1. Aufs Pfeifen und aufs Singen gehört ein fröhlich Springen. – Petri, II, 26; Henisch, 1250, 15.
2. Dem ist leicht zu pfeifen, der Lust zu tanzen hat. – Parömiakon, 1501.
Bei Tunnicius (57, 602): Êm is lichte genôch gepepen de gêrne danset. (Non calamos poscit gaudens duxisse choream.)
3. Der muss nicht pfeifen wollen, der den Mund nicht spitzen kann.
Man muss nichts thun wollen, wozu die Natur die Anlagen versagt hat oder wie die Alten sagten, der Minerva zum Trotz.
Engl.: He can ill pipe that wants his upper lip. (Bohn II, 124.)
It.: In forno caldo non può crescer herba.
Lat.: Tu nihil invita dices faciesve Minerva. (Horaz.) (Philippi, II, 226.)
4. Erst gepfiffen, dann gesungen.
Die Neger in Surinam sagen: Pfeifen ist der Anfang zum Singen, um auszudrücken: Ich weiss schon, was kommen wird, wo du hinaus willst.
5. Es ist übel pfeifen, wenn man keine Oberlefzen hat. – Winckler, IX, 27.
6. Es ist vergeblich pfeifen, wenn niemand tanzen will.
Schwed.: Fåfängt pipa når ingen vil danza. (Grubb, 225.)
7. Man kan manchen weder mit pfeiffen noch weinen gewinnen. – Lehmann, 767, 5.
8. Man kann nicht pfeifen und geigen aus einem Athem. (Rottenburg.)
9. Man kann nicht zu gleicher Zeit pfeifen und trinken.
It.: Non si può ad un tempo bere e fischiare. (Bohn I, 114.)
10. Manches wird besser gepfiffen als gesagt. – Eiselein, 226; Simrock, 3416.
11. Nicht alles was pfeift, ist ein Vogel. – Parömiakon, 1727.
[1260] 12. Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser.
Böhm.: Dobře jest popískati, a píst'alku za pás dáti. (Čelakovský, 83.)
Ill.: Dobro je posvírit, i za pas zadjesti. (Čelakovský, 83.)
13. Pfeifen ist leichter als schleifen. – Sprichwörtergarten, 493.
Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft.
14. Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a.d.) nützt nichts.
15. Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. – Lehmann, 767, 5.
16. Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.)
17. Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. – Lehmann, 75, 9.
18. Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. – Lehmann, 851, 6.
19. Wie gepfiffen, so gedanzt. – Schottel, 1120b.
20. Wie man pfeifft, so tantzt man. – Lehmann, 75, 9.
Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.)
Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomée, II, 183b.)
*21. Bla (blau) pfeifen. – Lohrengel, II, 25.
D.i. sterben.
*22. Dat ess em gepeffen. (Bedburg.)
Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen.
*23. Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. ⇒ Timpen.) (Mecklenburg.) – Für Altmark: Danneil, 155.
*24. Da zu gehört mehr als pfeifen.
*25. Dazu möcht man pfeiffen. – Schuppius, Tract.
*26. Du hêst gud pîpen, satst ûnt Râid. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 250.
Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr.
*27. Er cha go pfyfe. (Solothurn.) – Schild, 73, 184; Sutermeister, 90.
Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig.
*28. Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d.i. seine Mittel sind zu Ende.
*29. Er pfeift aus dem letzten Loche. – Masson, 331; Frischbier2, 2909.
Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69.
Frz.: Il est à l'extrémité, à l'agonie, aux abois.
Poln.: Smiérć mu z oczów patrzy. (Masson, 331.)
*30. Er pfeift nach dem Winde. (Böhmen.)
Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung.
*31. Er pfeift schon die Gottesackerpfeife.
Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet.
*32. Er pfeift wie ein Rohrfink.
Holl.: Hij pijpt als een rietvink. (Harrebomée, II, 220a.)
*33. Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird.
*34. Er pfeift wie eine Nachtigall. (Rottenburg.)
*35. I pfeif' der drauf. (Ulm.)
*36. I pfeif' der was. (Ulm.)
*37. I pfeif' drei nei. (Ulm.)
Ich will nichts mehr davon.
*38. Ich habe sie noch anders pfeifen hören.
Meine Erfahrungen reichen noch weiter.
*39. Ich pfeife darauf. – Eiselein, 509.
*40. Im ist gut zu pfeiffen. – Aventin, CCXXIIb.
*41. Nun pfeift1 mein Pferd vor Pfingsten nicht. (Schles.)
1) Euphemistisch für: scheisst. – Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss.
*42. Pfeifen wie die Leute tanzen. – Parömiakon, 144.
So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten.
*43. Pfeift, oder ich such' euch nicht! – Eiselein, 509.
*44. Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz. – Sutor, 930.
*45. Weder pfeiffen noch geigen können. – Ayrer, IV, 2616, 8.
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