1. Freu' dich über einen Sonnenblick, nur selten kommt ein grosses Glück.
Span.: Goza tú de tu poco, miéntras busca mas el loco. (Bohn I, 223.)
2. Freue dich, Seel', es kommt ein Platzregen. – Pistor., VII, 62.
3. Freuet euch, meine Sau ist wiederkommen. – Fischart.
4. Freuet euch mit den Fröhlichen.
Dän.: Glæder eder med de glade, og græder med de grædende. (Prov. dan., 241.)
5. Frewt euch mit denen, die jr habt. – Franck, II, 114a.
Man muss gebrauchen oder benutzen, was sich eben bietet.
6. Jung frai't sik, old klai't sik. – Deecke, 9.
7. Man freut sich über die Vermählten, man beweint die Verstorbenen, beides ein Jahr lang. (Finn.)
8. Mancher freut sich auf den Kirmesreihn und erstickt an einem Bratenbein.
Wenn sich jemand auf etwas freut, das ihm dann zum Verderben gereicht. Die Aegypter sagen: Wir freuten uns auf den Nil (auf das Austreten desselben), der Nil kam und wir wurden ersäuft. (Burckhardt, 484.)
9. Was mich freut und andere keut, das lieb' (treib') ich allezeit.
10. Wer sich freut über anderer Uebel, dem blüht schon das eigene am Giebel.
Span.: No te alegres de mi duelo, que cuando el mio fuere viejo el tuyo será nuevo. (Bohn I, 237.)
11. Wer sich heute freuen kann, der soll nicht warten bis morgen.
Lat.: Dum licet, in rebus jucundis vive beatus. (Horaz.) (Kruse, 95.)
12. Wer sich nicht freuen kann, der ist ein armer Mann.
»Zur Freud' ist der Kukuk im Walde, das kleine Kind auf der Diele.« (Bertram, 56.)
13. Wer sich zuletzt freut, freut sich am besten. – Beyer, I, 377.
*14. Da freu' ich mich druf wie der Chosen (Bräutigam) uf die Kalle (Braut). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 493.
Auch in ironischer Bedeutung.
*15. Das fröwt mich, wie den stültzer der hoppentanz. – Messkrankheit, Satire wider Murner; Kloster, X, 364.
*16. Ea hod si dafraid und dawunned wie d' Moas pan kluann Vegadl. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 57.
Er hat sich erfreut und verwundert wie die Meise beim kleinen Vögelein.
*17. Er freut sich darauf, wie der Hund aufs Metzgen. (Nürtingen.)
*18. Er freut sich, als hätt' er ein Pferd bekommen. (Lit.)
*19. Er freut sich, als ob ihn ein Hase geleckt hätte.
*20. Er freut sich, als ob man einen Lork am Strick habe.
*21. Er freut sich, als wenn ihm jemand in die Tasche geschissen hätte. – Frischbier, 193.
[1170] *22. Er freut sich darüber, wie die Göttinger über Heine's Harzreise.
Die Stadt Gottingen hat es dem Dichter nie vergessen können, dass er sie in seiner Harzreise im jugendlichen Uebermuthe verspottet hat. (Vgl. H. Heine und die Göttinger Jahreszeiten, 1856, S. 1327, und vor allem die Harzreise selbst.)
*23. Er freut sich darüber, wie eine Kröte, die Augen bekommt. (Lit.)
*24. Er freut sich ein Loch in den Arsch. – Frischbier, 194.
*25. Er freut sich nur mit Einem Auge.
Dän.: Blent gammen meth alfuere. (Prov. dan., 73.) – Der skal blandes gammen med alvor. (Prov. dan., 27.)
*26. Er freut sich über eine todte Meise.
*27. Er freut sich wie ein Bauer, dem 's Haus brennt.
Was eben kein Gegenstand der Freude ist. Aehnlich sagen die Finnen: Er freut sich darüber, wie der Wolf über einen Spreuhaufen.
*28. Er (sie) freut sich, wie ein Karpfen auf den Weihnachtsabend.
D.h. sehr wenig, weil am Weihnachtsabend sehr viel Karpfen geschlachtet werden.
*29. Er freut sich wie ein Kind.
*30. Er freut sich wie ein Kornjude, wenn Sanct- Gregor auf einem falben Pferde daherreitet.
*31. Er freut sich wie ein Schneekönig. (Köthen.)
*32. Es freut ihn nicht der Tambour noch die Geige.
*33. Hei frögget sik, äs en Buer, dei 'n Hauwiysen (Hufeisen) finnet. (Büren.)
*34. Se freut sik as Pümmelken. (Holst.) – Schütze, III, 242.
Von einem leichtsinnigen Frauenzimmer. Pümmelken sind Weizenbrötlein, die schnittweise aneinandergebacken sind.
35. Es darff sich keiner freuwen seir vber eyns andern vnglück sweir, der nyt kan wissen ob das syn glichfalls zu bloühen nitz begyn. – Weinsberg, 110.
36. Mitt wem sich eins fröwt, mitt demselben wirt ym teil. – Geiler, Seelenparadoxa, CCXXXIXb, 1.
»Ist ein Sprichwort.«
37. We n' eina si nid fröuwa cha, su mûes er bösi Fütteri ha. (Bern.) – Zyro, 54.
38. Willst du dich einen Tag lang freuen, so lass dich rasiren; eine Woche lang, so gehe zu einer Hochzeit; einen Monat lang, so kaufe dir ein schönes Pferd; ein halbes Jahr lang, so heirathe ein schönes Weib; zwei Jahre lang, so werde ein Priester; willst du aber immer fröhlich und guter Dinge sein, so werde ein Trinker. – Nugae venales, sive thesaurus ridendi et cocandi, 1848.
*39. Das freut mich, wie den Hund 's Hachl- leken. – Schöpf, 229.
D.h. ganz und gar nicht.
*40. Das freut mich, wie die stotzmäre der trottertanz. – Schade, Satiren, I, 254, 20.
*41. Er freut sich, wie ein Töpfer, wenn er umwirft.
D.h. seinen Wagen voll Töpferwaaren; also ironisch.
*42. Er freut sich, wie die Kinder auf den heiligen Christ. – Klix, 19.
*43. Er freut sich, wie ein junger Hund. (Köthen.)
*44. Er freut sich wie ein Schneesieber.
Soll unter den leipziger Studenten gebräuchlich sein.
*45. Er freut sich wie ein Schützenkönig. (Göttingen.)
*46. Freut euch des Lebens, morgen kommt der Zwiebelmann. – Klix, 22.
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