1. All Kummer is Wenst. (Eiderstädt.) – Reiseskizzen von O. Glagau in der Nationalzeitung (Berlin 1865).
Gewohnheit macht alles leicht.
2. Alten Kummer soll man nicht wieder aufwecken.
Dän.: Lad din forgangne fortraed ei forvolde dig en ny. (Prov. dan., 187.)
3. Besser daheim kummer leiden, denn mit bösen nachbarn gesellschaft haben. – Henisch, 321, 18; Petri, II, 34.
4. Der Kummer schwindet, wenn er keine Nahrung findet.
Lat.: Dolor decrescit, ubi, quo crescat, non habet. (Philippi, I, 123.)
5. Du musst deinen Kummer mit Zebibe mischen. – Burckhardt, 73.
Deine Traurigkeit musst du in Vergnügungen ertränken. Zebibe ist eine ausserordentlich berauschende Mischung von Hanfblüten, Opium und Honig, welche von den untern Volksklassen genossen wird. In Hadschaz raucht man Hanfblüten mit Rosinen (Zebib genannt) und Taback vermischt, daher wahrscheinlich der Name.
6. Du musst keinen Kummer haben, dass der Schnee brennt.
7. Du musst keinen Kummer haben für alte Hosen, es gibt alle Tage neue.
8. Ein Kummer gesellt sich zum andern.
Auch illyrisch Reinsberg II, 93.
Span.: Un agravio consentido, otro venido. (Bohn I, 260.)
9. Gerechter Kummer nährt. (Schles.)
10. Häb nid Chummer für 'nes Paar alt Schuh, es gid sie vo selber. (Luzern.)
Gilt dem, der sich um Unnöthiges kümmert.
11. Heimlicher Kummer thut weh.
Dän.: Lönlig sorg er tung ut bære. (Prov. dan., 520.)
Lat.: Quod tegitur, majus creditur esse malum. (Martial, 3, 42.)
12. Hundert Stunden Kummer bezahlen keinen Heller Schulden. – Eiselein, 402; Simrock, 6064; Braun, I, 2076.
Frz.: Cent heures de chagrin ne payent pas une de dettes. (Eiselein, 402; Cahier, 286; Bohn I, 10.)
It.: All' onor chi manca d'un momento, non lo ripara in anni cento. (Bohn I, 69.)
13. Jeder Kummer ist ein Stein fürs Herz.
Frz.: Il n'y a guère de chagrins raisonnables. (Cahier, 285.)
14. Kein Kummer zahlt Schulden.
15. Kummer geht über Hunger. – Thelemann, 46.
16. Kummer kommt, um sich mit Kummer zu unterhalten. – Rurckhardt, 192.
Wenn ein Unglücklicher den andern trösten will.
17. Kummer macht alt vor den Jahren.
18. Kummer und Elend kommen behend.
19. Kummer und Schlaf sind selten beisammen.
20. Kummer und unglückliche Liebe machen bald ein alt Weib.
21. Kummer vertreibt Schlummer.
[1705] 22. Kummer verzehrt die Leute.
Dän.: Den leffuer ei lenge som angest bider. (Prov. dan., 380.)
23. Lass ihn allein mit seinem Kummer; er hat eine genommen, so alt wie seine Mutter. – Burckhardt, 250.
Er hat sein Unglück verdient, warum heirathet er eine so alte Frau, aus welcher Verbindung er sich im voraus kein grosses Glück weissagen durfte.
24. Tritt der Kummer ins Haus, fliegt die Liebe zum Fenster hinaus. – Simrock, 6065; Körte, 3616; Gaal, 1053; Braun, I, 2077.
25. Was der Kummer gebleicht, macht auch afrikanische Sonne nicht schwarz.
26. Wen Pater Kummer nimmt ins Gebet, der lernt, was man im Glück nicht versteht.
27. Wer Kummer hat, der geht nicht in den Kreis der Lacher.
Frz.: On cherche les rieurs, et moi je les évite. (Cahier, 87.)
*28. Da kummer mag a sich unter der Kniekehle zubinden. – Gomolcke, 336; Robinson, 381; Weinhold, 49.
*29. Den Kummer lass' ich mir vergehen.
»Erlasse sich diesen Kummer vergehen.« (Keller, 164b.)
*30. Du musst kei Kummer ha, as de Schee brännt. – Sutermeister, 21.
*31. Hab kei Kummer für olt Schue, für olt Hose; 's git all Tag. – Sutermeister, 21.
32. Der Kummer ist ein Verdummer. – Auerbach, Tausend Gedanken, 17.
33. Neuer Kummer drängt den alten zurück.
34. Wer seinen Kummer klagt, dem fehlt's an Worten nicht.
Die Türken: Der Leidende wird gern zum Schwätzer. (Weigel.)
Buchempfehlung
1858 in Siegburg geboren, schreibt Adelheit Wette 1890 zum Vergnügen das Märchenspiel »Hänsel und Gretel«. Daraus entsteht die Idee, ihr Bruder, der Komponist Engelbert Humperdinck, könne einige Textstellen zu einem Singspiel für Wettes Töchter vertonen. Stattdessen entsteht eine ganze Oper, die am 23. Dezember 1893 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt wird.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro