[694] Uhr, eine Vorrichtung zur Messung und Anzeige der Zeit.
Jede gleichförmige Bewegung vermag der Zeitmessung zu dienen. Die Alten haben die Bewegung des Schattens (s. Sonnenuhren) und den Ausfluß von Wasser oder Sand aus der engen Oeffnung eines Gefäßes dazu benutzt [2], [5], [8], [26]. Unsre heutigen Uhren verwenden fast nur Schwingungen von gleicher Dauer als Zeitmaß und setzen diese um in die Bewegung eines Zeitzeigers. Das schwingende Glied der Uhr ist entweder ein Pendel oder die Unruhe (Spiralfeder mit Schwungrad) und wird gewöhnlich Regulator genannt. Dieser würde unter dem Einfluß der Bewegungswiderstände (Reibung und Luftwiderstand), die ihm einerseits aus seiner eignen Bewegung und anderseits dadurch entstehen, daß er mit dem von ihm beherrschten Zeigerwerk irgendwie in Verbindung treten muß, allmählich in Stillstand geraten. Er bedarf daher einer Kraftquelle, die ihm dasjenige Arbeitsvermögen immer wieder neu ersetzt, das ihm durch die Ueberwindung jener Widerstände verloren geht. Nach der Art und Weise, wie dieser[694] Ersatz bewirkt wird, teilen sich die Uhren in zwei Gruppen. Der Antrieb des Regulators geschieht nämlich entweder unmittelbar, wie bei den selbständigen elektrischen Uhren und den Uhren mit Kegelpendel, oder, und dies ist der bei weitem häufigere Fall, mit Hilfe der Hemmung (auch Gang und Echappement genannt), die zwischen den Motor und den Regulator eingeschaltet wird. Alsdann besteht der Motor in einem Feder- oder Gewichtstriebwerke, und die Hemmung dient zugleich dem Regulator als Mittel, wodurch dieser seine Schwingungen von dem Zeigerwerk der Uhr, in Zeitmaß ausgedrückt, zählen läßt. Das Zeigerwerk wird dabei von demselben Uhrtriebwerk zur Drehung angeregt. Infolge des unmittelbaren Kraftersatzes hängt die Genauigkeit der Uhren mit Kegelpendel in erster Linie davon ab, daß die Betriebskraft und die Widerstände des Uhrwerkes konstant erhalten werden. Dem stehen natürlich große Schwierigkeiten entgegen, und es haben daher die Kegelpendeluhren keine Bedeutung erlangen können. Ihre Konstruktion findet sich in allen Lehrbüchern der Uhrmacherei beschrieben; über ihre Theorie vgl. z.B. [11]. Regulator, Triebwerk, Hemmung und Zeigerwerk bilden die Teile einer einfachen Gehuhr. Bei den Uhren für den bürgerlichen Gebrauch kommen zu dem einfachen Gehwerk häufig noch verschiedene andre Einrichtungen hinzu: das Schlagwerk (Schlaguhren), das Weckerwerk (Weckeruhren), das Kalenderwerk (Kalenderuhren), der Sekundenzähler (Chronographuhren). Bei den Präzisionsuhren (s. astronomische Uhren, S. 705, Chronometer, Boxchronometer), deren Ziel die höchste erreichbare Genauigkeit und Gleichmäßigkeit ist, werden derartige Nebenwerke gänzlich vermieden, weil ihr Betrieb zeitweise Bewegungswiderstände verursacht, die von dem Gehwerk zu überwinden sind und dessen gleichmäßigen Gang dadurch stören. Eine Ausnahmestellung beanspruchen die Uhren mit gemeinsamem Betrieb auf elektrischem oder pneumatischem Wege.
Man kann die Uhren auch gruppieren nach der Art ihres Gebrauches in Taschenuhren, Uhren für den Hausgebrauch (Stutzuhren, Wanduhren, Regulatoren u.s.w.) und Turmuhren oder öffentliche Uhren. Ferner sei hier auf die mannigfachen Anwendungen der Uhr bei dem Bau von Kontroll- und Registrierapparaten (s.d.) und Zeitkontrollvorrichtungen hingewiesen (s. S. 704). Der Gebrauch Stellt natürlich im einzelnen Falle besondere Bedingungen, denen zu genügen ist; für Taschenuhren z.B. ist nur die Unruhe, nicht das Pendel als Regulator benutzbar. Achttage-, Vierzehntage-, Jahresuhren (s. später unter Laufwerk, Drehpendel und Drehpendelhemmung) kommen dem Bequemlichkeitsbedürfnis entgegen, da sie nur in ebenso großen Zeiträumen, nicht täglich, aufgezogen zu werden brauchen.
Gehäuse der Uhr. Das Gehäuse bezweckt den Schutz des Uhrwerkes gegen das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit und hat bei den im Freien aufgestellten Uhren auch Schutz gegen Wind und Wetter zu gewähren. Es soll daher dicht und unter Umständen auch genügend widerstandsfähig sein. Die Gehäuse der Großuhren zeigen unendliche Mannigfaltigkeit, und auf die Dichtheit derselben wird kein großer Wert gelegt. Präzisionsuhren dagegen werden zuweilen völlig luft- und wasserdicht abgeschlossen (Schiffschronometer, astronomische Uhren, Glaszylindergehäuse von Ort & Riefler [33], 1896, S. 503). Auch bei den Taschenuhren findet sich nicht seiten die Anwendung von Dichtungsmitteln, namentlich für die Aufziehwelle. Die Verbreitung der Knopfaufzüge (Remontoiruhren) hat es ermöglicht, den Taschenuhrgehäusen einen kräftigeren und dichteren Schluß zu geben und zu erhalten, da das Gehäuse nicht mehr täglich zum Aufziehen geöffnet zu werden braucht und seine Schlußfugen somit der Abnutzung wenig unterliegen. Aus Gründen der Staubdichtheit pflegt bei feineren Uhren dieser Art die nur seiten gebrauchte Einrückvorrichtung für die Zeigerstellung ins Innere des Gehäuses verlegt zu werden. Im übrigen besitzen die Taschenuhrengehäuse einen Gehäusereifen E (Karrüre, Fig. 1), mit dem der Gehäuseknopf G (Pendant) vereinigt ist, der den Bügel zum Anhängen der Uhrkette trägt. Auf einem Flansch f des Reisens wird das Uhrwerk mit seiner Platte P durch vorreiberartig wirkende Schrauben s befestigt (Gehäusepassung). Der Ring B ist die Fassung für das Uhrglas und liegt mit dem Teil F auf dem Zifferblatt. Der Vorsprung D dient zur Beteiligung des innerhalb des Gehäuses befindlichen Staubdeckels (der Cuvette), über welchen der eigentliche (äußere) Uhrdeckel zu liegen kommt. In der eben beschriebenen Form bildet das Gehäuse die sogenannte offene Taschenuhr, die sich in die Springdeckeluhr Savonette verwandelt, wenn auch die Glasseite noch mit einem Schutzdeckel D versehen wird (Fig. 2). Dieser steht unter dem Drucke einer Feder, die den Deckel aufspringen läßt, wenn ihn ein Schnappverschluß beim Einschieben eines Drückers freigibt. Neuerdings ist dieser Einrichtung die bequemere umgekehrte Anordnung gegeben worden (D.R.P. Nr. 54097). Fig. 2 zeigt noch eine weitere Eigentümlichkeit mancher Gehäuse, nämlich die Anordnung eines Staubringes B, der das Werk seiner Uhren zu umgeben pflegt, um ein weiteres Schutzmittel gegen das Eindringen von Staub zu bilden. H ist hier das Zifferblatt, G das Uhrglas und E die Cuvette.
Gestell. Abgesehen von Ausnahmen bei den Taschenuhren wird das Werk der Uhr stets zwischen und an zwei Platten (Platinen) gelagert, die durch Pfeiler in dem gehörigen Abstande miteinander verbunden sind. Die dem Zifferblatt zunächst liegende Platte heißt Vorder-, die andre Hinterplatte. Bei den sogenannten Amerikaneruhren werden die Platten mit ihren Aussparungen und den Löchern zur Lagerung der Wellen durch Stanzen hergestellt; feinere Uhren (Regulatorwerke) haben Vollplatten mit gebohrten Löchern. In den eigentlichen Schwarzwälderuhren (Schottenuhren) bilden die Platten mit dem Gehäuse ein Stück und sind aus Holz hergestellt. Zur besseren Lagerung der Wellen haben die Lagerlöcher dieser Holzgestelle Messingfutter.[695]
Die Taschenuhrgestelle [13] sind entweder Klobenwerke schweizerische Bauart oder sie haben, wie die größeren Uhren, ebenfalls zwei Platten vorwiegend in England und Amerika heimisch , oder sie sind endlich sogenannte Dreiviertelplatinengestelle, wie sie z.B. die Glashütter Uhren besitzen. Das Klobenwerk (vgl. Fig. 3) ist die verbreiterte Gestellart und besteht aus einer Grundplatte mit aufgeschraubten -förmig gestalteten Kloben und -förmigen Brücken oder Stegen. In den Kloben und Stegen befinden sich die einen, in der Grundplatte die andern Löcher zur beiderseitigen Lagerung der verschiedenen Wellen und Achsen des Werkes. Das Gestell mit zwei Platten hat dem vielteiligen Klobenwerk gegenüber den Vorzug der Einfachheit und gewährt außerdem größere Sicherheit in der Erhaltung der gegenseitigen Stellung der Werkteile (Achsen) als dieses, zwingt aber bei Reparaturen u.s.w. zur mühsamen Zerlegung und Wiederzusammensetzung des ganzen Werkes. In dem Dreiviertelplattenwerk sind nur für die Hemmungsteile Kloben vorhanden; dasselbe findet zumeist bei den besseren Taschenuhren Anwendung.
Triebwerke. Die Uhr wird unmittelbar entweder von einem Gewichts- oder einem Federtriebwerk oder durch elektromagnetische Kraft (selbständige elektrische Uhren) im Betrieb erhalten. Mittelbarer Betrieb kann elektrisch, hydraulisch oder pneumatisch bewirkt werden; die Kräfte besorgen dann nur das Aufziehen der Feder- oder Gewichtstriebwerke.
Bei dem Gewichtstriebwerk ist um eine Walze eine Kette, Schnur oder dergl. geschlungen, an der das treibende Gewicht hängt, das seinen Zug durch ein auf der Walzenachse befestigtes Rad dem übrigen Räderwerk mitteilt (Gewichtszuguhren).
Das Federtriebwerk besteht in einer gespannten Spiralfeder, deren inneres oder äußeres Ende treibend auf ein damit verbundenes Rad wirkt, während das andre Ende unbeweglich festgehalten wird. Diese Feder ist entweder in ein »Federhaus« eingeschlossen, oder sie liegt frei zwischen den Gestellplatten (amerikanische Uhren) und ist alsdann mit ihrem äußeren Ende an einem Gestellpfeiler befestigt (Federzuguhren). In manchen Fällen läßt man beide Federenden zugleich wirken und treibt so zwei verschiedene Werke, z.B. Schlagwerk und Gehwerk, mittels ein und derselben Feder an (vgl. unter anderm D.R.P. Nr. 41497).
Zur Erzielung eines gleichmäßigen Uhrganges ist die Bedingung zu erfüllen, daß das Kraftmoment, mit welchem die erwähnten Triebräder in Drehung erhalten werden, möglichst konstant sei; denn naturgemäß haben Veränderlichkeiten dieses Kraftmomentes zur Folge, daß sich auch der Antrieb, den der Regulator (Pendel, Unruhe) zum Ersatze von verloren gegangenem Arbeitsvermögen periodisch erhält, seiner Größe nach ändert. Alsdann unterliegt der Ausschlagwinkel und somit die Schwingungsdauer des Regulators ebenfalls Aenderungen, und das Schlußergebnis sind Ungleichmäßigkeiten im Uhrgange. Das Gewichtstriebwerk genügt jener Bedingung ohne weiteres. Anders verhält es sich jedoch beim Federtriebwerke, bei dem die Zugkraft der in Aufwindung begriffenen Spiralfeder allmählich abnimmt. Hier sind, falls von der Uhr große Genauigkeit verlangt wird, Vorkehrungen zu treffen, die auf Vergleichmäßigung des Antriebes hinwirken. Dazu dient die sogenannte Schnecke, die von den vorgeschlagenen Mitteln (vgl. z.B.D.R.P. Nr. 13253) allein Verbreitung erlangt hat. Sie besteht aus einer mit dem Treibrade R (Fig. 4) fest verbundenen kegelförmigen Trommel T, die durch eine Gallsche Kette K derart mit dem Federhause F verbunden ist, daß, wenn sich die Triebfeder im Zustande der größten Spannung befindet, die Kette am kleinsten Radius der Schnecke T angreift. In demselben Maße, wie bei der Aufwicklung der Triebfeder deren Spannkraft nachläßt, verlängert sich bei der Abwicklung der Kette der wirksame Hebelarm, da die Abwicklung vom dünneren zum dickeren Ende des Kegels fortschreitet. Das fragliche Kraftmoment bleibt somit konstant. Die Vollendung unsrer heutigen Hemmungen hat den Einfluß der ungleichen Zugkraft der Triebfeder an den Gang der Uhr so weit verringert, daß er bei den gewöhnlichen Uhren vernachlässigt werden kann. Die Schnecke steht daher nur noch bei den Chronometern in Anwendung.
Zuweilen läßt man den Motor nicht unmittelbar auf die Hemmung wirken, sondern zieht durch ihn in bestimmten Zeitabschnitten ein schwaches Hilfstriebwerk (Gewicht oder Feder) auf, das die Uhr während dieser kurz bemessenen Abschnitte (etwa 1 Minute) in Gang erhält. Auch diese, zuerst von Leibniz vorgeschlagene Einrichtung soll die Gleichmäßigkeit des Antriebes sichern, der dem Pendel oder der Unruhe neues Arbeitsvermögen zuführt. Die Hilfsfeder oder das Hilfsgewicht pflegt dabei am Steigrad unmittelbar anzugreifen, so daß dieses von der Wirkung der veränderlichen Widerstände im Räderwerk (Vermehrung der Reibung durch Verharzung des Schmieröles u.s.w.) in seinem Gange unbeeinflußt bleibt. Aehnliche Hilfstriebwerke dieser Art werden hier und da benutzt, um die besonderen Werke, mit denen die Uhr ausgestattet ist, zu betreiben, z.B. das Schlagwerk, die Weckervorrichtung, ein Kalenderwerk u.s.w.
Beim Aufziehen einer Federzuguhr wird deren Gang nicht gestört. Anders bei den Gewichtsuhren. Hier schwingt zwar der Regulator infolge des ihm innewohnenden Arbeitsvermögens weiter aber das Zeigerwerk bleibt wegen des inzwischen mangelnden Antriebes dabei stehen. Um dies zu vermeiden, pflegt man an der Gewichtswalze das Harrisonsche Gegengesperr anzuordnen, bei dem[696] während des Aufziehens eine Hilfsfeder in Wirkung tritt. Diese Anordnung ist in allen Lehrbüchern der Uhrmacherei beschrieben. Ein andres Mittel zu demselben Zweck stellt der Huyghenssche Gewichtszug (Fig. 5) dar. Das Aufziehen geschieht hier durch Drehung der Leitrolle L, über welche die Schnur S geführt ist, an der das Treibgewicht P hängt. T in das zu bewegende Rad; p lediglich ein Spanngewicht für die lose herabhängende Schnur.
Damit die Spannung der Triebfeder nicht unter ein gewisses Maß beim Gang der Uhr herabsinke und auch eine bestimmte Grenze beim Aufziehen nicht überschreite, wird (in Taschenuhren) die sogenannte Stellung angebracht, von der Fig. 6 ein Beispiel zeigt. Am Boden des Federhauses ist ein teilweise verzahntes Rad k gelagert, das beim Aufziehen durch den Zahn x des Federstiftes geschaltet wird, bis der Zahn x endlich an dem nicht verzahnten Radien ein Hemmnis findet, womit das Aufziehen begrenzt wird. Beim Ablaufen der Uhr bewegt sich das Federhaus mit dem Rade k um den Federstift, und es wird dabei folglich das Rad k ebenfalls geschaltet, aber nach der entgegengesetzten Richtung. Trifft endlich auch hier der Zahn x mit dem unverzahnten Radien zusammen, so bleibt die Uhr stehen. Letzteres Ereignis tritt natürlich nicht ein, wenn die Uhr rechtzeitig aufgezogen wird. Vorrichtungen, die zum Schütze der Feder gegen Bruch angewendet werden, und Mittel, um bei Federbrüchen den dabei erfolgenden Stoß unschädlich zu machen, finden sich beschrieben in [13] (S. 2842).
Aufziehvorrichtungen; autodynamische Uhren. Das Aufziehen erfolgt in der Regel von Hand durch die bekannten Schlüssel oder Kurbeln, die entweder besondere aufzusteckende Teile bilden oder auch mit der Aufziehwelle vereinigt sind. Bei den Taschenuhren hat gegenwärtig der Remontoir- oder Knopfaufzug den früher allgemein gebräuchlichen Schlüsselaufzug fast völlig verdrängt. Man unterscheidet Remontoiruhren mit sogenanntem Bréguetschem Gesperr (Fig. 7) und Remontoiruhren mit Wippe (Fig. 8 und 9). Die erstgenannte Aufziehvorrichtung besitzt auf einem runden Teil der Aufziehwelle a ein loses Rad r und auf einem Vierkant v dieser Welle ein verschiebbares Zeigerstellrad z. Wird letzteres durch den Druckknopf b zum Eingriff mit dem Zeigerwerkrade w gebracht, so können die Zeiger vor- und rückwärts gestellt werden, wobei sich die Welle a lose im Rade r dreht. Dieses steht beständig im Eingriff mit einem Rade, von dem die Bewegung des die Feder aufziehenden Rades abgeleitet wird. Befindet sich die Vorrichtung bei losgelassenem Druckknöpfe in der gezeichneten Stellung, so wird das Rad r vermöge der Zahnkupplung k das Bréguetsche Gesperr von dem Rade z mitgenommen, wenn man die Welle a in der dem Pfeile entgegengesetzten Richtung dreht. Diese Drehung bewirkt den Aufzug. Drehungen in der Pfeilrichtung verlaufen ohne Schädigung des Uhrwerkes, indem sich hierbei das Rad z fortgesetzt aus der Kupplung aus- und einrückt. Die Feder f und das Scheibchen e dienen zur Abdichtung. Unter der Wippe versteht man ein um einen festen Zapfen a (Fig. 8 und 9) verschwenkbares Räderwerk, das in der einen Grenzstellung mit einem Aufziehrade (H), in der andern mit dem Zeigerstellrade (P) in Eingriff kommt. Für gewöhnlich befindet sich die Wippe E in solcher Lage, daß bei der Drehung der Aufziehwelle durch die Krone k das Aufziehen stattfindet, indem dabei diese Drehung durch das Rad G und das um den Drehzapfen a der Wippe lose drehbare Rad J auf ein das Aufziehen vermittelndes Zwischenrad O übertragen wird. Die Umschaltung der Wippe E zum Zwecke des Zeigerstellens geschieht entweder durch Ausziehen der Aufziehwelle (Fig. 8) oder durch einen besonderen aus dem Gehäuse herauszuziehenden Hebel A (Fig. 9), dessen Arm n den gewünschten Eingriff herstellt. Im ersteren Falle bewegt die Aufziehwelle einen Zwischenhebel B, der um D drehbar ist, mit dem einen Arm auf die Wippe wirkt und am andern Arm mit einem Stifte oder in andrer Weise in eine Ringnut der Welle A eingreift. Ist die Zeigerstellung beendigt, so ist durch Einschieben der Aufziehwelle oder des Stellhebels A der ursprüngliche Zustand wieder herzustellen, wobei geeignete Federn die Wippe in ihre Anfangsstellung zurückbringen.
Um der Mühe des Aufziehens überhoben zu sein, hat man vielfach vorgeschlagen, Uhren durch Benutzung der Erschütterungen, denen sie beim Gehen, Reiten oder Fahren ausgesetzt sind, oder durch die Schwankungen des Luftdrucks und der Temperatur selbsttätig aufziehen zu lassen (autodynamische Uhren). Auch die sogenannten Windradaufzüge, bei denen Zugluft (Zimmeruhren) oder der Wind (Turmuhren) die wirkende Kraft abgibt, gehören unter anderm hierher. Von allen diesen Vorrichtungen hat nur der »Rüttelaufzug« einige Verbreitung bei Taschenuhren gefunden. Er ist ganz ähnlich eingerichtet wie die bekannten Schrittzähler (vgl. [28], Bd. 3, S. 284 und 416). Zur Dienstbarmachung der Luftdruckschwankungen (vgl. z. B, D.R.P. Nr. 69723) werden luftleere Gefäße benutzt, die ähnlich wirken wie die Kapseln der Aneroidbarometer. Alle Arten dieser selbsttätigen Aufzüge haben das Mißliche an sich, daß die[697] Uhr zum Stillstand kommt, wenn sie den genannten Einwirkungen überhaupt nicht ausgesetzt wird, oder wenn diese gerade fehlen oder zu geringfügig sind.
Laufwerk heißt das zwischen dem Motor des Gehwerks einer Uhr und dem Steigrad eingeschaltete Räderwerk; dieselbe Benennung führen die Räder des Schlagwerkes bis zum Windfangrad einschließlich. Unruhuhren pflegen, eintägige Gangdauer vorausgesetzt, wegen der größeren Schwingungszahl ihres Regulators ein Rad mehr zu haben als Pendeluhren. Die zur Erzielung einer längeren Gangdauer (Achttaguhren u.s.w.) nötigen Hilfsräder werden Zusatz- oder Beisatzräder genannt. Dasjenige Rad der Uhr, welches in der Stunde eine Umdrehung macht, heißt Minutenrad, auch Mittelrad; seine Achse ist die Minutenrad welle und trägt den Minutenzeiger.
Das Zeigerwerk hat in der Regel vier Räder zur verlangsamten Uebertragung der Drehung der Minutenwelle auf den Stundenzeiger. Dieser ist mit der Nabe (Rohr) des Rades d (Fig. 10) verbunden, das lose auf der Minutenwelle m sitzt. Die Achse des Rades b ist am Gestell der Uhr befestigt. Um die Zeiger stellen zu können, wird das Rad a auf der Welle m durch Reibung befestigt und mit einem Rohr (Minutenrohr) als Nabe versehen, das den Minutenzeiger trägt. Diese Reibungsverbindung kann auch in andrer Weise hergestellt werden. Bei Großuhren pflegt für das Zeigerwerk ein besonderes Triebwerk angeordnet zu sein, das zugleich die Auslösung des Schlagwerkes zu besorgen hat und selbst vom Gehwerk ausgelöst wird. Dies geschieht in der Regel von Minute zu Minute, so daß die Zeiger oder auch Zahlenscheiben hinter Ableseöffnungen sprungweise bewegt werden. Weiteres s. in [4].
Regulatoren. Die Theorie derselben gibt [11]. Der Regulator, als Glied einer Hemmung von Reuleaux auch Taktgeber genannt, kann sein: 1. ein ebenes Pendel, 2. ein Drehpendel, 3. ein Kegelpendel (s. S. 695) und 4. die Unruhe.
Das ebene Pendel, zuerst von Huyghens 1656 bei Uhren benutzt, besteht aus einer Stange mit der bekannten Linse, deren Kantenebene gewöhnlich in der Schwingungsebene des Pendels liegt. Da hierbei Schrägstellungen der Linse zu (elliptischen) Horizontalschwingungen Anlaß geben können, so empfahl Nippold die Horizontalstellung der Linse (von Riefler in München angewendet) oder Anwendung der Kugelform für den Linsenkörper. Das Pendel ist an biegsamen Federn (Blattgelenk) oder an Fäden aufgehängt und wird in seiner Länge durch Verstellung der Linse oder durch solche Vorkehrungen am Aufhängepunkt reguliert, vermöge deren sich die Länge der Aufhängefedern oder Fäden verändern läßt. Es teilt seine Bewegung dem Hemmungsanker u.s.w. in der Regel durch ein Zwischenglied, die Gabel F (Fig. 11), mit.
Das Drehpendel (Torsionspendel), aus einem Schwungkörper w (Fig. 28) und einem langen, elastischen Aufhängedraht oder -bändchen v nach Art einer Drehwage gebildet, gestattet wegen der langen Dauer seiner oft mehrere Umdrehungen betragenden Schwingungen die Herstellung von Uhren mit sehr langer Laufzeit (Jahresuhren). Ueber Konstruktionseinzelheiten bei Jahresuhren s. z.B. [38], 1906, S. 238; 1907, S. 112, 171 und 185.
Die Unruhe (Hooke 1660) ist ein Schwungrädchen a (Fig. 12), das unter dem Einfluß der Elastizität einer sich abwechslungsweise zusammendrehenden und aufdrehenden Spiralfeder b Schwingungen ausführt. Die Spirale ist mit ihrem äußeren Ende an einem festen Gestellpunkt, mit dem inneren Ende an der Radachse befestigt. Durch eigentümliche Krümmungen der Federendigungen läßt sich annäherungsweise Isochronismus der Schwingungen der Unruhe herstellen. Eine solche Endkurve kennzeichnet die bei guten Taschenuhren vielbenutzte Bréguetfeder, bei der das äußere Federende über den andern Federwindungen nach innen führt. Ueber einen Apparat zur mechanischen Bestimmung von Endkurven s. Guillaume in [38], 1898, S. 101. Gewöhnlich besteht die Spirale aus Stahl; antimagnetische Taschenuhren haben Palladiumspiralen. Zur Regulierung der Schwingungsdauer dient der Rücker, ein um die Unruhachse beweglicher Hebel, der die äußere Windung der Spirale mit zwei gabelartigen Stiften umfaßt und dadurch, je nach seiner Einstellung, ein mehr oder minder großes Stück der Spirale von der Teilnahme an den Schwingungen ausschließt. Die Schwingungsdauer der Unruhe ist nämlich unter sonst gleichen Umständen im wesentlichen außer von dem Trägheitsmoment des Schwungrädchens von der Länge der Spirale abhängig.
Kompensation. In gleichem Sinne wie die Temperatur ändert sich auch die Pendellänge, so daß bei Pendeluhren, von denen ein genauer Gang verlangt wird, eine Ausgleichung nötig ist. Diese beruht auf der ungleichen Ausdehnung verschiedener Körper durch die Wärme. Am einfachsten erfolgt die Konstanterhaltung der Pendellänge, wenn man die Pendelstange aus Holz herstellt, das sich in der Längenrichtung nur sehr wenig ausdehnt; diese an sich geringe Ausdehnung wird sodann noch, wie Fig. 13 zeigt, von der größeren Ausdehnung der Linse ausgeglichen. Andre Formen des Kompensationspendels sind das Rostpendel (Fig. 14) mit den (Eisen-) Stäben e von geringerem und den (Zink-) Stäben z von größerem Ausdehnungskoeffizienten (kann auch als Röhrenpendel gedacht werden) und das Quecksilberpendel (Fig. 15).[698] Dieses wird neuerdings (von Riefler in München) in der Form (Fig. 16) ausgeführt, bei der als Pendelstange ein (Mannesmann-)Rohr mit Quecksilberfüllung dient und die übliche Linsenform beibehalten ist. Als Vorzüge der neuen Ausführung können unter anderm der geringere Luftwiderstand und Ersparnis an Quecksilber gelten. Eine Quecksilberkompensation für Drehpendel beschreibt das D.R.P. Nr. 215604. Ueber Kompensationsunruhen s. Chronometer, Bd. 2, S. 462. Schließlich sei noch bemerkt, daß der Kompensation neue Wege eröffnet worden sind ([38], 1898, S. 84), seitdem von Guillaume (1897) das merkwürdige Verhalten der Nickelstahllegierungen unter dem Einfluß der Wärme festgestellt wurde. Da der Ausdehnungskoeffizient einer Legierung von 36% Nickel und 64% Stahl nahezu Null ist, so liegt die Verwendung solcher Legierungen zu Kompensationsunruhen und Pendeln nahe und ist auch vielfach erfolgt. Ueber die Nickelstahlkompensation von Riefler (D.R.P. Nr. 100870) s. [38], 1902, S. 123 ü., von Straßer, ebend. 1906, S. 318 ff.
Hemmung. Den Ersatz des Arbeitsverlustes, den der Regulator bei seinen Schwingungen erleidet, vermittelt bei den gebräuchlichen Hemmungen stets ein von dem Triebwerk der Uhr bewegtes Rad mit eigenartigen Zähnen: das Hemmungsrad, gewöhnlich Steigrad genannt. Die Bezeichnung Steigrad rührt von der Spindelhemmung, der eigentlichen Steigradhemmung, her, bei der das in Gang befindliche Hemmungsrad anscheinend eine steigende Bewegung macht. Das Steigrad kann den Regulator unmittelbar oder durch ein Zwischenglied antreiben; es kann aber auch ein Zwischenglied vorhanden sein, das nur die Auslösung des Steigrades zu besorgen hat, während der Antrieb des Regulators durch das Steigrad selbst geschieht. Wir unterscheiden daher unmittelbar wirkende Hemmungen und Hemmungen mit Zwischenglied. Zu ersteren gehören die ruhenden und zurückspringenden Hemmungen; die letzteren stellen die freien Hemmungen dar, so genannt, weil der Regulator während einer mehr oder minder geraumen Zeit völlig außer Verbindung mit den übrigen Hemmungsteilen tritt und dabei frei schwingt. Dieses in möglichst vollkommener Weise zu erreichen, ist Zweck und Ziel der Einschaltung jenes Zwischengliedes. Je nach den Umständen ist die Größe des erforderlichen Antriebes, den die Hemmung zu erteilen hat, verschieden und ist bei sorgfältig gearbeiteten Uhren meist verschwindend klein. Zurückspringende Hemmungen sind die Spindelhemmung und der Hakengang (zurückspringende Ankerhemmung). Sie haben die Eigentümlichkeit, daß der Regulator während des größten Teiles seiner Bewegung vom Motor getrieben wird und dadurch ein viel größeres Arbeitsvermögen mitgeteilt erhält, als nötig wäre, und daß er das überschüssige Arbeitsvermögen wieder vernichtet, indem er das Steigrad samt dem übrigen Räderwerk bei jeder Schwingung um ein bestimmtes Stück zurückbewegt. Dadurch entstehen, I namentlich wenn der Rückfall beträchtlich ist, wie bei der Spindelhemmung, Erschütterungen und vermehrte Reibungswiderstände, die den Gang der Uhr in hohem Maße schädlich beeinflussen. Die früher allgemein verbreitete Spindelhemmung hat daher den vollkommeneren ruhenden Hemmungen das Feld räumen müssen. Dagegen ist der Hakengang (Clement 1680, Fig. 17) in verschiedenen Formen bei billigeren Uhren (Schwarzwälder Uhren) noch gebräuchlich. Sein Rückfall ist nur gering. Die Herstellung kann auch minderer Geschicklichkeit überlassen werden. Zu den ruhenden Hemmungen zählen unter anderm hauptsächlich die ruhenden Ankerhemmungen und die Zylinderhemmung. Beim Spiel einer ruhenden Hemmung lassen sich stets drei Vorgänge: Ruhe, Hebung und Fall, unterscheiden, (die mit Bezug auf Fig. 18) welche die ruhende Ankerhemmung von Graham (1715) für Pendeluhren darstellt, erläutert werden sollen. Der mit dem Pendel vereint schwingende Anker trägt zwei Klauen c und d (Paletten), die wechselweise in die Zahnlücken des Steigrades S eingreifen. Zunächst gleitet der Steigradzahn a auf der kreiszylindrischen Fläche der (Eingangs-)Klaue c; dieser Vorgang heißt die Ruhe. Hierauf gelangt er auf die Schrägfläche (Hebefläche) der Klaue, das Steigrad setzt sich in Bewegung, und der Zahn treibt, während er auf der Hebefläche gleitet, das Pendel hebend weiter: dies ist die Hebung. Alsdann verläßt er die Klaue c, und das Steigrad macht, ehe ein andrer Zahn auf die (Ausgangs-) Klaue d trifft, völlig frei einen kleinen Sprung, den Fall. Der Fall bedeutet nur einen Spielraum, der nötig ist, damit nicht infolge der unvermeidbaren Ungenauigkeiten in der Zahnteilung des Steigrades Klemmungen eintreten. Der Grahamgang ist die Hemmung unsrer besseren und betten Pendeluhren (Regulatoren). Für Turmuhren nimmt die ruhende Ankerhemmung häufig die Form der sogenannten Stiftenhemmung (Fig. 19) an. Die Zylinderhemmung (Fig. 2022), für Unruhuhren bestimmt, findet sich fast nur bei Taschenuhren. Bei ihr sind die Hebungsflächen an das Steigrad verlegt, und der Zylinder (Fig. 21), der hier die Stelle des Ankers versteht und mit der Unruhe vereint ist, bietet den Zähnen des Steigrads die Ruhe abwechselnd an seiner äußeren (Fig. 22) und inneren (Fig. 20) Mantelfläche. Da sich die [699] Zähne bei zu großem Ausschwung der Unruhe in dem Zylinder fangen können, so muß ein Prellstift angebracht sein (gewöhnlich am Reisen der Unruhe), welcher die Schwingungen begrenzt. Der Grahamgang geht in die freie Ankerhemmung über, wenn man sich den Regulator von dem Anker getrennt und mit Mitteln versehen denkt, durch welche er auf den Anker zeitweise einzuwirken vermag. Fig. 23 zeigt die Grundform der bei Taschenuhren gebräuchlichen freien Ankerhemmung, bei welcher der Anker mit der sogenannten Kabel f ausgerüstet ist, in die ein Zahn oder Stift einer auf der Unruhwelle befestigten Scheibe d eingreift. Dieser Zahn bewirkt die Auslösung des Ankers und empfängt auch vom letzteren den Impuls. Während der freien Unruhschwingung liegt hier, ebenso in Fig. 24, die Gabel am Rand der Scheibe d an, damit der Eingriff des Ankers in das Steigrad gesichert werde. Die leicht herstellbare Form Fig. 24 ist bei billigen Uhren gebräuchlich; die Hebungsflächen befinden sich am Steigrade, und der Anker hat als Klauen Stifte. Ueber Konstruktion und Arten der freien Ankerhemmung mit Unruhe s. [14]. Bei Pendeluhren ist der freie Ankergang seiten; eine solche Hemmung mit Grahamanker für Pendeluhren hat Löbner (D.R.P. Nr. 8916) erfunden und ausgeführt. Die eigentliche freie Hemmung ist der Chronometergang oder die sogenannte Feder- oder Wippenhemmung, bei der die Auslösung des Hemmungsrades und die Impulserteilung getrennt vor sich gehen (vgl. Chronometer). Von allen älteren Hemmungen weicht in der Art des Antriebes die freie Pendelhemmung (für Turm- und astronomische Uhren) mit Federantrieb ab, der zuerst Riefler lebensfähige Gestalt verstehen hat [30]. Das Pendel (Fig. 25) schwingt völlig frei und erhält den Antrieb durch Biegungsspannungen der Aufhängefeder, die zu diesem Zwecke bei jeder Schwingung in entsprechendem Sinne um einen gewissen Winkel gebogen wird. Das Pendel ist so aufgehängt, daß es mit dem Anker B zugleich und auch unabhängig davon zu schwingen vermag. Die Aufhängefedern sind an dem Anker befestigt, der auf Schneiden gelagert ist und dessen Drehachse mit der Biegungsachse des Federgelenks zusammenfällt. Schwingt das Pendel durch die Gleichgewichtslage, so wird der Anker zunächst vermöge seiner Verbindung mit der Aufhängefeder aus dem Steigrade ausgelöst, das hier ein Doppelrad (Fig. 26) ist. Das vordere Rad R stellt das Ruherad dar, das hintere H dient zur Hebung, wobei es auf die Klaue (Stift) S wirkt. Dadurch wird der Anker B abwechselnd nach der einen und andern Richtung bewegt und der Aufhängungsfeder jene Biegung zum Antrieb des Pendels gegeben. Die Rieflersche Hemmung (D.R.P. Nr. 50739) kann auch für Unruhen dienen. Da die Ankerbewegung der Rieflerschen Hemmung begrenzt ist und stets unter demselben Winkel erfolgt und die Pendelaufhängungsfeder somit immer dieselbe Biegungsspannung erhält, so gehört diese Hemmung unter die Hemmungen mit konstanter Kraft, deren Eigenart darin besteht, daß der Antrieb des Regulators durch eine Feder oder ein Gewicht geschieht, die bei jedem Spiel um ein bestimmtes konstantes Maß gespannt bezw. gehoben werden. Eine solche Hemmung mit Gewichtsantrieb zeigt Fig. 27; die Wirkungsweise ist nach dem Gesagten daraus ohne weiteres verständlich, wenn man sich die Knaggen g an dem Pendel angebracht denkt. Neuere Ausführungen des Antriebes durch Pendelfederbiegung behandeln die Patentschriften Nr. 204351 (Siemens-Schuckert-Werke) Und 212549 (Heubach, Dresden, elektrisches Pendel mit elastischem Antrieb). Bei den Hemmungen mit Drehpendel (für Jahresuhren), von denen Fig. 28 ein Beispiel gibt, wird das Pendel durch Verdrehung der Torsionsfeder v angetrieben, also in ähnlicher Weise wie bei der Hemmung von Riefler. Diese Verdrehung wird hier durch das Glied m bewirkt, das mit dem wagerecht angeordneten Grahamanker e f auf einer und derselben Welle a befestigt ist; h stellt das Steigrad dar. Neuere Konstruktionen sind unter Nr. 176335 und 183392 patentiert worden. Ueber die Brocot-, Kurbel-, Duplex- und Kommahemmung, über den Tourbillongang und andre Hemmungen, von denen es insgesamt etwa 300 Arten geben mag, s. die angeführte Literatur, insbesondere [28], [4], [19] und [22]. Die Theorie der Hemmungen behandelt [11].
Schlagwerke. Um den Ablauf der kleineren Zeiteinheiten dem Ohre bemerkbar zu machen, sind den Uhren häufig Schlagwerke beigesellt, die im entsprechenden Zeitpunkte von dem Gehwerke ausgelöst werden und nach Vollendung ihrer Tätigkeit sich selbsttätig wieder sperren. Sie geben entweder nur die Stunden allein an oder außerdem auch noch den Halbschlag oder die sämtlichen Viertelstunden. Man unterscheidet hiernach Stundenschlagwerk und Viertelwert. Die Angabe der Zeit geschieht dabei durch Schläge eines Hammers auf[700] eine spiralförmig gewundene Tonfeder, eine Glocke oder abgestimmte Metallrohre (Röhrengong von Gebr. Junghans & Schaller). Zu einem Schlagwerk gehört: 1. ein Triebwerk mit Regulator; 2. die Hammerhebung und 3. die sogenannte Anrichtung, welche die Zahl der jeweils zu gebenden Schläge zu bestimmen hat und die Art des Schlagwerkes kennzeichnet. Es sind zwei verschiedene Arten Schlagwerke gebräuchlich: Schlagwerke mit Rechen und Staffel und Schlagwerke mit Schloßrad und Falle, die jedoch in bezug auf die Anordnung des Triebwerkes und die Hammerhebung wesentlich übereinstimmen. Der Betrieb der Schlagwerke wird zuweilen dem Triebwerke des Gehwerks aufgebürdet. Da aber die daraus entspringenden großen Ungleichmäßigkeiten der Betriebskraft den Gang des Gehwerks schädigen, so sind zumeist eigne Triebwerke für das Schlagwerk vorhanden. In beiden Fällen ist ein Geschwindigkeitsregulator nötig, damit das erforderliche Gleichmaß in der Aufeinanderfolge der Schläge erzielt wird. Hierzu dient ein Windfang; vereinzelt wird die Regelung der Ganggeschwindigkeit des Schlagwerkes auch durch Pendel (D.R.P. Nr. 29367 und 86587), Zentrifugalregulatoren, Reibungsbremsen (bei Taschenuhrschlagwerken wegen mangelnden Raumes) oder durch das Gehwerk (D.R.P. Nr. 52604) bewirkt. Zur Bewegung des Hammers dient das Hebnägelrad, das am Kranze kronradartig mit Stiften Hebnägeln besetzt ist, die den Hammerhebel in bekannter Weise erfassen und abfallen lassen. Fig. 29 stellt ein Rechenschlagwerk schematisch dar. Seine wesentlichen Teile, der Rechen M und die Staffel N, kehren bei allen derartigen Schlagwerken wieder, während in den übrigen Einzelheiten eine außerordentlich große Mannigfaltigkeit herrscht. Der Rechen M fällt bei der Auslösung des Schlagwerks auf die Staffel N nieder, die vermöge ihrer Form den Fall des Rechens derart begrenzt, daß die Rechenbewegung, wie die Stundenzahlen, für jede folgende Stunde um eine Einheit wächst. Um 1 Uhr ist demgemäß der Weg des Rechens am kleinsten, um 12 Uhr am größten. Die Staffel N ist entweder auf eine Achse (Minutenwelle) des Gehwerks befestigt, die in 12 Stunden eine Umdrehung macht, oder sie wird vorn Gehwerk aus in andrer zweckentsprechender Weise, alsdann gewöhnlich springend, so bewegt, daß sie stündlich je um eine Teilung weiterrückt. Die Auslösung des Schlagwerks erfolgt durch einen am Stundenrade des Gehwerks befestigten Stift, der zunächst die Klinke L (den Vorfall) aushebt, so daß der Rechen abfällt, wobei (aber nicht immer, vgl. z.B.D.R.P. Nr. 34223) eine Vorauslösung (der Anlauf) stattfindet. Hierauf läßt der Stundenradstift den auf ihm ruhenden Auslösehebel abschnappen, und die Schlagwerksräder G H und der Windfang K setzen sich in Bewegung. Dabei wird von dem Hebnägelrade G der auf die Glocke E schlagende Hammer F bewegt und gleichzeitig der Rechen von dem Schöpfer S schrittweise gehoben, bis er wieder in seiner ursprünglichen Stellung angelangt ist. Kurz zuvor bringt der Rechen in irgend einer geeigneten Art die Sperrvorrichtung des Schlagwerks in die Sperrstellung, und das Schlagwerk wird infolgedessen abgestellt. Das Hebnägelrad wird demnach eine um so größere Zahl von Schlägen bewirken, je weiter der Rechen bei Beginn des Schlagens von seiner Anfangsstellung entfernt ist. Das Rechenschlagwerk ist das Schlagwerk unsrer Repetieruhren, d.h. derjenigen Uhren, die durch Zug an einer Schnur oder Druck auf einen Knopf oder dergl. wiederholt schlagen. Denn das Schlagwerk (Fig. 29) wird auch in Wirkung treten, wenn der Hebel L von Hand ausgehoben wird, falls man nur Sorge trägt, daß sich hierbei das Triebwerk des Schlagwerks mit auslöst. Sollen außer den Stunden auch die Viertel angegeben werden, so bedarf es eines zweiten Rechens und einer zweiten Staffel Viertelstaffel , die im wesentlichen in derselben Art wirken wie das Stundenwerk. Auf einem andern Wege läßt sich das Ziel erreichen, wenn man dem Rechen drei stufenweise verkürzte Zähne hinzufügt und statt eines Stundenradstiftes vier anordnet, von denen drei der Stundenradachse näher liegen als der Stundenauslösungsstift, in Abstufungen, die den drei ersten Vierteln entsprechen. Diese Stifte heben bei den einzelnen Vierteln die Rechensperrklinke L zwar ebenfalls, jedoch nicht in dem Maße als der den größten Hub besitzende Stundenauslösungsstift. Es kann daher, je nachdem der eine oder andre Viertelstift gerade wirksam ist, nur der eine oder noch ein zweiter und dritter verkürzter Rechenzahn unter der Klinke L durchschlüpfen und der Rechen also nur eine entsprechend kleine Fallbewegung machen. Infolge dessen bewegt sich das Schlagwerk nur um denjenigen Betrag, der zur Abgabe der jeweiligen Viertelschläge nötig ist. Auslösung und Sperrung des Triebwerks geschieht hierbei ebenso wie beim Stundenschlag. Damit Verwechslungen zwischen den Viertelschlägen und Stundenschlägen vermieden werden, müssen sich diese voneinander unterscheiden. Zu diesem Zweck wendet man Schallerzeuger mit ungleicher Tonhöhe an und läßt die Stunden in tieferem Tone schlagen. Sicherer ist die bei Zimmeruhren vielbenutzte Unterscheidung durch einfachen und Doppelschlag, wobei letzterer stets die Viertel kennzeichnet. Alsdann sind drei Hämmer und Tonfedern u.s.w. nötig. Um im letzteren Falle hiervon einen Hammer und Tonerzeuger zu ersparen, findet man häufig das Hammerwerk nur in zweifacher Anordnung, aber so eingerichtet, daß beim Stundenschlag die eine Hammerwelle ausgeschaltet oder der eine Hammer abgefangen wird und nur ein Hammer in Tätigkeit kommt, während beim Viertelschlag beide wirken. Zur Stillsetzung des einen Hammers wird dabei entweder die Bewegung des Viertelrechens oder eines andern geeigneten Schlagwerkteiles benutzt oder ein besonderer Hebel angeordnet, der vom Zeigerwerk kurz vor Vollschlag entsprechend verstellt wird (vgl. D.R.P. Nr. 95599). Schlagwerke mit Schloßrad und Falle werden durch ein Stirnrad das Schloß- oder Schlußrad gekennzeichnet, dessen Zahnlücken ungleichmäßige, aber bestimmte Abstände voneinander haben. In einer der Lücken ruht mit einer Nase ein Hebel die Falle, der bei der Auslösung des Schlagwerks,[701] wobei sich das Schloßrad in Gang setzt, ausgehoben wird und alsdann auf einem der Zähne des Schloßrades gleitet, bis er in die folgende Lücke einfällt, um dadurch den Schluß des Schlagens herbeizuführen. Die Abstände der Lücken und somit die Breite der Zähne sind derart bemessen, daß die Falle jedesmal so lange gehoben bleibt und folglich das Schlagwerk so lange in Gang erhalten wird, als es zur Abgabe der jeweils erforderlichen Schläge nötig ist. Ueber weitere Einzelheiten der beiden Schlagwerkarten s. die Kapitel »Schlagwerke« in [4], [10], [24] sowie die Patentschriftenliteratur. Taschenuhrschlagwerke sind entweder selbstschlagend (seiten) oder nur Repetierwerke, deren Triebfeder bei Benutzung jedesmal von neuem aufgezogen wird (gewöhnliche Ausführung). Ihre Grundform ist stets die des Schlagwerks mit Rechen und Staffel. Vgl. [28], Bd. 3,. S. 273. Zahlreiche Ausführungen enthalten die schweizerischen Patentschriften. Kuckucks-, Wachtel-, Trompeteruhren sind Uhren, die beim Schlagen zugleich den Kuckucks- oder Wachtelruf oder eine Trompete ertönen lassen. Zu diesem Zwecke werden vom Hebnägelrade des Schlagwerks Blasbälge aufgezogen, um abgestimmten Pfeifen oder einer Trompete Wind zuzuführen, wenn der zum Aufziehen des Blasebalgs dienende Hebel vom Hebnagel abschnappt. Der Blasebalg sinkt dabei durch sein Eigengewicht zusammen und führt den Aufziehhebel stets in die ursprüngliche Lage zurück, so daß er von den Hebenägeln von neuem erfaßt werden kann. Die Kuckucksuhr hat entsprechend dem Kuckucksruf zwei verschieden gestimmte Pfeifen und zwei Blasebälge, die bei jedem Ruf aufgezogen und kurz nacheinander freigegeben werden.
Die Weckeruhren besitzen Vorrichtungen, vermöge deren die Uhr auf elektrischem oder mechanischem Wege zu einem bestimmten Zeitpunkte, der nach Belieben eingestellt werden kann, ein Läutewerk in Tätigkeit setzt. Bei den einfachen elektrischen Weckeruhren bildet entweder der Stundenzeiger selbst oder ein mit der Stundenzeigerachse fest verbundener Teil das eine Kontaktstück und ein in bezug auf den Stundenzeiger verstellbarer oder versetzbarer Teil das andre Kontaktstück einer Stromschlußvorrichtung für einen Stromkreis, in dem eine oder mehrere elektrische Klingeln eingeschaltet sind, die ertönen, sobald das mit der Stundenzeigerachse sich bewegende Kontaktstück das eingestellte feststehende Kontaktstück berührt. Ueber verwickeltere Einrichtungen dieser Art vgl. [23], S. 194 ff. Die mechanischen Weckerwerke üben ihre Tätigkeit meist mit Hilfe eines Einfallkerbs und einer Einfallnase aus. Letztere ist in fester Verbindung mit dem Weckerzeiger oder mit einer Weckerscheibe, die nach einer Stundenskala auf den Zeitpunkt gestellt wird, an dem der Wecker ertönen soll. Näheres über diese Einrichtungen in der Patentschriftenliteratur. Neuerdings sind Weckeruhren in den Handel gekommen, die, um ihren Zweck besser zu erreichen, in kurzen Zeitabständen wiederholt wecken (neunmal in 7 Minuten). Vgl. z.B.D.R.P. Nr. 38507. Hierher gehören auch die Uhren für Meldung mehrerer festbestimmter Tageszeiten zum Gebrauch in Fabriken, Schulen, Eisenbahnstationen, die Zeitsignaluhren. Sie besitzen gewöhnlich eine vom Gehwerk angetriebene Scheibe, die am Rande Bohrungen hat, in die nach Belieben Stifte, Auslösefinger oder dergl. eingesetzt werden können. Diese Stifte lösen bei der Umdrehung der Scheibe die Sperrung eines Wecker- oder Läutewerkes aus, oder sie setzen eine elektrische Klingel in Tätigkeit, so daß die neben den benutzten Bohrungen angegebenen Zeitpunkte signalisiert werden. Zahlreiche Ausführungen solcher Signaluhren enthalten die Patentschriften der Klasse 74a (Gruppe 13 und 19), z.B. Nr. 124586 (Schwilgué & Ungerer, Straßburg) und 162151. Kalenderuhren sind Gegenstand zahlreicher Patentschriften; einzelne Ausführungen finden sich gewöhnlich auch in den Lehrbüchern der Uhrmacherei behandelt, z.B. in [28], Bd. 3, S. 303. Zusammenfassende Darstellungen fehlen. Soll nur das Datum oder dieses und zugleich der Wochentag angezeigt werden, so bietet die Konstruktion keinerlei Schwierigkeit. Die Uhr schaltet täglich einen Zeiger, der sich über einer auf dem Zifferblatt oder einer andern Stelle der Uhr angebrachten Datumskala bewegt und von dessen Bewegung die Fortschaltung des Wochentagzeigers abgeleitet wird, wenn ein solcher vorhanden ist. Bei den Monaten mit weniger als 31 Tagen ist alsdann die Einstellung auf den folgenden Ersten von Hand vorzunehmen. Schwieriger gestaltet sich die Sache, wenn dieser Uebergang selbsttätig sein soll und noch Berücksichtigung der Schaltjahre verlangt wird. Vgl. die angeführte Literatur.
Sekundenzähler. Taschenuhren sind nicht seiten mit einer Vorrichtung ausgerüstet, die die Dauer kurzer Vorgänge nach Sekunden zu messen gestattet. Für besondere Fälle erstreckt sich der Meßbereich zuweilen auch auf Minuten und Stunden (vgl. z.B.D.R.P. Nr. 46073), und man könnte daher die Vorrichtung füglich besser Zeitzähler nennen. Diese Art Uhren, die in der Uhrmacherei gewöhnlich fälschlich den Namen »Chronograph« führt und auch unter den Bezeichnungen »Taschenuhr mit unabhängiger Sekunde« und »Beobachtungsuhr« bekannt ist, stellt also ein Chronoskop (s.d.) dar. Im wesentlichen trägt der Sekundenzähler, in die Uhr eingefügt, fast stets das Gepräge der in Fig. 30 dargestellten Ausführung, deren Hauptbestandteile das mit doppelter Verzahnung versehene Schaltrad E und die von diesem gesteuerten Hebel G und D sind. Ersterer ist der Hebel zur Nullstellung und D der Ein- und Ausrückungshebel; ihre Drehpunkte sind g und d. Der die Sekunden anzeigende Zeiger des Chronographen sitzt auf der Achse des Rades B, welche durch die hohle Achse des Minutenzeigers der eigentlichen Uhr geht. Das Rad B wird, wenn die Zählvorrichtung eingerückt ist, angetrieben von dem Rade C, das an dem Hebel D gelagert ist und in immerwährendem Eingriff mit einem auf die Sekundenradachse des Gehwerks aufgesetzten Rad A steht. Die Ein- und Ausrückung des Zählers[702] geschieht durch einen gewöhnlich zugleich die Aufziehkrone bildenden Drücker, der hier an dem Zapfen z angreift und den unter Federwirkung stehenden Klinkenschieber J bewegt. Dieser treibt bei jedem Druck das Schaltrad E um eine Zahnteilung vorwärts. In der Figur ist die Zählvorrichtung in Ruhe dargestellt. Wird nun ein Druck auf den Drücker ausgeübt, so gleitet die Nase des Hebels G von dem Zahne, auf dem sie eben aufruht, ab, das keilförmige Ende dieses Hebels fällt auf die Herzscheibe b und dreht diese infolge seines Druckes so weit, bis es in deren Einschnitt angelangt ist. Hierdurch kommt der mit der Herzscheibe fest verbundene Zeiger in die Nullstellung. Bei Beginn einer Beobachtung wird zum zweiten Male gedrückt, wobei der folgende Stirnzahn des Rades E den Nullstellungshebel G von der Herzscheibe abhebt und der Hebel D in eine Zahnlücke einfällt. Dadurch wird das Rad C zum Eingriff mit dem Rade B gebracht, und die Zählvorrichtung beginnt zu laufen. Am Ende der Beobachtung erfolgt der dritte Druck und somit eine dritte Bewegung des Rades E. Diese bringt die beiden Hebel D und G in die gezeichnete ursprüngliche Stellung zurück, in der die Ablesung zu geschehen hat. Zur Sicherung der Zeigerstellung ist eine kleine Feder f angebracht, die das Rad B mit sanfter Reibung festhält. Näheres in [28], Bd. 3, S. 287 ff.
Zentraluhrenanlagen dienen zur Vereinheitlichung der Zeitangaben. Zu diesem Zwecke werden die einer Anlage angehörigen Uhren durch elektrische oder pneumatische Betriebsleitungen mit einer genau gehenden Hauptuhr (Zentral- oder Normaluhr) so verbunden, daß diese den Gang der angeschlossenen Uhren in irgend einer Weise zu regeln vermag. Die abhängigen Uhren, die ihrer Art nach verschieden sein können, heißen Nebenuhren. Bei großen Anlagen bilden häufig die mit der Hauptuhr direkt verbundenen Uhren selbst wieder Hauptuhren zweiter Ordnung für kleinere Uhrgruppen. Man kann die zu regelnden Uhren an vorhandene telephonische oder telegraphische Leitungsnetze (vgl. z.B.D.R.P. Nr. 48925) oder auch an Starkstromleitungen anschließen. Bei Benutzung von Leitungen letzterer Art wird die Regulierung der Uhren durch vorübergehende Aenderung der Stromspannung bewirkt (Hefner-Alteneck, D.R.P. Nr. 55239 und 67710). Auch die Vereinheitlichung der Uhrangaben mit Hilfe der drahtlosen Telegraphie ist schon vorgeschlagen worden [17] und in Wien durch Reithofer und Morawetz zur Ausführung gelangt [18]. Die Hauptuhr pflegt stets eine astronomische Pendeluhr zu sein. Sie entsendet zu vorausbestimmten Zeitpunkten elektrische Stromstöße zu den Nebenuhren oder veranlaßt, falls es sich um eine pneumatische Anlage handelt, die Entstehung eines Luftstromes in dem Rohrnetz (durch Zutritt gepreßter Luft aus einem Luftreservoir oder durch Einschaltung eines von der Wasserleitung gespeisten Ejektors). Die Nebenuhren sind entweder bloße Zeigerwerke oder selbständige gewöhnliche Uhren mit Feder- oder Gewichtsbetrieb. Im ersteren Falle erhält das Zeigerwerk seine Fortbewegung dadurch, daß der von der Zentralstelle (Hauptuhr) kommende elektrische Strom bezw. der Luftstoß durch Anzug eines Elektromagnetankers bezw. durch Verschiebung eines Kolbens ein die Räder des Zeigerwerkes treibendes Schaltwerk bewegt. Vielfach gebräuchlich sind hierbei der Wechselstrombetrieb und die Bewegung des Zeigerwerkes durch rotierende Anker (Grau, Wagner, Bohmeyer u.s.w.). Gilt es, große Widerstände zu überwinden (lange Zeiger bei öffentlichen Uhren, Winddruck auf die Zeiger), so erhält das Zeigerwerk meist ein besonderes Triebwerk mit Selbsteinlösung (vgl. z.B.D.R.P. Nr. 41888). Der Betriebsstrom hat alsdann die Aufgabe, dieses Triebwerk auszulösen. Zur Erzeugung von Betriebsstrom kann ein Magnetinduktor dienen, der von der Hauptuhr durch Auslösung eines (Gewichts-)Triebwerkes in Bewegung gesetzt wird. Dies geschieht z.B. bei den »Magneta«-Uhren (D.R.P. Nr. 147024 von Fischer). Solche Einrichtungen vermeiden Kontakte. Sind die Nebenuhren selbständige Uhren, so ist nur eine Regelung des Zeigerstandes nötig. Dies kann in sehr verschiedener Weise erfolgen: 1. durch unmittelbare Verstellung der Zeiger selbst; 2. durch Veränderung der Pendellänge; 3. durch Entkupplung eines Zeigers, der sich hierauf entweder pendelartig in eine bestimmte Winkelstellung begibt oder auf anderm Wege verstellt wird (D.R.P. Nr. 76517) und alsdann wieder mit seiner Welle verkuppelt wird; 4. durch Anhalten des Zeigers und 5., indem das Triebwerk der zu regelnden Uhr irgendwie verhindert wird, während der Fehlerzeit auf die Hemmung zu wirken, so daß dann das Pendel leer weiter schwingt, der Hemmungsanker im stillstehenden Steigrad leer geht. In den letzten beiden Fällen ist vorausgesetzt, daß die Nebenuhr niemals nach-, sondern stets vorgehe. Sie wird demgemäß reguliert, natürlich unter Beschränkung auf zulässige Grenzen. Auch Methoden zur Richtigstellung auf Nachgehen regulierter Uhren sind bekannt, aber nicht zweckmäßig. Wird von Nebenuhren mit selbständigem Gehwerk außergewöhnliche Genauigkeit verlangt (öffentliche Normaluhren mit Regulierung bis auf Bruchteile einer Sekunde), so läßt man das Nebenuhrpendel in völliger Uebereinstimmung mit dem Pendel der entfernten Hauptuhr schwingen, und erreicht dies dadurch, daß letzteres Pendel bei jeder Schwingung für kurze Zeit (1/10 Sekunde) den Stromkreis eines an der Nebenuhr angeordneten Elektromagnets schließt, dessen Einfluß das Nebenuhrpendel zwingt, denselben Schwingungsbogen zu machen und einzuhalten wie das Hauptpendel. Um die Ueberwachung sehr ausgedehnter Anlagen zu erleichtern, hat man Vorrichtungen getroffen, die die stattgehabte Regulierung der Uhr an einer Zentralstelle melden (vgl. z.B.D.R.P. Nr. 73850, ausgeführt von der »Normalzeit« in Berlin). Näheres über Einzelheiten vgl. [7], [23], [34] sowie die Patentschriftenliteratur.
Selbständige elektrische Uhren, fast durchweg Pendel-, seltener Unruhuhren, haben weder Hemmung noch Triebwerk. Die Abgabe von neuem Arbeitsvermögen an den Regulator findet bei ihnen durch elektromagnetische Kräfte statt, und das Zeigerwerk wird in der Regel vom Pendel selbst, das zu diesem Zwecke mit einem Schaltgetriebe ausgerüstet ist, fortbewegt. Indessen kann die Schaltung des Zeigerwerks auch von dem den Impuls erteilenden Elektromagneten besorgt werden. Dieser wirkt entweder auf das Pendel oder die Unruhe unmittelbar anziehend oder abstoßend, oder er hebt kleine Gewichte oder spannt schwache Federn, die, freigegeben,[703] hernach das Pendel antreiben. Der Stromkreis des Elektromagnets wird entweder vom Pendel u.s.w. bei jeder einzelnen Schwingung oder mit Hilfe einer besonderen eigentümlichen Kontaktvorrichtung erst dann geschlossen, wenn die Amplitude auf ein gewisses kleinstes Maß gesunken ist (Hippsche Uhr). Näheres in [23], §§ 2232, [7] und zahlreichen Patentschriften. Zum Antrieb von selbständigen elektrischen Uhren aus einem Beleuchtungsstromkreis (mittelbar durch Kondensatorströme) haben vor kurzem Ericsson & Co., Stockholm, eine Einrichtung angegeben (D.R.P. Nr. 214432 und 214433). Als selbständige elektrische Uhlen werden zuweilen, aber eigentlich mit Unrecht, auch solche mechanische Uhren (mit Hemmung und Triebfeder) bezeichnet ([23], 27), die von einer selbsttätig wirkenden elektrischen Aufziehvorrichtung nach bestimmtem Ablauf immer wieder aufgezogen werden. Zu diesen Uhren mit elektrischer Aufziehvorrichtung gehören z.B. die Elektrouhr von Möller (D.R.P. Nr. 124293) und die Uhr von Riefler nach dem D.R.P. Nr. 151710.
Kontrolluhren werden vielfach auch die Zeitkontrollvorrichtungen genannt, d.h. Vorrichtungen, die zu gewerblichen Ueberwachungszwecken, insbesondere bei dem Dienst von Angestellten (Wächtern, Arbeitern, Heizern u.s.w.), oder zu Zwecken des Sports unmittelbar den Zeitpunkt oder die Zeitdauer bestimmter Vorgänge und damit zugleich entweder die Erfüllung und Verletzung von Pflichten feststellen oder Betrügereien ausschließen sollen. Zeitkontrolle kann zwar auch mittelbar geübt werden, indem z.B. aus den Aufzeichnungen eines registrierenden Geschwindigkeitsmessers auf das Verhalten des Lokomotivführers zu bestimmten Zeiten geschlossen wird. Für derartige Vorrichtungen zu mittelbarer Zeitkontrolle ist jedoch die Bezeichnung Registrierapparat (s.d.) gebräuchlich. Den Zeitkontrollvorrichtungen verwandt sind ferner die Chronographen und Chronoskope (s.d.). Zu den Zeitkontrollvorrichtungen in vorstehendem Sinne gehören: 1. die Arbeiterkontrollvorrichtungen; 2. die Wächterkontrolluhren; 3. die Zeitstempel (für allgemeine Verwendung); 4. die Flugzeit-, Reimzeit-, Spielzeitmesser u. dergl. Auch die Droschkenkontrollapparate (Fahrpreisanzeiger) können hierher gerechnet werden. Gemeinsam ist ihnen die Benutzung eines Uhrwerks zur Einstellung oder zum Antrieb des zeitbestimmenden Teils der eigentlichen Kontrollvorrichtung (Papiersand, Zeitdruckräder, Markenbehälter, Zeitzeiger u.s.w.) nach Zeitmaß.
Bei den Arbeiterkontrollvorrichtungen handelt es sich, abgesehen von der Kontrolle der Anwesenheit und der Pünktlichkeit der Arbeiter, hauptsächlich darum, die Arbeitszeiten der einzelnen Arbeiter zu ermitteln. Hierzu werden meist nur die Zeitpunkte ihrer Ankunft und ihres Wegganges festgestellt. Die gebräuchlichsten Vorrichtungen dazu sind entweder Markenapparate, bei denen vom Uhrwerk unterhalb einer Einwurföffnung Leitvorrichtungen oder Behälter (Zellenkränze u. dergl.) bewegt werden, um die bei der Ankunft oder beim Weggang vom Arbeiter eingeworfenen Kennmarken je nach den Einwurfszeiten zu sondern, oder sie stellen registrierende Vorrichtungen dar, die über die fraglichen Zeitpunkte Vermerke auf Karten (in der Hand des Arbeiters) oder auf listenartigen Papierbändern, -scheiben, -tafeln (im Apparat selbst) zu machen gestatten, und die für den Zweck der Zeitangabe durch Druck häufig ein Typenräderwerk besitzen, das vom Uhrwerk fortlaufend eingeteilt wird. Zu den Kartenapparaten gehört der Apparat von Rochester. Kürzlich ist von W. Bryce eine Kartenvorrichtung angegeben worden (D.R.P. Nr. 210662), die mit Hilfe eines Rechenwerks auch die Dauer der zwischen dem Eintritt und Austritt des Arbeiters verflossenen Zeit in Zahlen selbsttätig auf der Karte vermerkt. Bei dem Deyschen Apparat (D.R.P. Nr. 153400) verstellt der Arbeiter, indem er einen Zeiger auf seine (des Arbeiters) Nummer rückt, eine Papiertrommel derart, daß die dem Arbeiter zugehörige Spalte eines um die Trommel gewickelten Papierbands dem Typendruckwerk gegenüber zu stehen kommt und der Zeitvermerk (beim Gebrauch eines Druckhebels) nun in dieser Spalte erfolgt. Andre Arbeiterkontrolleinrichtungen, z.B. die von Bundy sind für den Abdruck von Typenschlüsseln eingerichtet; jeder Arbeiter besitzt alsdann einen besonderen, ihn kennzeichnenden Schlüssel, dessen Zeichen neben dem Zeitvermerk abgedruckt wird. Zuweilen sind die zeitdruckenden Apparate mit einer Einschreiböffnung versehen, vermöge deren der Arbeiter seinen Namen handschriftlich einzutragen vermag. Um betrügerische Stellvertretung zu vereiteln, hat man ferner den Abdruck des Daumens und selbsttätige photographische Aufnahmen (D.R.P. Nr. 107797) vorgeschlagen. Als Arbeiterkontrollvorrichtung können auch die Zeitaufschreiber dienen (z.B. der Bürksche, D.R.P. Nr. 49927), d.h. Vorrichtungen mit einer zeitgleich bewegten Schreibfläche und einer Anzahl Schreibhebel, die vom Arbeiter beim Ein- und Austritt durch Anhängen einer Marke, durch Umlegen u.s.w. ein- und ausgerückt werden und auf der Schreibfläche Linien zeichnen, deren Länge je die Dauer der Arbeitszeit bedeutet.
Wächterkontrolluhren scheiden sich in ortsfeste und tragbare mechanische und in elektrische Uhren, von denen die ersten hauptsächlich zur Kontrolle von Heizern, Krankenwärtern, Torwachen, Mälzereiarbeitern u.s.w. dienen und zuweilen mit einer Signalvorrichtung versehen sind. Die älteste und bekanntere Art Kontrolluhr ist die Bürksche tragbare Uhr mit einer stetig bewegten Schreibfläche und einer Stech-, Loch- oder Druckvorrichtung, die der Wächter an vorgeschriebenen Stellen seines Rundganges durch dort befindliche Schlüssel in Tätigkeit setzt, um so ein Zeichen auf jener Fläche herzustellen, das späterhin seine Wachsamkeit prüfen läßt. Elektrische Wächterkontrolluhren beschreiben u.a. die Patentschriften Nr. 160895 (Reitz), Nr. 161139 (Siemens), Nr. 166685 (Dey-Zeitregister-Syndikat).
Zeit- und Datumstempel besitzen die wesentlichen Merkmale eines gewöhnlichen Handstempels mit stellbaren Typenrädern, sind jedoch mit einem Uhrwerk zur selbsttätigen Schaltung dieser Räder ausgerüstet.
Flugzeitmesser (für Taubenwettflüge) haben in der Regel unterhalb einer Einwurföffnung ein verdecktes Zellenrad und eine Schaltvorrichtung, die bei ihrem Gebrauch dieses Rad um einen Zeilenabstand weiterschaltet und dabei zugleich eine Vermerkvorrichtung bewegt, die den Zeitpunkt des Schaltens auf einer Schreibfläche (Papierblatt) vermerkt. Dies geschieht[704] jedesmal bei Ankunft einer Taube, nachdem ihr der gebräuchliche Erkennungsring vom Fuß gestreift und durch die Einwurföffnung ins Zellenrad gelegt worden ist. Mit dem Weiterschalten des Rades gelangt der Ring in das Unbefugten nicht zugängliche Innere der Vorrichtung und eine leere Zelle unter den Einwurf. (Vgl. D.R.P. Bürk, Nr. 138669.)
Ueber die sanft noch genannten Zeitkontrollvorrichtungen und weitere Einzelheiten überhaupt s. die einschlägige Patentschriftenliteratur, in den deutschen Patentschriften die Gruppen 25 bis 37 der Klasse 43 a. Die Droschkenkontrollvorrichtungen finden sich in den Gruppen 12 und 13 der Klasse 42 p.
Fabrikation. Die Erzeugung der Uhren für den bürgerlichen Gebrauch geschieht heute fast ausschließlich auf dem Wege und mit den Hilfsmitteln der modernen Massenfabrikation. Sie hat umfassende und erschöpfende Darstellung bisher noch nicht gefunden; einzelnes enthält zerstreut die angegebene periodische Literatur und die Patentschriftenliteratur. Das Verfahren des Uhrmachers bei Erzeugung einzelner Uhren behandelt von neueren Werken ausführlich [8] und [29], bei Reparaturen von Taschenuhren [3]. Ueber amerikanisch-englische Werkzeugmaschinen für Uhrenfabrikation s. [32]. Bei der Herstellung der Präzisionsuhren waltet zwar Arbeitsteilung, aber nicht eigentlicher Fabrikbetrieb mit Massenerzeugung vor. Fabrikationszentren sind in Deutschland der Schwarzwald, Elsaß, Freiburg i. Schl., Glashütte und Ruhla. Die Zahl der Arbeiter beläuft sich auf etwa 13000. Aber nur die Ausfuhr von Großuhren ist bedeutend (sie erreicht gegenwärtig etwa einen Wert von 23000000 ℳ.). Von Taschenuhren wird in Deutschland im großen nur billigste und beste Ware hergestellt, keine gediegene Mittelware.
Literatur: Uebersichten über die sehr reichhaltige Literatur geben: [19], S. 332357; [30], S. 134178; ferner [20], S. 613, 621629 und 639642, sachlich vorzüglich geordnet und auch die periodische Literatur berücksichtigend; endlich der von der Kühlschen Buchhandlung in Berlin herausgegebene »Führer durch die Uhrmacherliteratur« (neue Ausgabe, bis 1908 einschließlich fortgeführt). Für die Geschichte der Uhrmacherei erscheint von älteren Werken insbesondere wichtig [2], [5], [8] und [26]. Vgl. a. die unter Chronometer, Bd. 2, S. 464, angegebene Literatur. Lehr- und Handbücher: [1] Barfuß-Gelcich, Geschichte der Uhrmacherkunst, 5. Aufl., Weimar 1892. [2] Berthoud, F., Essai sur l'horlogerie, Paris 1773, und Histoire de la mesure du temps par les horloges, ebend. 1802. [3] Schultz, Der Uhrmacher am Werktisch, Berlin 1902. [4] Dietzschold, Die Turmuhren mit Einschluß der sogenannten Kunstuhren, Weimar 1894. [5] Dubois, Histoire de l'horlogerie, Paris 1849. [6] Favarger, L'électricité et ses applications à la chronométrie, Genf 1892. [7] Fiedler, Die Zeittelegraphen und die elektrischen Uhren, Wien. [8] Saunier, Praktisches Handbuch für Uhrmacher, deutsch von Loeske, 1892. [9] Gelcich, Uhrmacherkunst und Behandlung der Präzisionsuhren, Wien 1892. [10] Georgi, Handbuch der Uhrmacherkunst, Altona 1867. [11] Grashof, Theorie der Getriebe und mechanischen Meßinstrumente, Hamburg 1883, S. 571 ff. [12] Schulte, Lexikon der Uhrmacherkunst, Bautzen 1902/03. [13] Großmann, Konstruktion einer einfachen, aber mechanisch vollkommenen Uhr, Glashütte 1880. [14] Ders., Freier Ankergang, 2. Aufl., Bautzen 1893. [15] Ders., Horological Pocket-Dictionary, Glashütte 1880. [16] Ders., Das Regulieren der Uhren, Bautzen 1903. [17] Bigourdan, Sur la distribution de l'heure à distance, au moyen de la télégraphie électrique sans fil, Comptes rendus 1904, Bd. 138, S. 1657. [18] Die radiotelegraphische Uhrenregulierung in Wien, Zeitschr. für Schwachstromtechnik 1907, S. 406 ff. [19] Jürgensen, Höhere Uhrmacherkunst, Kopenhagen 1872. [20] Karsten-Harms-Weyer, Einleitung in die Physik, Leipzig 1869, S. 607 ff. [21] Lossier, Das Regulieren der Uhren in den Lagen, Bautzen 1895. [22] Martens, Hemmungen der höheren Uhrmacherkunst, Furtwangen 1858. [23] Merling, Die elektrischen Uhren, Braunschweig 1884. [24] Moinet, Nouveau traité général d'horlogerie, Paris 1877. [25] Philippe, Les montres sans clef, Paris 1863. [26] Poppe, Ausführliche Geschichte der Uhrmacherkunst, Leipzig 1801. [27] Rüffert, Katechismus der Uhrmacherkunst, 4. Aufl., Leipzig 1901. [28] Saunier, Lehrbuch der Uhrmacherei, deutsch von Großmann, 3. Aufl., Bautzen 190206. [29] Sievert, Leitfaden für Uhrmacherlehrlinge, 8. Aufl., Berlin 1906. [30] Bauer, Hemmungen und Pendel für Präzisionsuhren, München 1893. [31] Förster-Leman, Vorschläge, betreffend die künftige Gestaltung der öffentlichen Zeitregulierung in Berlin nebst einem Gutachten über die für die öffentliche Zeitregulierung überhaupt in Betracht kommenden Einrichtungen, Berlin 1887 (im Selbstverlag des Magistrats). [32] Dinglers Polyt. Journ. 1894, Bd. 293, S. 126. Zeitschriften: [33] Journal der Uhrmacherkunst 1876 ff. [34] Uhrmacherztg., deutsche, 1877 ff. [35] Uhrmacherztg., Leipziger, 1893 ff. [36] The horological Journal 1859 ff. [37] Journal suisse d'horlogerie, Genf 1881 ff. [38] Revue chronometrique, Paris 185762 und 1866 ff. Patentschriften: Im Deutschen Reiche in Kl. 83, mit 93 einzeln beziehbaren Untergruppen. Die englischen Patente sind zusammengestellt in den von der britischen Patentbehörde herausgegebenen »Abridgments of specifications relating to watches, clocks and other timekeepers«, 8 Bde., umfassend die Jahre 16611900, London 18581903. Ein mit kurzen Inhaltsangaben versehenes Verzeichnis französischer Patente aus der Zeit von 1792 bis 1869 enthält: Alleaume, Les brevets d'inventions concernant l'horlogerie, Paris 1873. Von den schweizerischen Erfindungspatenten kommen die Klassen 64, »Taschenuhren« und 65, »Uhren andrer Art und Instrumente für die Uhrenindustrie«, in Betracht. Die bezüglichen Patente der Vereinigten Staaten sind dort in Kl. 58 eingereiht, deren Unterklassen (190) einzeln bezogen werden können.
Fickentscher.
Bei den astronomischen Uhren unterscheidet man: 1. Pendeluhren (Regulatoren) und 2. Federuhren. Die ersteren sind die genauesten Zeitmesser, allein nur bei guter Aufteilung brauchbar und nur nach Auseinandernehmen zu transportieren, die letzteren für den Transport (Reisen zu Wasser und Land) eingerichtet. Von den Federuhren kommen vorzugsweise in Betracht die sogenannten Chronometer (s.d.), bei denen wieder Boxchronometer (englisch; Dosen- oder Schiffschronometer) und Taschenchronometer (englisch Pocketchronometer) zu unterscheiden[705] sind, für viele Zwecke aber auch Taschenuhren gewöhnlicher Konstruktion (seine Taschenuhren mit Ankerechappement, oft Halbchronometer genannt, sind z.B. auf Reisen, wo für das Taschenchronometer meist nicht genügende Gewähr gegen Erschütterung u.s.w. gegeben ist, diesem oft vorzuziehen). Beide Arten von Uhren können selbstverständlich nach Sternzeit oder nach mittlerer Zeit reguliert sein, d.h. der Sekundenzeiger der Uhr soll entweder in einem Sterntag oder in einem Mittleren Tag genau 1440 Umläufe = 86400 Sekundenintervallen zurücklegen oder das Pendel der Pendeluhr soll, je nachdem der »Schlag« 1s, 0,5s ist, in einem der angegebenen beiden Zeiträume 86400, 172800 (oder 259200) Schwingungen machen, die »Unruhe« der Chronometer soll, je nachdem der Schlag 1s, 0,5s oder 0,4s ist, in einer der angegebenen Zeiten 86400, 172800 oder 216000 Schläge hören lassen; die Unruhe der oben angeführten Ankeruhren schwingt rascher, fast ausnahmslos ist der Schlag 0,2s (5 Schläge in 1 Sekunde). Zur Beobachtung an Sternen sind immer nach Sternzeit regulierte Uhren, für Bestimmungen mit Hilfe der Sonne aber Mittlere-Zeit-Uhren bequemer. Doch ist auch eine Sternzeituhr für Messung mit Hilfe der Sonne und eine Mittlere-Zeit-Uhr für Sternbeobachtungen zu gebrauchen, wie schon daraus hervorgeht, daß man von einer astronomischen Uhr eigentlich nur verlangt, daß sie gleichförmig geht, nicht aber »richtig« zeigt im gewöhnlichen Sprachgebrauch.
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