Schwarz

1. Bin ich auch schwarz, so bin ich doch kein Zigeuner.


2. Bist du selbst schwarz, so schilt andere nicht Raben.


3. Es ist nicht alles so schwarz als es aussieht. Schles. Zeitung, 1872, Nr. 167.


4. Ich bin wol schwarz, aber ich schlafe nicht im Rauch. (Surinam.)

Wenn ich auch arm bin, so doch nicht dein Schuhlappen.


5. Ich habe mich etwas schwarz gemacht, sagte der Schornsteinfeger, als er aus der Esse kam.

Holl.: Ik maak mij vuil, zei de schoorsteenveger, en hij kwam uit den schoorsteen. (Harrebomée, II, 258a.)


6. Ich hab's schwarz auf weiss, sagte der Müller zum Richter, dass mich der Köhler beschissen hat.


7. Ich kann schwarz und weiss wol unterscheiden.Simrock, 9340.

Lat.: Novit, quid album, quid nigrum. (Eiselein, 562.)


8. Ich schwarz und du schwarz, hat der Teufel zum Kohlenbrenner gesagt.


9. Ich will dir's schwarz auf weiss geben, sagte der Schornsteinfeger zur Müllerin, da küsste er sie.


10. Ist einer schwarz, so heisst er weiss.Simrock, 9339.

Die Armenier: Schwarz und Weiss kann man erst im Bade unterscheiden. (Ausland, 1871, 404a.)


11. Man muss nicht allzeit schwartz aussehen, wenn einem gleich ein ding misfelt.Petri, II, 461.


12. Pfui, wie schwarz bist du, sagte die Pfanne zum Kessel.

Dän.: Ve dig, saa sort es du, sagde kølnen til ovnemunden. – Væ dig saa sort du er, sagde gryden til leerpotten. (Prov. dan., 521.)


13. 'S ist mancher schwarz und ist kein Schlotfeger.

Böhm.: Ač je černý, není předc d'ábel. (Čelakovsky, 268.)

14. Schön schwarz ist auch sauber (hübsch).


15. Schwart on witt öss rodbundt, dat schellebergsche Moster.Frischbier2, 3434.

Als Tadel der Farben eines Wirkmusters.


16. Schwart – schitt (auch: schiet) hart. (Pommern.)

Gehört zu den Spottanhängseln, zu Familiennamen, die häufig vorkommen, wie Hahn, Meier (s.d. 2), Schmidt und andere.


17. Schwartz ist auch ein Farb.Gruter, III, 79; Lehmann, II, 575, 47.

In Schwaben: Schwarz ist au a Farb. (Michel, 275; Nefflen, 465.) Schlecht ist auch eine Eigenschaft.


18. Schwartz ist nicht weiss.Gruter, III, 79; Lehmann, II, 575, 48.


19. Schwartz vnd freundlich ist auch angenehm.Petri, II, 533.


20. Schwartz vnd schwartz liebt sich vnter einander.Petri, II, 533.


[423] 21. Schwarz auf weiss behält den Preis.Eiselein, 562; Gaal, 1391; Simrock, 9336; Braun, I, 4032; Körte, 5466.

Vorzug der schriftlichen Festsetzungen, vor den leicht zu begehenden oder zu vergessenden mündlichen Zusagen.

Lat.: Annulis plus quam amicis creditur. (Seneca.) (Binder II, 183; Seybold, 29.)


22. Schwarz auf weiss gilt.Blass, 18.


23. Schwarz auf weiss machet heiss.Eiselein, 562.


24. Schwarz auf weiss oder gar nicht.Simrock, 9337; Körte, 5467; Körte2, 6830.


25. Schwarz auf weiss redet.Simrock, 9336a; Graf, 243, 126.

Vorzüge schriftlich abgeschlossener Verträge vor blos mündlichen Verabredungen.


26. Schwarz auf weiss redt noch, wenn's niemand mehr weiss.Demokritos, III, 70.


27. Schwarz auf weiss scheidet die Leute.Eisenhart, 19; Pistor., X, 74; Sailer, 253; Simrock, 9338; Graf, 243, 127.

Jetzt von allen schriftlichen Urkunden, die auf eine gesetzliche Art aufgenommen worden sind, welche allen Streit zwischen zwei Parteien heben. Früher von den sogenannten Kerbzetteln, d.h. Contracten, die mitten entzweigeschnitten wurden und wovon jeder der beiden Contrahenten eine Hälfte bekam. Es bedurfte nun keines Streitens, wenn jemand den andern durch Vorzeigung einer solchen Urkunde überführen konnte. Man muss bei schriftlichen eine Fassung voraussetzen, dass Misverständnisse und falsche Auslegungen nicht möglich sind.


28. Schwarz bleibt schwarz.

Ein ganz verdorbener Mensch ist selten noch zu bessern.

Engl.: Black stones will never grow white. (Mair, 32.) – Black will take no other hue. (Bohn II, 72.)


29. Schwarz geboren, ist alles weiss waschen verloren. (S. Geboren 20.) – Simrock, 9341a; Frischbier2, 3433; Blass, 18.

In Niederösterreich: Schwårz gebur is 's Wåsch'n valorn.

Engl.: Black will take no other hue. (Gaal, 1734; Bohn II, 72.)

Frz.: A laver la tête d'une maure, on perd la lessive. (Masson, 75.)

Lat.: Aethiops non albescit.


30. Schwarz ist a Farb, weiss ist a Zier, roth ist jeder Stier. (Deisslingen.) – Birlinger, 434.

Schwed.: Swart swijder intet, det hvita går af med ångest. (Grubb, 772.)

31. Schwarz ist lündisch, weiss ist Futtertuch.

Lündisch = fein, weich, zart, in Luzern zunächst von wollenem Tuch. In alten Rechnungen, besonders gegen Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts fand sich öfters ein alter Wams von lündischem Tuche. Dies Tuch war meistens aus einer englischen Fabrik von London (lateinisch Londinum, schweizerisch Lunden) oder aus einer holländischen Fabrik von Leyden (lateinisch Lugdunum), woher damals die bessern Tücher nach Deutschland gebracht wurden. Feinere Wolle und feineres Tuch nennt man daher jetzt noch »lündisch«, wenn es auch aus deutschen Fabriken kommt. (Vgl. Stalder, II, 185.)


32. Schwarz macht schwarz.

Der Böse verführt andere.

Lat.: Tractata notam labemque relinquunt atramenta. (Horaz.) (Philippi, I, 222.)


33. Schwarz oder garstig geboren, macht wischen und waschen verloren.Bücking, 219.


34. Schwarz und grean hot der Teufel g'sean. (Wurmlingen.) – Birlinger, 491.


35. Schwarz wie die Wölfe oder weiss wie die Schafe.Hausfreund, XVI, 519, 70.

36. So swart äs der Düwel, äs en Kohl up'm Herde, äs'n Pott Murianer (Mohr, Mauritaner), ä's en Sterenkiyker1. (Westf.)

1) Woher der Vergleich kommt: schwarz wie ein Sterngucker (Astrolog), hab' ich nicht erfahren können.


37. Sprech' ich schwarz, so spricht sie weiss; will ich Nein, so will sie Ja; will ich hier, so will sie da.Eiselein, 562.


38. Ueber Schwarz keine Farbe, über Gott kein Herr.Sprichwörterschatz, 20.

Dän.: Ingen farve over sort, ingen ære over dyd, ingen sorg over den, som er for synden; ingen kierlighed over den u.s.w.,. (Prov. dan., 157.)

It.: Sopra il sal non è sapere, sopra Dio non è signore. (Gaal, 1328.)


[424] 39. Was schwarz ist, bleibt schwarz.

Holl.: Het zwart zal wel zwart blijven. (Harrebomée, II, 515b.)

Lat.: Lanarum nigrae nullum colorem bibunt. (Plinius.)


40. Was schwarz ist, muss man nicht weiss nennen.


41. Wer andere schwarz macht, ist selber noch nicht weiss.

Holl.: Die anderen zwart maakt, is zelf daarom nog niet wit. (Harrebomée, II, 475a.)


42. Wer einmal schwarz gebrannt, wird nie mehr weiss von Bleichers Hand.Eiselein, 562.

Lat.: Quem fortuna pinxerit (nigrum scripserit), hunc non universum aevum candidum reddere potest. (Eiselein, 562.)


43. Wer schwarz ist geboren, bei dem ist alles Waschen verloren.Schmitz, 190, 102; Schulfreund, 87, 116.


44. Wer selber schwarz ist, muss andere nicht bleichen wollen.

It.: Non biasimar mai un altro del tuo uizio. (Pazzaglia, 32.)


45. Wer sich schwarz trägt, muss immer eine Bürste an der Seite haben.

Wer Arges im Sinne hat, mit Bösem umgeht, muss beständig darauf sinnen, es zu verbergen.

Engl.: He that wears black, must hang a brush at his back. (Bohn II, 72.)


46. Wer überall schwarz ist, bei dem sieht man keine Flecken.


47. Wie schwarz bist du, sprach der russige Kessel zu dem Hafen.Parömiakon, 2381.

Wer übel über andere urtheilt und seine eigenen Mängel übersieht. In ähnlichem Sinne sagen die Aegypter: Papagai und Pfau sagen zueinander: Mir misfällt dein buntes Gefieder.

Dän.: Vee dig, saa soort est du, sagde gryden til leerpotten. (Prov. dan., 560.)


*48. A îs su schwortz wie a Zigäuner.Robinson, 629; Gomolcke, 128.


*49. Einem schwarz für weiss vormachen.


*50. Einen schwarz anlaufen lassen.


*51. Einen schwarz machen (brennen).Eiselein, 562; Braun, I, 4034.

Bei Sechsundsechzig eine Partie, bei welcher der Gegner nicht zum Anlegen kommt. Man sagt auch: einen geistlich machen.


*52. Einen so schwarz machen wie der Teufel.

Frz.: Distiller sur la vie de quelqu'un un venin dangereux. (Kritzinger, 705b.)

Holl.: Hij veegt hem zoo zwart, dat zijns vaders varkens niet van hem zouden lusten. (Harrebomée, II, 356a.)


*53. Einer sagte schwarz, der andere weiss.

Bei sehr entgegengesetzten Meinungen.


*54. Er hat es mir schwarz auf weiss gegeben.

D.h. schriftlich.

Dän.: Han har sort paa hvidt. (Prov. dan., 521.)

Holl.: Hij heeft zwart op wit. (Harrebomée, II, 515b.)


*55. Er is schwarz wie ein Koimenkehrer. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Holl.: Het is zwarter dan de kagcheloven (schoorsteen). (Harrebomée, I, 374.)


*56. Er ist schwarz gemacht.Schottel, 1118a.


*57. Er ist schwarz vor Hunger.

Holl.: Dat is iemand, die zwart van den honger is, zei Roelof, en hij zag een moor gaan. (Harrebomée, II, 515a.)


*58. Er ist schwarz wie ein Essenkehrer.

Holl.: Hij is zwart en hard. – Hij is zwart van magerheid.


*59. Er ist schwarz wie ein Schornstein geboren. (Nordamerika.)

Zunächst um anzudeuten, dass in einem Neger unvermischtes afrikanisches Blut sei, denn aber auch zur Bezeichnung von Gesinnung und Charakter. (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 24. Jan. 1863.)


*60. Er ist schwarz wie eine Heidelbeere.


*61. Er ist schwärzer als der Himmel blau.

Lat.: Fama super aethera notus. (Chaos, 159.)


*62. Er ist so schwarz wie der Teufel.

Holl.: Dat is de cousin van den droes, zei Goris, en hij zag een' zwart. (Harrebomée, II, 515a.) – Hij ziet er zoo zwart en verbrand uit, als of hij famille van Lucifer was. – Hij ziet zoo zwart als een nikker. – Zoo zwart als eene raaf (tor). (Harrebomée, II, 39, 127b u. 340b.)


*63. Er ist so schwarz wie Schulzens Thürhenkel.

Die Redensart ist aus Neundorf (Kreis Löwenberg) und soll daher kommen, dass der Griff an der Thür des dortigen Schulzen, wo, da er auch Polizeiverwalter ist, viel Leute, auch der untern Schicht, aus- und eingehen, sich in der angegebenen Weise auszeichnet.


[425] *64. Er ist weder schwarz noch weiss.

Holl.: Hij slacht den drek van den sperwer, die riekt noch wel noch kwalijk. (Harrebomée, II, 287b.)

*65. Er kann schwarz und weiss wol unterscheiden.Eiselein, 562.

Manche können es nicht. Die Russen sagen: Hältst du die Kreide für schwarz, so halte die Kohle für weiss. (Altmann VI, 402 u. 477.) Wer die Kohlen für weiss ansieht, dem wird die Asche schwarz erscheinen. (Altmann VI, 419.)


*66. Er sieht alles schwarz.


*67. Es muss ihm allezeit weiss schwarz und schwarz weiss sein.

»Das Herbe, sagt er, sei zu leis; und was uns schwarz, das ist ihm weiss.«

Lat.: Nil intra est oleam, nil extra est in nuce duri. (Seybold, 353.)


*68. Et is sau schwart as ên Haul up'n Herde.

Haul = eisernes Instrument, woran die kochenden Töpfe gehangen werden.


*69. Etwas schwarz auf weiss geben (haben).Eiselein, 562; ostfriesisch bei Eichwald, 1877.

Geschrieben, unanfechtbar. In Goethe's Faust sagt der Schüler: »Denn was man schwarz auf weiss besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.« (Büchmann, 48.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Er hot es gewiesen schwarz auf weiss. »Wir tatarischen Kinder der Natur«, sagte der Khan Krim-Girai zu dem Gesandten Friedrich's des Grossen, der mit ihm ein Bündniss zu Stande bringen wollte, »brauchen unser Wort nicht zu verschreiben, denn unsere Religion befiehlt uns schon Treue und Glauben zu halten, die auf das blosse Wort eines Gläubigen sicher sind. Bei euch aber wächst alles aus dem Geschriebenen auf, und darum traut bei euch keiner dem andern. Denn die Schrift ist geduldig und nimmt, ohne zu erröthen, jede Lüge auf; aber das Wort stockt, wenn es durch den Athem der Lüge verunreinigt wird.« (Mundt, Krim-Girai, Berlin 1855, S. 112.)


*70. Hä wäld en schwaz mâche. (Bedburg.)

Verfährt parteiisch, ungerecht gegen ihn.


*71. Schwartz vnd freundlich.Lehmann, II, 575, 52.


*72. Schwartz wie die erde.Agricola I, 600.


*73. Schwartz wie ein kole (kolschwartz).Agricola I, 605.

Holl.: Het is zoo zwart als eene kool. (Harrebomée, I, 430a.)


*74. Schwartz wie ein rabe.Agricola I, 604.

In Ostfriesland: Swart as 'n Rave. (Kern, 811.)

Holl.: Zoo zwaart als eene raaf. (Harrebomée, II, 208a.)


*75. Schwarz für weiss.

Lat.: Pilus pro lana. (Seybold, 442.)


*76. Schwartz wie pech.Agricola I, 619.


*77. Schwarz gehen.

Trauerkleider tragen.


*78. Schwarz wie a Kuter. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Es ist zweifelhaft, ob hier ein schwarzer Kater oder ein Tuter gemeint ist, da beide Formen üblich sind.


*79. Schwarz wie a Ziganer (oder Tuter = Tatar). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Dän.: Sort som en Tatter (Morian). (Prov. dan., 521.)

Lat.: Chiropraphum albo exhibere. (Bovill, II, 149.)


*80. Schwarz wie die (nasse) Erd. (Jüd.-deutsch. Warschau.)


*81. Schwarz und weiss aus Einem Tiegel malen. (S. Mantel 48.) – Simrock, 10323; Körte, 5983; Masson, 246; Braun, I, 4521; Frost, 136.


*82. Schwarz weiss nennen.


*83. Schwärzer als ein Mistkäfer.

Von dem misfällig Schwarzen.


*84. Schwertzer denn der kachelofen.Agricola I, 606.

Fischart (Gesch.) travestirt die Redensart in einem Buhlerliede, in dem es heisst: »lichter denn ein kachelofen hat sie einen klaren Schein


*85. Sie sind schwartz, ich mag sie nicht.Luther's Ms., S. 9.


*86. So schwarz wie ein Cyklop.

Frz.: Être noir comme un cyclope. (Kritzinger, 197b.)


*87. So schwarz wie ein Pechjunge.


*88. So suart üüs an Pakjong. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.


*89. So swart as 'ne Kuàle (oder: en Muiter, 'ne Hucke, en Pot). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 164.


*90. So swart as nit wuàt1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 164.

1) Wie nicht etwas; die Phrase dient, um jede beliebige Eigenschaft superlativisch auszudrücken.


[426] *91. Wenn âr schworz schpricht, su schpricht si kôlschworz. (Schles.) – Frommann, III, 412, 454.


[Zusätze und Ergänzungen]

92. Auf Schwarz ist nit leichtlich weiss zu malen.Schaltjahr, III, 432.


93. Bin ich schon schwartz vnd krumb, bin ich doch redlich vnd krumb.Dietrich, I, 745.


94. Das ist so schwarz, als wenn ein blinder Mohr im schwarzen Frack in rabenschwarzer Mitternacht in einem vier Stock tiefen Kohlenkeller auf einem Pechpflaster sitzend, Kienruss frisst und Tinte säuft.


95. Mak di schwart, mak di schwart, Kübler kömmt un Eberhard.

Diese Redensart war in den vierziger Jahren in Danzig üblich und wurde den Spitzbuben in den Mund gelegt, welche vor dem Polizeicommissar Kübler und dem Gensdarmen Eberhard in Furcht lebten.


96. Schwarz oder weiss, doch niemals grau; kalt oder heiss, doch niemals lau; was du auch bist, zu jeder Frist, gut oder schlecht, sei es nur recht.


*97. Er ist schwarz, ein jeder hüt sich für ihm. Monatsblätter, V, 94, 8.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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