Schöps

1. Der Schöps fragte den Hammel, warum er im Sommer einen Pelz trage.


2. Der wahre Schöps passt auf alle Tafeln. (Sachsen.)

Dieser Ausspruch befindet sich als Bemerkung beim Hammelbraten in dem von dem berühmten dresdener Koch herausgegebenen Kochbuch, das in Sachsen sehr verbreitet ist. – In Toscana sagt man, um die Vorzüge des Hammelfleisches anzuerkennen: Wer das Hammelfleisch lässt, der lässt die Vernunft. (Magazin, 1863, 604.)


3. Ehe man die Schöpse schlachtet, mästet man sie.


4. Le-Ojlem müss män seine Schöpse scheren. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Bevor man sich an die Geschäfte anderer wagt, muss man vorher seine eigenen beendigt haben.


5. Neunundneunzig Schöpse und Ein Champagner sind hundert Stück Vieh.Illustr. Zeitung, 1870, S. 1447.

Frz.: Quatre-vingt-dix-neuf moutons et un Champenois font cent bêtes. (Lendroy, 1593.)


[326] 6. Was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.

»Schöpse, die kenn' ich wol, doch hört' ich jüngst von Schöppen, sprach Bauer Hans zum Nachbar Eppen: kannst du mir sagen, was das sei? Ei, sprach er, das ist einerlei, denn was ein Schöps heisst auf dem Land, wird Schöppen in der Stadt genannt.« (Witzfunken, VIIa, 83.)


7. Was ein Schöps ist, bleibt ein Schöps.


8. Wie der Schöps ist, so kriegt er die Bissen.


*9. Den duzen die Schöpse auf der Strasse.

» ... Ich dachte an die Zeit, wo wir in Frankreich sechs Wochen lang Mittags Kartoffeln und Schöps und Abends Schöps und Kartoffeln essen mussten, sodass wir Gefahr liefen, von den Schöpsen auf der Strasse geduzt zu werden.« (Europa, Leipzig 1871, Nr. 36.)


*10. Einen für einen Schöps und Dorfhammel halten.Westermann's Monatshefte, S. 370.

Ihm Bildungsmangel zur Last legen.


*11. Elk mot sin egen Scheps Düchte1 weten. Hauskalender, II.

1) Tiefer, tiefliegender, verborgener Sinn, englisch depth. (Vgl. Stürenburg, 40b.) Jeder muss die Neigungen, Eigenthümlichkeiten u.s.w. seiner Thiere kennen.

Frz.: C'est un bon as de pique. (Kritzinger, 536a.) – C'est une buse. (Kritzinger, 98b.)


*12. Es ist ein rechter Schöps.

Ein Scheltwort, wie Schaf (s.d. 354), um einen dummen, einfältigen Menschen zu bezeichnen, und, weil mit dem Nebenbegriff der Unbehülflichkeit und Plumpheit, noch schärfer und verletzender. Auch bei den Römern hatte Schöps (vervex) einen schlimmern Klang als Schaf. Im Kaufmann des Plautus sagt Lysimachus zu dem wider seinen Willen in das Haus eindringen wollenden Demipho: »So, du Schöps, wollst hineingehen?« Ebenso gehört hierher eine Stelle in Seneca's Schrift über die Charakterfestigkeit. Sie lautet: »Chrysippus sagt: Es sei jemand darüber empört gewesen, dass ihn einer einen Meerschöps (vervex marinus) genannt habe.« Juvenal bemerkt in Bezug auf Abdera, der Philosoph Demokrit habe bewiesen, dass grosse Männer auch geboren werden könnten im Vaterlande der Schöpse und im dunstigen Nebel. (Vgl. Röm. Schimpfwörter im Ausland, 1871, Nr. 8.)

*13. Wieder auf seine Schöpse zurückkommen.

Fortfahren, wo man aufgehört hatte.

Frz.: Revenons à nos moutons. (Lendroy, 1051.)


[Zusätze und Ergänzungen]

14 Kann ich einen gantzen Scheps auf einmal fressen, sagte der Wolff, solt ich nicht auch können ein Mücken verschlingen?Luther, Werke, VII, 215a.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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