[846] Indiāna, 1) (State of Indiana, officielle Abkürzung Ind.), einer der Vereinigten Staaten von Nordamerika, u. zwar einer der Nordwestlichen Agriculturstaaten; Größe: 1592 geographische QM; grenzt im N. an den Michigan-See u. den[846] Staat Michigan, im O. an den Staat Ohio, im S. an den Staat Kentucky (durch den Ohio River davon getrennt), im W. an den Staat Illinois (theilweis durch den Wabash River davon getrennt); fast ganz eben, nur im S. längs des Ohio River einige niedrige Hügelketten; Flüsse: Ohio, Wabash, Maumee River (hier aus der Vereinigung der St. Josephs u. St. Mary's Rivers gebildet), White u. Kankakee Rivers. Klima fast durchgehends gesund, nur in den niedrigen u. Sumpfgegenden bisweilen Fieber; im Allgemeinen milder als in den Staaten am Atlantischen Ocean unter den nämlichen Breitengraden, plötzlicher Witterungswechsel; Winter streng, aber verhältnißmäßig von kurzer Dauer. Der Boden ist größtentheils Prairieland u. sehr fruchtbar, namentlich an den Flußufern; Waldungen von Eichen, Buchen, Eschen, Ahorn, Kastanien etc. Producte: Mais, Weizen, Roggen, Hafer, Bataten, Kartoffeln, Bohnen, Erbsen, Buchweizen, Flachs, Hanf, Obst, Gartenfrüchte, Wein, Honig, Wachs, Seide; Rindvieh, Pferde, Schafe, Schweine; Steinkohlen, Eisen, Kupfer. Bevölkerung von 1850: 988,416 Ew. (wovon 977,628 Weiße u. 10,788 freie Farbige), also 621 Ew. auf 1 QM. Die Bevölkerung ist meist angloamerikanischer, deutscher u. britischer Abkunft. Eintheilung in 91 Grafschaften (Counties): Adams, Allen, Bartholomew, Benton, Blackford, Boone, Brown, Carroll, Caß, Clark, Clay, Clinton, Crawford, Davieß, Dearborn, Decatur, De Kalb, Delaware, Dubois, Elkhart, Fayette, Floyd, Fountain, Franklin, Fulton, Gibson, Grant, Greene, Hamilton, Hancock, Harrison, Hendricks, Henry, Howard, Huntington, Jackson, Jasper, Jay, Jefferson, Jennings, Johnson, Knox, Kosciusko, La Grange, Lake, Laporte, Lawrence, Madison, Marion, Marshall, Martin, Miami, Monroe, Montgomery, Morgan, Noble, Ohio, Orange, Owen, Parke, Perry, Pike, Porter, Posey, Pulasky, Putnam, Randolph, Ripley, Rush, Scott, Shelby Spencer, Stark, Steuben, St. Joseph, Sullivan, Schwitzerland, Tippecanoe, Tipton, Union, Vanderburg, Vermilion, Vigo, Wabash, Warren, Warbick, Washington, Wayne, Wells, White, Whitley. Hauptstadt: Indianapolis (bis 1824: Corydon). Die Verfassung (vom J. 1851) ist eine der reinsten demokratischen in der ganzen Union; an der Spitze der Executivgewalt steht ein auf vier Jahr vom Volk gewählter Gouverneur (bis 1861 Ashbel P. Willard); er muß über 30 Jahr alt u. seit 5 Jahren Bürger von I. sein u. ist für die nächsten 4 Jahre nicht wieder wählbar. Er hat das Recht der Begnadigung außer bei Staatsverbrechen u. ein Veto, welches jedoch schon durch einfache Majorität der sämmtlichen Mitglieder beider Häuser der General Assembly annullirt wird. Ihm zur Seite steht ein Vice-Gouverneur (Lieutenant Governor), welcher unter denselben Bedingungen gewählt wird u. zugleich Präsident des Senats ist, außerdem ein Staats- u. ein Schatzsecretär, gleichfalls vom Volk, auf 2 Jahr, erwählt u. für die nächsten 2 Jahr nicht wieder wählbar. Die Gesetzgebende Gewalt ruht in der General Assembly, welche aus einem Senat von 50 u. einem Repräsentantenhause von 100 Mitgliedern besteht; beide werden nach Districten vom Volke gewählt, erstere auf 4, letztere auf 2 Jahr. Stimmrecht hat jeder 21 Jahr alte weiße männliche Bürger der Vereinigten Staaten, welcher in den letzten 6 Monaten vor der Wahl in I. gewohnt hat, u. jeder weiße 21 Jahr alte Fremde, der ein Jahr in den Vereinigten Staaten u. 6 Monate in I. gelebt u. in gesetzlich vorgeschriebener Form erklärt hat, Bürger der Vereinigten Staaten werden zu wollen. Neger u. Mulatten dürfen nie stimmen. Alle Wahlen des Volkes geschehen durch Stimmzettel (Ballots), alle Abstimmungen der Assembly mit lauter Stimme (viva voce) die General Assembly versammelt sich aller 2 Jahre im Januar zu Indianapolis. I. sendet zum Congreß nach Washington 2 Mitglieder in den Senat, 11 Mitglieder ins Repräsentantenhaus u. hat 13 Stimmen bei der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Für Rechtspflege besteht ein Oberst-Gerichtshof (Supreme Court) aus 35 von der gesammten wahlberechtigten Bevölkerung auf 6 Jahr gewählten Richtern bestehend, 13 Bezirksgerichte (Circuit Courts) deren Richter ebenfalls vom Volke auf 6 Jahr u. deren Staatsanwälte auf 2 Jahre gewählt werden; für die Untergerichte (Courts of Common Pleas) deren es 44 gibt, werden die Friedensrichter (Justices of the Peace) auf 4 Jahre vom Volk gewählt. Zur Rechtspraxis vor jedem Gerichtshofe ist jeder unbescholtene wahlberechtigte Weiße (Voter of good moral character) berechtigt; Neger u. Mulatten dürfen sich nicht weiter im Staate niederlassen. Die Constitution u. einzelne Bestimmungen derselben können durch 2 in verschiedenen Legislaturen mit einfacher Majorität angenommenen Voten, welche die Ratification des Volkes erhalten, abgeändert werden. Sämmtliche öffentliche Beamte beziehen einen sehr niedrigen Gehalt. Das Finanzwesen des Staates ist etwas complicirt; durch große Staatsbauten, namentlich Kanäle, hatte sich I. eine große Schuldenlast aufgeladen, welche bis zum Jahr 1847 einschließlich 3 Mill. Dollars rückständiger Zinsen auf über 14 Mill. Dollars gestiegen war, doch sind dieselben in den letzten Jahren theilweis zurückgezahlt worden u. waren 1858 bereits bis auf 8 Mill. Dollars getilgt. Staatseinnahmen 1857: 1,774,000 Doll., Staatsausgaben: 1,748,000 Doll. Religion: Methodisten, Baptisten, Presbyterianer u. Christianen bilden die Mehrzahl der Bevölkerung; 1850 hatte J. 1947 Kirchen, davon gehörten 745 den Methodisten, 412 den Baptisten, 267 den Presbyterianern; 182 den Christianen, 85 den Quäkern, 63 den Römischen Katholiken, 60 den Lutheranern, 53 den Mährischen Brüdern (Herrnhuter), die übrigen vertheilen sich auf die Episkopalen, Universalisten, Reformirten, Unionisten, Tunkern u.a. unbedeutendere Secten. Unterricht u. Bildung. I. besitzt 5 höhere Bildungsanstalten: die Indiana State University zu Bloomington (1816 gegründet), das Hanover College zu Hanover (1832 gegründet), das Wabash College zu Crawfordsville (1834 gegründet), die Indiana Ashbury University zu Green Castle (methodistisch, 1837 gegründet) u. die Notre Dame du Lac University zu) South-Bend (Römisch Katholisch, 1834 gegründet); ferner mehrere Theologische Seminare u. Medicinische Schulen, 11 Colleges u. (1850) 5899 Volksschulen (Common Schools); an Bibliotheken: 58 öffentliche Bibliotheken, 88 Schul- u. Sonntagsschulbibliotheken. Wohlthätigkeitsanstalten: die Taubstummenanstalt, das Blindeninstitut u. das Irrenhaus,[847] sämmtlich zu Indianapolis, mehrere Hospitäler; das Staatsgefängniß ist in Jefferson; Hauptbeschäftigung ist Ackerbau u. Viehzucht; 1850 gab es in I. 93,896 Farms, deren gesammte Ländereien auf 136,385,173 Dollars abgeschätzt waren; von den 21,637,760 Acres, welche der ganze Staat enthält, waren 1850 nur erst 5,045,453 Acres cultivirt. Die Industrie ist noch sehr unbedeutend, doch beständig im Zunehmen begriffen; am meisten ist sie noch in Baumwolle u. Eisen vertreten. Eben so ist der Bergbau noch ohne alle Bedeutung. Der Handel ist ebenfalls nicht von großer Wichtigkeit u. beschränkt sich fast ausschließlich auf Binnenhandel, da I. keinen dem auswärtigen Handel geöffneten Hafen am Michigan See besitzt, doch wird der Verkehr sehr durch den Wabash-Erie Kanal befördert. 1858 besaß I. eine Staatsbank mit 13 Zweigbanken u. 32 Freibanken mit einem Gesammtcapital von 3,585,922 Dollars. I. besitzt ein sehr ausgebreitetes, trefflich organisirtes Eisenbahnsystem, von den Eisenbahnen führen zwei in Norden des Staates von Chicago (in Illinois) am Michigan See durch I. u. Michigan zum Erie See, während 7 große Eisenbahnlinien von der im Mittelpunkte des Staates gelegenen Hauptstadt Indianapolis strahlenförmig nach allen Richtungen hin auslaufen u. sich weiter verzweigen; 1858 waren im Ganzen 258 Meilen Eisenbahnen im Betrieb. An Kanälen besitzt I. den 100 Meilen langen Wabash-Erie Kanal (von Evansville am Ohio nach Toledo [im Staate Ohio] am Erie See), wovon auf I. allein 81 Meilen kommen; ferner der White Water Kanal, von Lawrenceville am Ohio nach Hagerstown am West Fork des White River, 16 Meilen. I. gehörte früher zum sogenannten Französischen Amerika (Nouvelle France); es wurde Ende des 17. Jahrh. von Canada aus von Franzosen besucht u. Anfang des 18. Jahrh. von denselben angebaut; namentlich legten sie an den Ufern des Wabash mehrere Posten an, von denen der bedeutendste Vincennes war. 1763 fiel I. an Großbritannien u. stellte sich beim Ausbruch der Revolution auf Seiten der Amerikaner. Durch den Tractat von 1783 kam es an die Union, die es jedoch von den Indianern theils erobern, theils erkaufen mußte; bis 1801 gehörte es zum großen Nordwest-Territorium (Territory North West of the Ohio), 1811 wurde es eignes Gebiet u. 1816 als Staat in die Union aufgenommen. Die Constitution von 1816 wurde 1851 aufgehoben u. eine neue gegeben, welche letztere noch jetzt gilt. 2) Grafschaft im Staate Pennsylvanien, 36 QM.; Flüsse: Conemaugh River; Little Mahoning, Crooked, Black Lick u. Two Lick Creeks; Producte: Mais, Weizen, Hafer; Rindvieh, Pferde, Schafe; Steinkohlen, Eisen, Satz; große Waldungen. Der Pennsylvania Kanal u. die Pennsylvania Central Eisenbahn durchschneiden die Grafschaft. 1803 organisirt; 1850: 27,170 Ew.; Hauptort Indiana, 5 Kirchen, Akademie; 1000 Ew.; 3) Städtischer Bezirk (Township) in der Grafschaft Alleghany des Staates Pennsylvanien; 2500 Ew.
Buchempfehlung
Sechs Erzählungen von Arthur Schnitzler - Die Nächste - Um eine Stunde - Leutnant Gustl - Der blinde Geronimo und sein Bruder - Andreas Thameyers letzter Brief - Wohltaten Still und Rein gegeben
84 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro