure), plus elle pue. (Gaal, 1037; Bohn I, 90; Kritzinger, 599b; Starschedel, 421.)
Lat.: Res satis est nota, plus foetent stercora mota. (Sutor, 203 u. 566.) – Stercus motum vehementius foetet. (Gaal, 1037.)
14. Je mehr man in den Koth tritt, um so weiter fliesst (spritzt) er. – Gaal, 1037; Blum, 695.
Anstössige Ereignisse muss man nicht zu genau untersuchen, nicht zu bekannt werden lassen, weil dadurch meist nur noch mehr Schaden angerichtet wird.
Poln.: Czémé bardzij łajno depczesz, tém bardzièj śmierdzi. (Lompa, 8.)
Span.: Quédese aquí, porque es peor menearlo. (Don. Quixote.)
15. Kein Koth so schlecht, er hilft das Feld düngen. – Altmann V, 120.
16. Koth hängt sich immer an die Räder, Rost ans Eysen. – Lehmann, 26, 28.
17. Koth kann man nicht vergolden.
18. Koth muss man unberührt lassen.
19. Koth und Unflat hängen gern zusammen.
20. Lieber Koth stinkt nicht; was man liebt, das lobt man. – Sailer, 177; Simrock, 5885.
21. Man muss den Koth nicht hinbringen, wohin er nicht gehört.
In Aegypten sagt man: Mau muss nicht noch mehr [1556] Koth in die Mobella werfen. (Burckhardt, 724.) Man muss das Uebel nicht schlimmer machen, als es ohnehin schon ist. Mobella ist eine vermauerte Grube in welcher die ägyptischen Bauern ihren Flachs rösten. Sie muss sehr rein gehalten werden, weil sonst der Flachs verfault. Es ist also schon schlimm, wenn bereits Schlamm in der Grube ist.
22. Man muss nicht im Koth rühren.
Frz.: Ne mue point la fange. (Bovill, III, 195.)
Lat.: Quietum, ne moue lutum. (Bovill, III, 195.)
23. Mancher knetet den Koth mit den Händen vnd den Mehlteig mit den füssen. – Petri, II, 451; Henisch, 1324, 12.
24. Was man aus Koth macht, wird wieder Koth, und wenn man es noch so hoch hinaufstellt.
Böhm.: Z bláta kniže – zas bläto. – Z bläta v hrabata – bože uchovej. (Čelakovsky, 100.)
25. Wenn der Koth zum Sumpf kommt, bleibt er an ihm kleben. (Russ.)
26. Wenn man einen mit Koth bewirft, so bleibt immer etwas hängen. (S. ⇒ Kothball.)
Lat.: Calumniare audacter, semper aliquid haeret. (Binder I, 153; II, 399; Seybold, 62.)
27. Wer ein andern mit koth bewirfft, der besudelt sich offt am meisten. – Lehmann, 701, 48; Reinsberg II, 33; Sprichwörtergarten, 437.
Die Neger in Surinam: Die Kuh wollte des Gouverneurs Garten beschmuzen und hat nur ihren Schwanz beschmuzt.
28. Wer im Koth der Schuh schont, der besudelt den Rock. – Petri, II, 721.
29. Wer in koth fällt, je mehr er sich bemühet, herausszukommen, je mehr er sich besudelt. – Lehmann, 832, 48.
30. Wer in Koth schlägt, bespritzt sich und andere.
Böhm.: Do řídkého bláta neházej kamenem. (Čelakovsky, 32.)
31. Wer Koth angreift, besudelt sich.
Böhm.: V bláto sahati, ruce si mazati. (Čelakovsky, 40.)
Engl.: From pollution and mire nothing but filth and stench can be expected. – He that wrestles with a turd is sure to be befouled, whether he fall over or under. (Gaal, 1239.)
Frz.: Il n'y a ni honneur ni gain à qui se prend à uit vilain. – Qui couche avec les chiens se lève avec les pouces.
32. Wer Koth seet, der erndtet Mist. – Herberger, I, 194.
33. Wer mit Koth spielt, der bekommt beschmuzte Hände.
34. Wer mit Koth streitet, beschmuzt sich, er mag siegen oder erliegen.
Die Russen: Wer Koth saugt, der kann auch nur Koth ausspeien. (Altmann VI, 465.)
Lat.: Hoc scio pro certo, quod si cum stercore certo, vinco seu vincor, semper ego maculor. (Egeria, 93; Binder I, 664; II, 1312; Philippi, I, 179; Frob., 35 8; Seybold, 218.)
35. Wer mitten im Kothe geht, der fällt mitten hinein.
36. Wer nicht in den Koth will fallen, seh', eh' er reitet, nach den (Sattel-)Schnallen.
37. Wer sich mit Koth salbt, muss nicht in gute (reine) Gesellschaft gehen.
Dän.: Hvo som vil gifte skarnet, maae føre det langt bort. (Prov. dan., 231.)
38. Wer sich mit Koth wäscht, wird nicht rein.
Böhm.: Kdo se blátem umývá, zamaže se. (Čelakovsky, 66.)
39. Wer sich wie Koth ans Rad anhängt, der bleibt wie Koth am Rade hängen, bis ihn das Rad wie Koth wegwirft. – Sailer, 206; Körte, 3512a; Simrock, 5884.
40. Wer zu tief in den Koth tritt, beschmuzt sich das Gesicht. – Altmann VI, 425.
41. Wie sich der Koth an das Rad hängt, so hängt sich der Neid allweg ans Hohe. – Luther, 98.
42. Wo der Koth am tiefsten, ist's den Jungen (Knaben, Kindern) am liebsten. – Reinsberg VI, 60.
43. Zum Koth, der stinkt, braucht man keinen Dreck hinzuzuthun.
Böhm.: Nepřilívej louže k blátu. (Čelakovsty, 185.)
*44. Aus dem Koth in den Dreck (in die Pfütze) fallen. – Reinsberg IV, 126.
[1557] *45. Den alten Koth rühren. – Herberger, Herzpostille, I, 340.
*46. Der Koth ligt ihm nah beym Hertzen. – Sutor, 47.
*47. Der Koth sitzt ihm zwei Finger dick am Leibe.
Frz.: Il a deux doigts de crasse. (Kritzinger, 188b.)
*48. Es ist mit Koth versiegelt und mit einer wächsernen Falle verriegelt.
Verlass dich nicht darauf.
*49. Koth mit Dreck abwaschen. – Körte, 3510; Braun, I, 1968.
Das Uebel ärger machen.
*50. Koth mit Koth abwaschen.
Einen Unflat an die Stelle des andern setzen.
*51. Sich mit Koth waschen. (S. ⇒ Hefen 19.) – Fabricius, 85.
Lat.: Ebur atramento candefacere. (Plautus.) (Binder I, 932; II, 927.)
52. Bist du in den Koth gefallen, so wirst du nicht rein (trocken) aufstehen. – Frischbier, 4210.
Lit.: Poles i Klana, sausas nekelsi. (Lepner, 116.)
53. Halt jhn wie die Köttel1 auf dem Spon2. – Schottel, 1118a.
1) Von Koth, stercus, excrementum, auch kötteln.
2) Schottel erklärt es durch assula, éclat de bois.
54. Koth im Mai, Aehren im August. – Volksbote, 1871, S. 65.
55. Wo Kat und Staub ist, muss man umb einen Besen schauen. – Arpagaus, 357.
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