Uniform

[224] Uniform (v. lat.), 1) gleichförmig; 2) der gleichförmige Anzug gewisser Corporationen. Der Gebrauch der U-en ist sehr alt, denn schon die Lazedämonier trugen, wenn sie zur Schlacht zogen, sämmtlich rothe Gewänder; die Mönche, schon der frühsten christlichen Zeit, hatten gleiche Kutten; die Schüler in den Klosterschulen Kleidung u. Mützen gleichfarben u. nach einem Schnitt; die Facultäten auf Universitäten unterschieden sich durch Talare von bestimmter Farbe etc. Allein alle diese hießen nicht U., dies Wort hat vielmehr die Nebenbedeutung 3) einer gleichförmigen Soldaten-, Hof- u. Jagdtracht u. wurde erstere, wenn man die Schwarze Garde in Ungarn, welche mehr von den Waffen den Namen hatte, ausnimmt, im Dreißigjährigen Krieg gebräuchlich, wo an gewissen Feldzeichen sich die Leute desselben Heeres zu erkennen vermochten. A) Die blauen u. gelben Regimenter der Schweden aus damaliger Zeit sind von Militäruniformen benannt, doch beschränkte sich die Übereinstimmung meist auf die Gleichheit der Feldzeichen. Erst Ludwig XIV. führte sie bei den Franzosen in dem letzten Viertel des 17. Jahrh. allgemein ein. Sie bestand damals bei der Infanterie aus Schuhen (denn Stiefeln trugen damals nur Reiter), Strümpfen od. Kamaschen, kurzen, meist weißen Beinkleidern, einem reich mit Borten besetzten Rock bis an die Knie, großen Aufschlägen von anderer Farbe als dieser u. eben solchem liegenden Kragen, weißer Weste u. weißem Halstuche u. einem kleinen, mit Tressen besetzten Hute. Die Offiziere hatten die Borten u. Treffen von Gold u. Silber, später auch wohl dergleichen Epaulets Die U. der Reiterei war ähnlich, nur mit großen steifen Stiefeln, Federbüschen auf den Hüten, ledernen Beinkleidern u. statt der Röcke bis auf den obersten Theil der Schenkel reichenden Collets; ein Bandelier für den Säbel, ein anderes für die Patrontasche od. Cartouche ging über die Schultern der Infanteristen, wie der Cavalleristen. Bald fand man, daß die Schößen des Rocks die Infanterie im Marschiren, die Cavallerie im Reiten hinderten, u. hakte dieselben daher an den beiden untern Enden zusammen. So entstand die eigentliche U. (u. von dieser der Frack des Civils). Da hierdurch das Unterfutter sichtbar wurde u. dieses bunt, sehr oft roch war, so kam hiervon der auf den Schößen, Kragen u. Ärmeln der meisten Militäruniformen befindliche Aufschlag. Auch auf der Brust war der Rock mit dem farbigen od. weißen Futter zur Rabatte umgekuöpft. Anfangs bestimmte jeder Regimentschef die U. seines Regiments, später wurde bei jeder Truppengattung nur eine Farbe gewöhnlich u. auch der Schnitt der Kleider besonders bestimmt. Von den Franzosen nahmen andere Armeen die U. an, u. zu Anfang des 18. Jahrh. hatten alle Heere ihre bestimmte U. Der Kriegsruhm der Preußen 1741–63 u. die zweckmäßigen Einrichtungen, welche Friedrich d. Gr. in seinem Heere machte, ließ die preußische U. zum Muster für fast alle U-en werden. Die Infanterie trug Schuhe, weiße leinene od. lederne gewichste, erst später schwarze Tuchkamaschen bis zum Knie, weiße Unterkleider, kurze u. knappe, oft mit Borte besetzte U-en u. hohe dreieckige Hüte. Das Haar war nach damaliger Sitte gepudert u. in Zopf u. Locken frisirt. Die Cavallerie war etwa wie die oben beschriebene gekleidet. Zugleich hatte Preußen, die ungarische Cavallerie nachahmend, Husarenregimenter errichtet, welche eben so, wie die Ungarn, nur in verschiedenen Farben gekleidet waren. Preußen nachahmend, führten fast alle Armeen, selbst die französische, die preußische Kleidungsweise u. auch Husaren ein, nur die Österreicher blieben ihrer Weise treu, Schuhe, Kamaschen bis an die Knie, weiße Unterkleider, weiße Jacke ohne Borten mit Schößen u. farbigen Aufschlägen, u. damals eine Mütze od. vielmehr einen zweikrämpigen Hut, vorn u. hinten aufgeschlagen. Nur die ungarische Infanterie trug fortwährend blaue Beinkleider u. Schnürstiefeln, die österreichischen Grenadiere aber hohe Bärmützen, die Husaren hatten hellblaue ungarische Tracht, welche alle Husaren[224] anderer Armeen nachahmten. Die Kroaten trugen rothe U-en u. Mäntel auch auf ungarische Art gemacht. So blieb die U. bis zur Zeit des Französischen Revolutionskrieges, welcher, so wie die spätern Kriege 1805–15, die wesentlichste Änderung in der U. der Armeen hervorbrachte. Zuerst warf die französische Armee Borten, Tressen, Zopf u. Puder weg, behielt aber für die Infanterie zur Parade die weißen kurzen Beinkleider u. langen Kamaschen bei. Außer Parade wurden aber schon Pantalons gewöhnlich. Noch einen Schritt weiter that die preußische Armee, welche bei der allgemeinen Reform 1810 statt der weißen kurzen Tuchbeinkleider lange graue Pantalons einführte, worin später die russische u. fast alle andere Armeen nachfolgten. Auch blieben bei fast allen Armeen Litzen u. Stickereien weg; nur die Garden behielten gewöhnlich eine Stickerei auf Kragen u. Aufschlägen, die Unteroffiziere auf Kragen u. Ärmel als Dienstauszeichnung, die Tambours u. Hautboisten Borten auf den Ärmeln od. Schwalbennester (s.d.). Dagegen kamen die Epaulettes fast bei den Offizieren aller Armeen, mit Ausnahme der österreichischen u. baierischen, auf, s.u. Epaulettes. Im Russischdeutschen Kriege kamen zuerst durch die russische Landwehr die Litewken auf, welche später die preußische u. andere Landwehren annahmen. Baiern, Österreicher u. Württemberger führten Helme statt der, zuerst bei den ungarischen Husaren gewöhnlichen Czakos auch bei der Infanterie ein, doch behielten nur erstere dieselben bei, die anderen Armeen ersetzten sie später durch Czakos. Die schwere Cavallerie trägt fast allenthalben Helme. Die österreichischen Jäger zu Fuß haben u. die Schweden hatten aufgekrämpte Hüte. Auch die Cavallerie trug allgemein Czakos, wenn sie nicht Helme führte; nur die Ulanen hatten Czapkas (s. Tschapka). Zuweilen hat die schwere Cavallerie steife, bis an das Knie reichende Stiefeln, gewöhnlich aber, wie die leichte, Pantalons u. kurze Stiefeln Die Offiziere der Linieninfanterie tragen fast allgemein Degen, die der leichten Infanterie u. Cavallerie Säbel, die Dragoner u. Kürassiere Pallasche. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen machte 1840 eine Änderung in der U.; statt des alten Uniformfracks führte er den Waffenrock, der alten Litewke der russischen u. preußischen Landwehr ähnlich, ein, ließ statt der hohen stehenden Kragen kürzere u. vorn abgerundete machen, gab der Armee statt Czakos die Sturmhauben (Pickelhauben, s.u. Helm 1). Nur die Ulanen behielten die alte Kopfbedeckung u. bekamen noch die bei den Polen schon gewöhnlich gewesenen Rabatten (s. oben) u. die Husaren erhielten die alten Husarenmützen mit Flügeln wieder, welche später durch Pelzmützen ersetzt wurden. Statt der Pelze u. Dolmans erhielten die Husaren eine Attila. Diese Einrichtungen erhielten allgemeinen Beifall. Fast gleichzeitig nahmen die Franzosen den Waffenrock (Tunique) an. Alle andern europäischen Staaten folgten nach. Nur in der Kopfbedeckung findet ein wesentlicher Unterschied Statt. Während Preußen die Sturmhaube einführte u. Rußland u. mehre norddeutsche Staaten hierin nachfolgten, nahm Frankreich das Käppi an. Dies besteht in einem niedrigen, einem abgestumpften Kegel gleichenden, mützenähnlichen Czako mit breitem Schirm u. allerhand Zierrathen von Pompous u. dgl. Diese Kopfbedeckung haben Österreich, Hannover, Württemberg, Sachsen u. m. a., auch Preußen für die Jäger, die Landwehr u. den Train angenommen. Über das Detail der einzelnen U-en findet sich das Nähere unter der Geographie der verschiedenen Staaten B) Civiluniformen sind: a) Jagduniformen, welche stets grün sind, meist mit gesticktem, rothem, schwarzem u. gelbem Kragen u. Aufschlägen u. Hut, Hirschfänger u. Hornfessel, auch wohl mit hohen Stiefeln u. weißledernen od. grünen Beinkleidern, in od. mit Pantalons über die Stiefeln. b) Die Hofuniformen, auf Aufschlägen, Kragen u. Patten gestickt, mit Wappen- od. Namenszugknöpfen versehen, selten mit Epaulettes, die Unterkleider gewöhnlich weiß od. schwarz, mit Schuhen u. Strümpfen. Wo Interimshofuniformen eingeführt sind, bestehen diese gewöhnlich aus einem Frack mit Namenszugknöpfen, schwarzen Pantalons u. rundem Hut, od. auch in einer nur wenig od. gar nicht gestickten U., wie die obige. Die Hofuniformen kamen zuerst unter Ludwig XIV. auf u. verbreiteten sich von da über ganz Europa, c) Uniformen für Civilstaatsdiener sind entweder für alle Branchen des Civildienstes, wie s.d. seit 1852 im Großherzogthum Hessen, od. nur für einzelne Branchen, s.d. für Gerichts-, Post- u. Steuerbeamtete, od. auch nur für das dienende Personal. Sie bestehen jetzt gewöhnlich in einem kürzeren Rock, an welchem die verschiedenen Branchen meist durch verschiedenfarbige Aufschläge, die Gradunterschiede durch Borten od. Sterne am Kragen bezeichnet werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 224-225.
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