1. Bist du kalt, so bin ich warm, sprach die junge Fischerin. – Eiselein, 173.
2. Es gibt weder kalt noch warm. – Geiler.
Lat.: Ex eodem ore calidum et frigidum efflare.
3. Et is butten sau kolt wie up'n Howe. (Braunschweig.) – Gebhard.
4. Früh kalt, macht, dass der Baum nicht fallt. (Oels.) – Boebel, 122.
5. Wenn es bei uns kalt ist, so friert es; ist es heiss, so glüht es; regnet es, so schüttet es.
Mit diesem Sprichwort bezeichnet man in Texas das dortige Klima und den Charakter des Landes, der stets in ausgeprägten Formen hervortritt.
6. Wenn kalt und nass Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr. – Bair. Hauskalender.
7. Wenn's kalt ist, merkt man's wol.
Lat.: Calidum mendacium optimum. (Seybold, 62.)
8. Wenn's kalt wird am Ort, so ziehen die Schwalben fort. – Sprichwörtergarten, 179.
Von Freunden, die uns zur Zeit der Noth verlassen.
[1117] 9. Wenn's zu kalt ist, lässt sich der Schnee nicht ballen.
»Warum nur so oftmals nicht nach Gefallen gewinnen es will die erwünschte Gestalt?« – Doch mag sich ja selbst der Schnee nicht ballen, wenn's allzu rauh und allzu kalt.
10. Wo es kalt, wird zu Knieholz der Wald.
In Habesch: Auf dem Gipfel des Namera gedeihen die Palmen nicht. (Altmann II.)
*11. Bei ihm geht's kalt und warm aus Einem Darm. – Mayer, I, 109.
*12. Da ist's so kalt wie in einem Hundestall.
*13. Er bläst kalt und warm aus Einem Munde. – Mayer, I, 109; Simrock, 5385.
Frz.: Homme qui porte le feu et l'eau. (Bovill, I, 229.) – Il souffle le chaud et le froid. (Starschedel, 190 u. 413; Kritzinger, 335b.)
Holl.: Hij blaast heet en koud uit éénen mond. (Harrebomée, I, 443b.)
It.: Da un istessa bocca caldo, e freddo si soffia. (Pazzaglia, 34.)
Lat.: Homo manu vna ignem, reliqua aquam ferens. (Bovill, I, 229.)
*14. Er ist heut' kalt und morgen warm.
Holl.: Van daag hoeksch, en morgen kabeljaauwsch. (Harebomée, I, 373b.)
*15. Er ist kalt und warm, wie man's haben will.
*16. Er ist kalt wie Eis (oder: wie ein Fisch, Frosch).
Lat.: Frigidior salamandra.
*17. Er ist so kalt wie ein Schneider.
*18. Er ist weder kalt noch warm. – Apostelgesch. 3, 15; Schulze, 296; Zaupser, 698; Eiselein, 359; Braun, I, 1733.
Auf die beliebte Mittelmässigkeit, die sich stets in Mittelzuständen herumtreibt und eine Art moralischer Schwindsucht ist, die sich bis ans Ende des Lebens stets für vollkommen gesund hält.
Frz.: Cela ne lui fait ni froid ni chaud. (Lendroy, 345; Kritzinger, 129b.) – Il n'est ni chair ni poisson. (Kritzinger, 117a.)
Holl.: Hij is hoeksch noch kabeljaauwsch. (Harebomée, I, 373b.) – Hoeks en Cabeljauws sind die Namen zweier politischer Parteien in Holland, die von 1350 – 1500 in Ansehen standen. (M. Kramer, Holländisch-deutsches Wörterbuch, Leipzig 1759, Sp. 658.)
Lat.: Neque albus neque niger. (Froberg, 470; Seybold, 342.) – Neque calidi sunt, neque frigidi. (Eiselein, 359.) – Neque caro, neque piscis. (Philippi, II, 18.) – Neque foris, neque intus. (Tappius, 209b.)
*19. Es ist ihm nichts zu kalt, noch zu warm.
Er greift zu, wo er kann; es ist ihm alles zusagend.
*20. Es ist kalt, wir wollen mit ⇒ Kapuzinerholz (s.d.) einheizen. – Klosterspiegel, 26, 4.
*21. Es ist nirgends so kalt als in seiner Küche.
Es gibt dort nichts zu essen.
Frz.: Il n'y a rien de si froid que l'âtre. (Leroux, II, 112.)
*22. Es ist so kalt, dass die Elster auf dem Zaune flötet. – Simrock, 5386.
*23. Es ist so kalt wie ein Todtenherbst.
Diese Redensart, die ich sonst noch nicht gefunden habe, ist mir aus Kamnitz (Nordböhmen) zugegangen. Ich weiss indess nicht, was mit dem Todtenherbst gemeint ist.
*24. Es was zu kalt, es wolte nit beissen. – Tappius, 240b.
Lat.: Hic funis nihil 'attraxit. (Erasm., 339 u. 402; Tappius, 240b.)
*25. Es wird unblose chalt. (Luzern.)
*26. Et es so kalt, dat de Ester (Elster) opp den Tûn (Zaun) flött (flötet). (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 220.
So kalt, dass die Elster sich den Häusern nähert und auf den Zäunen flötet.
*27. Et is hier so kold, de Hünn' schullen 'r Jul'n. – Eichwald, 841.
*28. Hi as so kul üüs an Skruader (Schneider). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97.
*29. Is doch hinne kalt wî ei ar Schoine. – Gomolcke, 649; Frommann, III, 413, 500.
*30. Ja wull is kalt. – Lohrengel, II, 349.
*31. Jemand kalt machen (tödten).
*32. Kalt und langsam wie der Olm (Molch). – Eiselein, 500.
*33. Kalt und warm auss eim maul (mundt) blasen. – Nas, 259a u. 431b; Wurzbach II, 32.
»Kalt und warm auss einem Munde bläset man oft in einer Stunde.« (Gryphius, 56.) »Ich mag zwar keine gemeinschafft haben mit leuten, die zu einer stundt [1118] kalt, warm blasen auss einem mundt.« (Waldis, II, 11, 60.) – Zu verschiedenen Personen oder Zeiten für und gegen ein und dieselbe Sache sprechen. Doppelzüngler, Zweiächsler.
Frz.: Cet homme souffle le chaud et le froid. (Lendroy, 347.) – Il souffle le chaud et le froid.
Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Faselius, 9; Fischer, 9, 43; Philippi, I, 21.) – Calidum et frigidum ex uno ore efflare. (Seybold, 62.)
*34. Kalt und warm blasen. – Luther's Ms., 11.
*35. Kalt wie eine Hundsnase. (Rottenburg.)
*36. Man hat ihn kalt gelegt.
Ermordet.
*37. 'S ies kâlt, die Wülffe möchten hoilen. – Robinson, 140; Gomolcke, 988.
*38. 'S îes kâlt, ma möchte Pummerantzen sch ... – Robinson, 141; Gomolcke, 987.
*39. So kald as en Fuarsk. – Frommann, V, 60, 85.
Frz.: Plus froid que marbre. (Leroux, I, 52.) – Souffler le froid et le chaud. (Leroux, I, 184; Bohn I, 57.)
Holl.: Niets kouder dan arme lieden haard. (Harrebomée, I, 270.)
*40. So kald asse Eis. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 85.
*41. So kold as'n Pogge. – Eichwald, 1526.
Frz.: Plus froid que la salamandre. (Leroux, I, 131.)
42. Es ist so kalt, dass Stock und Bein zusammengefrieren. – Blumenthal, Monatshefte, IV, 379.
43. Weder kalt noch warm taugt nicht.
44. Weht's kalt und rauh um Petri Stuhl, dann bleibt's noch vierzehn Tage kuhl.
*45. Er ist so kalt wie ein Stein.
Holl.: Ik ben zoo koud als een steen. (Harrebomée, II, 303a.)
*46. Er ist so kalt wie Marmor.
Holl.: Hij is zoo koud als marmer. (Harrebomée, II, 67b.)
*47. Es ist so kalt wie auf dem Dorfe. (Karlsbad.)
Scherzhaft für grosse Kälte.
*48. Kalt wie ein französischer Feldscher. – Hermes, I, 14.
*49. Su kalt gieht ne der Wind im Oarsche. (Hirschberg.)
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