[79] Signal (v. lat.), 1) ein bestimmtes, feststehendes Zeichen, durch welches in einer gewissen Entfernung einem Andern eine Nachricht od. ein Befehl mitgetheilt werden soll. Diese Zeichen sind entweder sichtbar (optische S-e) od. hörbar (akustische S-e) od. beides zusammen. Hauptbedingungen sind, daß sie verständlich u. möglichst einfach u. kurz aufzuführen sind. Sichtbare od. optische S-e sind bes. bei der Schifffahrt nöthig, wodurch einzelne Schiffe einander etwas bekannt machen, namentlich das Admiralschiff den übrigen Schiffen der Flotte Nachrichten u. Befehle mittheilt, od. von denselben Erkundigungen einziehen. Die Kenntniß dieser S-e heißt die Signalkunst. Diese S-e unterscheiden sich als Tag- u. Nachtsignale. Die Tagsignale werden mittelst Flaggen (Signalflaggen) von verschiedener Gestalt u. Farbe, meist weiß, roth u. blau, u. mittelst deren verschiedenen Zusammensetzungen gegeben. Auch der verschiedene Ort, wo die Flaggen aufgehängt werden, drückt ein anderes S. aus. Über die Bedeutung der S-e hat man ein besonderes Verzeichniß, das Signalbuch. Wenn drei Flaggen über einander aufgezogen werden, bedeutet die oberste die Einer, die mittlere die Zehner, die unterste die Hunderte. Jede der 10 Ziffern wird nach einer bes. beliebigen Farbe bezeichnet, so z.B. 1 durch weiß, 2 durch blau, 3 durch grün, 4 durch roth, 5 durch schwarz, 6 durch braun, 7 durch gelb etc. Da auf diese Weise nur 999 ausgedrückt werden kann, so muß für die Tausend noch eine Flagge an verabredetem Orte aufgezogen werden. Als S. dient auch das Aufziehen eines Segels. Zu Nachtsignalen benutzt man Laternen, Blickfeuer, Raketen. Auch hat man eine sehr große Laterne, Signallaterne, an deren Seite in Blech geschnittene Zahlen angesteckt werden können. Man gibt die Nachtsignale auch durch verschiedene Stellung der Laternen u. verschiedene Zahlen von Lichtern an, macht sie aber möglichst einfach. Damit auch entferntere Schiffe einer Flotte die S-e bemerken, ist ein Schiff, die etwas seitwärts postirte Repetirfregatte, beauftragt die S-e des Admiralschiffes nachzumachen. Auch auf dem Lande hat man sichtbare S-e. Die einfachsten sind die Feuerzeichen (Signalfeuer) auf Bergen u. Höhen, Lärmfeuer durch angezündete Fanale, statt deren man bei Tage große Dampfwolken (Dampfsignale) erregt. In neuerer Zeit hat man die complicirteren Flaggensignale der Flotten auf das Land übergetragen u. signalisirt entweder mit Flaggen wie dort, od. durch Tafeln, die kreuzweise in 4 verschiedenfarbige Theile getheilt sind u. welche man an einen weit sichtbaren Ort aussteckt. Signalraketen sind für den Krieg u. für meilenweite Entfernungen üblich. Einfacher u. sicherer sind jedoch die S-e der wirklichen Telegraphen (s.d.). Bei Nebel, Regen, Rauch u. dgl. wendet man die hörbaren od. akustischen od. (weil sie des Nebels wegen gewählt werden) Nebelsignale an, bes. Kanonenschüsse, welche man bei großen Entfernungen lagenweise abfeuert. Auf Schiffen sind solche S-e allgemein gültig, wie der Morgenschuß, welcher auf jeder Abtheilung Kriegsschiffe bei Anbruch des Tages von dem Admiral- od. Commandeurschiffe gethan wird, um die Mannschaft am Bord zur Arbeit zu rufen; der Abendschuß, der Preischuß, s. Schuß. Will ein Schiff auf den ersten blinden Schuß nicht anhalten, so thut man einen zweiten scharfen Schuß über dasselbe hin u. läßt, wenn auch dies nicht hilft, diesem einen dritten scharfen in den Spiegel folgen. Auch bei großen Lagern u. Festungen sind ähnliche S. durch Schüsse gewöhnlich, so der Morgenschuß zur Reveille, der Abend- od. Retraiteschuß zum Zapfenstreich. Auch die Alarmschüsse gehören hierher, um die Garnison zusammenzurufen. Eben so sind Alarmkanonen verbunden mit Fanalen zum Alarm großer Cantonirungen in der Nähe des Feindes aufgestellt u. geben das Zeichen sich fertig zum Kampf zu machen. Da im See- od. Landgefecht die Stimme des Commandeurs selten zureicht, um sich bei dem Schlachtlärm verständlich zu machen, so bedient man sich bei den verschiedenen Waffengattungen noch der Pfeife, Trompete, Trommel, od. des Signalhorns. Die Leute, welche die S-e mit diesen Infanterien, bes. mit dem Signalhorn, geben, heißen Signallisten, Auf den Schiffen erfolgen fast alle Commandos durch die Pfeife, welche selbst im stärksten Sturm vernommen wird. Die S-e der Landtruppen zerfallen in S-e im Quartier u. Lager u. in S-e in geschlossener Truppe. Beide müssen möglichst verständlich u. einfach sein, ein S. wenig Ähnlichkeit mit dem andern haben. Die Cavallerie benutzt die Trompete zu ihren S-en. Folgende sind die gewöhnlichsten: Reveille, Retraite, Appell, Allarm od. Ausrücken, Feuerlärm, Satteln, Futterruf, Ruf zur Wachparade. In geschlossener Ordnung sind außer dem Parademarsch, Feldmarsch u. Geschwindmarsch, Schritt, Trab, Galop, Fanfare, Halt, Flankeurs vor, Appell od. Sammeln, Front gewöhnlich. Außerdem gibt der Regimentscommandeur noch folgende S-e, welche die Offiziere aber nach commandiren: Aufmarschiren in Escadrons, Aufrücken, Aufmarschiren aus den Escadrons od. Zügen in das Regiment, Kehrt machen. Die Linieninfanterie hatte sonst die Trommel zu S-en, jetzt befindet sich in den meisten Heeren bei jeder Compagnie ein Signalhorn. Die Trommel gibt aber folgende S-e: im Quartier, Reveille, Zapfenstreich, Generalmarsch, Vergatterung, Appell, Feuerlärm, zum Gebet, Marsch, sowohl in langsamem, als in geschwindem u. Sturmschritt, Anfang u. Aufhören des Feuerns, Halt nach einem Bayonnetangriff, Richtung, Abschlagen. Die leichte Infanterie u. in neuerer Zeit auch die Linieninfanterie bedient sich noch außerdem des Signalhorns. Für S-e in den Quartieren hat man meist die bei der Trommel schon mitgetheilten, außerdem aber die Bezeichnung bei jeder Compagnie od. auch jedes Bataillons in einem Regimente. Für das zerstreute Gefecht hat man besondere S-e, welche man jedoch beim Exerciren u. um die Leute daran zu gewöhnen, seltner[79] aber beim wirklichen Gefecht anwendet. Außerdem gelten folgende S-et Marsch (bes. nach dem Retiriren, wenn wieder avancirt werden soll, geblasen), Feuern, Aufhören mit Feuern, Schwärmen, Halt, Halb rechts, Halb links, Sammeln, Ruf, Retiriren, langsam zurück, Colonne formiren, Richtung, rechte Schulter vor, linke Schulter vor, von der Stelle Debandiren, Ablösen. Dies sind wenigstens die in der preußischen Armee gewöhnlichen. Andere S-e, z.B. die sächsischen, sind complicirter. Bei den Alten wurde das S. (gr. Synthema) zum Angriff gewöhnlich mit einer Trompete gegeben od. auch dadurch, daß die Fahnen in die Höhe gehoben wurden. Trompeterstanden deshalb nahe bei dem befehlenden General, u. das Zeichen, welches sie gaben, ertönte bald durch die ganze Armee. Zum Rückzug bediente man sich wieder des S-s mit der Trompete, od. man senkte die Fahnen. Auf Schiffen wurde das Zeichen zum Angriff gewöhnlich durch das Aushängen eines vergoldeten Schilds od. einer rothen Flagge auf dem Admiralschiff gegeben; so lange dies ausgehängt blieb, dauerte das Treffen fort; wendete man es nach der den Feinden entgegengesetzten Richtung hin, so galt dies als Zeichen zum Rückzug. Auch hier wurden die S-e durch die Trompete vom Schiffe des Admirals aus gegeben. Wollten Belagerte ihren zur Entsetzung herzueilenden Genossen od. Hülfstruppen ein S. der Noth geben, so geschah es am Tage durch einen starken Rauch, in der Nacht durch Feuer. Zum Abbrechen des Lagers bestand das S. in einem dreimaligen Blasen mit der Trompete; auf das erste Blasen wurden die Zelte abgebrochen u. eingepackt; beim zweiten die Bagage auf Wagen u. Lastthiere geladen u. beim dritten setzte sich der Zug in Bewegung. Die S-e bei den Telegraphen, s.u. Telegraph. Auch bedient man sich der S-e, um die Kunde von einem Ereigniß schnell zu verbreiten, z.B. bei entstandenem Feuer, daher beim Feuertelegraphen ein Theil der Signalapparat heißt s.u. Feuerpolizei B); 2) so v.w. Jalon, s. Abstecken 1).