Fluch

1. Besser der Fluch des Metropoliten, als des Popen Hass. (Russ.) – Altmann V.


2. De Floek blift in sin eigen Hoek. (S. Fluch 3-5.)Schottel, 1131a.

Holl.: De vloek keert weder in zijn' eigen hoek. (Harrebomée, II, 392.)


3. De Flok hett 'n goden Sinn; wor he utfohrt, dar fohrt he wedder in.Eichwald, 537; hochdeutsch bei Pauli, Schimpf, 348a; Schmitz, 189, 92.

Der Fluch hat einen guten Sinn; wo er ausfährt, da fährt er wieder hin. Den Gedanken, dass der Fluch den Flucher selbst trifft, drückt man in Litauen durch das Sprichwort aus: Der Fluch, der aus dem Munde dringt, in die Nase wieder zurückspringt; und die Russen sagen: Der Fluch der Frösche bleibt im Sumpfe stecken. (Altmann V.)

Holl.: De vloek heeft steeds een' goeden zin, waar hij uitgaat, daar komt hij gaarne weder in. (Harrebomée, II, 392.)

It.: Il mal, ch' esce dalla bocca casca nel seno. (Pazzaglia, 207, 5.) – Le bestemmie fanno come le processioni, ritornano donde partirono. (Bohn I, 108.) – Le maledizioni sono foglie, chi le semina raccoglie. (Pazzaglia, 208, 1.)

Lit.: Keikestis pro Burna isseit, pro Nosi atlenda. (Wurzbach I, 211.)

Span.: Reniego de cuentas, con deudos y deudas. (Bohn I, 254.)


4. Doa de Flauk herut get, doa get he ok wi'er herin. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 83.


[1079] 5. Der Fluch klebt an niemand, denn am Flucher.Henisch, 1160.

Holl.: Vloeken zijn blaren, die ze zaait, zal ze vergaren. (Harrebomée, II, 392.)

It.: Le maledizioni sono foglie, chi le semina le raccoglie. (Pazzaglia, 208, 1.)


6. Der gemeine1 Fluch bringt lützel Frucht.Eiselein, 177.

1) Gemeinsame, allgemeine.


7. Der gemeine Fluch ist nicht zu verachten.Henisch, 1160; Petri, II, 90.

Riehl (Familie, S. 4) kennt auch einen »göttlichen Fluch« und versteht darunter einen solchen, »dessen geheime Frucht Segen ist«.

Dän.: Almindelig bøn og bande har meget at betyde. (Prov. dan., 26.)


8. Ein Fluch macht kein blaues Mal (oder Beulen).

Dän.: Bande bider ei øie ud, uden hævn følger med. (Bohn I, 348.)


9. Ein vnverdienter Fluch trifft nicht.Henisch, 1160.


10. Es ist kein Fluch schlimmer als Hausfluch.

Dän.: Arne-bande bider best. (Prov. dan., 36.)


11. Fluch hat bösen Geruch.


12. Fluch ruhet auf Betrug.Simrock, 2569.


13. Flüche sind des Teufels Sprüche.

Mitunter auch der Priester. Was diese darin leisten, zeigt der in Nr. 99 der Westdeutschen Zeitung (Köln 1849) mitgetheilte Fluch eines hebräischen Priesters. K. Heinzen in seiner Reise nach Batavia theilt folgenden mongolischen Fluch mit: »Ich wünschte, dass dir der Teufel mit einem Messer in den Leib kröche, dir das Fett von den Gedärmen schälte und Kerzen davon machte, um dir zur ewigen Verdammniss zu leuchten.«


14. Flüche und Zoten sammelt der Teufel ein.


15. Flüche und Zoten sind des Teufels Boten.


16. Gemeiner Fluch und gemein Gebet gehet nicht leer ab.Sutor, 710.


17. Ungerechter Fluch trifft nicht.Blum, 71; Simrock, 2570; Körte, 1453; Kirchhofer, 149.


18. Unverdienter Fluch trifft nicht.Sprichwort, 26, 2; Schulze, 91; Zehner, 168.

Lat.: Maledictum frustra prolatum in quempiam superveniet.


*19. Er thut alle heiligen Flüche.


*20. Flüche säen. (Altgr.)

Es war bei den Cypriern eine feierliche Gewohnheit, wenn sie Gerste säeten, Salz hinzuzuthun und alle diejenigen zu verwünschen, die ihnen übel wollten.


[1080]

21. Das ist der Fluch der bösen That, nach dem Vater wird der Sohn Verwaltungsrath.


22. Der Fluch hat eine gute Weise; wo er zum Maule aussfahret, da kreucht er zur Nasen wieder hinein, damit er nicht weit wandern dürffe.Herberger, Ib, 601.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon