1. Acht kein ort on ein or. – Franck, I, 72a; Eyering, I, 107; Petri, II, 3; Schottel, 1127a; Körte, 4664; Simrock, 7667.
Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Franck, I, 72a.)
2. Alle Muar'en1 'n Oart2, waviel Dâlers goaet3 doa wual met üäwer Board. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 63.
1) Morgen.
2) Ort, der vierte Theil eines Thalers.
3) Gehen.
3. Alles an seinen Ort, sagt Flegel, der Schelmendeckel (Hut, Mütze) auf den Grind (Kopf).
It.: In chiesa co' santi e all' osteria (in taverna) co' ghiotti (ghiottoni).
4. Alles an seinen Ort, sagte Jerms, das Aug' ins Fenster, den Arsch in die Brill'.
Holl.: Het oog in het venster, en de aars op het kakhuis. (Harrebomée, II, 142a.)
5. An allen Orten ist gut leben. – Petri, II, 14.
6. An andern Orten ist auch gut Brot essen.
7. An anne's Oast (ein anderer Ort), an andere Mensch. (Tirol.) – Frommann, VI, 35, 38.
8. An einem Ort ich gern bin, da zög man mich mit einem Härlein hin. – Lehmann, II, 28, 48; Eiselein, 501; Simrock, 3448; Braun, I, 3171.
Lat.: Quando libens graditur crine vir attrahitur. (Loci comm., 206; Sutor, 11.)
9. An gmeyn ort bindt niemand sein pferd. – Franck, II, 159b.
10. An jedem Ort kommt ein Kluger (Geschickter, Künstler) fort.
11. An jedem Ort sieht man heitern und trüben Himmel.
Dän.: Stedet gjør hverken lykkelig eller ulykkelig. (Prov. dan., 529.)
12. Das letzte Ort in der Schul' heisst man den Eselsstuhl.
13. Der Ort allweg ist sehenswerth, der uns 'nen wackern Mann beschert. – Eiselein, 501.
14. Die an allen Orten wohnen, sind an keinem daheim. – Petri, II, 620.
15. Du findest an allen Orten etwas, das dir nit gefellt. – Sutor, 616.
[1152] 16. Ein Ort, an dem die Tugend keinen Platz hat, ist eine Nacht ohne Sterne.
»Ein Ort, der keinen Platz rechtschaffner Tugend gönnt, gleicht einer finstern Nacht, da keine Sterne glänzen.« (Keller, 172a.)
17. Es gibt aller Orten zerbrochene Töpfe. – Blum, 562.
18. Es ist an einem Ort so weit als an einem andern. – Sutor, 191.
Nämlich bis in die Hölle.
Lat.: Undique ad inferos tantundem viae.
19. Es ist ein kleiner Ort, wo (eine kleine Stelle, auf welcher) es gut schmeckt. – Bücking, 106; Blum, 172; Ramann, Unterr., I, 25; Simrock, 9118.
20. Es ist kein ort, er verrath einn mord. – Franck, I, 151b; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Schottel, 1143b; Simrock, 7690; Körte, 4665; Graf, 350, 382; Sailer, 72; Braun, I, 3170.
Lat.: Nullus locus sine teste. (Philippi, II, 3363.)
21. Es ist kein Ort, es hat ein Ohr oder Aug. – Lehmann, 69, 32 u. 260, 29; Gruter, I, 52.
Lat.: Nullum sine teste putaveris locum. (Publ. Syr.) (Binder II, 2302.)
22. Es ist kein Ort schlüpffriger in der Welt als die nechst stätt beym Fürsten. – Lehmann, 390, 40.
23. Es ist nicht alles auff alle ort glidgantz. (S. ⇒ Leben 75.) – Gruter, I, 35; Henisch, 1649, 37.
24. Es sind an allen orten mehr Heuser den Kirchen. – Petri, II, 293.
25. Hastu einen guten orth; setz dich nicht leichtlich fort. – Petri, II, 372.
Lat.: Si qua sede sedes et congrua sit tibi sedes: ista sede sede, nec ab ista sede recede. (Loci comm., 186.)
26. Ist an einem Orth die Helle, so stehet Rom oben druff. – Petri, II, 408.
27. Je höher der Ort, je schwerer der Fall.
Frz.: Plus le lieu, d'où on tombe est élevé, plus la chute est rude.
28. Jeder Ort hat seine Schnaken und Kloaken.
Frz.: Il n'est point de petite affaire. (Cahier, 42.)
29. Jeder Ort hat seine Weise.
30. Jeder Ort (habe) sein Ding und jedes Ding seinen Ort.
31. Kein Ort, keine Stadt ist zu gering, einen Freund da zu haben, ist ein nützlich Ding.
Lat.: Usus amicorum bonus hic et ubique locorum. (Sutor, 16.)
32. Kein Ort ohne Ohr, kein Winkel ohne Auge, keine Nacht ohne Licht, kein Wald ohne Zeugen. – Sailer, 216; Schottel, 1144a; Sprichwörterschatz, 41.
Dän.: Der er ingen sted som jo haver et øye eller øre. (Prov. dan., 447.)
Lat.: Sive uspiam, sive nuspiam. (Chaos, 421.)
33. Man muss an dem Orte kratzen, an dem es juckt.
34. Man muss ock am rechten Orte anfangen. – Robinson, 390.
35. Nâ jeden Ôre geit en Weg. – Schambach, II, 322.
Nach jeden Orte geht (führt) ein Weg.
36. Neuer Ort, neuer Port. – J. Scherr, Schiller und seine Zeit (Leipzig 1859), II, 57.
37. Nicht der orth, sonder ein andächtig Hertz macht das gebet gut. – Henisch, 1388, 15; Sailer, 221.
38. Niemand ist gern an dem ort, da er kein seinsgleichen hat. – Lehmann, 330, 84.
39. Niemand kann an zwei Orten zugleich sein.
Holl.: Men kan op geene twee plaatsen te gelijk wezen. (Harrebomée, II, 186b.)
40. Ort, Person und Zeit sind achtenswerth. – Eiselein, 501.
41. Ueber schmuzige Oerter scheint das Sonnenlicht und beschmuzt sich dennoch nicht.
42. Von gutem Ort geh' nicht fort!
43. Von gutem Ort geh' nicht fort, sagte die Katze, und schiss in die Küche.
Holl.: Ik kan het niet verkerven, zei de kat, en dreet zig bij den haard. (Harrebomée, I, 388a.)
44. Was an einem Ort abgeht, das geht am andern zu. – Petri, II, 586.
[1153] 45. Welche an allen orten wohnen, die sind an keinem ort gewiss daheim. – Henisch, 634, 54.
46. Wenn es an einem Orte regnet, so scheint an einem andern die Sonne.
47. Wenn man es an Einem Orte einregnen lässt, ist's bald um das ganze Haus geschehen.
48. Wer an allen Orten sein will, der ist nirgends. – Petri, II, 681.
49. Wer den Ort verändert, verändert das Glück.
Durch Veränderung der Oertlichkeit, des bisherigen Aufenthalts wird es uns möglich, andere Verhältnisse, und dadurch auch Gelegenheit zur bessern Gestaltung unserer Umstände zu finden; es kann sich aber auch umgekehrt das Verlassen eines Ortes zum Schlimmen gestalten. Das Sprichwort wird indess mehr in dem abergläubischen Sinne angewandt, dass an einem Orte das Glück klebe, und so auch beim Spiel gebraucht, wenn man den Platz wechselt.
Jüdisch-deutsch: Meschanne Möckem, meschanne Massel. (Tendlau, 743.)
50. Wo ein Ort auf der Hölle steht, tritt man den Teufel gar leicht auf den Kopf. – Simrock, 4888.
51. Wol dem Ort, da keine Jeger, Jüden vnd aussetzige seyn; denn die machen stets viel zu schaffen. – Petri, II, 808.
*52. An dem Ort, wo der Rücken seinen ehrlichen Namen verliert. – Plauderstübchen, 1846, S. 229, 2.
*53. Er hat über Ort geladen. – Jer. Gotthelf, Erzählungen, 119.
*54. Er kann lange an einem Orte wohnen und kennt doch keine Gasse, da er nicht schuldig wäre.
*55. Hier ist der Ort. – Eiselein, 501.
Lat.: Hic Rhodus, hic salta. (Eiselein, 501.)
*56. In deam Oat sieht's aus wie do, wo der Pfarrer narret ist. (Oberschwaben.) – Birlinger, 389.
*57. Macht og Ort und Ende. – Gomolcke, 775.
Macht, dass die Angelegenheit zum Abschluss kommt, oder dass wir endlich hier fortkommen.
*58. Wenn er auf seinem Orte liegt, begrünt sich selbst der Stein.
*59. Wir werden uns an einem andern Orte sprechen. – Klix, 55.
Drohend, um zu sagen: vor Gericht.
60. Der Ort ehrt nicht den Menschen, sondern der Mensch ehrt den Ort. – Löwenheim, 55, 226.
61. Wo am rechten Orte fehlen die Gaben, muss die beste Sache Unrecht haben.
Lat.: Causa perit justa si dextera non sit onusta. (Philippi, I, 77.)
*62. Mit dem dicken Ort kommen. – Schaltjahr, III, 652.
In plumper, ungeschickter Weise.
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Pierer-1857: Physikalischer Ort · Ort [4] · Ort [3] · Wahrer Ort · Swawer Ort · Scheinbarer Ort · Geocentrischer Ort · Gebrochener Ort · Astronomischer Ort · Ort [2] · Ort [1] · Optischer Ort
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