[681⇒] Gießen, Hauptstadt der hess. Prov. Oberhessen, am Einfluß der Wieseck in die Lahn, (1900) 25.491 evang. E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Handelskammer, Ludwigs-Universität (durch Landgraf Ludwig V. 1607 gegründet); Baumwollweberei, Zigarrenfabriken; dabei Braunsteinwerk Margaretenhütte. – Vgl. Buchner (1885, 1890, 1891). [⇐681]
[832⇒] Gießen, Hauptstadt der hess. Provinz Oberhessen, in anmutiger Lage am Einfluß der Wieseck in die Lahn, 165 m ü. M., macht, obschon der älteste Stadtteil eng und winklig erscheint, im ganzen durch zahlreiche Neubauten einen modernen Eindruck. Die erstmalig von Philipp dem Großmütigen 153033 errichteten Festungswerke wurden 1805 endgültig geschleift. An ihre Stelle sind schöne Promenaden getreten.
Die ansehnlichsten Plätze sind: der Brand, das Kreuz, der Kirchen- und der Marktplatz. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die Stadtkirche und die Johanneskirche, eine neue (1904) kath. Kirche, 2 Synagogen, eine im 14. Jahrh. errichtete Wasserburg (jetzt Museum), ein landgräfliches Zeughaus (jetzt Kaserne) mit dem sogen. Schlößchen, die Gebäude der Universität und ihrer Anstalten, das Justizgebäude, das Volksbad, die Kasernen. Nennenswerte Monumente sind: das Kriegerdenkmal von L. Habich und das Denkmal Justus v. Liebigs (von Schaper). G. hat (1900) einschließlich der Garnison (Infanterieregiment Kaiser Wilhelm Nr. 116) 25,491 (1904 etwa 27,500) Einw., darunter 2464 Katholiken und 895 Juden. Industrie und Handel sind sehr rege. Hervorzuheben sind: Tabak- und Zigarrenfabrikation (3000 Arbeiter), Textilindustrie, Bierbrauerei, Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Müllerei, Korsett-, Lampen-, Möbel-, Geldschrank-, Erdfarben-, Lack- und Firnisfabrikation etc. In der Umgegend ist eins der bedeutendsten Braunsteinbergwerke der Welt Der Handel wird durch eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle und andre Geldinstitute unterstützt. G. ist Knoten- oder Ausgangspunkt der Staatsbahnen Frankfurt a. M.- Niederwalgern, Köln-G., G.-Fulda, G.-Gelnhausen, G.-Koblenz. Die 1607 vom Landgrafen Ludwig V. gegründete Universität (Ludoviciana), die 162550 nach Marburg verlegt war, zählte 1903: 1092 Studierende. Sie hat eine große Zahl neuerrichteter und modernen Bedürfnissen entsprechender Institute und Anstalten, besonders für den medizinischen und naturwissenschaftlichen Unterrichtsbetrieb: Bibliothek (1904), chemisches Laboratorium, physikalisches und physikalisch-chemisches [⇐832] [833⇒] Institut, psychiatrische, medizinische und gynäkologische Klinik, chirurgische und Augenklinik (im Bau), pathologisches und hygienisches Institut, mehrere neue Veterinärinstitute (s. Tierärztliche Hochschulen), anatomisches, physiologisches, pharmakologisches und zoologisches Institut, botanischer und forstbotanischer Garten u. a. Der Unterricht in der Landwirtschaft und im Forstfach ist mit der Universität verbunden. An sonstigen Lehranstalten besitzt G. ein Gymnasium, ein Realgymnasium und eine Oberrealschule. Auch hat die Stadt eine ständige Kunstausstellung und ist Sitz der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, des Oberhessischen Geschichtsvereins etc. Die städtischen Behörden zählen 4 Magistratspersonen und 27 Stadtverordnete. G. ist Sitz der Provinzialdirektion für Oberhessen, eines Kreisamtes und eines Landgerichts. Zum Landgerichtsbezirk G. gehören die 20 Amtsgerichte zu Alsfeld, Altenstadt, Büdingen, Butzbach, Friedberg in Hessen, G., Grünberg, Herbstein, Homberg in Oberhessen, Hungen, Laubach, Lauterbach, Lich, Nauheim, Nidda, Ortenberg, Schlitz, Schotten, Ulrichstein und Vilbel. In der Nähe liegen die Burgruinen Gleiberg (s.d.), Vetzberg und Staufenberg sowie die ehemalige Deutschordenskomturei Schiffenberg. G. (bei den Alten oft »Zu den Gissen« genannt, wahrscheinlich von den zahlreichen Flüßchen, die hier ihr Wasser in die Lahn »gießen«) gehörte ursprünglich zur Grafschaft Gleiberg, kam 1203 an den Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen, erhielt um die Mitte des 13. Jahrh. Stadtrecht und ward 1265 mit der Grafschaft G. an Hessen verkauft. Mit dem Aussterben der Marburger Linie fiel G. 1604 an Hessen-Darmstadt. Während des Siebenjährigen Krieges war G. 175963 von den Franzosen besetzt. Vgl. Buchner: Führer für G. und das Lahntal (2. Aufl., Gieß. 1891), G. vor 100 Jahren (das. 1879), Aus Gießens Vergangenheit (das. 1886); Kraft, Geschichte von G. bis 1265 (Darmst. 1876); Nebel, Kurze Übersicht einer Geschichte der Universität G. (Marburg 1828); K. Vogt, Aus meinem Leben (Stuttg. 1895); Bock, Aus einer kleinen Universitätsstadt (Gieß. 1896); Kehm, Die Geschichte der Gießener Tabakindustrie (Ulm 1903); Biermer, Die Universität G., in dem Sammelwerk »Das Unterrichtswesen im Deutschen Reiche«, Bd. 1 (Berl. 1904). [⇐833]
[348⇒] Gießen) Kreis in der großherzoglich hessischen Provinz Ober-Hessen; zählt in 49 Ortschaften 47,000 Ew.; 2) Hauptstadt von Ober-Hessen u. des Kreises, Hauptstation der Main-Wesereisenbahn, Sitz der Provinzialkreisbehörde, eines Hofgerichts, Stadt- u. Landgerichts etc.; liegt am Einfluß der Wiesel in die Lahn, über welche seit 1806 eine steinerne Brücke führt, war sonst fest, doch sind die Wälle abgetragen u. in Gärten verwandelt. G. hat ein altes Schloß (jetzt Kanzleigebäude) u. Zeughaus (jetzt Magazin), 2 Kirchen (wovon 1 katholisch) u. 1 Hospitalkapelle, die vormalige Kaserne wird jetzt zum Theil als Bibliothek, zum Theil als Klinik benutzt. Hier die 1607 von dem Landgraf Ludwig V. gestiftete Universität, jetzt mit 45 Lehrern u. (1858) 360 Studenten (Großherzog Ludwig I. errichtete auch eine katholische Facultät, aber die Studirenden der katholischen Theologie sind seit 1851 in Mainz), neues Universitätsgebäude, darin Sammlung physikalischer Instrumente, Mineralogische, Zoologische u. andere Sammlungen, Bibliothek, außerdem Klinicum, Chemisches Laboratorium, neues Anatomiegebäude, Geburtshülfliche Anstalt, Botanischer Garten (schon 200 Jahre gegründet, jetzt sehr erweitert), Forstbotanischer Garten für die Forstlehranstalt, Reitschule, Philologisches Seminar, Stipendlenanstalt, ein Gymnasium u. eine Realschule, mehrere Elementarschulen, Oberhessische Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde, bedeutende Bierbrauereien, Fabriken in Tabak, Wollen- u. Baumwollenzeugen, 3 Buchhandlungen, 2 Buchdruckereien u. 4 Steindruckereien, auf Actien gebautes Gesellschaftshaus; Freimaurerloge: Ludewig zur Treue; 9000 Ew. Dabei liegt der Buschische Garten, die ehemalige Deutsch-Ordens-Commende Schiffenberg, jetzt Staatsdomäne u. die Badenburg, Lustgärten, u. die romantischen Ruinen der Staussenberg u. die im preußischen Kreis Wetzlar gelegenen Gleiberg u. Vetzberg. Bei G. finden sich Lager trefflichen Braunsteins u. viele Eisensteingruben. Vgl. Duller, G. u. seine Umgebungen, 3. Aufl. 1851; Nebel, Geschichte der Universität G., Marb. 1828._ G. soll im 13. Jahrh. aus den drei Dörfern Seltars, Astheim u. Kroppbach entstanden sein. Nebst der Umgegend gehörte es den Grafen von Gleiberg, dann dem Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen u. seit 1265 den Landgrafen von Hessen. Frühzeitig mit Mauern umgeben, wurde die Stadt 1327 von dem Mainzer Erzbischof gestürmt u. zerstört, 1530 vom Landgrafen Philipp befestigt, 1547 aber auf Befehl Kaiser Karls V. geschleift; doch begann jener 1560 den Festungsbau wieder, welchen Landgraf Ludwig IV vollendete. Nach dessen Tod kam G. an Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt, der hier 1602 die Universität gründete u. die lutherischen Theologen, denen man in Marburg den Aufenthalt verweigerte, nach G. zog; doch wurde sie 1625 wieder mit der zu Marburg vereinigt, u. erst 1650 bekam G. unter Landgraf Georg II. seine eigene Universität wieder. Im September 1796 hier Niederlage Jourdan's durch die Österreicher, s. Französischer Revolutionskrieg. [⇐348]
[80⇒] Gießen, Hauptst. der großherzogl. hess. Provinz Oberhessen, an der Lahn u. der Main-Weserbahn, 9000 E., 1607 gegründete Universität, Gymnasium, Forstschule. [⇐80]
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