1. Dat ist lank un smärig, sä de Kêrl, do stohl he Seilgoarn un Bregenwurst1. – Kern, 215.
1) Wurst aus dem Gehirn des Schweins.
2. Diet lange heft, laet lang hangen. – Schottel, 1130b.
3. Es ist nichts so lang und breit, man kann davon das End' abgehen. – Simrock, 6185.
4. Ist es zu lang, so schlag' den Zipfel ein. – Eiselein, 659; Simrock, 12125.
5. Je länger, je bass. – Eiselein, 410.
6. Je länger, je (so) lieber. – Eiselein, 410.
7. Je länger, je mehr. – Eiselein, 410.
8. Lang un slank un Eddelmannsgang, sagt Huddelbeck. (Mecklenburg.) – Hoefer, 453.
9. Lang und rahn taugt nirga nan; kurz und dick geit au a Stück. (Wurmlingen.) – Birlinger, 330.
10. Lang und schwank hat keinen Gang. – Braun, I, 2155.
11. Lang un schwank heat keinen Gang, koert un dick heat kein Geschick; ewer en Meaken vom Middelmate (van miyner Mâte), dat ziert de Strâte. (Büren.) – Für Soest: Firmenich, I, 349, 30: hochdeutsch bei Simrock, 6182; Körte, 3687; Lohrengel, I, 467.
In Lübeck und Ostfriesland: Lang unt smal het kên Gefall; kot un dick het ôk kên Schick, avers so na mîne Mât, dat hett Schick und Lât (oder: dat mâkt [1782] Staat). (Deecke, 10; Diermissen, 193.) In Ostpreussen: Lang und schlank öss e schlendriger Gang, kort on dick öss ongeschöckt, aber min Mat, dat makt Stât. (Frischbier2, 2257a.) In Münster: Lank un small mäck (macht) kin Gefall, kurt (kurz) un dikk het kin Geschikk, en Miäken von de Middelmaot geit am wackersten nöwer de Straot. (Frommann, VI, 425, 26; Firmenich, I, 297, 26.) Auch der Mecklenburger liebt weder die lang aufgeschossenen, noch kurze dicke Formen; »awer so van miner Mât, ach, dat ziert de ganze Strât.« (Mussäus, II, 111.) In Iserlohn: Lang und slank hiät Vergang; kuort un dick hiät kain Geschick, en Miäken (Mädchen) von der Middelmâte geit am wackersten öewer de Strâte, oder: dai allene zirt de Strate. (Firmenich, III, 186, 55; Woeste, 73, 195.)
12. Lang vnd frisch, klein vnd plärrisch, fett vnd fröhlich, bleich vnd herrisch, braun vnd stoltz, schön vnd närrisch, mager vnd trawrig, rot vnd mürrisch. – Facet., 301.
Zur Charakteristik des weiblichen Geschlechts in Betreff des Einflusses des Körpers auf den Charakter.
13. Lank un small, hett kin Gefall. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077; Bueren, 795; Hauskalender, I; hochdeutsch bei Körte, 3688.
14. Wat dem ene lang ess, ess dem angere moss1. (Düsseldorf.) – Firmenich, I, 438, 13.
1) Mass, zusagend, passend.
15. Wer lang hat, lässt lang hängen. – Blum, 312; Bücking, 244; Eiselein, 410; Steiger, 448; Simrock, 6184; Körte, 6750; Braun, I, 2156; Masson, 361; Frischbier, 438; Frischbier2, 2292; Hennig, 141; für Altmark: Schwerin, 54; für Köln: Weyden, III, 12; für Waldeck: Curtze, 355, 511.
Wird von dem gesagt, der mehr hat als ein anderer und daher auch weit mehr Aufwand in Kleidung, in Essen und Trinken machen kann. Wahrscheinlich von der Kleidung der Alten hergenommen, weil die Reichen längere Schleppen an den Kleidern trugen als die Armen. (S. ⇒ Fuss 164.) – Ich will hier an einem Beispiel zeigen, in welcher Weise ich hochdeutsche und mundartliche Sprichwörter gern behandelt hätte, wenn es möglich gewesen wäre. Die Ausführung scheiterte aber einmal an dem Umstande, dass es in ganz Deutschland keine Quelle gab, aus der mir hätten die erforderlichen Hülfsarbeiter unterhalten werden können, und meine Zeit, von der physischen Kraft ganz abgesehen, dazu nicht ausreicht. Dann fehlte aber auch bei dem Beginn des Drucks noch viel des Materials, das inzwischen in gedruckten Sammlungen erschien, in noch grösserem Masse mir handschriftlich zugegangen ist. Aus diesen Gründen war und ist es nicht möglich, die Zusammenstellung in der von mir gewünschten und an diesem Beispiel veranschaulichten Weise auszuführen. Es musste vielmehr die hochdeutsche Fassung allein stehen, und die mundartlichen, so weit sie zur Aufnahme gelangen, mussten alphabetisch an einem andern Platze eingereiht werden. Das obige Sprichwort lautet in Aachen: We et lang hat, de let et lang hange. (Firmenich, I, 494, 145.) In Amrum: Di Diar-t lung hê, lêtet-t lung hinge. (Haupt, VIII, 351, 14.) In Driburg: Wai lang hett, lett lang hangen. (Firmenich, I, 362b, 28.) In Düren: Wä ät lank hät, lêt et lank hange. (Firmenich, I, 484, 97.) In Düsseldorf: Wä et lang hät, lött et lang hänge; wä et noch länger hät, dä schleppt et. (Firmenich, I, 438, 12.) In Göttingen: Wär lang het, let lang hengen. (Schambach, I, 226.) In Hildesheim: Wer lank hett, lett lank hengen. (Firmenich, I, 185, 6.) In Meurs.: Wen et lank het, den lätt et lank hangen. (Firmenich, I, 401, 49.) In Münster: Well lang het, löt lang hangen. (Firmenich, I, 298, 47.) In Nürnberg: Wer's lang hâut, lässt's lang henken. (Frommann, VI, 416, 26.) Im Oberharz: Wer lang hett, lett lang hängen. (Lohrengel, I, 823.) In Oldenburg: De lang hett, let lang hangen. (Frommann, IV, 143, 381; Eichwald, 1153; Firmenich, I, 233, 53.) In Ovelgönne: De't lang het, de let't lang hangen. (Firmenich, III, 25, 23.) In Recklinghausen: We lank giet, lätt lank hang'n. (Firmenich, I, 373, 6.) In Schwerin: De lannk hett, lett lannk heng'n. (Firmenich, I, 70, 10.) In Steiermark: Wer lounk hod, losst lounk henkan. (Firmenich, II, 765.) In Stendal: Wer lang het, lött lang hangen. (Firmenich, III, 132, 6.) Auf Sylt: Diärdt brêd hêt, di kjendt uk brêd hinge let. (Haupt, VIII, 351, 14.) Auf Föhr: Diar't sidj fea, di leat at uk sidj hingi. (Johansen, 90.)
16. Wer lang hett, lett 't lang hängen, sär dei Düwel, un bünn sick 'ne Latt' an'n Schwanz. (Mecklenburg.) – Holst. Lehrerzeitung, 1863, S. 132.
17. Wer lank het, lett lank hangen, säd' de Düwel un harr ên Latt' in'n Ars. (Holst.) – Hagen, 99, 19; Raabe, 185; Schütze, III, 9; Hoefer, 1063.
In Königsberg von Uhrketten: Wer lang hat, lässt lang bommeln.
Frz.: Plus on a, plus on dèpense.
Holl.: Die het lang heeft, laat het lang hangen, zei de duivel, en toen sleepte hem de gestolen kabel na. (Harrebomée, I, 164a.)
[1783] Lat.: Melior est conditio possidentis. – Non sunt longa, quibus nihil est, quod demere possi. (Martial.) (Binder II, 2241; Eiselein, 410.)
18. Wer 'n lang hett, lätt 'n lang hängen, säd' de Düwel, do trock he den Swans ût de Büxen. (Flensburg.) – Hoefer, 1063a.
19. Wer 't lang hett, lätt lang hangen, wer 't noch länger hett, lett slepen. – Diermissen, 285.
*20. Dat is jo so lang as van Bornhövd na Dalldörp.
Der Weg von Bornhövd nach Dalldörp führte über eine traurige, eine Meile lange Heide, wo die Landstrasse, um nicht zu verirren, an beiden Seiten mit grossen Pfählen bezeichnet war.
*21. Dat is so lank, as't brêt is. – Eichwald, 1155; Schütze, III, 9.
Es ist so lang wie breit.
Holl.: Zoo lang dat't van Keulen tot Aken strekken kan. (Harrebomée, I, 398b.)
*22. Der is su long, wêi der Tôg on Johanni. (Nürnberg.) – Frommann, VI, 416, 14.
Der Franzose sagt: Lang wie ein Tag ohne Brot. Long comme un jour sans pain. (Leroux, I, 69.)
*23. Er ist länger als sein Bett.
Von einem, der länger war als sein Bett, und dann von denen, die an unnöthigen Dingen mehr Ueberfluss haben als an nöthigen.
*24. Er ist so lang als der Sonnwendtag. (Rott-Thal.)
*25. Er ist so lang, man könnte ihn nach der Elle verkaufen.
Holl.: Hij is zoo lang, men zou hem met de el verkoopen. (Harrebomée, II, 8.)
*26. Er ist lang wie e Latte. – Sutermeister, 57.
*27. Es ist so lang wie Alekendorf.
Wo dies Dorf liegt, kann ich nicht angeben, daher auch nicht wie lang es ist, da ein Ort dieses Namens in dem sonst sehr vollständigen Topographischen Lexikon von Dr. Huhn nicht aufgeführt ist. Die Redensart findet sich in einem ungedruckten Manuscript von Christoph Brennecke aus Hordorf (wol das im Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Oschersleben), das eine Nachlese zu den 1837 von Dr. Körte herausgegebenen Sprichwörtern der Deutschen enthält. Jener Ort müsste also wol in dieser Gegend liegen.
*28. Et ess dem Ênen esu lang als et dem Angre breit ess. (Bedburg.)
*29. Hat as so langh äsch't briad as. (Fries.) – Johansen, 150; Haupt, VIII, 352, 29.
Es ist so lang wie es breit ist.
*30. He is so lang as Leverentz (Lawerenz) sîn Kind. – Eichwald, 1176; Richey, 151; Schütze, III, 29.
Von einem hoch aufgeschossenen Menschen, wie einst ein gewisser Lawerenz gewesen sein mag. (Vgl. darüber O. Beneke, Hamburger Geschichten und Sagen, Hamburg 1854, S. 269.)
*31. He mäck sech so lang1 as wenn he in Berlin häd gestohn. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 311.
1) Thut so dick, bildet sich so viel ein, als wenn er in Berlin unter der Garde gestanden hätte.
*32. Ich bin entweder zu lang oder zu kurz. – Sutor, 275.
Klage dessen, der sich vom Glück vernachlässigt glaubt, der zu früh oder zu spät kommt, und dann ausruft: Wo ich hinkomme, ist das Gute schon gewesen oder will bald bös werden.
*33. Is 's duch su lang, ma mecht's mid Aelen ausmessen. (Schles.) – Frommann, III, 408.
*34. Lang wie eine pölitzer Hopfenstange. – Schmidt, Jubelschrift, S. 23.
Die pommersche Stadt Pölitz treibt nämlich Hopfenbau. Die Engländer sagen: So lang wie Grete von Westminster. Grete, auch Megg, war eine grosse Kanone, welche während der Bürgerkriege aus dem Tower nach Westminster gebracht wurde, wo sie einige Zeit blieb. (Reinsberg V, 121.)
*35. Nicht länger als die gelben Suppen währen. – Geiler, 3.
*36. So lang as Jakobsdag. (Altmark.) – Danneil, 207.
Um die hervortretende Länge eines Dinges nach Zeit und Raum auszudrücken. Warum ist aber der Jakobstag (21. Juli) dazu gewählt, der doch nicht zu den längsten Tagen gehört?
*37. So lang, man könnt's mit der Elle ausmessen. – Holtei, Eselsfresser, I, 228.
*38. So lang wie ein Baum und so dumm wie ein Schaf.
*39. So lang wie eine Bohnenstange.
*40. 'T is nett so lang as 't brêt is. – Bueren, 1135.
[1784] *41. Wenn er so lang wäre als er faul ist, er könnte den Knopf vom Thurm herunterlangen.
Engl.: If he were as long as he is lither, he might thatch a house without a ladder. (Bohn I, 169.)
*42. Wir wären länger, hätte der Hahn nicht gekräht. – Weinhold, 32.
Lässt man in Schlesien von den kurzen Kleidern sagen.
*43. Dat is so lang, als Lawrenz sin Kind. – Marahrens, 95.
*44. Er ist so lang wie der Christoph zu Weissenhorn.
Weissenhorn unweit Ulm hat einen langen Christoph an der Kirche.
*45. Er ist so lang wie ganz Auscha.
Auscha ist ein Städtchen, drei Stunden von Leitmeritz (Böhmen), sowol wegen seines Hopfens als auch dadurch bekannt, dass es blos eine einzige Strasse hat, deren grösste Weitung zugleich den Ringplatz bildet. Die Redensart ist nicht blos örtlich und wird auf hochgewachsene Personen, scherzhaft auch auf Sachen angewandt. Man sagt z.B. auch: die Predigt war so lang wie ganz Auscha.
*46. Lang wie die Hardt.
So sagt man in der Rheinpfalz in der Gegend von Neustadt a.d. Hardt, um etwas sehr Langes zu bezeichnen, weil die Hardt ein am Gebirge gleichen Namens sehr lang hingestrecktes Dorf ist.
*47. Lang wie ein Hungerjahr. – Junker und Pfaffen, II, 180.
*48. Wenn er so lang wäre, wie er dumm ist, so könnte er dem Monde um den Hals fallen. – Ulk, 1872, Nr. 4.
*49. Zwei lang, zwei breit.
»Gestern warteten wir zwei lang, zwei breit, wer nicht kam, das war Sophie.« (Hermes, II, 356.)
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