1. Appetit braucht nicht Torte zu suchen, ihm schmecken Eierkuchen.
2. Appetit ist die beste Brühe (Sauce).
Frz.: Il n'y a point de pareille sauce que l'appétit.
Lat.: Cibi condimentum est fames, potionis sitis. (Cicero.)
3. Appetit lehrt den Lahmen gehen und Hunger lehrt ihn springen.
4. Appetit ohne Credit gibt ein schlechtes Facit.
5. Appetit sieht Eierkuchen für Torte an.
6. Appetit und wenig auf den Tisch ist besser als kein Appetit bei Braten und Fisch.
7. Der Appetit der Moskauer schadet den Nowagen mehr als der Hunger der Archangler. (Moskau.) – Altmann V.
Die Nowage ist ein delicater Fisch, der im Weissen Meere gefangen wird und häufig als Delicatesse auf den Tafeln der reichen Moskauer erscheint. Natürlich kann er so weit nur im Winter im gefrorenen Zustande versandt wer den.
8. Der Appetit ist da, wo ist der Braten?
9. Der Appetit kommt erst, wenn man was Gutes vor sich hat. – Lehmann.
10. Der Appetit kommt im Essen. – Lendroy, 972; Leroux, II, 2.
Ist auf mancherlei Verhältnisse anzuwenden. Die Lust zum Kaufen z.B. wächst mit dem Kaufen, worin es seinen Grund hat, dass die späten (oder faulen) Märkte gute Märkte werden. Dieses Sprichwort scheint französischen Ursprungs zu sein, wo es folgender Anekdote seine Entstehung zu danken haben soll. Heinrich III. von Frankreich versicherte als Zögling seinem Lehrer Amiot oft, wie er sich freue, ihm einst thätig dankbar zu sein. »Gnädiger Herr«, antwortete dieser stets, »mein Ehrgeiz kennt nur eine einzige Wohlthat, die, dass Sie mich Ihres Andenkens würdigen.« Heinrich gab ihm in der That später eine reiche Abtei, und Amiot glaubte sich der Glücklichste unter dem Himmel. Als aber einige Jahre darauf das Bisthum von Auxerre erledigt ward, bewarb sich Amiot darum. »Aber, mein theurer Lehrer«, sagte der König zu ihm, »haben Sie Ihre alte Sittenlehre ganz vergessen?« »Sire«, erwiderte Amiot, »der Appetit kommt, indem man isst.« Heinrich lachte und wiederholte die scherzhafte Antwort oft, was Ursache war, dass sie in ein Sprichwort überging, um zu sagen, dass man um so mehr Gutes haben will, je mehr man bereits hat.
Engl.: The appetite is concealed under the teeth. (Proverbs, 52.)
Frz.: En mangeant l'on perd l'appétit. – L'appétit vient en mangeant. – L'appétit vient en mangeant, dit Angestrom, et la soif s'en va en buvant. (Rabelais.) – Petit à petit vient l'appétit. (Leroux, II, 132.)
Holl.: Al etende wast de appetijt. ( Harrebomée, I, 18.)
11. Der Appetit kommt in keiner schmuzigen Küche.
Man verliert ihn sogar da, wie die Lust zum Leben in einer schmuzigen Welt.
12. Für Appetit, für Hunger und Noth gibt es nirgends schlechtes Brot.
Frz.: Le bon appétit et la faim, ne trouvent jamais mauvais pain.
Holl.: De appetijt en hongersnood vonden nooit kwaad brood. (Harrebomée, I, 18.)
13. Guten Appetit darf man nicht nöthen.
Holl.: Goede appetijt doet wel eten. (Harrebomée, I, 18.)
14. Ist der Appetit gut, so ist das Brot nicht schlecht.
It.: Buon appetito e fame non trovano ma mal pane.
15. Wenn der Appetit kommt, so kommt auch die Gesundheit.
[112] 16. Wer Appetit hat, dem schmecken alle Brühen wohl.
It.: A chi è affamato, ogni cibo è grato. – Appetito no vuol salsa.
17. Wer den Appetit zur Suppe nicht verlieren will, darf (muss) nicht in die Küche gehen.
18. Wo Appetit ist, bedarf's keiner Sauce.
Frz.: A bon appétit il ne faut point de sauce.
*19. Der Appetit von Darmstadt und Esslingen reitet ihn. – Fischart, Gesch.
*20. Er hat guten Appetit.
Er ist kein Kostverächter, es schmecken ihm alle Bissen.
Frz.: C'est un cadet de haut appétit. – Il a toujours six aunes de boyaux vides. – Venir avec un bon appétit.
zu6.
Dän.: Bedre at vilde aede og have lidet, end at have meget og kunde intet. (Prov. dan., 57.)
zu10.
Die Türken: Der Appetit sitzt unter den Zähnen. (Merx, 52.)
Dän.: Mangen gaaer uden hunger til bords, dog kand den mad komme somhan aeder af. (Prov. dan., 314.)
Holl.: Eten is een goed begin, het eene beotje brengt het andere in. (Harrebomée, I, 42.)
It.: Mangiando viene l' appetito. (Bohn I, 110.)
zu12.
Span.: A buena gana (hambre), no hay pan daro. (Cahier, 3433 u. 3450.)
zu16.
Frz.: Il n'est sauce, il n'est chère que d'appétit. (Lendroy, 49.)
zu18.
»Welches sie nicht lang trieben, da fing sie der Happetit von Darmstedt vnd Esslingen an zu rauten, setzten sich derwegen zu Tisch.« (Kloster, VIII, S. 319.)
21. An verlorenem Appetit stirbt man nit.
Span.: Dejar de comer por haber comido no es enfermedad de peligro. (Cahier, 3307.)
22. Besser Appetit ohne Brot, als Brot ohne Appetit.
Dän.: Det er bedre at vil aede, og have intet, end have og kunde intet. (Prov. dan., 8.)
23. Der Appetit ist ein Schalck, er treugt offt. – Henisch, 92, 61; Petri, II, 81.
Lat.: Appetitus est nequam. (Henisch, 92, 62.)
24. Der Appetit muss sich nach dem Beutel richten.
Span.: Gobierna tu boca, segun tu bolsa. – Gouverne ton appetit selon tes maravédis. (Cahier, 3244.)
25. Gutem Appetit schmeckt jede Brühe gut.
It.: Buon appetito non vuol salsa. (Bohn I, 75.)
26. Ich habe gar keinen Appetit, sagt Herr von Köppern, und ass die Speisekarte durch, um Appetit zu kriegen. (Pommern.)
Herr von Köppern lebte noch in den vierziger Jahren, und galt als Merk- und Sehenswürdigkeit. Das Sprichwort wird mit Weglassung des Schlusssatzes: und ass u.s.w. oft ironisch von Sprechenden auf sich selbst angewandt.
27. Mancher kompt ohne appetit zu Tisch vnd wird erst begierig, wenn er das Essen vor sich hat. – Lehmann, 258, 18.
*28. Er hat (bekommt) Appetit darauf.
*29. Er kann sich den Appetit darauf vergehen lassen.
*30. Er will sich nicht erst den Appetit verderben.
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