Gregor

1. An Gregori muss der Bauer mit der Saat ins Feld.Bair. Hauskalender.


2. Geht um Gregori der Wind, so geht er, bis Sanct-Jörgen (2. April) kimmt.


3. Greegöri: Plugh uun Eeerd an bööre, an at Faader skiöre (stütte), a Hingster fân a Stâl, an a Skel fân a Wâl, an a ual Wüffen fân a Aank, Jaler uun a Sköödang, Gêrs uun a Sprööd, Fask uun a Flood, Fögler unn a Logt, da spring arkên uun a bogt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 331.

Gregorius: Pflug in die Erde und bohren, und das Heu stutzen, die Pferde vom Stalle und die Schiffe vom Sande wallen, und die alten Frauen vom Ofen, Aale im Wassergraben, Gras im Keimen, Fische in die Flut, Vögel in die Luft, dann springt jedes geschmeidig.


4. Gregori leggt die wilde Aant dat erste Ei. (Holst.) – Schütze, II, 66.


5. Hat Gregorius grobes Wetter, so geht der Fuchs aus der Höhle; ist es aber schön, so lässt er sich noch vierzig Tage nicht sehn. Boebel, 15; Orakel, 386.


6. Noh Gregori bringt d' Byse d' Frucht i's Land und thuet's Heu d'rus. (Solothurn.) – Schild, 113, 122.

Die Bise trocknet die Erde, ist für Fruchtfelder von Vortheil, den Wiesen aber nachtheilig.


7. Sanct-Gregor vnd das Creutz1 macht den Tag so lang gleich als die Nacht.Petri, II, 517.

1)Kreuzeserhöhung, 14. Sept. St.-Gregor galt nämlich früher als der Tag der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. – Die Czechen lassen von diesem Tage ab das Eis springen, den Frosch das Maul öffnen, den Storch übers Meer ziehen. In Venedig behauptet man, wenn es am Gregoriustage windig sei, wehe vierzig Tage lang der Wind. In Welschtirol steigt man an diesem Tage auf hohe Bäume und horcht, ob der Wind wehe, um sich, wenn es der Fall, die Handschuhe zu flicken, weil es noch kalt werde. In Kärnten heisst es: An Gregori einen Regenguss auf das Haupt, die Hacke auf dem Buchweizenfelde. (Orakel, 386-389; Reinsberg VIII, 107.)


[130] 8. Sanct-Gregorius man Bienen schneiden und Erbsen legen muss.Boebel, 15.

Frz.: A la saint Aubin (1. März) on tond le mouton; mais si me voulez croire tondez à la saint Grégoire. (Leroux, I, 76.)


9. Um Gregor kommt die Schwalbe vor. (Wohlau.) – Boebel, 15.


10. Wenn a Gregori der Byswing geit, so geit er vierzig Tag. (Solothurn.) – Schild, 113, 120.


11. Wenn Gregori fällt, heisst's: die Saat bestellt.Bair. Hauskalender.


12. Z' Drijöring1 muess da Wida schwör'n, dass a seinö Schefl ön Feld kan danörn. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 46.

1)So zusammengezogen aus Sanct-Gregori.


*13. Wenn Sanct-Gregor auf einem falben Hengst über die Brücke reitet.Eiselein, 258.

Unter dem »falben Hengst« wird der Reif, der sich um Sanct-Gregori (12. März) auf die Felder legt, verstanden. Dieser Reif aoll nun dem Korn und dem Wein sehr schädlich und daher den auf höhere Preise wartenden Getreide- und Weinhändlern sehr erwünscht sein, indem sie sagen: Wir wollen mit dem Verkauf warten, bis Sanct-Gregorius auf einem falben Hengst über die Brücke wird reiten. Der Vergleich mit dem falben Hengst ist von der Farbe des Reifs hergenommen. Nach Wurzbach (II, 124) liegt aber dem Spruche eine Verwechselung zu Grunde, und zwar des heiligen Gregor mit dem heiligen Georg. Der erstere, als Papst unter dem Namen Gregor I. oder der Grosse (gestorben 604) werde nie in Verbindung mit einem Pferde gedacht, wol aber der andere, dessen Tag auf den 23. April fällt. Dieser war ein Ritter und ist der bekannte Drachentödter, der immer zu Ross, gewöhnlich im Kampfe mit einem Drachen abgebildet wird. Ueberdies sind die Reife des 23. April den erwähnten Früchten gefährlicher, als die des 12. März.


[Zusätze und Ergänzungen]

14. An Gregor (12. März) kommt die Schwalbe über Meeresport, an Benedict (21. März) sucht sie im Haus ein Ort, an Bartholomä (24. August) zieht sie mit Gott wieder fort.

It.: Da San Gregorio papa la rondine passa l' acqua; San Benedetto la rondine sul tetto; da San Bartolomeo la rondine va con Dio. (Giani, 1482.)


15. Wenn Gregorius (12. März) sich stellt, muss der Bauer in das Feld.Wunderlich, 23.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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