Lehrer

1. Dem Lehrer steht es übel an, wenn er straft, was er selbst gethan.

Lat.: Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum. (Philippi, II, 227; Schonheim, T, 19; Seybold, 614.)


2. Der einsilbige Lehrer ist der beste.

Der tüchtige Lehrer sagt nichts, was nicht durchaus nothwendig ist. (Vgl. über dies pädagogische Sprichwort die Sächsische Schulzeitung von A. Lansky, 1850, Nr. 9, S. 130.)


3. Der Lehrer weiss mehr als der Schüler.

Lat.: Non est discipulus par cognitione magistro. (Binder I, 1164; II, 2160.)


4. Der Lehrer wird hoch geehrt, der selber thut, was er andern lehrt.

Mhd.: Swenne eigen schuld den lêraer strâfet, daz ist lasterbaer. (Buch der Rügen.) – Swer tuot daz er lêret, des lêre und rât ist geêret. (Martina.) (Zingerle, 87.)


5. Ein falscher Lehrer ist wie ein Pfaw; der hat ein Englisches gewand, ein Teuffelischs gesang vnd Diebischen gang.Lehmann, 461, 5.

Dän.: En falsk lærer har som paa-fuglen, engle-prang, dievle-sang og tyve-gang. (Prov. dan., 153.)


6. Ein Lehrer ist besser als zwei Bücher.Sprichwörtergarten, 153.

Böhm.: Lepší mistr než kniha. (Čelakovský, 218.)

Poln.: Lepszy mistrz niž księga. (Čelakovský, 218.)


7. Ein Lehrer kann viel verderben.

Wie eine kleine Mine eine ganze Stadt in die Luft sprengt.


8. Ein Lehrer ohne Leben ist eine Wolke ohne Regen.Fabricius, 57.


9. Ein selb gewachssener Lehrer ist wie ein selb gewachssener baum.Petri, II, 222; Henisch, 222, 15.


10. Ein treuer Lehrer ist eine Rose unter Dornen.Petri, I, 33.


11. Ein versoffener Lerer ist nicht zum Schlottenfeger tüchtig.Büttner, Comp., M., 4.


12. Es war noch nie ein Lehrer so gelind, der Bube meint, er sei zu scharf.

Lat.: Doctor amarus erit discenti semper ephebo. (Seybold, 135.)


13. Falsche Lehrer seind wie nacht Eulen, zu denen die Vögel fliegen vnd sich ob ihren Wandel verwundern.Lehmann, 461, 5.


14. Falsche Lehrer wollen gerühmbt sein.Henisch, 993, 64.


15. Gute Lehrer, gute Schüler.

It.: Il buon maestro fà buoni scolari. (Pazzaglia, 206, 3.)


16. Gute Lehrer und Regierer sind nicht auf dem Markte feil.

Dän.: Der voxe ei hver dag folk, som kunne vel regiere og lære. (Prov. dan., 172.)


17. Guter Lehrer, schlechter Bauer.

Lat.: Scholasticus bonus, malus politicus.


18. Junge Lehrer und unreife Trauben sind selten gesund.

Die Hebräer: Wer einen jungen Menschen zum Lehrer hat, ist wie ein Mann, der unreife Trauben isst und Most trinkt; aber der Schüler des Greises isst reife Trauben und trinkt alten Wein. (Cahier, 2513.)


19. Kein Lehrer donnert mit Nutzen, dessen eigenes Leben kein Blitz ist.


20. Lehrer, die keinen Nutzen schaffen; Knechte, die bis um acht Uhr schlafen; faule Mägde[1] bei dem Rocken, faule Messner bei den Glocken, faule Meister und Gesellen; Buben, so nichts lernen wöllen; faule Bettler auf den Strassen und Vaganten auf den Gassen; Künste, die kein Brot eintragen, soll man alle zum Land ausjagen.Parömiakon, 2377.


21. Lehrer und Ammen lohnt man zusammen.

D.h. sie haben gleiches Schicksal.


22. Macht der Lehrer ein X für ein U, so spielen die Knaben Blindekuh.


23. Reiner lehrer einigkeit ist dess hellischen Reichs grössester abbruch.Henisch, 839, 17; Petri, I, 78.


24. Säumige Lehrer, unwissende Schüler.

Dän.: Forstandernes efterladenhed volder børnenes uvidenhed. (Prov. dan., 186.)

25. Süssmündige Lehrer sind schädlicher, denn öffentliche Frevler.Petri, I, 83.


26. Unser Lehrer heisst wol Zeisig, sagte der Junge, aber er ist eine Wachtel, denn er schlägt fortwährend.


27. Wer einen falschen Lehrer grüsset, der macht sich seiner bösen Werke theilhaftig.Petri, I, 100.


28. Wer keinen Lehrer hat, den belehrt die Zeit.Reinsberg III, 143.


29. Wie der Lehrer, so der Schüler.Reinsberg III, 63.

Die Neugriechen: Wie der Lehrer, zu dem du dich setzest, danach lernst du.


30. Wie der Lehrer, so die Schule.Altmann VI, 507.


[Zusätze und Ergänzungen]

31. Ein unwissender Lehrer in der Schule ist das fünfte Rad am Wagen.


32. Wer keinen andern Lehrer hat, dem gibt die Zeit den besten Rath.Neue Freie Presse, 4592.


*33. Herr Lehrer, se dränge. (Mockrau.) – Frischbier, II, 548.

Eine aus der Schule entlehnte Redensart, die man anwendet, wenn jemand in die Enge getrieben wird.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1548.
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