Farbstoffe [2]

[634] Farbstoffe, pflanzliche, sind in den Pflanzen entweder als solche schon enthalten oder sie entstehen aus einem sogenannten (meist farblosen) Chromogen, einem Pflanzenkörper, der durch eine nachträgliche technische Behandlung sich in den Farbstoff (z.B. Indigo, Lackmus) umwandelt. Der verbreitetste, physiologisch (nicht aber technisch) wichtigste Pflanzenfarbstoff ist das Blattgrün (Chlorophyll), das stets an individualisierte Protoplasmakörper gebunden und die Ursache der grünen Färbung der Stengel und Blätter der Pflanzen ist (grüne Pilze ausgenommen). Ueber das Vorkommen der Farbstoffe in den Pflanzen s. hauptsächlich Schimper in Botan. Ztg. 1883 und Tschirch, Angewandte Pflanzenanatomie, Wien 1889, S. 62 ff.

Die wichtigsten Pflanzenfarbstoffe

(nach morphologischen Prinzipien geordnet).

A. Unterirdische Pflanzenteile.

1. Alkanna (Alkannawurzel, Alhenna, Orcanette, Alkanet root) ist gegenwärtig die Wurzel von Alcanna tinctoria Tausch. (Lithospermum tinctorium D.C., Anchusa tinctoria Lam.), einer in Süd- und Südwesteuropa, besonders in Ungarn, und in Kleinasien wachsenden Asperifoliacee. Die Wurzel ist meist mehrköpfig, spindellförmig, 1–2 dm lang, 6–10 mm dick, tief zerklüftet und von einer dünnen schuppigen schwarzvioletten Rinde locker umhüllt; sie enthält einen amorphen harzartigen Farbstoff (5–6%), der in den äußeren Rindenschichten entsteht – wobei die Zellen absterben – und der schließlich auch im Marke auftritt. Nach Vogtherr (Pharm. Zentralh. 1896) führen auch andre Asperifoliaceen in ihren unterirdischen Teilen den Farbstoff, und durch ihren Reichtum an demselben überragt alle übrigen Arten Macrotomia cephalotes D.C., deren Wurzel nach Vogtherr als syrische Alkanna in den Handel kommt. Die Ware besteht aus 30 cm und darüber langen, zylindrischen, 2–5 cm dicken, verschiedenartig gekrümmten, mehrköpfigen, ästigen Wurzeln mit weißfilzigen Blattresten. »Die Wurzeln erscheinen bis ins Innere zerklüftet, förmlich aufgelöst in den äußeren Partien in an der Oberfläche ebene und glatte, hier und da flachwellig quergerunzelte, rinnen- oder schalenförmige Stücke von schwärzlichroter oder schwarzvioletter Farbe und fast metallischem Glänze, in den innersten Partien in bandartige Streifen von der Stärke eines dicken Papiers oder Pergaments und von zäher Beschaffenheit.« (Vogl, in Wiesner, Rohstoffe, II, S. 537.) – Der Farbstoff kommt in nicht chemisch reinem Zustand als käufliches Alkannin (Extractum Alcannae) im Handel vor. Er wird durch Extraktion mit Petroläther oder Benzin gewonnen, bildet ein fast schwarzes, grün reflektierendes, fettiges Extrakt von großem Färbevermögen, ist in Wasser unlöslich, in Alkohol, Aether, fetten und ätherischen Oelen mit roter, in Alkalien mit blauer Farbe löslich, dient zum Rotfärben von Pomaden und Haarölen, Salben, mitunter auch zum Färben von Seide, Leinen und Baumwolle. Das chemisch reine Alkannin (Anchusin, Alkannarot C15H14O4, sehr nahe verwandt mit dem Santalin) wird aus dem vorigen mit Kalilauge extrahiert, von einer rotbraunen Säure befreit, stellt eine rotbraune, leicht zerreibliche Masse mit metallischem Reflex dar, ist schwer löslich, am besten in Chloroform und Eisessig; die weingeistige Lösung wird durch basisches Bleiacetat graublau, mit Ammoniak blaugrün (Alkannagrün) gefärbt. Wegen der Eigenschaft, durch Alkalien blau, durch Säuren rot gefärbt zu werden, wurde es auch zu einem Reagenzpapier verwendet.

2. Curcuma (Gilbwurzel, Turmeric, Terra merita), der mit heißem Wasser abgebrühte und getrocknete Hauptwurzelstock nebst den Seitentrieben (Nebenwurzelstöcken) von Curcuma longa L., einer in Südasien einheimischen, in vielen Tropengegenden kultivierten Zingiberacee. Die beste Sorte kommt von China, dann folgen Bengal, Madras, Cochin, Java. Die ei- bis birnförmigen Knollen sind 2–3 cm lang, 1,5–2 cm breit, außen quergeringelt und mit den Narben der Seitentriebe versehen. Das ist die sogenannte runde Curcuma der älteren Beschreiber, der Hauptwurzelstock. Gewöhnlich findet man die Handelsware aus den Seitentrieben zusammengesetzt, die bis 6 cm lange, walzenrunde, gerade oder knieförmig gebogene, oft kurze Aeste tragende, längsrunzelige Stücke darstellen; alle Stücke sehr dicht, schwer, hart, fast hornartig, außen grau, auf der Bruchfläche wachsartig, orange bis guttigelb; sie schmecken feurig gewürzhaft und färben den Speichel gelb. In den Parenchymzellen findet sich ein von dem Farbstoff gelb gefärbter Kleisterballen, vereinzelt ein dunkler, gelb gefärbter Harzkörper. Kalilauge färbt das Pulver braunrot. (Ausführliche Beschreibung s. in Tschirch, Anatom. Atlas, Leipzig 1900, Taf. 24, S. 99.) Der gelbe Farbstoff (Curcumin, Curcumagelb), auf ziemlich umständliche Weise rein in einer Menge von 1/3–1/2% gewonnen, bildet rhombische gelbe, im reflektierten Lichte blau schimmernde nicht sublimierbare Kristalle, die in Aether und Weingeist leicht, in Alkalien mit rotbrauner Farbe sich lösen; verdünnte Säuren stellen die ursprüngliche gelbe Färbung wieder her, daher die Verwendung zu Curcumapapier als Indikator für Alkalien und Borsäure. Besonders charakteristisch ist die Reaktion mit Borsäure. Curcumapapier zeigt, mit Borsäure behandelt, anfangs keine Veränderung; beim Trocknen in mäßiger Wärme tritt eine rote Färbung ein, die durch verdünnte Alkalien (Ammoniak) sich vorübergehend[634] in Blau umwandelt. Die Gilbwurzel wird zum Färben von Papier, Leder, Holz, Metallfirnissen u. dergl. verwendet.

3. Krapp (Krappwurzel, Färberröte, Racine de Garance), die getrockneten unterirdischen Teile von Rubia tinctorum L, einer in Frankreich, Holland, Südungarn, Schieden u.s.w. im großen angebauten Rubiacee. Man unterscheidet im Handel Levantiner (türkischen), Holländer, Elsässer und französischen Krapp. In England wird die ostindische Färberröte von Rubia cordifolia L. (Munjit oder Manjith) verwendet, die anstatt des Alizarins das Munjistin enthält. – Gegenwärtig ist der Anbau außerordentlich zurückgegangen, weil die synthetische Darstellung der Krappfarbstoffe fabrikmäßig betrieben wird. Die Handelsware besteht aus verschieden langen, bis 1 cm dicken Stücken, deren weiche, leicht abblätternde schokoladebraune Borke eine dunkle Innenrinde und den starken orange- bis ziegelroten Holzkörper umgibt. Der Zellinhalt der frischen Wurzel bildet eine gelbe Flüssigkeit, eingetrocknet gelbe formlose Massen, die hauptsächlich Rubierythrinsäure darstellen. Erst in getrockneten und länger aufbewahrten Wurzeln entliehen daraus wohl durch die Wirkung eines Enzymes (Erythrozym) gelbe und rote Körper, die sich in Alkalien mit purpurvioletter Farbe lösen und die eigentlichen Farbstoffe darstellen, auf denen das Färbevermögen des Krapps beruht. Es sind dies zwei bekannte Körper der Anthracenreihe, das Alizarin (vgl. Bd. 1, S. 134 ff.) und das Purpurin. Dieselben werden jetzt größtenteils synthetisch dargestellt. Nach andern Angaben soll das Alizarin in der frischen Wurzel als Alizarinkarbonsäureglykosid enthalten sein, auch dürfte das zweite Glykosid das des Pseudopurpurins und nicht des eigentlichen Purpurins sein. – Krapp (sensu strictiori) ist die gereinigte und gepulverte Wurzel; mit der Borke gemahlen, gibt sie den unberaubten, ohne diese den beraubten Krapp. Obwohl man früher mit Krapp auch direkt färbte, so hat man doch sehr bald aus dem Krapp Präparate hergestellt, welche die Farbstoffe in viel ausgiebigerer Menge enthielten; solche Krapppräparate sind die Krappblumen, das Garancin und Garanceux und die Krappextrakte. Nur das Garancin hat heute noch einige Bedeutung und wird folgendermaßen bereitet. Der Krapp wird mit einer schwachen Säure behufs Zerlegung der Glykoside behandelt (die ablaufende zuckerhaltige Flüssigkeit dient zur Gewinnung des Krappspiritus) und der Rückstand mit konzentrierter Schwefelsäure erwärmt, um die organisierten Bestandteile zu zerstören und die Zerlegung der Glykoside zu vervollständigen. Der in Wasser gebildete Niederschlag gibt, ausgewaschen und getrocknet, das fast sechsmal stärker färbende Garancin (vgl. Krapppräparate). Krapplacke sind Gemenge von Alizarin- und Purpurintonerde, die durch Kochen von Garancin (1 Teil) mit etwa zweiprozentiger Alaunlösung (20 Teile) hergestellt werden; das Filtrat fällt man mit Ammoniak, Soda oder Pottasche, je nach der gewünschten Farbnuance. Die Krapplacke lösen lieh in Alkalien mit roter Farbe und sind dauerhafte, echte, schöne Malerfarben. Purpurlack ist ein dunkelroter Krapplack. Eine andre Art von Purpurlack s. weiter unten bei Rothölzer.

4. Sauerdornwurzel (Berberitzenwurzel, Weinschärling), die holzige Wurzel von Berberis vulgaris L., einem durch ganz Europa verbreiteten Strauche, enthält das Berberisgelb (vgl. Bd. 1, S. 691), das noch in vielen andern Pflanzen vorkommt, so in indischen Berberisarten, in der Rinde von Coelocline (Xylopia) polycarpa D.C., im Holze von Xanthorrhiza apiifolia l'Hérit., in der Wurzel von Hydrastis canadensis L., Coptis Teeda Wall, und Coptis trifolia Salisb.Golden-thread«), in der Rinde von Geoffroya jamaicensis (daraus zuerst 1824 dargestellt und Jamaicin genannt), Xanthoxylum clava Herculis u.a. Die Colombowurzel enthält kein Berberin, wie früher allgemein angenommen wurde. Die Grundlage der Farbe ist das Alkaloid Berberin C20H19NO5. ein hellgelbes, aus Kristallnadeln bestehendes, stark und anhaltend bitter schmeckendes Pulver, in heißem Wasser und Alkohol leicht löslich, unlöslich in Aether, Schwefelkohlenstoff und Steinöl; verdünnte Lösungen sind schön hellgelb, konzentrierte gelbbraun; es ist wahrscheinlich ein Derivat des Isochinolins, somit ein natürlich vorkommender Chinolinfarbstoff, der sich nach Art der basischen Anilinfarbstoffe auf der Faser fixiert (v. Höhnel nach Vietzky, Chemie der organ. Farbstoffe, 1897, S. 263). Das im allgemeinen wenig haltbare Berberisgelb sowie einige Salze des Berberins werden zum Gelbfärben des' Leders und Holzes benutzt.

B. Rinden.

5. Quercitronrinde von der nordamerikanischen Färbereiche (Quercus tinctoria Willd.). Die Rinde besteht größtenteils nur aus Mittel- und Innenrinde, da die schwarze das Färbungsvermögen sehr beeinträchtigende Außenrinde abgehobelt wird. Zu uns kommt die Quercitronrinde gewöhnlich gemahlen und erscheint dann als ein Gemenge pulveriger und faseriger Partikel; die Elemente der Mittelrinde sowie die Bastparenchymzellen werden von Kalilauge zitronengelb gefärbt. Die wichtigsten Handelssorten heißen nach den Stapelplätzen New York, Baltimore und Philadelphia. Das Färbevermögen der Rinde ist viermal so groß als das des Gelbholzes und acht- bis zehnmal so groß als das des Wau; es ist daher die Quercitronrinde eines der wichtigsten pflanzlichen Farbmaterialien. Der gelbe Farbstoff der Quercitronrinde ist das Quercitrin C21H22O12 + H2O (auch im chinesischen Tee, im Sumach), ein Glykosid, das beim Kochen mit verdünnten Säuren in Quercetin und Isodulcit zerfällt; aber schon in der Handelsware ist in der Regel Quercetin zufolge einer Selbstzersetzung des Quercitrins enthalten. Quercitrin bildet gelbe glänzende Blättchen, ist in siedendem Wasser, in kaltem und heißem Alkohol löslich, am leichtesten in wässerigen Alkalien, in Ammoniak und in warmer Essigsäure, unlöslich in Aether. Das Quercetin C15H10O7 ist ebenfalls ein gelber Farbstoff, der seine hellgelbe Nadeln darstellt, in kaltem Wasser nahezu unlöslich, in 20 Teilen kaltem absolutem Alkohol, besonders leicht in verdünnten Alkalien löslich ist. Von der Quercitronrinde kennt man zwei Präparate, das Quercitronextrakt, das viermal stärker als die Rinde färbt, und das Flavin mit 16 mal stärkerer Färbekraft. Das letztere besteht im wesentlichen aus Quercetin und wird dargestellt, indem man die Rinde mit alkalisch gemachtem Wasser auskocht und diese Lösung hierauf mit[635] verdünnter Schwefelsäure (oder Salzsäure) behufs Zerlegung des Glykosids in Quercetin und Isodulcit kocht. Das bräunliche Quercetin scheidet sich aus und wird durch Abpressen von der Flüssigkeit befreit. Auch die Rinde vom Sauerdorn (s. 4.), in Frankreich Sapine vinette genannt, wird zum Gelbfärben verwendet und in einzelnen Gegenden von Mittel- und Südeuropa gesammelt.

C. Hölzer.

Man unterscheidet Rot-, Blau- und Gelbhölzer; die ersteren sind ziemlich zahlreich vertreten, in ihrer Bedeutung aber außerordentlich verschieden. Sie sind mit Ausnahme des Fisetholzes (und des Sauerdorns) größtenteils exotische Stamm (Kern) hölzer, kommen in losen Blöcken, Knitteln oder Prügeln oder auch in Scheiten zur Versendung und werden in den Farbholzmühlen zerkleinert; deren Produkte sind: hirngeschnittenes, geraspeltes und gemahlenes Holz; außerdem noch Späne, Locken, Nadeln, Pulver. Diese Ware unterliegt einer Fermentation in dunkeln luftigen Räumen unter Benetzung mit Wasser, wodurch die Farbstoffe fertig gebildet, d.h. die Chromogene in die Farbkörper selbst umgewandelt werden. Die Farbstoffe sind vornehmlich im Innern der Zellen entstanden und infiltrieren die Zellmembranen; nicht selten bilden sie auch schollige oder krümelige Inhaltskörper der Zellen. Die Farbstoffe müssen mit Hilfe von Beizen auf der Faser fixiert werden. Sehr häufig (immer zum Zeugdruck) bedient man sich der Extrakte.

6. Rothölzer. Die eigentlichen (echten) Rothölzer flammen von Caesalpinia-Arten; die beste Sorte ist das Fernambukholz (Pernambuk, Brasilholz, Nicaragua wood), das Kernholz von Caesalpinia echinata Lam. aus Brasilien. Das sehr schwere harte rote bis rötlichbraune Holz zeigt zerstreute, von einem hellen Gewebe (Holzparenchym) umgebene Gefäßporen und mit freiem Auge unkenntliche Markstrahlen. Es enthält das Brasilin C16H14O5, das Chromogen des Fernambukfarbstoffes; dieses löst sich in Natronlauge karminrot und oxydiert zu Brasilein C16H12O5 · H2O; durch Behandlung des brasilinhaltigen Holzes mit einem Alkali erhält man eine rote Lösung, die ein Salz des Brasileins (in Lösung) darstellt. Säuren fällen violett. Die Färbung mit diesem und andern Rothölzern ist nur unecht, so daß man dieselben nur zur Herstellung von Mischfarben, besonders von Braun, benutzt. Brasilein färbt mit Tonerdebeizen rot, mit Eisenbeizen violett. – Von andern Caesalpinia-Arten (C. crista L., C. bijuga Sw., C. brasiliensis Sw. u.s.w.) kommen Rothölzer unter verschiedenen Namen wie Brasiletto-, Jamaika-, Bahia-, Lima-, Costarica-, St. Martha-, Coulteriarotholz (letzteres soll von Caesalpinia [Coulteria] tinctoria Beuth. abdämmen), die weit weniger als das Fernambukholz geschätzt sind. Das Sappanholz (ostindischer Fernambuk, ostindisches Brasilholz, asiatisches Rotholz), das braun-, orange- bis ziegelrote Kernholz von Caesalpinia Sappan L., kommt von Vorderindien (Ceylon), Siam und Java, besitzt einen starken Markzylinder, helle, gelbe, von einem Streifchen umgebene Gefäßporen und sehr seine, mit freiem Auge kenntliche Markstrahlen. Der Farbstoff ist der des Fernambukholzes. Auch das Coulteriaholz von Coulteria tinctoria Kurth. enthält Brasilin. Das rote Sandel (Santel) holz, Kaliaturholz, ist das Kernholz von Pterocarpus santalinus L. fil. und kommt von Ostindien, Ceylon und den Philippinen zu uns (zumeist aus Madras), wo es geschnitten, geraspelt und gemahlen wird; das feinste Pulver heißt Flugsandel. Es hat eine blutrote Färbung, zeigt am Querschnitt helle, konzentrisch verlaufende Linien, die dem tangential entwickelten Holzparenchym entsprechen und die großen zerstreuten Gefäßporen miteinander verbinden. Das harte und schwere Holz dient zum Färben in Rot, ferner mit andern Holzfarben für braune, bronzeartige und braungrüne Farben. Alkoholische Extrakte dienen zum Färben von Likören, Zuckerbäckerwaren, Tinkturen. Das in Wasser unlösliche Farbstoffgemenge läßt sich mit Weingeist in blutroter, mit Alkalien in violetter Lösung ausziehen. Alkalische Lösungen dienen daher als Färbemittel, besonders für Wolle, die dann in ein saures Bad kommt, um die Farbstoffe zu fixieren; Säuren schlagen nämlich letztere aus der alkalischen Lösung nieder; ein andres Färbeverfahren verwendet unmittelbar das Holzpulver, indem dieses mit Wasser und der zu färbenden Wolle einfach gekocht wird, wobei ein reines Rot ohne violetten Stich auftritt; Beizen erhöhen die Schönheit der Farbe. – Pterocarpus gabonensis liefert das Gabonsandelholz. Der Farbstoff des Sandels ist das Santalin, über dessen chemische Konstitution noch keine übereinstimmenden Angaben gemacht werden: C8H6O3 oder C15H14O5 oder C16H13(OH)O5 u.s.w. Die Weidelsche Formel C14H12O4 gilt für den aus der Aetherlösung gewonnenen roten Körper mit grüner Fluoreszenz. Denselben Farbstoff besitzen auch die als Cambaholz (Camwood, Barwood) bezeichneten Hölzer von Baphia nitida Afzel. Eigentümliche, in Form von Farblacken hergestellte Farbmaterialien sind die sogenannten Kugellacke, deren feinste, auch als Malerfarbe geschätzte Qualität Wiener Lack (Karmoisinlack) heißt. Jedenfalls gehen jetzt sehr verschiedene Produkte unter diesem Namen. Eine Rotholzabkochung wird mit Kreide, Alaun und Stärke bis zum Fällen des Farbstoffes digeriert; der aus Brasileintonerdelack, Gips und Stärke zusammengesetzte Niederschlag wird in Kugeln geformt und getrocknet. Diese Sorte heißt auch Florentinerlack. Oder es wird Cochenille in ähnlicher Weise behandelt (Wiener Lack). Die geringsten Qualitäten enthalten neben Farblack nur Stärke. Eine Form des Florentinerlackes ohne Stärke und ohne Gips, dafür mit arseniksauerm Kali dargestellt, heißt unechtes Cochenillerot oder Purpurlack.

7. Blauholz (Blutholz, Braunholz, Kampecheholz, Logwood, bois d'Inde), das blutrote Kernholz von Haematoxylon campechianum L., kommt von der Westküste Yukatans (spanisches Blauholz), von Honduras (beste Sorten) und von Westindien (Jamaika, Martinique, Guadeloupe, St. Domingo). Das Holz ist hart, schwer, leicht spaltbar, am Querschnitt mit ungleich breiten helleren und dunkleren Zonen; Gefäßporen mit oder ohne kurze wellenförmige Holzparenchymstrichelchen; Markstrahlen sehr sein und genähert. Das Färbevermögen verdankt das Blauholz dem Hämatoxylin C16H14O6 · 3H2O, einem kristallisierenden farblosen Chromogen, dessen Verbindungen mit Basen farblos sind, aber an der Luft Sauerstoff aufnehmen, wodurch das Hämatoxylin[636] in Hämatein C16H12O6 übergeht; dieses gibt mit Ammoniak eine braunviolette, mit Natron eine purpurrote Lösung. – Blauholz gibt mit Tonerdebeizen ein Grauviolett, mit Kupferbeizen ein dunkles Blau, die Farben sind unecht; viel wichtiger ist die Anwendung des Blauholzes zum Schwarzfärben (in Verbindung mit Eisen-, Kupfer- und Chrombeizen). Auch in der Möbel- und Kunsttischlerei erfährt Blauholz eine ausgedehnte Verwendung. – Aus Blauholz werden flüssige und feste Extrakte, besonders reine unter dem Namen Hämatein hergestellt. Solche Extrakte, die durch Kochen des Blauholzextraktes mit Kupfer-, Eisen- oder Chromsalzen unter Zusatz von Oxalsäure fabriziert werden, führen den Namen Indigoersatz, Noir impérial, Azotine und färben ungeheizte Wolle direkt echtschwarz. Das aus Kampecheholz erzeugte Extrakt kommt sowohl in flüssiger wie in fester Form vor. Ersteres bildet eine schwärzliche, sirupdicke, in Wasser lösliche Masse mit kräftigem Färbevermögen und wird als Kampechekarmin bezeichnet. Feste Extrakte sind glänzende, pechähnliche, in kantige Stücke leicht zerbrechende bläulich- oder bräunlichschwarze Massen von verschiedener Lösungsfähigkeit in Wasser. Die Extrakte sind bedeutende Handelsartikel (meist zum Schwarzfärben), unterliegen Vielfachen Verfälschungen (durch billige Gerbstoffextrakte, Melasse, Dextrin, ausgezogene Gerberlohe, Erde, Sand u. dergl.) und müssen daher auf ihren Wert bestimmt werden; dies geschieht mittels Hautpulver, das der Extraktlösung den Blaufarbstoff quantitativ entzieht (Schneider, 1891), oder man prüft auf Melasse und Dextrin nach den bekannten Methoden; auch das Probefärben ist notwendig. Blauholz ist auch ein zur Tintenerzeugung viel verwendeter Rohstoff.

8. Gelbhölzer. Hierher gehören das echte Gelbholz und das Fisetholz. Das echte Gelbholz (Fustik, alter Fustik, Futeiba, Fustete, gelbes Brasilienholz, Bois jaune) ist das Kernholz von Chlorophora tinctoria (L.) Gaud. (Maclura tinctoria Don.); die meiste Ware kommt von Kuba, Domingo, ferner liefern auch Karthagena, Tabasco, Tampico. Das Holz ist schwer, hart, schmutzig zitronengelb, dunkelt bis braun nach; am Querschnitt verschieden breite Zonen, in bräunlicher Grundmasse zarte, wellenförmig verlaufende gelbe Linien. Mit Kalilauge oder Ammoniak betupft, wird die frische Schnittfläche orangegelb; mit Salzsäure behandelte und erwärmte Stücke färben sich dunkelviolett. Im Gelbholz sind zwei kristallisierbare Körper, das Morin C15H10O7 · 2H2O und die Moringerbsäure oder das Maclurin C13H10O6 enthalten; die färbende Wirkung des Gelbholzes übt nur das Morin aus, aber auch das Maclurin gibt mit Ammoniumvandanat eine grünlichschwarze Farbe (Maclurintinte). Gelbholz wird hauptsächlich zur Herstellung von Mischfarben (z.B. mit Indigo zu Sächsischgrün, zu braunen und olivgrünen Farben) verwendet. Dasselbe gilt auch für das Extrakt. – Das ungarische Gelbholz (Fiset-, Viset-, Fustelholz, junger Fustik), das Kernholz des im Mittelmeergebiet einheimischen Perückenstrauches Cotinus Coggygria Scop. = Rhus Cotinus L., venetianischer Sumach. Von Morea und den Ionischen Inseln kommt die beste Sorte. Das Holz ist mäßig hart (nach Wilhelm »ziemlich weich«), leicht, gut spaltbar, seidigglänzend, zeigt am Querschnitt deutliche Jahresringe, gelbe oder gelbgrüne Kreisringe, abwechselnd mit braunen Zonen. Mit Kalilauge betupft, wird das Holz karmin- bis blutrot; Ammoniak und konzentrierte Schwefelsäure verursachen braunrote, Salzsäure zinnoberrote Färbungen. Es enthält das Glykosid Fustin, aus dem durch Erwärmen mit verdünnter Schwefelsäure der gelbfärbende Körper, das Fisetin C15H10O6 + 4H2O, gewonnen wird. Dieses ist in warmem Wasser teilweise, in Alkohol leicht löslich, kristallisiert daraus in zitronengelben Nädelchen und zeigt die obenangegebenen Reaktionen. Fisetholz dient zum Gelbfärben der Wolle und des Leders; auch lebhafte Bronze- und Chamoisfarben auf Wolle werden daraus dargestellt (unter Anwendung von Tonerde- und Zinnbeizen).

D. Kräuter und Blätter.

Der in allen grünen Pflanzenteilen enthaltene Farbstoff, das Chlorophyll, findet nur geringe Anwendung zum Färben von Fetten, Tinkturen, Salben u.s.w.

9. Wau (Färberresede, Gelbkraut, Gilbkraut, romanisches Kraut, Reseda luteola L.) wurde besonders in England (Essex), Frankreich und Deutschland (Provinz Sachsen, Württemberg, Bayern) viel kultiviert; jetzt ist der Anbau sehr zurückgegangen, da die Quercitronrinde ein besseres Färbemittel darstellt; immerhin dient Wau noch zum Färben der Seide und zur Erzeugung des Schüttgelb. Das Kraut wird nach dem Blühen (im Verblühen) gesammelt und von der wertlosen Wurzel befreit. Der gelbe Farbstoff von Wau, das Luteolin C15H10O6 + 2H2O, seine, vierseitige Nadeln, in Alkohol und kochendem Wasser löslich, schwer löslich in Aether, unlöslich in kaltem Wasser, liefert mit Alkalien und Ammoniak tiefgelbe Lösungen und gibt mit Tonerde- und Bleisalzen gelbe Lacke. Sowohl mittels der Quercitronrinde und Gelbbeeren als auch mit Wau wird durch Behandlung der betreffenden Abkochungen mit Alaun und Kreide ein gelber Lack, das Schüttgelb, erzeugt. Feinere Sorten müssen von Gerbsäure frei sein, was dadurch erreicht wird, daß man die Farbabkochung zuerst mit Leimlösung fällt; auch sollen Gips- und Kreideanteile entfernt werden. Kreidefreies Schüttgelb mit Pariserblau gemischt gibt Schüttgrün. Vor der Einführung des Gelbholzes und der Quercitronrinde wurde auch der Färbeginster (Genista tinctoria Z., in England G. anglica, im Banat G. ovata W. et K.) zum Gelbfärben verwendet.

10. Henna ist das Pulver der Blätter von Lawsonia alba Lam. (wohl auch Lawsonia inermis u.a.), das als orientalisches Kosmetikum zum Rotfärben der Fingernägel, Handflächen, Fußsohlen und Barthaare dient. In Indien wird sie auch zum Lederfärben, in Frankreich zur Darstellung schöner blauer und schwarzer Farben benutzt. Indische Henna (»Mehndi«) besteht nach Wiesner aus schwach verholzten dornigen Trieben, Blättern und Blattfragmenten. Die Blätter sind eiförmig, stachelspitzig, in den kurzen Blattstiel verschmälert, ganzrandig, lederig, 2 cm lang. Kalilauge gibt eine rote (mit den Blättern allein eine bräunliche) Lösung.

11. Waid (Isatis tinctoria L. und Isatis lusitanica L.), eine kahle, bläulich bereiste Crucifere, unten mit gestielten, oben mit pfeilförmigen stengelumfassenden Blättern und gelben[637] Blüten, war vor Einführung des Indigos eine wichtige Farbpflanze; sie enthält Indican. Gegenwärtig werden in Thüringen, Ungarn die sogenannten Waldhügeln zum Ansetzen der Waidküpe aus den gemahlenen und fermentierten Blättern angefertigt.

12. Indigo. Von den zahlreichen in den Tropen einheimischen Arten der Papilionaceengattung Indigofera werden behufs Gewinnung des Indigos kultiviert: Indigofera tinctoria L., Indigofera Anil L., Indigofera leptostachya D C. und Indigofera disperma L. (Ueber den Anbau vgl.Molisch, in Wiesner, Rohstoffe, 2. Aufl., I, S. 430.) Die über 1 m hohen Pflanzen von Indigofera tinctoria besitzen unpaarig gefiederte Blätter, in denen sich vornehmlich das Chromogen befindet. Die belaubten Zweige werden abgeschnitten, in Steinbassins gebracht und mit kaltem oder warmem Wasser extrahiert; es tritt das Glykosid Indican in das Wasser und wird durch aus den Pflanzenzellen flammende Fermente (und nicht durch Bakterien, wie man früher glaubte) in Indigweiß und Zucker gespalten. Nachdem das Wasser abgelaufen, und das Extrakt in ein andres Bassin übergeleitet, wo es durch kreisende Klopfer in Bewegung und mit dem Luftsauerstoff in ausgiebige Berührung gebracht wird, wodurch das gesamte Indigweiß in Indigo in etwa zwei Stunden übergeführt wird. (Molisch 1. c). Dieser Rohindigo wird nun einer gründlichen chemischen Reinigung unterworfen, in kleine Ziegel gepreßt und getrocknet. Molisch hat nachgewiesen, daß die Indigofabrikation auf Java auf keinem Gährungsprozeß beruht, sondern ein rein chemischer Vorgang ist. – Auf Japan gewinnt man Indigo aus dem Färberknöterich, Polygonum tinctorium An, mittels eines Gärungsprozesses (Rein, Japan, II, S. 205). Im Handel unterscheidet man sehr zahlreiche Sorten. Allen voran stehen der Bengalindigo (von Kalkutta exportiert) und der Javaindigo. Diesen beiden kommt der Guatemala-(amerikanische) Indigo nahe; weniger Bedeutung für den Handel haben ägyptischer Indigo, Indigo von Isle de France, vom Senegal, brasilianischer, Karolina-, Manila-, Madrasindigo. Zentren des Indigohandels in Europa sind London, Amsterdam, Harnburg, Bremen und Triest. Der (rohe) Handelsindigo bildet unregelmäßig kantige oder auch fast würfelförmige, dunkelblaue oder purpurviolette, geruch- und geschmacklose Stücke, deren Masse (in den guten Sorten) locker, auf der frischen Bruchfläche gleichförmig, feinerdig, matt und blau ist, mit einem glatten Körper gerieben einen bald gold-, bald kupferähnlichen Schimmer zeigt und auf Wasser schwimmt. In allen echten Indigosorten findet man die ⊤-förmigen Haare des Indigostrauches (mikroskopisches Identitätskennzeichen). Die Handelsware enthält neben Indigblau, dessen Menge den Wert einer Sorte bedingt, noch mehrere organische Verbindungen, von denen insbesondere das Indigrot, Indigbraun und der Indigleim näher bekannt sind. Das Indigrot ist nicht wertlos für die Indigofärberei, sondern es vereinigt sich mit dem Indigblau auf der Faser, fixiert und schönt die Farbe. Das nach Abscheidung der genannten Nebenkörper verbleibende Indigblau ist noch immer nicht rein, sondern enthält oft sehr bedeutende Mengen von Kalk, Sand, Erde, die bei der wenig sorgfältigen Bereitungsweise des Indigos aus der Umgebung hineingelangt find; vielleicht sind sie auch hier und da absichtlich zugesetzt (Verfälschung). – Indigblau ist unlöslich in Wasser, verdünntem Weingeist und Aether, löslich in Benzol, Anilin, Phenol, Chloroform, venetianischem Terpentin und einigen fetten Oelen, teilweise in kochendem Alkohol; es wird durch rauchende Schwefelsäure unter Bildung einer Mono- und Disulfonsäure aufgelöst, durch Reduktion in alkalischer Lösung (alkoholische Natronlauge und Traubenzucker, Eisenvitriol und Kalk) in Indigweiß (C16H12N2O2) übergeführt und läßt sich auch sublimieren. Auf diese Eigenschaften gründen sich die zahlreichen Methoden der Indigoprüfung. Auch das Färben mit Indigo beruht auf der Eigenschaft desselben, Indigweiß zu bilden; man stellt eine sogenannte Indigoküpe her, d.h. eine alkalische Lösung von Indigweiß (s.d.). Die Indigblaudisulfonsäure wurde früher zur Sächsischblaufärberei verwendet; jetzt bringt man das Natriumsalz dieser Säure unter dem Namen Indigkarmin in Verwendung. Baeyer in München hat den Indigo synthetisch dargestellt (aus Orthonitrozimmtsäure), und der künstliche Indigo macht dem natürlichen erhebliche Konkurrenz (vgl. Indigokarmin, Indigoküpen).

13. Chica (Chicarot, Kurukuru, Karajuru, Carucru) wird durch Auskochen (nach andern Angaben durch Gärung) der Blätter einer am Orinoko und in Nordbrasilien einheimischen Bignoniacee (Arrabidaea Chica [H. et B.] Bur) gewonnen. Angeblich soll der Farbstoff mittels der Rinde des »Arayane« -Baumes aus der Lösung gefällt werden. Er kommt in 15–20 cm im Durchmesser haltenden, 7–10 cm hohen Kuchen oder Kugeln von ziegel- bis zinnoberroter Farbe, in Palmholzkästchen verpackt, in den Handel, dient den Indianern zum Bemalen des Körpers und wird bei uns zuweilen zum Rot- und Gelbfärben von Baumwollgeweben benutzt. Chica enthält Chicarot C8H8O3, das mit kochendem Alkohol oder Aether aus der Rohware extrahiert wird. Unlöslich in Wasser, wenig löslich in Aether, löslich in Alkohol, in Alkalien und Ammoniak. Die rote alkoholische Lösung der Chica wird durch Säuren gelb, durch Eisensalze braun, durch Bleizucker fleischfarbig; mit schwefliger Säure behandelt, entwickelt sich Schwefelwasserstoff (T. s. Hanausek). Salpetersäure oxydiert Chica zu Anissäure.

E. Blüten und Blütenteile.

14. Safran (Crocus). Die getrockneten Narben von Crocus sativus L. var. autumnalis, einer aus dem Orient flammenden Iridacee. Der Safran besteht aus einzelnen oder noch zu drei mit dem gelben Griffelende zusammenhängenden, vielfach verbogenen, trockenen, zum größeren Teile fadendünnen, am oberen (freien) Ende trichterförmig erweiterten und daselbst sein gekerbten, an der Innenseite aufgeschlitzten, 2–3 cm langen purpurbraunen Narben. Er hat einen sehr starken eigentümlichen Geruch, gewürzhaft bitteren Geschmack und färbt den Speichel orangegelb. Als Handelssorten sind der französische und spanische anzuführen, der österreichische (die beste Sorte) hat keine Bedeutung mehr. Gute Ware soll möglichst frei von den gelben Griffeln (Feminell) sein. Verfälschungen sind allüberall reichlich im Schwange und sehr mannigfaltig. Echter Safran ist so ausgiebig, daß 0,001 g Safran noch 3 l Wasser schön gelb färbt; in[638] konzentrierter Schwefelsäure umgibt sich sofort jedes Safranpartikel mit einer blauen Zone. Der Farbstoff, Crocin (früher Polychroit genannt, weil die von Schwefelsäure verursachte blaue Färbung sich in eine rotviolette und braune verändert), bildet ein rotes Pulver und ist ein der Carotinreihe angehöriges Glykosid, das beim Kochen mit Säuren sich in Crocetin und Zucker spaltet. Außerdem enthält Safran noch das farblos kristallisierende Picrocrocin, einen Kohlenwasserstoff der Methanreihe, Wachs, Fett, ein ätherisches sauerstofffreies Oel (Safranterpen C10H16), Zucker und mineralische Stoffe. Wilder Safran heißen sowohl die Narben andrer Crocusarten (z.B. Crocus vernus) als auch die Blüten von Saflor. Safran dient hauptsächlich zum Färben von Suppen, Tinkturen, Oelen, Salben, Likören, Gebacken; seine Anwendung als Gewürz hat ungemein abgenommen. Aehnlich riechende Ersatzmittel sind die Blüten von Tritonia aurea Pappe (Iridaceae) und von Lyperis crocea Eckl (Kapsafran, Serophulariaceae). Ueber Verfälschungen s. T.F. Hanausek, in Kronfeld, Geschichte des Safrans, Wien 1892, und A. v. Vogl, Nahrungs- und Genußmittel, Wien 1899, S. 359.

15. Saflor (Safflor, falscher Safran, Bastardsafran), die Blüten von Carthamus tinctorius L., einer im Orient einheimischen-, vielfach angebauten Komposite. Aus den Blütenkörbchen der distelähnlichen Pflanze werden nach dem Abstauben der Staubbeutel die Blüten (ohne Fruchtknoten) herausgepflückt und entweder einfach getrocknet (Spanien) oder zwischen Mühlsteinen zerdrückt und mit Wasser ausgewaschen um den gelben Farbstoff zu entfernen [Aegypten] oder nur ausgewaschen und ausgepreßt (Persien, Indien) und in flachen, scheibenrunden Kuchen in den Handel gebracht. Die Blüte besteht aus einer ca. 25 mm langen fadenförmigen hochroten Röhre mit einem fünflappigen Saum, aus der die Antherenröhre mit dem Griffel hervorragt. Die besten Sorten kommen von Bengalen und Ungarn, viel produzieren auch Aegypten, China, Japan, Mittel- und Südamerika, geringere Mengen liefern Spanien, Frankreich, Italien. Neben einem zu 20–30% enthaltenen, für die Färberei wertlosen gelben Farbstoff, dem Saflorgelb, enthält Saflor 0,3–0,6% roten Farbstoff, das Carthamin, Saflorkarmin oder Saflorrot (Spanisch Rot, rouge végétale), C14H16O7; es ist unlöslich in Wasser und Aether, löslich in Alkohol und in Alkalien. In den Handel kommt es als Saflorextrakt in Teigform; läßt man den Teig in dünnen Schichten auf glatten Flächen (Tellern) trocknen, so erhält man dünne, gelbgrün metallisch glänzende Krusten, das Teller- oder Tassenrot. Mit Talk gemischt, gibt es eine bekannte Rotschminke. Saflor färbt nur unecht, seine Anwendung in der Seiden- und Baumwollfärberei ist daher nur sehr beschränkt.

16. Tournesol ist der in den Blumenblättern und Früchten der Euphorbiacee Crozophora (Croton) tinctoria A. Juss. enthaltene rote Farbstoff, der in Südfrankreich gewonnen wird. In früherer Zeit wurde der Saft der grünen Teile zur Gewinnung des Farbstoffes verwendet. In den ausgepreßten Saft werden Leinwandlappen eingetaucht und hierauf in einer ammoniakhaltigen Atmosphäre getrocknet; gewöhnlich hängt man sie in Pferdeställen oder über mit Kalk versetztem Harn auf. Diese Lappen dienen in Holland zum Färben des Käses, der Liköre u.s.w. Auch die sogenannten Bezetten (Bezetta rubra, Schminkläppchen) enthalten denselben Farbstoff, im Orient Karmin; in neuerer Zeit enthalten Tournesol und Bezetten nach Untersuchungen des Verfassers nur Brasilin (Fernambukrot).

17. Malven, die getrockneten Blüten von Althaea rosea Cav. (Pappelrose, Stockrose, Malva arborea), mit 6–9spaltigem Außen- und 5spaltigem Innenkelch, 5 sehr großen, verkehrt herzförmigen, verschiedenfarbigen Blumenblättern; die Pflanze wird bei uns in Gärten kultiviert; in den Handel kommen nur die schwarzvioletten, schwarzroten und dunkelbraunen Blumen (aus Deutschland, Südosteuropa, Ungarn). Der Farbstoff, das Malvenrot (nach Glan ein mit Dextrose verbundenes Protocatechusäurederivat von glykosidischem Charakter), ist in Wasser mit violetter Farbe, in Säuren mit roter, in Laugen mit gelber oder grüner bis brauner, in Kupfersulfat mit blauer Farbe löslich. Er dient hauptsächlich zum Färben des Weines.

F. Früchte und Samen.

18. Gelbbeeren. Darunter verlieht man die unreifen Früchte mehrerer Rhamnusarten und unterscheidet folgende Sorten:

a. Deutsche Gelbbeeren (im reifen Zustande die Kreuzbeeren, Kreuzdornbeeren, Baccae Spinae cervinae) von Rhamnus catharticus L. Die Beeren sind kugelig, erbsengroß, am Grunde von dem gestielten scheibenrunden Unterteich gestützt, im reifen Zustande glänzend schwarz, mit bräunlichgrünem saftigem Fleische, in dem vier kreuzweise gestellte einsamige Steinfächer eingeschlossen find; die Samen enthalten ein eingerolltes Nährgewebe und einen aufrechten gelblichen Keim. Der Saft des Fruchtfleisches ist dunkelgrün, wird durch Säuren rot, durch Alkalien gelbgrün, durch Eisensalze dunkelbraungrün gefärbt (Kreuzdorngrün). Aus den reifen Kreuzbeeren erzeugt man das Saftgrün (Beerengrün), indem man die Kreuzbeeren abkocht, mit Alaun eindampft und den Rückstand mit etwas Indigkarmin versetzt; läßt man den schwach vergorenen Kreuzbeerensaft, mit Pottasche und Alaun versetzt, abdampfen, so erhält man ein grünes Extrakt, das, in Tierblasen gefüllt, in Rauchfängen zum völligen Austrocknen aufgehängt wird und als Blasengrün eine unschädliche Saftfarbe darstellt. Besonders gereinigt heißt es auch Chemischgrün.

b. Persische Gelbbeeren von Rhamnus oleoides L., kugelig, 4–5 mm im Durchmesser, mit hellrotbrauner Innenseite der Steinschale.

c. Avignonkörner (Avignongelbbeeren, französische Gelbbeeren) von Rhamnus infectorius L., mitunter mit geringer Beimengung der Früchte von Rhamnus saxatilis L.; sehr verschieden groß, meist zwei-, selten drei- oder vierknöpfig, bräunlichgelb, feinkörnig-runzelig, stets kurz gestielt; die Innenseite der Fruchtwand rotgelb, lebhaft glänzend, der Same strohgelb oder dunkelbraun, mit der ganzen Länge nach schmal klaffender Ritze und einem deutlichen hellbräunlichen starkglänzenden Wulst.[639]

d. Ungarische, walachische, levantinische Gelbbeeren sind Gemische von Rhamnus saxatilis L. und Rh. infectorius. Beeren häufig zwei- bis dreisamig, sein gerunzelt, rotbräunlich. Die einzelnen Arten lassen sich am besten nach den Samen (Wiesner) unterscheiden, worauf hier nur hingewiesen werden kann.

e. Griechische Gelbbeeren von Rh. graecus.

Die Fruchtschale aller Gelbberen enthält zwei Glykoside, das Xanthorrhamnin und das Rhamnacinglykosid. Das Xanthorrhamnin (Rhamnin Steins, α-Rhamnegin Schützenbergers) besitzt die Formel C48H66O22; es bildet goldgelbe Nadeln oder Tafeln, ist sehr leicht löslich in Wasser, Alkohol und Essigsäurehydrat, die wässerige Lösung ist goldgelb, die alkoholische blaßgelb; die Lösungen werden an der Luft braun. Gelbbeeren dienen zum Färben von Geweben, Garnen, Leder und Papier. Das Xanthorrhamnin ist kein eigentlicher Farbstoff, das färbende Element der Gelbbeeren ist vielmehr ein Spaltungsprodukt des Xanthorrhamnin, des sogenannten Rhamnetin (= Rhamnin Fleury et Lefort, Chrysorhamnin Kane), C16H12O, das auch schon in den unreifen Gelbbeeren enthalten ist; es ist ein zitronengelbes Pulver, in kaltem und heißem Wasser unlöslich, in heißem Alkohol wenig, in Alkalien leicht löslich mit gelber Farbe; es ist ein adjektiver Wollfarbstoff, der nur (mit Tonerdesalzen) gebeizte Wolle gelb, mit Eisen gebeizte schwarz färbt. Das Rhamnacinglykosid ist noch nicht isoliert worden, da man nur dessen Spaltungsprodukt, das Rhamnacin (C17H14O7) kennt, das nur ein schwaches Färbungsvermögen besitzt. – Aus den Früchten von Rh. catharticus sind neuerlich verschiedene Körper dargestellt worden, von denen das Rhamnocitrin (C13H10O5), das Rhamnolutin (C15H10O6) und das Rhamnochrysin (C13H12O7) gelbe Farbkörper darstellen. (Tschirch und Polacco.) – Die Gelbbeeren werden auch wie Quercitron oder Wau (auch im Gemisch mit diesen) zu Schüttgelb verarbeitet. Ueber den aus Rhamnus chlorophorus und Rh. utilis gewonnenen Farbstoff Lokao (Chinesisch Grün) s. Bd. 2, S. 439.

19. Chinesische Gelbschoten (chinesische Gelbbeeren, Whongshi) sind die Früchte von Gardenia florida L. und G. grandiflora Lour., länglich eiförmige, 3–4 cm lange, vier- bis sechskantige, am Scheitel von den 4–6 bleibenden spitzen Kelchzipfeln (den Fortsätzen der Fruchtkanten) gekrönte, nach Safran riechende Früchte mit rotbrauner, zerbrechlicher Fruchtschale, die zahlreiche, in eine orangegelbe, in Wasser aufquellende Gewebsmasse (Pulpa) eingebettete Samen einschließt. Die Pulpa ist der Hauptträger des gelben Farbstoff es, der nach Rochleder und Mayer mit Crocin (Safranfarbstoff) identisch ist.

20. Orlean (Roucou, Uruku, Arnotta, Annotto), ein braunroter Teig, der die Samen von Bixa orellana L. und B. Urucana Willd. umhüllt und den äußersten Schichten der Samenschale angehört. Der Baum ist in Südamerika einheimisch, wird aber auch in West- und Ostindien kultiviert. Die reifen Samen werden in Wasser angeweicht und durch Abreiben von dem Teig befreit, oder es werden die Samen zu einem Brei gestoßen und dieser dann gären gelassen. Ausfeilen und Verpackung des Orleans sind nach seiner Provenienz verschieden. Cayenneorlean bildet große weiche, in Bananenblätter gehüllte Masten, ostindischer dünne trockene, dunkelrote Kuchen, brasilianischer und spanischer Orlean kommen in Körben in den Handel; mitunter sieht man auch trockene Rollen. Orlean ist dunkelrot, bitter und herbe schmeckend, fast geruchlos und löst sich in Alkohol, Aether, Alkalien und vielen Oelen saß vollständig, nur wenig in Wasser; Aschengehalt 12%. Der rote Farbstoff, das Bixin, C28H34O5, bildet sehr kleine, dunkelrote, metallglänzende Blättchen, die in kochendem Weingeist und Chloroform löslich sind. Außerdem ist in Orlean ein gelber in Wasser löslicher Farbstoff, das Orellin, enthalten. Orlean löst sich in konzentrierter Schwefelsäure mit blauer Farbe und ist eine schwache mit Na, K und NH3 kristallinische Verbindungen bildende Säure. – Die Farben sind unecht; Orlean dient daher nur zum Färben von Butter, Käse, Gebrauchsgegenständen, ferner zum Nuancieren roter Farben; in Südamerika wird er von den Eingeborenen zum Bemalen des Körpers benutzt.

Außer den angeführten Farbkörpern finden noch Verwendung: Kermesbeeren, Alkermes, Pflanzenkermes, die roten Beeren von Phytolacca decandra L.; sie enthalten einen unschädlichen dunkelroten Farbstoff und werden zur Färbung von flüssigen Nahrungs- und Genußmitteln und Zuckerwaren verwendet; in den Früchten ist aber ein nicht unbedenklicher Körper enthalten, daher deren Anwendung in manchen Ländern verboten ist. – Maqui, Clou de Maqué, Makibeeren von Aristotelia Maqui l'Herit. Diese flammen aus Chile und finden wegen ihres roten Farbstoffes zum Färben von Wein (Frankreich), Likören und Zuckerwaren Verwendung (Bot. Zentralbl. 1889, Nr. 38, S. 689 ff.). – Heidelbeeren, die Früchte von Vaccinium Myrtillus L. und Holunderbeeren (schwarzer Holler) von Sambucus nigra L. – Zum Gelbfärben der Seide werden auch die Drüsen, welche die Früchte von Mallotus philippinensis Müll.-Arg. (= Rottlera tinctoria Roxb., Ostindien bis Australien) bedecken und als Kamala in den Handel kommen, verwendet. Waras, Wurus, neue Kamala, falscher Safran heißen die ähnlich verwendeten Fruchtdrüsen von Moghania rhodocarpa O. Ktze. (Flemingia), die von Ostafrika kommen.

G. Farbflechten.

Solche sind Roccella tinctoria D.C. (Mittelmeerküste von Westeuropa und Afrika), R. fuciformis D.C. (Atlantische Küsten von Großbritannien, Frankreich, Portugal, Spanien; Mittelmeergebiet), R. phycopsis Achar., R. Montagnei Bei., R. peruensis Krphbr. und einige weniger wichtige R.-Arten; ferner Ochrolechia tartarea Massal. (= Lecanora tartarea Ach.), O. parella Mass., erstere in Nordeuropa und Nordamerika vorkommend, letztere in der Auvergne; endlich ist noch Pertusaria communis Fr. anzuführen, aus der im Rhöngebirge und in den Pyrenäen Lackmus bereitet wird (Vogl). Im Handel heißen die Ochrolechiaarten »Orseille de terre«. Die Roccellaflechten sind die Kräuterorseille oder »Orseille de mer«. In den Farbflechten sind gewisse »Flechtensäuren« enthalten, die bei trockener Destillation oder durch Behandlung mit Alkalien, z.B. durch [640] Kochen mit Kalkwasser (bei Luftabschluß) Orcin (Dioxytoluol, ein Phenol von der Zusammensetzung C7H8O2) oder das homologe β-Orcin geben. Aus diesem entsteht der Hauptbestandteil des Orseillefarbstoffes, das Orcein (C7H7NO3) in Gegenwart von Ammoniak und Luftsauerstoff. Der sogenannte Orseillekarmin ist fast reines Orcein. – Auch das Azolitmin (s. unten Lackmus) ist ein Abkömmling des Orcins. Wird diese Prozedur mit Ammoniak allein ausgeführt, erhält man Orseille, wird noch Pottasche hinzugefügt Lackmus. Man kann also aus allen genannten Flechten beide Farbkörper gewinnen, aber gegenwärtig dienen die Roccellaarten zur Orseillegewinnung, Roccella tinctoria, R. fuciformis und Ochrolechia tartaea zur Lackmusgewinnung.

21. Orseille ist ein bläulicher oder rötlicher Teig von eigentümlichem Geruch und alkalischem Geschmack, der offen aufbewahrt werden muß. Die Methoden der Orseillegewinnung sind sehr verschieden; früher benutzte man faulenden Harn und Aetzkalk, später statt des ersteren wässerigen Ammoniak oder Gaswasser. Die zerkleinerten Flechten werden mit Ammoniakwasser befeuchtet und an der Luft stehen gelassen, wobei sich der Farbstoff entwickelt, oder es werden die Flechten mit Kalkwasser und verdünnter Natronlauge ausgezogen, die Auszüge mit Salzsäure gefällt und die Fällungen in ammoniakalischer Lösung an der Luft stehen gelassen. Aus Orseille erzeugt man durch Extrahieren mit Wasser und Eindampfen ein reineres Produkt, den Orseillekarmin. Wird Orseille getrocknet und zu einem seinen violetten Pulver zermahlen, so erhält man Orseilleviolett, Persio oder Cudbear (Glasgow), auch roter Indigo genannt. Ein besonders schönes Präparat ist Guinons- oder französischer Purpur (Pourpre français). Die Darstellung beruht auf der Abscheidung der Flechtensäuren. Nach Benedikt übergießt man die Färbeflechten mit Ammoniak, preßt nach einigen Minuten aus und fällt mit Salzsäure. Der Niederschlag wird in Ammoniak gelöst, die Lösung nur so lange der Luft ausgesetzt, bis sie kirschrot geworden ist, und dann längere Zeit gekocht. Hierauf entwickelt man die Farbe bei 70–75°, indem man die in Tassen ausgegossene Lösung in einen auf diese Temperatur geheizten Trockenraum bringt. Durch Fällen mit Chlorcalcium trennt man den Farbstoff, der als Kalklack niederfällt, von einer roten Säure, die in Lösung bleibt. Der Kalklack wird getrocknet und kommt als solcher in den Handel. Er enthält einen einzigen Farbstoff, während die anderen Orseillepräparate aus Mischungen von mehreren Farbstoffen bestehen. – Orseille gibt wohl sehr feurige, satte Farben, sie besitzen aber keine vollkommene Lichtechtheit; Orseille ist nur für Seide und Wolle, nicht aber für Baumwolle brauchbar und färbt substantiv.

22. Lackmus (lacca musci), wird aus den obengenannten Flechten dargestellt, indem diese gemahlen, mit Ammoniumkarbonat oder Harn und Pottasche gemischt und an der Luft Sehen gelassen werden. Nach einigen Wochen erscheint der Brei tief blau, wird nun mit Gips oder Kreide gemischt und nach Durchsieben in die bekannten Würfel geformt, die im Schatten zu trocknen sind. Diese Würfel sind leicht, matt, dunkelblau, leicht zerreiblich, im Bruche erdig und entwickeln beim Erwärmen Ammoniumkarbonat. Die im Lackmus enthaltenen Farbstoffe entliehen so wie die der Orseille. Der wichtigste heißt Azolitmin, C7H7NO4. Sie sind im freien Zustande rot, ihre Salze dagegen blau, daher werden die Lackmuslösungen durch Säuren rot, durch Alkalien blau gefärbt und stellen den bekanntesten Indikator auf diese chemischen Körper dar. Lackmus dient demnach zur Bereitung von Lackmuspapier, Lackmustinktur, ferner zum Färben von Nahrungs- und Genußmitteln.1

H. Harze und Extrakte.

23. Gummigutti (Gummi-resina Gutti, Gutti, Gamboge), ist der eingetrocknete gelbe Milchsaft (Gummiharz) der in Südasien einheimischen Guttifere Garcinia Morella Desr. Man unterscheidet das weit bessere Röhren- und das Schollengutti. Ersteres wird gewonnen, indem das aus Einschnitten (in die Baumrinde) ausfließende Harz in Bambusröhren aufgesammelt wird, bis das Rohr etwa nach 1/2–1 Monat angefüllt ist, worauf die Rohre am Feuer getrocknet werden und ihr Inhalt herausgeschält wird. Dieses Röhrengutti kommt als Siamgutti von Bangkok und Saigun über Singapore in den Handel. Es bildet 3–5 cm dicke, bis 20 cm lange, walzenförmige, längsgestreifte, orangebraune, harte und dichte, scharf schmeckende Stangen, deren Bruch großmuschelig, harzglänzend und deren Strich hellgelb ist. Mit Wasser gibt Gutti eine schöne feuriggelbe Emulsion, die, im Mikroskope betrachtet, die molekularen Harztröpschen in lebhaftester Bewegung (Brownsche Molekularbewegung) zeigt; Ammoniak färbt zuerst rot, dann braun, nach Zusatz von Säuren wird die Lösung entfärbt und bildet ein gelbes flockiges Sediment. Gutti enthält 80% Harz und 20% Gummi. Nach M. Lewinthal (Diss. Bern 1900) besteht die Masse aus 77% Harz, 16% Gummi, 7% Verunreinigungen; vom Harz sind 67% durch Bleiacetat nicht fällbar. Auf Ceylon gewinnt man das Schollen- oder Kuchengummigutti, indem man die Rinde streifenweise ablöst und jeden Morgen den ausgetretenen Milchsaft abkratzt. Es ist unreiner. Gutti dient als drastisches Abführmittel, gibt eine gute und dauerhafte Aquarellfarbe (Guttigelb) und wird bei der Bereitung des Goldfirnisses sowie mancher Farbmischungen verwendet.

24. Lac dye (Lac-lac, Lacklack), ein aus dem rohen Gummilack (Stocklack) beider Darstellung des Schellacks gewonnener Farbkörper. Stocklack wird mit verdünnten Sodalösungen extrahiert, die Lösung mit Alaun gefällt, das Sediment ausgepreßt, getrocknet und in viereckige Stücke geformt. Diese sind dunkelrot und enthalten neben dem Tonerdelack des roten Farbstoff s noch 25% und mehr Harz. Früher wurde als Lac dye ein hellroter, vom Harz weniger verunreinigter Lacklack bezeichnet. Lac dye färbt echter und intensiver als Cochenille, mit dessen Farbstoff der des Lac dye nahe verwandt ist. Der reine Farbstoff (10–13% im Lac dye) ist von der Laccainsäure C16H12O8 gebildet und Hellt ein kristallinisches rotbraunes Pulver dar; es wird in der Wollfärberei verwendet und in Salzsäure oder in Zinnchlorürsalzsäure gelöst.[641]

25. Drachenblut (s.d., S. 14).

26. Katechu, Gambir, Kino. Unter diesen Namen verlieht man Pflanzenkörper, die durch den Gehalt bestimmter Gerbsäuren ausgezeichnet sind und zum Gerben und Färben verwendet werden. Katechu (Pegu-Katechu, schwarzes Katechu, Cachou, Terra japonica) flammt von Acacia Catechu Wald, und A. Suma Kurz, beide im südlichen Asien einheimisch. Das in dem dunkelrotbraunen Kernholz auftretende Sekret wird durch Auskochen des zerkleinerten Holzes gewonnen, das Extrakt eingedampft und in Tonformen, auf zusammengehefteten Blättern oder auch auf Matten erstarren gelassen. Es bildet unregelmäßige Blöcke oder Bruchstücke derselben, von schwarzbrauner, stellenweise leberbrauner Farbe, die matt oder wenig glänzend, undurchsichtig sind, großmuschelig brechen, leicht in kantige Stücke zerfallen, ein rötlichbraunes geruchloses Pulver geben und sehr zusammenziehend, zuletzt etwas süßlich schmecken. Aschengehalt meist 0,6–1, darf 6% nicht übersteigen. Beim Kochen mit Wasser löst sich der größte Teil zu einer trüben, braunen Flüssigkeit; mit siedendem Weingeist erhält man eine klare braune Flüssigkeit, die nach Zusatz von Wasser durch Eisenchlorid olivgrün und nach weiterem Zusatz von Alkali purpurrot gefärbt wird. Katechu enthält das kristallisierbare (auch in der Droge in Kristallen vorhandene) Katechin C21H20O9 + 5H2O (Katechinsäure), Katechugerbsäure, Quercetin und Katechurot; letzteres entsteht aus Katechin durch Erhitzen auf 160°. Das Katechin erhält man aus der alkalischen Lösung des Katechu, aus der es beim Erkalten herauskristallisiert. – Katechu dient in der Färberei und Kattundruckerei zur Darstellung brauner Farben; es wurde von Levesque als ein Mittel gegen Kesselsteinbildung empfohlen. Große Anwendung findet es zu Zahntinkturen, Mundwässern, Einspritzungen; es wirkt adstringierend und wohl auch desodorisierend. Die übrigen Sorten, das Bombay- und Bengal-Katechu, scheinen in unserem Handel keine Bedeutung zu haben. – Gambir-Katechu (Gutta-Gambir, Katagambe, weißer Katechu, Cachou clair, Terra japonica im engeren Sinne) wird aus den Blättern und jüngeren Trieben der strauchartigen Rubiacee Ourouparia Gambir Baill. (Uncaria Gambir Roxb., Nauclea Gambir Hunter) in Hinterindien, auf Borneo, Ceylon gewonnen, indem man diese Pflanzenteile auskocht, die Masse in Holzkästen erstarren läßt und hierauf in würfelige Stücke Schneidet (Würfelgambir) oder in Blöcke preßt (Blockgambir). Würfelgambir erscheint in 3–4 ccm, außen rotbraunen, innen gelbbräunlichen, ockergelben oder blaßziegelroten porösen zerreiblichen erdigen Würfeln. Es enthält ebenfalls Katechin und wird wie Katechu, aber in viel ausgedehnterem Maße verwendet. Verfälschungen mit Stärke sind mikroskopisch leicht nachzuweisen. – Unter dem Namen Kino werden eingedickte Pflanzensäfte verschiedener Abstammung bezeichnet. Das am häufigsten nach Europa kommende Amboina-Kino, indisches Kino, flammt von Pterocarpus Marsupium Roxb. (Indien, Ceylon), einem stattlichen Baume, der in Holz und Rinde einen roten Saft enthält. Derselbe wird durch Einschnitte zum Ausfließen gebracht und gesammelt. Er erhärtet an der Sonne zu einer spröden Masse. Dieses Kino bildet eckige, dunkelgranatrote Stücke, die zusammenziehend schmecken, den Speichel rot färben, in Wasser wenig, in Alkalien und Alkohol reichlich löslich sind. Die Reaktionen der Lösung sind denen des Katechu ähnlich. Bestandteile des Kinos sind das Kinoin C41H12O6 und das Kinorot O28H22C11; ersteres bildet farblose Prismen, ist leicht in Alkohol löslich; die Lösung wird durch Eisenchlorid rot gefärbt und von Leimlösung nicht gefällt. Durch Erhitzen auf 130° geht es in Kinorot über, das durch Eisenchlorid schmutziggrün gefärbt und von Leimlösung gefällt wird. – Andre Kinosorten sind das Bengal-Kino (orientalisches Kino) von Butea frondosa Roxb. (und andern Buteaarten), das westafrikanische Kino von Pterocarpus erinaceus Poiret, das westindische oder Jamaika-Kino von Coccoloba uvifera und das australische oder Eucalyptus-Kino (Botanybay-Kino, Blood-wood-gum, Red gum, Black-butle-gum); zahlreiche Arten von Eukalyptus liefern dieses letztere, das daher auch verschiedene Eigenschaften besitzt, einige Sorten sind gummifrei, andre reich an Gummi. Alle Kinosorten werden in der Färberei und Gerberei verwendet.

Uebersicht über die wichtigsten pflanzlichen Farbstoffe

(nach Farben geordnet).

A. Rote Farbstoffe: Rothölzer, Blauholz, Drachenblut, Henna, Alkannarot, Chicarot, Krapprot (Alizarin, Purpurin), Lac dye, Malvenrot, Kermesbeeren, Maquibeeren, Holunderbeeren, Saflor, Tournesol. B. Blaue und violette Farbstoffe: Blauholz, Indigo, Waid, Orseille, Persio, Lackmus, französischer Purpur. C. Gelbe Farbstoffe: Gelbbeeren, Orlean, Wau, Gelbholz, Fisetholz, Sauerdorn, Quercitronrinde, chinesische Gelbschoten, Safran, Curcuma, Gummi-gutti, Kamala, Waras. D. Grüne Farbstoffe: Chlorophyll, Saftgrün, Chinesischgrün. E. Braune arbstoffe: Katechu, Gambir, Kino, Farbmischungen.


Literatur: Eine detailierte Aufzählung der Literatur über pflanzliche Farbstoffe ist wegen der überaus großen Anzahl von Einzelarbeiten hier zu geben unmöglich. Ueber die hier abgehandelten Drogen sind die Pharmakognosien von Vogl, Flückiger, A. Meyer u.a., sowie Wiesners Rohstoffe, 2. Aufl., nachzusehen. Ueber die chemischen und technischen Verhältnisse enthält die Realencyklopädie der gesamten Pharmacie (Wien 1886–1891, 2. Aufl. im Erscheinen) sehr ausführliche, meist von Benedikt herrührende Angaben; ferner sind anzuführen: Bolley, Technologie der Spinnfasern, Braunschweig 1867; Witt, Otto N., Technologie u.s.w., Braunschweig 1888; Schützenberger, Die Farbstoffe u.s.w.; Husemann-Hilger, Die Pflanzenstoffe, Berlin 1884 (daselbst die ausführlichsten Literaturnachweise über alle hier besprochenen Farbstoffe bis 1884); Prior, Pflanzenfarbstoffe, in Dammers »Illustriertem Lexikon der Verfälschungen«, Leipzig 1887, S. 729–739; Wouwermans, A. v., Farbenlehre, 48. Bd. der chem.-technischen Bibliothek von A. Hartleben, Wien (ohne Jahreszahl); Nietzki, Chemie der organischen Farbstoffe, 2. Aufl. 1894.

T.F. Hanausek.

1In China gewinnt man einen roten, sehr dauerhaften Farbstoff aus einem Schlauchpilze (Monascus purpureus); der Farbstoff wird Ang-Quac genannt.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 634-643.
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