Franzose (Volksname).
1. Den Franzosen und dem Teufel ist nicht zu trauen.
Börne (Briefe aus Paris, I) behauptet sogar, jeder Franzose habe den Teufel im Leibe, und wenn eine Teufelei darzustellen sei, mislinge ihnen das nie.
2. Der Frantzose ist in seinem Unternehmen wie ein Adler, der Teutsche wie ein Bär, der Italiäner wie ein Fuchs, der Spanier wie ein Elephant, der Engelländer wie ein Löw. (S. ⇒ Deutscher u. Franke.) – Berckenmeyer, 7.
Die Franzosen selbst sagen: Les Italiens à pisser, les François à crier, les Anglois à manger, les Espagnols à braver et les Allemands à s'enyvrer. – L'Italien est sage devant la main, l'Allemand sur le fait, et le François après le coup. (Leroux, I, 194.)
[1101] 3. Der Frantzose ist schertzhafft, der Teutsche affabel, der Italiäner complaisant, der Spanier gravitätisch und der Engelländer veränderlich. – Berckenmeyer, 6.
Man urtheilt über niemand flüchtiger und meist ungerechter, als über ganze Völker. Lehmann (763, 43) sagt: »Offt helt man vor ein mangel das eines Volcks tugend ist. Als dass die Frantzosen hurtig, stutzig, eygensinnig seyn, wenn das nicht were, so würden sie nicht so grosse anfechtungen beschirmen können. Sie haben damit vielen Völckern obgesieget, die sich gar gescheid vnd witzig halten.«
Frz.: Les Italiens pleurent, les Allemands crient et les François chantent. (Leroux, I, 194.)
4. Der Franzos ist ein guter Freund, aber ein schlimmer Nachbar.
Man darf bei so allgemeinen Urtheilen über Völker, Stände, Geschlechter, Berufsarten und Personen nie vergessen, dass es eine bekannte Eigenthümlichkeit des Sprichworts ist, Schuldige und Unschuldige zusammenzuwerfen und über alle den Stab zu brechen.
Frz.: Aye les François pour amis, mais non pour voisins. Besonders gefährlich sollen sie, wie sie selbst sagen, sein, wenn sie schlafen: Quand le François dort, le diable le berce. (Leroux, I, 228.)
Holl.: Heb den Franschman tot uw' vriend, maar niet tot uw' nabuur. (Harrebomée, I, 196.)
5. Die Frantzosen schreiben anders, denn sie reden, vnnd reden anders denn sie es mainen. – Henisch, 1191; Petri, II, 313.
6. Die Franzosen essen insgemein, die Engländer allein.
7. Die Franzosen essen mit den Augen.
Vgl. über die Art, wie Franzosen und Engländer speisen: Börne, Das englische Speisehaus (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, S. 77.)
8. Die Franzosen fürchten sich vor den spanischen Mücken. – Parömiakon, 288.
In Judas, der Erzschelm von Abraham a Sancta Clara liest man über die Entstehung dieses Sprichworts: die Franzosen hätten, nachdem sie unter ihrem König Philipp und Karl von Sicilien die spanische Stadt Gerunda (das jetzige Gerona) erobert, das Grab des heiligen Narciss berauben wollen, allein ein ungeheuerer Schwarm Mücken, der aus dem Grabe herausgekommen sei, habe sie in die Flucht geschlagen. Etwas Wahres mag dieser Sage wol zu Grunde liegen, denn das Sprichwort soll von der Belagerung dar Stadt entstanden sein. Vermuthlich will es die Lehre geben, man solle sich mit keinem Heiligen einlassen, denn haben sie nicht alle Mücken, so haben sie doch alle Mucken.
9. Die Franzosen haben den Process zu Rottweil verloren und nach Laufenburg appellirt. (Aus dem Jahre 1642.)
Mit Bezug auf andere ihrer unglücklichen Feldzüge sagt eins ihrer eigenen Sprichwörter: Les François ont laissé leur grandeur en Italie. (Leroux, I, 228.)
10. Die Franzosen sind Krebse, wenn man es ihnen zu heiss macht, so werden sie roth; die Engländer Spinnen, in allen Erdwinkeln findet man ihre Netze; die Russen Kinder, alles, was sie sehen, wollen sie haben; die Deutschen Fische, immer durstig und stumm. – Müller's Volksfreund (Baltimore 1856), Nr. 26.
11. Die Franzosen singen vor dem Essen. – Simrock, 2604; Eiselein, 178.
Aber sie selbst sagen, dass sie nicht nach dem Essen sofort gehen: Il n'y a qu'un chien ou un Français qui marche quand il a mangé. ( Cahier, 775.) Die Portugiesen wollen von ihnen wissen, dass sie gut singen, wenn ihre Kehle befeuchtet ist, worin sie mit den Deutschen und wol allen andern Völkern übereinstimmen.
Port.: Bem canta o Francez, papo molhado. (Bohn I, 269.)
12. Die Franzosen tragen beschissene Hosen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 92.
13. Frantzosen mangelts am Gehirn. – Petri, II, 313.
Dieser Vorwurf dürfte wol sehr vereinzelt stehen, dagegen werden sie häufig als leichtsinnig hingestellt: François légers. – Léger comme un François. (Leroux, I, 228.) Aber ebenso ist ihre Verehrung für den grossen Kaiser bei den Russen sprichwörtlich: Wenn ein Franzose nach Petrowskoj kommt, ist sein erstes Wort: Napoleon. Petrowskoj liegt in der nächsten Umgebung von Moskau und kann als Ausläufer der Hauptstadt betrachtet werden. Napoleon wohnte eine kurze Zeit dort. (Altmann V.)
14. Franzosen und Frauen können leben ohne Brot, aber nicht ohne Wort.
[1102] 15. Franzosen und Spatze fliehen die Einsamkeit, wie Mäuse die Katze.
16. Das sind Franzosen, die verstehen nicht deutsch, sagte die Magd, als die Frau sie ausschalt, dass sie vor den fremden Gästen einen starken Wind streichen liess. – Wirth, I, 615.
17. Die Franzosen sind falsche Leute, sagte Klaus, denn sie schreiben anders als sie reden, lesen anders als sie schreiben und meinen anders, als sie es verstehen. – Harssdörffer, 2332.
18. Die franzosen sind witzig vor der sach, die walhen (Italiener) in der sach, die diutschen nach der sach. – Geiler, Alsatia, 1862-67, S. 473.
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