1. Argwohn betrügt den Mann. – Simrock, 454.
Denn er ist ein Schalk, der alles zum Aergsten, also in der Regel falsch auslegt. Jemand hatte von seinem Nachbar die Meinung, wenn er ihn um sein Pferd zu einer Tagereise bäte, er würde es ihm abschlagen, und fasste aus Argwohn bittere Feindschaft gegen denselben.
2. Argwohn gegen den Freund ist Unkraut unter dem Weizen. (Span.)
3. Argwohn, Hoffart, Zorn machen aus dem Weisen Thor'n.
4. Argwohn isst mit dem Teufel aus einer Schüssel. Günther, 59; Simrock, 450.
Doch sagt auch Thekla zu Max Piccolomini: »Folge mir, lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben!«
5. Argwohn ist der Freundschaft Gift.
Dän.: Mistanke er venskabs forgift. (Prov. dan.)
Frz.: Soupçon est d'amitié poison.
6. Argwohn ist der Tyrannen Fieber.
Eine Frucht des bösen Gewissens.
7. Argwohn ist des Teufels Metze (Hure). – Lehmann.
Denn er kann des Unheils so viel anrichten, dass man ihn wol ein Werkzeug in der Hand des Teufels nennen kann. Wahres Unglück bringt der falsche Wahn.
Lat.: Prona est ad malum suspicio.
8. Argwohn ist ein Schalk (Schelm). – Eisenhart, IV, 2, 9; Pistor., II, 36; Egenolff, 313a; Mayer, 40; Steiger, 141.
Auf dem ungegründeten Wahn, dass jemand ein Verbrechen begangen haben könne, weil sich bei ihm vor andern eine grössere Möglichkeit, ein Verbrechen zu begehen, äussert, darf der Richter nicht bauen. Die peinliche Gerichtsordnung verordnet daher, dass, so [127] lange niemand peinlich befragt werden darf, bis der Verdacht wahrscheinlich ist, dass sich der Beschuldigte nicht anders davon losmachen kann, als dass er das Gegentheil beweist.
9. Argwohn ist eine blinde Kuh und beweist nichts.
10. Argwohn ist gut in der Politik, aber der Freundschaft bricht er's Genick.
Dän.: Mistanke er Dyel, naar man har fjenden hos sig. (Prov. dan.)
It.: Nelle cose di stato i sospetti sono ragioni.
11. Argwohn ist kein Beweis. – Körte, 238.
12. Argwohn ist leicht zu betrügen.
13. Argwohn macht aus Spinnweben Schiffstaue.
14. Argwohn riecht den Braten, bevor das Kalb geschlachtet worden ist. – Simrock, 457.
15. Argwohn riecht einen Wind, ehe er ausbricht.
16. Argwohn sieht einen weissen Hund für einen Müllerknecht an. – Simrock, 458.
17. Argwohn stellt auf und der Teufel fängt.
18. Argwohn tödtet die Freundschaft.
It.: Il sospetto è il veleno dell' amicizia.
19. Argwohn und Feindschaft sind Nachbarn.
20. Argwohn und Unbedacht hat manchen in gross Leid gebracht.
21. Argwohn weicht nicht, es scheine ihm denn die Wahrheit ins Gesicht.
22. Argwohn wühlt im Dreck, der nicht gepfercht ist.
23. Dem Argwohn gehört ein Beil. – Simrock, 456.
Verdient, dass man ihm den Kopf abschlage.
24. Dem Argwohn muss man den Kopf in der Geburt (Jugend) abhauen. – Lehmann.
25. Den Argwohn muss man in der Geburt ersticken.
26. Der Argwohn ist des Teufels Lieblingsjäger. – Sprichwörtergarten, 49.
Dän.: Mistanke er hver mands plage, men mest hos store herrer.
27. Der Argwohn ist ein Schalk, und wie er ist, verdenkt er jedermann. – Simrock, 453.
28. Der Argwohn klopft auch an eines ehrlichen Mannes Haus an.
Lat.: In bonum virum non cadit suspicio. (Schonheim, I, 10.)
29. Der Argwohn macht vor eines Frommen Haus ein gross Unwesen.
30. Hört der Argwohn Athemholen, so denkt er, der Sturm heult. – Sprichwörtergarten, 48.
31. Wenn der Argwohn hungert, reicht ihm der Teufel den Bissen.
32. Wer im Argwohn steckt, der steckt in der Gefahr.
33. Wo Argwohn einzieht, zieht Freundschaft (Liebe) aus.
34. Wo der Argwohn wurzelt, muss Liebe welken.
Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, der gaaer kjælighed ud. (Prov. dan.)
zu12.
»Den Argwohn kannst du leicht betrügen, sprich wahr, so wird er sich selbst belügen.« (W. Müller, 49.)
zu13.
Argwohn hat ein hartes Ohr, er hält die Triller der Nachtigall für Froschgequak. (Altmann VI, 421.)
35. Argwohn beweiset nichts. – Lehmann, 44, 14.
36. Argwohn erzeugt Furcht, und Furcht ist ein stetes Sterben.
Lat.: Vita, suspicacibus assidua mors. (Sailer, Sprüche, 178, 74.)
37. Argwohn gebiert keine Bewährung. – Graf, 455, 473.
38. Argwohn ist blind. – Henisch, 107, 34.
39. Argwohn ist ein böser nachpûr. – Stumpf, II, 40b.
40. Argwohn ist's Teufel's. (Ulm.)
41. Argwohn trifft oft den Nagel auf den Kopf.
It.: Chi ha sospetto, di rado è in defetto. (Bohn I, 82.)
42. Argwohn wirkt zorn. – Henisch, 107, 31.
43. Argwohn wittert in jedem Räuchlein eine Brandstiftung. – Altmann VI, 481.
44. Den Argwohn fliehe wie das Gift, weil er gar oft die Unschuld trift. (Neresheim.)
45. Der Argwohn ist eine Schlange, die man nicht füttern darf, der man sofort den Kopf zertreten muss.
Lat.: Suspicionibus securis. (Sailer, Sprüche, 108, 53.)
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