[524] Eichhorn, 1) Johann Gottfried, geb. 16. Oct. 1752 in Dörenzimmern (Hohenlohe-Öhringen); wurde Rector in Ohrdruff, 1775 Professor der Morgenländischen Sprachen in Jena, 1788 Professor der Philosophie in Göttingen u. st. hier 25. Juni 1827; er schr.: Einleitung in das A. T., Lpz. 178083, 3 Thle., 4. Aufl., Gött. 1823, 5 Thle.; Einleitung in die apokryphischen Schriften des A. T., Lpz. 1798 (4. Aufl. von beiden, 8 Bde.); Einleitung in das N. T., ebd. 180414, 3 Bde., n.A. 1824, 5 Bde.; Allgemeine Bibliothek der biblischen Literatur, ebd. 17871804, 10 Bde., 2. Aufl. 1812 ff.; Commentar zur Apokalypse (lat.), 1791, 2 Bde.; Literargeschichte, 17991814, 2 Bde., 2. Bd. 2. Aufl. 1813; Allgemeine Geschichte der Cultur u. Literatur des neuern Europa, 179699, 2 Bde.; Übersicht der Französischen Revolution, 1797, 2 Bde.; Weltgeschichte, ebd. 17991814, 5 Bde., 3. Aufl., 181820, 6 Bde.; Geschichte der 3 letzten Jahrh., ebd. 1803 f., 6 Bde. (3. Aufl. 1817); Geschichte des 19. Jahrh., ebd. 1817; Geschichte der Literatur, ebd. 180512, 12 Bde.; Antiqua hist. ex ipsis veter. scriptorum graecor. narrationibus contexta, ebd. 1811 f., 4 Bde.; Ant. hist. ex ipsis veter. scriptor. latinor. narr. contexta, Gött. 1811, 2 Bde.; die hebräischen Propheten, 181620, 3 Bde., u. m. a. 2) Karl Friedrich, Sohn des Vorigen, geb. 1781 in Jena, studirte in Göttingen die Rechte, hielt sich von 1801 bis 1803 in Wetzlar, Wien u. Regensburg auf, um das Praktische des Deutschen Rechts zu studiren. Dann habilliirte er sich in Göttingen, wo er Mitglied des Spruchcollegiums wurde; ging 1804 als Professor nach Frankfurr a. d. O. u. siedelte 1811 mit der Universität nach Berlin über, wo er mit Savigny die Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft gründete. Er nahm regen Antheil an den Bestrebungen der Patrioten gegen Frankreich u. trat 1813 als Freiwilliger in die preußische Landwehr, lehrte seit 1914 wieder in Berlin u. seit 1817 in Göttingen. Seiner geschwächten Gesundheit wegen zog er sich 1829 auf das von ihm erkaufte Landgut Ammerhof bei Tübingen zurück. Indeß schon 1832 folgte er dem Rufe als Professor in Berlin. Aber schon nach zwei Jahren sah er sich eines Brustleidens wegen genöthigt, den Lehrstuhl wieder zu verlassen, u. nahm nun die Stellung eines Geheimen Obertribunalraths ein. Er wurde sodann Mitglied des Staatsraths (1838), der Gesetzcommission (1842) u. des Obercensurgerichts (1843), welches Amt er jedoch schon 1844 freiwillig niederlegte. Außerdem bekleidete er von 1841 bis 1846 das Amt eines Spruchmanns am Bundesschiedsgerichte. Er legte 1847 seine Staatsämter nieder u. st. am 4. Juli 1854 in Köln. Auf Grundlage der Geschichte der deutschen Staats- u. Rechtsverfassung hat E. das deutsche Privatrecht zur Wissenschaft erhoben u. demselben die historisch-combinatorische Methode untergelegt, er ist im Deutscher Rechte das Haupt der historischen Rechtsschule. Er schr.: Deutsche Staats- u. Rechtsgeschichte, Gött. 180822, 5. Aufl. 184345, 4 Bde.; Einleitung in das deutsche Privatrecht, ebd. 1824, 5. Ausg. 1845; Über Allodisication der Lehen, Gött. 1828; Grundsätze des Kirchenrechts, Gött. 183133, 2 Bde.; Über die Verfassung des Bundes in Streitigkeiten der Mitglieder desselben, Berl. 1833; Chrimhildens Rache (ein Trauerspiel), Gött. 1824. 3) Johann Albrecht Friedrich, geb. 1779 in Werthheim am Main, wurde 1800 Auscultator der Regierung in Kleve u. 1807 Rath des Kammergerichts u. Syndicus der Universität in Berlin; er ging auch in diesem Jahre zur Verhandlung wegen Auslieferung preußischer Gefangener mit Frankreich u. den Rheinbundfürsten an den Rhein; wirkte 1813 zu Errichtung der Landwehr u. des Landsturms, folgte als Freiwilliger der Armee, trat unter Stein in die Centralregierung der eroberten deutschen, Frankreich alliirten Lande u. schr.: Die Centralverwaltung der Verbündeten unter dem Freiherrn von Stein, Deutschland 1819, u. An die Widersacher der Vereinigung Sachsens mit Preußen, Lpz. 1814. Von Hardenberg 1815 nach Paris berufen, nahm E. an der Verwaltung der besetzten französischen Provinzen u. an den Regulirungen der verschiedenen Ansprüche an Frankreich Theil u. rettete dabei dem Vaterland viele Schätze der Kunst u. Literatur. Nach seiner Rückkehr wurde er vortragender Rath im Ministerium des Auswärtigen, Geheimer Legationsrath, 1817 Mitglied des Staatsraths, 1831 Director des auswärtigen Departements u. trug wesentlich zur Beseitigung der Hindernisse bei, welche 1833 dem Abschluß des Zollvereins entgegenstanden; Ende 1840 wurde er Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten u. war die Seele des damaligen preußischen Cabinets, welches in Folge der Märzrevolution 1848 abtrat. 1850 wurde E. zum Mitglied[524] des Erfurter Staatenhauses berufen u. st. 16. Jan. 1856 in Berlin. Nach ihm wurde eine neue Straße vor dem Potsdamer Thore in Berlin benannt. 4) Albert, geb. 1811 in Freienwalde, bildete sich unter der Leitung von Tempeltei u. Biermann in Berlin zum Landschaftsmaler, begab sich 1840 auf Reisen u. sammelte in Italien u. Griechenland eine große Menge von Skizzen, welche er später als Motive zu Gemälden verarbeitete. Die ersten Bilder, welche er nach seiner Heimkehr 1842 ausstellte, erregten die Bewunderung wegen ihrer ungemeinen Treue in der Wiedergabe des Typus der griechischen u. italienischen Natur. Sie waren, wie auch die meisten seiner spätern Bilder, wo Terrain u. Architektur an vergangene Zeiten erinnerte, durch einen gewissen historischen Ernst charakterisirt. Nach einer ebenso lohnenden wie fruchtbaren Thätigkeit nahm sich E. in einem Anfall von Hypochondrie 1851 das Leben. Von seinen Gemälden, welche größtentheils vom Könige Friedrich Wilhelm IV. angekauft wurden, sind die bekanntesten: Der Taygetos, der Tempel von Phigalia, der Tempel von Korinth, der Tempel des Olympischen Zeus, die Straße von Patras, die Peterskirche, Ansichten aus der Campagne. In der Wandmalerei entdeckte er ein neues eigenthümliches Verfahren, welches er bei Ausführung einiger Bilder in den Charlottenburger Bädern u. in seiner eignen Wohnung anwandte. 5) Johann Gottfried Ernst, geb. 1822 in Koburg, u. 6) Johann Karl Eduard, geb. 1823 ebenda, Söhne des dortigen Kammermusikus E., Violinisten, bereisten mit ihrem Vater schon 1834 Deutschland, Frankreich u. England u. erregten allgemeine Bewunderung. Ernst starb als herzogl. Koburgscher Kammervirtuos 1844 in Koburg.