1. Der jrret nicht (viel), wer auff halbem Wege widerumb vmbkehret. – Eyering, I, 492; Lehmann, II, 64, 131; Körte, 3190 u. 3865.
»Irren ist allen Menschen gemein, aber der Narr beharret darein.« (Franck, Zeytbuch, CXXVIIa.) Nur Gott irrt sich nicht, sagt ein türkisches Sprichwort. (Cahier, 2763.)
Lat.: Haud errat via tota, qui media regreditur. (Seybold, 211.)
2. Der jrret nit, der auff einem bösen weg widerkeret. – Franck, II, 42a.
3. Die selber irren, können (wollen) andere führen.
4. Errare est humanum, sagte Pater Veit, als er sein Sauerkraut mit der Heugabel ass. – Schles. Morgenblatt (Breslau 1867), Nr. 182, S. 5.
5. Errare humanum, sagte der Hahn, do trêd he op de Henn. (Holst.) – Hoefer, 404.
6. Iren äs mäinjtschlich, schturkeln äss rosslich. – Schuster, 1125.
7. Irren es menslik, hadde de Bûr sächt, da hadd' he anplass 't Kalf ên Rü'en slachtet. – Woeste, 62, 8; Hoefer, 147; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 81.
8. Irren es menslik, sach de Hâne, dèu sât hai opper Pille (Ente). (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 55.
9. Irren is mensklik, oawer verharren des Düvels. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 142; schlesisch bei Frommann, III, 242, 14.
10. Irren is minschlich, seggt de Hân, doa tratt he 'ne Ant. – Schiller, III, 14b.
11. Irren ist menschlich. – Eiselein, 343; Simrock, 5246; Lohrengel, I, 389; Mayer, I, 4; Braun, I, 1664; Reinsberg IV, 84.
»Das Recht zu irren, ist übrigens das erste, von dem die menschliche Freiheit Gebrauch macht.« (Jachmann, Reliquien, II, 205.) [964] Leider betrachtet sie dies Rech nicht selten als ihr einziges.
Holl.: Dwalen is menschelijk. (Bohn I, 312.)
Lat.: Errare humanum est. (Eiselein, 343; Binder II, 966; Egeria, 57; Gaal, 970.)
12. Irren ist Menschlich, aber im irrthumb verharren ist Teuflisch. – Agricola II, 215; Bücking, 301; Pistor., IX, 3; Teller, 570; Körte, 3191 u. 3869; Ramann, Unterr., I, 43; für Waldeck: Curtze, 355, 515.
Um vielfaches Irren zu bezeichnen sagten die Alten: Er irrt am ganzen Himmel herum; entweder mit Bezug auf die Fabel von Phaëton oder der Ceres, oder von Schiffern entlehnt. Aber die Klugen irren viel weniger, als die Thoren. Wer in Geschäften niemals fehl gegriffen hat, der hat auch noch schwerlich oft recht gegriffen.
Dän.: At fare vild er menneskeligt, afstaae det gudeligt, men blive ved dievelsk. (Prov. dan., 157.)
Frz.: Le plus sage peut faillir. – Tout homme peut faillir. (Gaal, 970.)
It.: Chi erra, e s'emenda, a Dio si raccomanda. (Pazzaglia, 104, 1.)
Lat.: Cujus vishominis est errare, nullius, nisi insipientis, in errare perseverare. (Cicero.) (Binder II, 632; Seybold, 698; Philippi, I, 181; Froberg, 113.) – Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum. (Schonheim, E, 6; Binder I, 421; II, 967; Neander, 93; Faselius, 76; Froberg, 206; Philippi, I, 134; Seybold, 148.) – Non omnis error stultitia est. (Cicero.) (Philippi, II, 41.) – Toto coelo errare. (Macrobius.) (Erasm., 7.)
13. Irren ist menschlich, sagte die Frau, als sie gemahlenen Pfeffer in den Kaffeekrug geschüttet hatte.
Holl.: Men kan zich vergissen, zei de vrouw, en zij smeet twee lood gemalen peper in de koffijkan. (Harrebomée, I, 379a.)
14. Irren ist menschlich, sagte Töffel und meinte Wurst zu haben, und es war ein Hundedreck.
Holl.: Mij dat, zei Jan; hij meende een stukje gember te vatten, en het was een gedroogde hondenkeutel. (Harrebomée, I, 228a.)
15. Irren ist menschlich, und Nichtmehrthun die beste Busse.
Span.: Quien yerra y se enmienda, á Dios se encomienda. (Cervantes, Don Quixote.)
16. Irren vnd sündigen gehet hin; aber mutwillig vnd bedächtig sündigen, das ist zu vil. – Henisch, 230, 5.
Span.: Al que yerra, perdónale una vez, mas no despues. (Bohn I, 197.)
17. Omnes erramus quasi oves, sagt der Ander, wollt' zur Frauen und ging zur Magd.
18. Wenn noch so viel irren, so wird keine Wahrheit daraus.
Lat.: Multitudo errantium errori non parit patrocinium. (Egeria, 141.)
19. Wer heut' sich irrt, kann morgen zurechtkommen.
20. Wer in cognoscendo irret, der muss in curando felen. – Lehmann, 405, 19.
21. Wer irrt, der bekennt. – Graf, 445, 417.
Wer bekennt, gilt im allgemeinen für schuldig; sofern aber der Nachweis geführt werden kann, dass er sich mit seiner Aussage im Irrthume befunden habe, so ist sie damit aufgehoben.
22. Wer sich irrt in Eile, bereut in Weile.
23. Wiltu nicht irren, so hüte dich für dem Warumb. – Luther's Tischr., 21b.
Wer nie auf den Gedanken kommt, zu forschen, nach einem Grund zu fragen, der kann wenigstens nicht in Einem Falle irren, weil er sich in stetem Irrthume befindet.
24. Wir irren alle, nur jeder irrt anders.
Zur Bezeichnung des Irrens haben wir eine Anzahl sprichwörtliche Redensarten als: Der ist im Lerchenfeld; er ist auf dem Holzwege; er ist von der Landstrasse, vom rechten Wege abgekommen; er hat die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Die Osmanen sagen: Kein Augenblick ohne Irrthum. (Schlechta, 219.)
Frz.: Il n'est si sage qui ne faille. (Cahier, 1588.)
Holl.: Het moet wel een goed meester zijn, die nimmer fouten maakt. (Bohn I, 325.)
*25. Er irrt sich immer zu seinem Vortheil (oder: nie zu seinem Schaden).
Die Franzosen nennen einen geriebenen Menschen, der sich zu seinem Vortheil täuscht, einen Narren oder Dummkopf von Sologne. (Reinsberg V, 169.)
*26. Er irrt sich wie Johann Niklas sein Kater, als er meinte, er sässe auf der Katze, sass er auf einem Torfkuchen. – Simrock, 5251.
*27. Es irret ihn eine Mücke an der Wand.
[965] 28. He irrt sik as Vatter Lorenz. (Holst.) – Schütze, III, 50.
29. Irren is menschlich, verrêt sich doch deär Kanzel uppen Priester. (Neumark.) – Engelien, 220.
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