[815] Harn (Urin, Urina, Lotium), die von den Nieren abgesonderte Flüssigkeit. Der H. der Fleischfresser ist klar, hellgelb, von saurer Reaktion, riecht unangenehm und ist reich an Harnstoff. Bei den Pflanzenfressern ist er meist trübe, alkalisch, sehr reich an kohlensauren Alkalien und Erden, und der Harnstoff tritt gegen die Hippursäure zurück. Neben Ausscheidungen von kohlensaurem Kalk enthält der Pflanzenfresserharn auch Kristalle von oxalsaurem Kalk. In keinem Sekret kommt die jeweilige Ernährungsweise so scharf zum Ausdruck wie im H. Zwingt man Pflanzenfresser zur [815] Aufnahme von Fleisch, oder läßt man sie kurze Zeit hungern (dabei lebt der Pflanzenfresser vom Fleisch und Fett seines Leibes), so nimmt der H. schnell den Charakter des Fleischfresserharns an; das Umgekehrte ist der Fall, sobald man Fleischfresser ausschließlich mit vegetabilischer Kost füttert. Der menschliche H. wird in einer täglichen Menge von 15002000 ccm ausgeschieden; er ist heller oder dunkler gelb gefärbt, vollkommen klar und riecht frisch gelassen schwach aromatisch. Er reagiert durch die Gegenwart von sauren phosphorsauren Salzen sauer, rötet also blaues Lackmuspapier. Sein spezifisches Gewicht schwankt zwischen 1,005 und 1,030, beträgt aber gewöhnlich etwa 1,015 bis 1,020. Bei ruhigem Stehen des Harns pflegt sich zunächst ein kleines Schleimwölkchen abzusetzen, in dem man mikroskopisch Pflasterepithelzellen der Harnwege, Schleimkörperchen und feinkörnige Massen beobachten kann. Während einiger Tage nimmt die saure Reaktion an Stärke zu, und Wände und Boden des Gefäßes zeigen dann oft einen kristallinischen, meist rötlichen, aus Harnsäure bestehenden Niederschlag. Nach diesem Stadium, zuweilen bald nach der Entleerung, tritt unter dem Einfluß des Micrococcus ureae alkalische Gärung des Harns ein. Es entwickelt sich ein widerlich ammoniakalischer Geruch, der H. trübt sich stark, das Sediment von Harnsäure und harnsaurem Natron verschwindet allmählich und an seiner Stelle bildet sich. ein reichlicher weißer Niederschlag, der zumeist aus Kristallen von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia (Tripelphosphat) besteht, und die Oberfläche der Flüssigkeit bedeckt sich mit einer weißlichen, irisierenden Haut. Dabei wird der Harnstoff in kohlensaures Ammoniak umgewandelt. Verhindert man den Zutritt von Bakterien, so läßt sich normaler H. beliebig lange unzersetzt aufbewahren.
H. enthält ungefähr 4 Proz. an festen Bestandteilen. Ein erwachsener Mensch scheidet daher täglich etwa 60 g fester Stoffe mit dem H. aus. Von diesen ist 2/3 organischer und 1/3 anorganischer Natur. Als die wichtigsten organischen Bestandteile des normalen Harns sind zu bezeichnen: Harnstoff, Harnsäure, Hippursäure, Kreatinin, Xanthin, Farbstoffe und Ätherschwefelsäuren. Unter Umständen tritt auch im H. gesunder Menschen Eiweiß auf (vgl. Eiweißharnen). Von regelmäßigen anorganischen Bestandteilen kennt man: Wasser, Kalium, Natrium, Ammonium, Calcium, Magnesium, Eisen, Chlor, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kohlensäure, letztere zum Teil gasförmig.
Von den organischen Stoffen des menschlichen Harns ist der Harnstoff (s. d.) der wichtigste; der allergrößte Teil der stickstoffhaltigen Zerfallsprodukte verläßt den Organismus als Harnstoff. Er bildet sich auf Kosten der Eiweißkörper, und die Menge des ausgeschiedenen Harnstoffes ist ein Maßstab für den Eiweißumsatz im Tierkörper. Bei Entziehung der Nahrung, bei Herabminderung des Stoffwechsels sinkt die Harnstoffausscheidung auf einen Minimalwert; sie wächst bei vermehrter Eiweißzufuhr annähernd proportional der Menge des zugeführten Eiweißes (s. Ernährung, S. 56). Der Erwachsene scheidet bei gemischter Kost durchschnittlich 3040 g Harnstoff täglich aus. Beim Hungern kann die Menge auf ca. 12 g herabsinken, während sie bei reiner Fleischkost beträchtlich über den Durchschnittswert steigen kann. Sämtliche Gewebe sind unter Maßgabe des in ihnen stattfindenden Eiweißumsatzes an der Harnstoffbildung beteiligt, die Hauptbildungsstätte ist aber in der Leber zu suchen. Die fortwährende Ausscheidung des entstandenen Harnstoffes durch die Nieren ist durchaus notwendig, denn er ist ein gefährliches Gift, und seine Anhäufung im Blut (Urämie) führt in kurzer Zeit zum Tode.
Die Hippursäure, die im H. der Pflanzenfresser, besonders in dem der Pferde, in großer Menge vorkommt, wird im H. des Menschen bei normaler Ernährung nur in kleinen Mengen angetroffen. Reichlicher Genuß von Obst (Reineclauden, Preißelbeeren etc.) vermehrt die Ausscheidung von Hippursäure außerordentlich. Ihr Auftreten hat großes theoretisches Interesse, weil es beweist, daß auch im Tierkörper organische Synthesen verlaufen. Die Hippursäure entsteht nämlich aus einer Paarung der aus der Nahrung stammenden Benzoesäure mit dem im Körper entstandenen Glykokoll, und dieser Prozeß scheint hauptsächlich in der Niere vor sich zu gehen.
Harnsäure kommt in weit geringerer Menge im H. des Menschen und der Fleischfresser vor als Harnstoff; bei den Pflanzenfressern ist ihre Menge noch kleiner. Sehr reichlich findet sie sich in den Exkrementen der Vögel und der Schlangen. Die Menge Harnsäure, die ein gesunder Mensch in 24 Stunden ausscheidet, schwankt zwischen 0,4 und 0,8 g. Sie stammt von den Nukleoalbuminen des Körpers und erscheint in um so größerer Menge, je größer deren Zerfall. Von den Farbstoffen des Harns kann das Urobilin aus dem Bilirubin der Galle künstlich dargestellt werden.
Von den weitern Bestandteilen des Harns ist das Wasser der an Menge bedeutendste. Das Quantum des durch die Nieren ausgeschiedenen Wassers kann die Summe des durch Lungen und äußere Haut austretenden Wasserdampfes erheblich übertreffen. Vermehrte Schweißabsonderung und diarrhoische Stuhlgänge verringern die Wasserausscheidung durch die Nieren, während sie durch reichliches Trinken erheblich vermehrt wird; harntreibend wirken auch Kaffee, Tee, gewisse Biere u. a. Je mehr Wasser in den Nieren abgesondert wird, desto geringer ist das spezifische Gewicht des Harns, und desto schwächer gefärbt erscheint er. Unter den anorganischen Salzen des Harns ist das Kochsalz von besonderm Interesse. Das Blut enthält das Kochsalz in einer Konzentration, in der es befähigt ist, die Form der Gewebe zu erhalten (0,6 Proz.). Bei vermehrter Aufnahme von Kochsalz bringt die Niere jeden Überschuß schnell zur Ausscheidung, während bei Verabreichung salzarmer Nahrung das Kochsalz mit großer Zähigkeit im Blut zurückgehalten wird. Bei normaler Ernährung scheidet ein Erwachsener täglich etwa 15 g Kochsalz aus. Neben Chlornatrium enthält der H. auch kleine Mengen von Chlorkalium. Ein Erwachsener scheidet etwa 23 g Schwefelsäure in Form von Sulfaten durch die Nieren aus. Können auch kleine Mengen schwefelsaurer Salze mit der Nahrung aufgenommen werden, so bildet sich doch die Hauptmenge der Schwefelsäure bei der Zersetzung der Eiweißkörper im Organismus. Der Schwefelsäuregehalt des Harns liefert daher bis zu einem gewissen Grad einen Maßstab für den Eiweißzerfall. Ähnlicher Abstammung sind auch die phosphorsauren Salze. Die Menge der in 24 Stunden ausgeschiedenen Phosphorsäure beträgt beim Erwachsenen etwa 3 g. Das saure phosphorsaure Natron ist die Hauptursache der sauren Reaktion des Harns. Ammoniaksalze, Eisen- und Kieselsäureverbindungen treten gegenüber den besprochenen Körpern sehr in den Hintergrund.
Der H. der Vögel bildet eine weiße Umhüllung der Exkremente dieser Tiere und besteht größtenteils[816] aus Harnsäure und harnsauren Salzen; daneben findet sich etwas Harnstoff. Der H. der Schlangen erstarrt bald nach der Entleerung zu einer weißen, erdigen Masse und besteht ebenfalls hauptsächlich aus Harnsäure. Auch der H. der Saurier enthält große Mengen von Harnsäure. Der H. der Frösche ist flüssig, enthält Harnstoff, Kochsalz und etwas phosphorsauren Kalk. Im H. der Schildkröten wurden Harnstoff, Hippursäure, Harnsäure, Chlorverbindungen, schwefelsaure und phosphorsaure Salze gefunden. Der rote H. der Schmetterlinge enthält vorzugsweise Harnsäure und Guanin, wie denn diese Körper auch bei den Raupen, Käfern, Spinnen und andern wirbellosen Tieren vorkommen.
Die Bestandteile des Blutes, die für den Organismus nicht mehr verwertet werden können, werden in den Nieren (s. d.) aus dem Blut abgesondert und bilden in ihrer Gesamtheit den H. Die Harnabsonderung geht nur dann vor sich, wenn ein lebhafter Strom arteriellen Blutes unter einem gewissen Druck die Nieren durchströmt. Bei Herabsetzung des Druckes in der Nierenarterie sinkt die Harnabsonderung mehr und mehr, und man erreicht schließlich eine Grenze, bei der sie völlig aufhört. Durch Vermehrung des Druckes kann man die Harnsekretion wesentlich vergrößern; selbst bei stark vermindertem Blutdruck vermag man die Harnabsonderung durch Darreichung von harntreibenden Stoffen wieder in Gang zu bringen. Auch die ausgeschnittene frische Niere vermag noch H. zu liefern, sobald man sie mit einem unter genügendem Druck stehenden Strom arteriellen Blutes künstlich speist. Bei der Harnbildung handelt es sich wohl um einen komplizierten Sekretionsvorgang, bei dem die vitale Tätigkeit der Epithelzellen der Nieren und deren Anregung durch gewisse Bestandteile des Blutes die Hauptrolle spielt.
Von den Harnkanälchen der Niere aus gelangt der H. durch das Nierenbecken in die Harnleiter und von da in die Harnblase (s. d.). Die Fortbewegung des Harns in den Harnleitern geschieht durch peristaltische Bewegung der Muskelwandungen dieser Kanäle. In der Blase sammelt sich der H. bis zur starken Füllung dieses Behälters an; seine Entleerung erfolgt durch Zusammenziehung der in der Blasenwandung gelegenen starken Muskulatur (Detrusor urinae). Diese vermag die Blase vollständig zu leeren. Hat sich die Blase entleert, so werden die in der Harnröhre befindlichen letzten Tropfen H. durch Kontraktion von Muskeln, welche die Harnröhre umgeben, ausgetrieben. Die Entleerung der Blase wird durch die Tätigkeit der Bauchpresse unterstützt. Den Blasenhals umgebende, kreisförmig angeordnete Muskelbündel (Schließmuskel), halten sie bis zum Eintritt einer Entleerung geschlossen. Dieser Verschluß wird durch Nervenfasern vermittelt, die von einer in den untern Abschnitten des Rückenmarks gelegenen Stelle ausgehen. Wird das Rückenmark zerstört, so erschlafft der Schließmuskel, und der H. tropft jetzt fortwährend ab.
ist für den Arzt ein wichtiges Hilfsmittel zur Erkennung und Beurteilung zahlreicher krankhafter Zustände und Vorgänge im Körper. Nicht nur bei Krankheiten der Harnorgane selbst kann man aus der Beschaffenheit des Harns wertvolle Aufschlüsse gewinnen; bei den innigen Beziehungen, in denen der H. zum Stoffwechsel steht, wird man vielfach aus den Abweichungen des Harns von der Norm auf Störungen in den chemischen Vorgängen des Gesamtorganismus zurückschließen können. Von alters her haben sich die Ärzte wie Laien gewöhnt, bei jeder Krankheit den H. des Patienten zu betrachten. Allein diese Uroskopie oder Betrachtung des Harns mit dem bloßen Auge reicht nicht aus. Es wird in der Regel die chemische und in vielen Fällen auch die mikroskopische Untersuchung des Harns vorgenommen werden müssen, wenn man gründlichen Aufschluß über die Natur des vorliegenden Leidens erlangen will. Abweichungen der Quantität stellen sich als exzessive Vermehrung oder Verminderung der täglichen Harnmengen dar. Eine vorübergehende Vermehrung beobachtet man unter anderm nach dem Gebrauch harntreibender Mittel (Diuretica) und, von seiten des Nervensystems angeregt, bei hysterischen Zuständen (Urina spastica). Andauernde Harnvermehrung (Polyurie) kommt namentlich bei der Harnruhr (s. d.) vor. Verminderte Harnausscheidung kann bis zur völligen Unterdrückung der Harnsekretion führen (Anurie, s. Harnverhaltung). Dieser höchst gefährliche Zustand ist fast stets die Folge schwerer Nierenentzündungen und führt unter den Erscheinungen der Urämie zum Tode, wenn die Harnbildung in den Nieren sich nicht bald wieder einstellt. Ein sehr blasser H. erscheint nach vielem Trinken und bei vermindertem Stoffumsatz (Blutarmut und Bleichsucht), ein gesättigt rotgelber, selbst braunroter bei fieberhaften Krankheiten. Durch Beimischung von Blut oder gelöstem Blutfarbstoff (s. Blutharnen) bekommt der H. eine schmutzigrote bis schwärzliche Farbe. Gallenfarbstoff (bei der Gelbsucht) färbt den H. bräunlich oder selbst dunkelbraun; der Schaum solchen Harns ist stark gelb gefärbt. Viele Farbstoffe, die mit Speise und Getränk oder mit Arzneien in den Organismus eingeführt werden, erscheinen im H. wieder und verändern dessen Farbe. Blutrot ist der H. nach dem Gebrauch von Rhabarber, Sennesblättern und Santonin. Frisch gelassener H. kann vorübergehend alkalisch reagieren, wenn größere Mengen von Alkalien als Arznei oder mit der Nahrung (z. B. beim Obstgenuß) in das Blut aufgenommen worden sind. Anhaltende Alkaleszenz des frischen Harns bedeutet, daß krankhafte Zersetzungen des Harns schon in der Blase eingeleitet worden sind, wie bei Blasenkatarrh. Entzündung des Nierenbeckens und der Blase, Harnverhaltung etc. Vermehrung der Harnsäure und Ausscheidung in Form von Sedimenten (s. Harnsedimente) wird bei Gicht, Rheumatismus und Leukämie beobachtet. Bei gewissen krankhaften Zuständen erscheinen im H. Blut, Eiweiß, Zucker, Aceton, Acetessigsäure, Oxybuttersäure, Gallenbestandteile etc. Bei Nierenentzündung findet man mikroskopisch seine, walzenförmige, glashelle Körper, aus Faserstoff bestehend (Harnzylinder, s. d.), in größerer Menge im H. vor. Eiter- und Schleim- sowie Gewebsfetzen, die mit dem H. abgehen, weisen auf Entzündungen und die Anwesenheit krankhafter Neubildungen hin. Von den dem Organismus einverleibten Stoffen, die nicht zu den Nahrungsmitteln gehören, gehen nur solche in den H. über, die in Wasser leicht löslich sind, mit den Bestandteilen des Körpers keine unlöslichen Verbindungen bilden und nicht leicht oxydierbar oder zersetzbar sind. Jod- und Bromkalium finden sich im H. wieder. Von organischen Stoffen werden manche oxydiert und verschwinden ganz; von andern findet man die Oxydationsprodukte, von noch andern Paarungsprodukte (Benzoesäure und Zimtsäure als Hippursäure); manche Stoffe werden aber auch reduziert (Kaliumeisencyanid zu Cyanür, Indigblau zu Indigweiß); pflanzensaure Alkalien erscheinen als kohlensaure Alkalien im H. Chinin und Harnstoff gehen[817] in den H. über; ebenso viele Farb- und Riechstoffe. Nach dem Einnehmen von Terpentin nimmt H. einen veilchenartigen, nach Spargelgenuß einen scharfen aromatischen Geruch an.
Die Untersuchung (Analyse) des Harns erstreckt sich auf die mikroskopische Nachweisung der in demselben enthaltenen festen Bestandteile, wie Epithelsetzen, Harnzylinder, Blut- und Eiterkörperchen, Bakterien, Harnsäurekristalle etc., und auf die Nachweisung, bez. Bestimmung gelöster Stoffe. Am häufigsten handelt es sich um Eiweiß, das meist durch Auskochen unter Zusatz einiger Tropfen Essigsäure bis zur deutlich sauren Reaktion nachgewiesen wird (das Eiweiß scheidet sich als Gerinnsel aus), und um Zucker. Man weist den Zucker nach durch Fehlingsche Lösung oder eine ähnliche Reduktionsprobe (wobei andre reduzierend wirkende Harnbestandteile stören können), sicherer durch die Gärungsprobe, indem man den mit Hefe versetzten H. in einer oben verschlossenen Röhre gären läßt. Nach der Gärung überzeugt man sich durch Natronlauge, daß das entwickelte Gas aus Kohlensäure besteht. Bestimmt man das spezifische Gewicht des Harns vor und nach der Gärung (Aräosaccharimeter), so läßt sich aus der Differenz der Zuckergehalt berechnen. Am sichersten wird Zucker durch Erwärmen des Harns mit Phenylhydrazin nachgewiesen (es scheiden sich gelbe Nadeln von Phenylglukosazon aus). Öfters benutzt man zur Bestimmung des Zuckers das Polarisationsinstrument (Saccharimeter); doch können außer dem Zucker auch andre Stoffe im H. vorkommen, die eine Drehung der Polarisationsebene bewirken.
H. findet technische Verwendung. Man benutzt den H. der Vögel und Schlangen zur Darstellung von Harnsäure, die im übrigen auch aus Guano, dem der Vogelharn beigemengt ist, gewonnen wird. Wegen seines Gehalts an Stickstoffverbindungen (besonders Harnstoff) und Salzen ist H. ein wichtiges Dungmittel, und man hat mehrfach versucht, in Städten gesammelten H. in ein trocknes, haltbares und transportables Produkt zu verwandeln. Der H. der Haustiere bildet die zum Düngen benutzte Jauche. Vergorner H. stellt eine unreine Ammoniaklösung dar und wurde früher häufiger als jetzt als Beizmittel, als Zusatz zu Indigküpen, in der Orseillefabrikation, bei der Tuchwalkerei, zur Darstellung von Ammoniak und Ammoniaksalzen verwertet. Vgl. Salkowski und Leube, Die Lehre vom H. (Berl. 1882); Neubauer und Vogel, Anleitung zur Analyse des Harns (10. Aufl. von Huppert, Wiesb. 1898); Löbisch, Anleitung zur Harnanalyse (3. Aufl., Wien 1893); Daiber, Chemie und Mikroskopie des Harns (Jena 1894) und Mikroskopie der Harnsedimente (Wiesb. 1896); Rieder, Atlas der klinischen Mikroskopie des Harns (Leipz. 1898); Beier, Untersuchung des Harns und sein Verhalten bei Krankheiten (das. 1900); Späth, Die chemische und mikroskopische Untersuchung des Harns (2. Aufl., Berl. 1903); Frisch und Zuckerkandl, Handbuch der Urologie (Wien 1903 ff.); Casper, Lehrbuch der Urologie (das. 1903); Fränkel, Leitfaden der Harnanalyse (Wiesb. 1904); Lenhartz, Mikroskopie und Chemie am Krankenbett (4. Aufl., Berl. 1904).
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