1. Als was einer geboren, als das wird er sterben. (Lit.)
2. Alsbald wir werden geboren, so sind wir schon verloren. – Henisch, 1391, 65.
»Die grösste Sünd' ist das Geborensein.« (Calderon, Das Leben ein Traum.)
3. Besser ist nimmer gebor'n, denn ewig sein verlor'n. – Pauli, Postilla, I, 544a; Henisch, 1391, 57.
4. Besser nicht geboren, als nicht wiedergeboren. – Ramann, II. Pred., I, 470.
5. De möt noch îerst gebûren wârden, säd de Mann mit'n Esel, de jeden allens recht mâkt.(Mecklenburg.)
6. Der ist noch nicht geborn, den jederman zu danck thun sol (mag). – Petri, II, 96.
7. Der soll noch geboren werden, dem es allenthalben wohl ging. – Henisch, 1391, 58.
Dän.: Den skal endnu fødes som er lyksalig i alt. (Prov. dan., 491.)
8. Der soll noch geboren werden, der es allen recht machen kann. – Ramann, II. Pred., I, 37; Siebenkees, 163; Eiselein, 213; Kirchhofer, 235.
Dän.: Den skal endnu fødes, der kan befalde alle. (Bohn I, 355; Prov. dan., 21.)
Engl.: He does not live in this world that can skin a grindstone. (Bohn I, 354.) – One cannot please every one.
Frz.: On ne peut contenter tout le monde et son père. (Bohn I, 42.)
Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro. – Nec summus cunctis Jupiter ipse placet.
9. Der zunächst geboren ist, ist der nächste Erbe zu nehmen. – Graf, 200, 117.
In Lappenberg's Hamburger Stadtrecht (III, 12): Sve negest is geboren de is negest erp up to nemende. (S. Erben ⇒ 3 u. ⇒ 4, ⇒ Glied, ⇒ Grad, ⇒ Nächste, ⇒ Sippe.)
10. Die gleich geboren sind, sollen gleich theilen. – Graf, 216, 228.
Mhd.: De der like gheboren sind, de sulen like delen. (Kraut, Grundriss zu Vorlesungen, S. 19.)
11. Es ist nicht jeder geboren, um nach Rom zu gehen.
12. Es sind noch nicht alle geboren, die gen Himmel gehören. – Lehmann, 384, 1.
13. Gut geboren is nit verloren. – Tendlau, 731.
14. Ich bin zu früh gebor'n, mein Glück das kommt erst mor'n.
A. Herzen in seinem Epilog auf das Jahr 1849 sagt: »Es ist ein Unglück zu einer Zeit geboren zu werden, wo eine ganze Welt im Absterben begriffen ist.« (Neuyorker Abendzeitung vom 27. Sept. 1850.)
15. Mancher ist hoch geboren, aber nicht hoch erkoren.
16. Nichts ward so gross vnd hoch geboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vntertruckt vnd schlug zu thal. – Gruter, III, 72.
17. Niedrig geboren ist oft hoch erkoren.
[1384] 18. Niemand wird ihm allein geboren.
19. Roth geboren hat das Fegefeuer schon auf der Welt. (Schweiz.)
20. Schwarz geboren, hat 's Waschen verloren.
21. Vil besser nie geboren sein, denn ewig leiden noth vnd pein. – Henisch, 1392, 19.
22. Was ich geboren, macht mich verloren. – Parömiakon, 214.
Klage einer Mutter über ihre Kinder.
23. Was krumm geboren ist, das macht kein Winkelmass gerade. – Sprichwörtergarten, 339.
24. Weiss geboren, b'schisst. (Schweiz.)
25. Wer geboren ist, fängt an zu sterben.
Die Litauer drängen die Geschichte des menschlichen Lebens in die wenigen Worte zusammen: Geboren, herangewachsen, verdorben, gestorben. (Reinsberg VII, 26.)
Dän.: Milene ere alt gierde for at vi kunde hverken giøre dem længere eller staekkere. – Saa snart fød, saa snart paa veyen til døden. (Prov. dan., 189.) – Vi fødes til at døe, og er ei under at den døer som var dødelig. (Prov. dan., 191.)
Lat.: Nascimur hac omnes lege, ut moriamur. (Binder II, 1971.)
26. Wer geboren wird, ist vom Tode geworben. – Gaal, 1530.
Alles, was geboren wird, muss sterben, sagen die Polen. Alle gehen mit ihrem Sack zur Mühle, die Venetier. (Reinsberg II, 153.)
Dän.: Alt det som fødes skal engang døe. (Prov. dan., 26.)
It.: Chi nasce, convien morire. (Gaal, 1530.)
Lat.: Lex universi est, quae jubet nasci et mori. (Publ. Syr.) (Binder II, 1659; Philippi, I, 225.) – Omne quod exoritur, fit et moritur. (Binder II, 2375; Neander, 297.)
27. Wer nicht geboren ward, dem ward der Tod erspart.
28. Wer zu spät geboren wird und zu früh stirbt, hat wenig vom Leben.
Dän.: Det er ondt at være sildig fød, og aarle dœd. (Prov. dan., 189.)
29. Wie einer ist geboren, so wird er geschoren. – Simrock, 3120; Eiselein, 212.
30. Wir werden alle auf Eine Weise geboren, aber der Tod ist verschieden.
Der Pole: Eine ist die Weise des Geborenwerdens, tausendfach die des Sterbens. Aehnlich der Serbe. (Reinsberg II, 53.)
31. Wohl geboren ist etwas, wohl erzogen mehr, wohl verheirathet viel, wohl gestorben alles.
Dän.: Vel fød, er vel en trøst, men bedre vel opdragen, vel gift, er livets lyst, vel død er heele sagen. (Prov. dan., 113.)
32. Wohl geboren, wohl geheirathet, wohl gestorben. – Kirchhofer, 205.
Die drei irdischen Glückseligkeiten.
*33. Besser, du wärest nie geboren. – Eiselein, 212.
Lat.: Optimum non nasci. (Eiselein, 212.)
*34. Er ist noch nicht geboren und niest schon.
Von ausserordentlicher Begabung oder früher Entwickelung; ironisch von widerwärtiger Frühklugheit.
*35. Er ist zu früh geboren. (S. 14.) – Eiselein, 212.
Von jemand, der kein Glück hat. »Ich bin zu früe geboren; wa ich hüt nur hinkumm, min Glück das kummt erst morn.« (Volkslied.) (Eiselein, 212.)
*36. Is mersch doch hoite, as wenn ich noi geburen wär. (Schles.) – Frommann, III, 248, 234.
*37. Sie ist noch nicht geboren und schon an den Mann gebracht. – Reinsberg I, 87.
38. Alsbald du geboren bist, so bistu alt genug zu sterben. – Wachter.
39. Besser nicht geboren als nicht unterrichtet.
It.: È meglio non nato che non insegnato. (Giani, 859.)
40. Licht gebîren, licht geschtorben. – Schuster, 794.
41. Was geboren ward bei Nacht, muss man gut besehn, wenns tagt. – Schuller, 44.
42. Wer ehrlich geboren, christlich gelebt vnd selig gestorben, der hat drey gute ding volbracht. – Henisch, 598, 5.
43. Wo en jeder geboren is, da gefelt et 'ne am besten. – Schambach, II, 601.
*44. Er ist dazu geboren.
Buchempfehlung
1587 erscheint anonym im Verlag des Frankfurter Druckers Johann Spies die Geschichte von Johann Georg Faust, die die Hauptquelle der späteren Faustdichtung werden wird.
94 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro