Winter [2]

[272] Winter, 1) stammte aus Hessen u. hatte Theologie studirt; als Eva geb. von Buttlar sich von ihrem Gatten trennte u. 1702 die sogenannte Philadelphische Societät (Buttlarische Rotte) stiftete, erhielt W., ihr Buhle, in der Dreieinigkeit der Secte die Rolle der zweiten Person als Vater, während sie selbst als Mutter die erste war; in der Gesellschaft der Mitglieder hieß er Papa. Er betheiligte sich an allen Greueln der Rotte, wurde in Sasmannshausen mit gefangen, entkam aber aus dem Gefängniß in Laasphe nach Köln, wo er mit katholisch wurde, u. lebte mit in Lüde. Als hier im Februar 1706 das Reich des Vaters W. in der Buttlarschen Kirche aufhörte u. das des Sohnes, Appenfeller, begann, wurde W. Priester u. Bischof u. weihete Eva als die göttliche Weisheit zur Herrscherin der Erde u. aller Creaturen. Deswegen wurde die Gesellschaft arretirt, ihr der Proceß als Gotteslästerer gemacht u. W. als Urheber der Sache zum Tode verurtheilt, aber zu Staupenschlag u. Landesverweisung begnadigt. Sein Ende ist unbekannt. 2) Nicolas Simon van W., geb. 1718 in Amsterdam; schr. die didaktischen Gedichte: Die Amstel, Amsterd. 1755; Die Jahreszeiten, ebd. 1769, u. die Tragödien: Monzongo, od. Der königliche Sklav, u. Menzikow. 3) Lucrezie Wilhelmine W., geb. van Merken, geb. 1722 in Amsterdam, Gattin des Vor., sie st. 1795 in Leyden u. schr. mehre Dramen u. die Epopeen David u. Germanicus, sie sind mit denen ihres Gatten in 2 Bänden gesammelt herausgegeben; eine Sammlung Vermischte Gedichte gab derselbe 1793 heraus. 4) Peter, Sohn der Vor.; übersetzte die Oden des Horatius, Amsterd. 1804; einzige Bücher der Äneis, Popes Versuch über den Menschen etc. 5) Peter von W., geb. 1754 in Manheim, wurde schon im 10. Jahre als Violinspieler ins Orchester aufgenommen,[272] kam 1775 von Manheim als Orchesterdirector nach München, wurde 1788 daselbst Kapellmeister u. st. 18. Oct. 1825. W. wußte die deutsche Gesangweise mit der Italienischen Schule glücklich zu verschmelzen. Hauptwerke: mehre Missen, Graduale, Offertorien, Requiem etc., Bettulia liberata (Oratorium 1792), 18 Opern (darunter Helena u. Paris, Das unterbrochene Opferfest 1796, Catone in Utica, I fratelli rivali, Antigone, Marie von Montalban, Calypso), für den Gesang viele Cantaten, worunter die Macht der Töne nach Drydens Alexanderfeste, Sinfonien, Ouverturen, Concerte, Quartets etc.; er schr. auch Singschule, Mainz 1825. 6) Veit Anton, geb. 1754 in Hoheneggelkosen unweit Landshut; wurde Katechet an dem deutschen Collegium des bischöflich augsburgischen Ordinariats in Rom, dann Präceptor der Pagen in München u. st. 1814 als Pfarrer in Jodok. Er schr.: Theorie der öffentlichen Gottesverehrung, Münch. 1809; Versuch zur Verbesserung der katholischen Liturgie, ebd. 1804; Sammlung kleiner liturgischer Schriften, Landsh. 1811, 1 Bd.; Neues katholisches Ritual, 2. Aufl. Münch. 1830, 2 Thle.; Geschichte der baierischen Wiedertäufer im 16. Jahrh., ebd. 1809; Kirchengeschichte von Altbaiern, Österreich u. Tyrol, Landsh. 1814; Patrologie, Münch. 1814 um. a. 7) Georg Ludwig, geb. 18. Januar 1778 zu Prechthal im Badischen, studirte Jurisprudenz in Göttingen, wurde Referent des Hofgerichts in Karlsruhe, 1803 Geheimer Secretär im Ministerium des Innern, 1805 Assessor beim protestantischen Kirchenrath, 1807 Mitglied des Oberkirchenraths u. Regierungsrath, 1809 Kriegsrath in Durlach, 1814 Stadtdirector in Heidelberg, 1815 Ministerialrath u. 1818 Geheimer Referendar im Ministerium des Innern. In die Zweite Kammer gewählt, zeigte er sich als gemäßigter Liberaler. Er wurde 1822 Staatsrath u. Mitglied des Staatsministeriums, 1824 Director des Ministeriums u. 1831 Minister des Innern u. wirkte hier in liberalem Sinne viel für das Wohl Badens; er st. 27. März 1838; vgl. Baden S. 150 f. Ihm wurde 1855 in Karlsruhe ein Denkmal gesetzt. Er schr.: Über die Ansprüche der Krone Baierns im Landestheile des Großherzogthums Baden, Manh. 1827; vgl. Reliquien von L. W., Freib. 1843. 8) Amalie, Pseudonym für Amalie von Groß.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 272-273.
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