1. Auch zum Betteln gehört Glück. – Tendlau, 790.
Nach Lessing kann man ohne Glück nicht einmal ein guter Spitzbube sein.
2. Bedeln schänd wol, man 't armt doch nich. – Eichwald, 103.
3. Besser betteln als borgen.
4. Besser betteln und bitten, als am Galgen Capriolen geschnitten. – Winckler, XVII, 69.
5. Besser gebettelt als gestorben. – Henisch, 320.
6. Betlen vnd gleissnerey nehret sich von Simoney. – Henisch, 347.
7. Betteln heisst Armuth verzetteln. – Henisch, 347; Körte, 582; Grimm, I, 1730.
Man soll nicht an Bettler von Gewerbe verschwenden, womit man verschämter und unverschuldeter Armuth helfen kann.
8. Betteln ist besser als stehlen. – Henisch, 347; Simrock, 1028; Kirchhofer, 350; Grimm, I, 1730.
In gar vielen Fällen nicht viel besser.
Frz.: Il vaut mieux tendre la main que le cou.
9. Betteln ist besser denn stehlen, arbeiten aber ist besser als betteln. (Russ.)
[352] 10. Betteln ist ein Orden, in dem viele zu Herren sind worden. – Lehmann, II, 48, 40; Henisch, 347; Körte, 583; Simrock, 1019.
Betteln hiess früher das »güldene faule Handwerk«. Im 14. Jahrhundert waren in Basel die Bettler als solche noch besteuert, und der Vogt musste darauf sehen, dass zunftgerecht gebettelt wurde. Zu Augsburg an der Brücke sassen (16. Jahrhundert) viel kranke Bettler alle Tage, hoben die Hände in die Höhe und flehten um Barmherzigkeit. Als ein reicher Bürger sie heilen lassen wollte, liefen sie davon bis auf zwei. Die Gesundheit hätte ihnen ihr »gülden Handwerk« verdorben. Als der strasburger Bettler Klingelhans eine Erbschaft von 20 Pfund Goldes machte, nahm er sie nicht an, damit er nicht um dieses Bettels willen das reiche Bettelhandwerk aufgeben müsse. In Rom und in katholischen Wallfahrtsorten kann man jetzt einzelne Meister oder ganze Gruppen des »güldenen faulen Handwerks« finden. (Vgl. Riehl, Deutsche Arbeit, Bd. 4, Kap. 3.)
11. Betteln thut niemand wehe.
12. Betteln und appelliren steht jedem frei.
So ganz doch nicht; denn gegen das erstere gibt es Polizeiverordnungen, und – die Appellation muss begründet werden.
13. Betteln und Brothaschen geht in Einen Sack. – Simrock, 1047; Eiselein, 74; Grimm, I, 1730.
14. Betteln verderbt niemands, man wird aber seiner gar vnwerth. – Lehmann, II, 48, 42; Henisch, 347.
Lat.: Satius est pauperem in terra vivere, quam divitem navigare. (Sutor, 632.)
15. Betteln viele in einen Sack, so wird er bald gefüllt. – Simrock, 1038; Grimm, I, 1730.
16. Betteln vom Bettler macht unsern Herrgott lachen.
Gott selbst muss über die Verkehrtheit lachen, wenn ein armer Teufel einen äusserlich grossthuenden, aber in Wirklichkeit noch ärmern Teufel um Unterstützung bittet.
Jüd.-deutsch: Schnor min Haschnor lacht unser Harjet. (Tendlau, 708.)
17. Durch Betteln verdirbt man nit. – Eiselein, 74.
Wer aus Neigung bettelt, ist sittlich schon verdorben.
18. Durch Betteln wird man reich aber unwerth. – Kirchhofer, 213.
19. Eah' as me Bat'ln geaht, solt' me sein Löff'l ve'kaff'n. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 35, 37.
20. Ehrlich Betteln ist besser als unehrlich stehlen.
21. Einer der das Betteln gewohnt ist, höret nicht auf. – Henisch, 347.
22. Vom Betteln wird man nit arm, aber unwerth. – Simrock, 1029; Eiselein, 74.
23. Was darffs viel betteln dem, der sein essen von hoff hat. – Lehmann, II, 864, 59.
24. Wenn du nicht willst betteln gahn, so denke jung an den alten Mann.
Lat.: Mature fias senex. (Seybold, 299.)
25. Wer betteln will, der zeucht nicht schöne Kleider an. – Henisch, 347.
26. Wer bettelt, bekommt Almosen, und wer stiehlt, den klopft man auf die Hosen.
Wie du dich beträgst, so wirst du behandelt. Krieche, man wird dich treten; bücke dich, man wird dich schlagen! Sieh aber jedem muthig ins Gesicht, wisse dein Recht zu vertheidigen und man wird dich in Ruhe lassen.
27. Wer 's Betteln nicht versteht, der lass' es bleiben.
28. Wer sich betlens vnd liegens (Lügens) ernehren soll, dem wirdt bang genug. – Henisch, 345.
29. Wer sich des Bettelns nicht schämt, nährt sich wohl.
Denn die Gutmüthigkeit wird der frechen Zudringlichkeit immer zum Opfer.
30. Wer sich zu betteln nicht schämt, wird auch bald zu stehlen sich nicht schämen.
31. Wer sich zu betteln schämt, schämt sich nicht am Galgen zu hangen.
32. Wir haben ihn betteln gelehrt und jetzt läuft er uns an den Thoren den Rang ab. (Aegypt.)
Wenn der Schüler über seinen Meister ist.
*33. Das Betteln verdriesst ihn nicht, aber das Nichtskriegen. (Leipzig.)
zu8.
'T as besser biédeln, ewe stiélen. (Dicks, I, 7.)
zu25.
Dän.: Hvo som vil bedłe, faaer og at henge bedler-kappen paa. (Prov. dan., 51.)
zu27.
Professor Lazarus gibt Unterricht in der Kunst zu betteln: er hat in London ein Collegium gegründet, in dem man es in sechs Lectionen erlernen kann. Er besorgt Hunde für Blinde, Pflaster u.s.w. alle zum Dienste nöthigen Dinge. (Vgl. Neue Illustrirte Zeitung vom 11. Juli 1863.)
34. Beddeln lêrt Büele flicken. – Schambach, II, 10.
Betteln lehrt die Beutel flicken. Armuth nöthigt die Menschen auch das Kleinste und Unbedeutendste zu Rathe zu halten.
35. Betteln ist ein gülden Handtwerck. – Zinkgref, IV, 182.
»So waren zween Bettler, die sagten, sie wünschten sich nicht gesund zu seyn, sonsten dürfften sie nicht mehr betteln gahn, müssten jhr gülden Handwerck verlahn.« (Zinkgref, IV, 182.)
36. Es ist besser betteln gehn vnd doch in Tugend wol bestehn, denn sein ein grosser Edelmann vnd nichts denn Schand vnd vnehr han. – Petri, 278.
37. Nischt von Betteln, sagte der Eckensteher zu einem Gensdarm, der ihm Vorwürfe machte, dass er die Umstehenden um einen Beitrag zu einer Droschke ansprach, einen betrunkenen Genossen, der im gefüllten Rinnstein lag, nach Hause zu fahren, ich sammle hier für einen Ueberschwemmten.
38. 'S Bettla macht nüd arm, aber ower. – Tobler, 355.
39. Vom Betteln muss man sich nähren, vom Leutebetrügen Staat führen. (Königsberg.) – Frischbier, II, 366.
40. Wer bettelt, kriegt nichts; wer nichts fordert, will nichts.
41. Wer hie bettelt, der muss dort nach Brot gehen. – Petri, III, 14.
*42. Er bettelte nicht mit Worten, sein Aussehen bettelte.
*43. Polnisch betteln gehen.
Eine bekannte Auslösung bei Pfänderspielen, darin bestehend, dass ein Herr, welcher ein Pfand auslöst, die mitspielenden Damen küsst.
*44. Sie betteln beide in Einen Sack.
Sie spielen unter Einer Decke.
Dän.: De tigge begge til en pose. (Prov. dan., 457.)
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