Ceylon [1]

[836] Ceylon (Ceylan, im Sanskrit Lankà-dvìpa, von den Griechen u. Römern Taprobane, von den Arabern des Mittelalters Sevan-[Selan-]Dib, von den einheimischen Geschichtsschreibern Singhalaod. Singhala-dvìpa, von den im N. der Insel wohnenden Tamulen Ilangei genannt), Insel im Indischen Meere (Südasien), 11614 QM., im W. vom Golf von Manaar bespült, im NW. durch die 15_–20 Meilen breite Palksstraße von der SOstspitze der Vorderindischen Halbinsel getrennt u. mit dieser nur durch die Adams-Bridge, eine während[836] der Ebbe bloßgelegte, die Schifffahrt sehr erschwerende Reihe von Felsenriffen u. Sandbänken verbunden, birnenförmig gestaltet, sich 60 Meilen lang vom 5°55' bis 9° 49' nördl. Br. u. 30 Meilen breit vom 97°30' bis 99°40' östl. Länge (v. Ferro) erstreckend. Nord- u. Nordwestküste flach, Südwest- u. Südküste höher, nach SO. immer mehr steigend, Ostküste steil u. felsig. Gebirge: Neura-Ellya (Pedrotallagalla) mit dem Adamspik (Samanokutta, Göttersitz, 7000 Fuß hoch), im S. im Innern Hochebene von 2–5000 Fuß mit fruchtbaren Thälern, sich nach N. zu immer mehr abflachend. Vorgebirge: Cap Palmyra (im äußersten N.), Cap Dondrah (Dowandara, Thunder-Head, im äußersten S. mit Tempelruinen), Punta de Galle (im SW.). Flüsse: Mahavali- (Mehavella-) Ganga, nordöstlich in die Bai von Trincomale mündend, sehr reißend; Kalu-Ganga, südwestlich fließend u. südlich von Colombo mündend; Kalina-Ganga, westlich fließend u. nördlich von Colombo mündend; Walawa-Ganga, östlich fließend; sie entspringen sämmtlich auf dem Adamspik; außerdem noch mehrere kleinere Küstenflüsse. Baien u. Häfen: Trincomale (Nordostküste, sehr geräumig, aber ungünstige Einfahrt), Batticalao (Ostküste). Seen: Padiwil-Colam, Candely (mit großen Wasserwerken) u. mehrere kleine Salzseen. Geognostische Beschaffenheit: die Gebirgsmassen amphibolisch mit geschichtetem Gestein, im N. angeschwemmtes Land mit Korallenbildung; Klima: sehr heiß, aber an der Küste durch Seewinde, im Innern durch die Gebirge gemildert, daher gesund; der Wechsel der Jahreszeiten beruht auf den regelmäßig herrschenden Winden; Regengüsse mit schweren Gewittern Mai bis Juli auf der Westseite, October u. November auf der Ostseite. Der Boden ist sehr fruchtbar (dreifache Ernte des Jahres) mit der üppigsten Tropenvegetation, aber noch nicht vollständig angebaut Producte: Diamanten, Rubine, Sapphire u.a. Edelsteine, Kupfer, Eisen, Quecksilber; Gewürze Hauptproduct der echte Zimmt [berühmte Ceylonzimmt], mit dessen Anbau sich über 20,000 Menschen, eine eigene Kaste bildend, beschäftigen), Reis, Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr, Kaffee, Pisang, Tamarinden, Cocos- u. andere Palmen, Palmyra-, Brod-, Ebenholz- u. Arecanußbaum, überhaupt herrliche Waldungen, Färberröthe, Hanf; Elephanten, Tiger, Schakals, Leoparden, Hyänen, Füchse, Bären, wilde Schweine, Affen, Gazellen, Moschusthiere, Papageien, Fasanen, Truthühner, Störche, Enten, Krokodile, viele giftige Schlangen, prächtige Schmetterlinge u. Käfer, Perlen (namentlich an der Westküste im Golf von Manaar, bei Negombo u. Tschilaw), Blutegel, zahlreiche Fischarten. Die Ureinwohner gehören vier einzelnen Volksstämmen an: Singhalesen (im südlichen u. südwestlichen Innern, dunkelolivenfarbig, mit langen, schwarzen, seidenartigen Haaren, entweder von den Singhs [Radschputen in Hindostan od. den Schans in Hinterindien stammend, ehemals der herrschende Stamm mit einiger Bildung, Ackerbau, Viehzucht, Bergbau u. Baumwollenweberei treibend), Weddas od. Beddas (in den innern Wäldern lebend, sich nur von der Jagd nährend), Malaylas (Hindu, von Malabar eingewandert), Mauren (bes. im Westen, aus Arabien od. Oberhindostan eingewandert); ferner Malayen, Kaffern, Chinesen u. Javaner. Die Religion der Singhalesen ist der Buddhaismus; viele Tempel (Wiharas). Das Singhalesische (s.d.) wird am reinsten auf der Südwestküste gesprochen, außerdem noch im N. tamulisch; die europäischen Eingewanderten sind portugiesischer, holländischer u. englischer Abstammung. Die Gesammtzahl der Bevölkerung beläuft sich auf 1,500,000 Ew., darunter ungefähr 7000 Weiße; C. steht unter britischer Oberhoheit; die Verwaltung leitet im Namen der Krone England ein zu Colombo residirender Gouverneur (1857 Sir H. G. Ward, zugleich Oberbefehlshaber der Truppen). Eintheilung in 4 organisirte (Küsten-) Provinzen u. 1 unorganisirte (innere) Provinz, welche wiederum in Districte (Korles) zerfallen: a) die Westprovinz in die Districte Colombo, Negombo, Calpentyn, Pantura, Caltura, Barberyn; b) die Südprovinz in Galle, Dodandorevo-Modero, Balley-pitto-Modero, Belligavee, Girrdurrah; c) die Ostprovinz in Batticaloa u. Trincomale; d) die Nordprovinz in Jaffra, Point-Pedro u. Manaar. Hauptstadt Colombo (s.d.). Die Verwaltungsbeamten der einzelnen Districte sind Singhalesen u. werden Mudelliers genannt, ebenso sind die Gerichte theilweis aus Singhalesen zusammengesetzt, die Gesetze sind noch größtentheils singhalesisch; die Mudelliers treiben die Steuern ein (Zehnten, Fischfang-, Salz- u. Perlenfischereipacht); Einnahmen gegen. 800,000 Pf. Sterl., Ausgaben über 100,000 Pf. Sterl.; bewaffnete Macht 12,000 Mann, größtentheils Einheimische. Die Anglikanische Kirche hat seit 1846 einen Bischof in Colombo, außerdem gibt es noch Wesleyaner u. amerikanische Baptisten, welche sich sämmtlich die Verbreitung des Christenthums angelegen sein lassen, u. ebenfalls die Schulbildung leiten, für welche letztere die englische Regierung 1847 über 10,000 Pf. Sterl. anwies; zu Colombo besteht eine Akademie u. die Asiatic Society, zu Batticalao ein Seminar. Eisenbahnen sind theils im Bau begriffen, theils projectirt. Hauptbeschäftigung: Landbau (namentlich Zimmtcultur), der Grundbesitz ist in viele kleine Theile zersplittert; Viehzucht wird nur um des Fleisches willen getrieben; dagegen mehr Federviehzucht; von Gewerben finden sich: Weberei, Steinschleiferei, Metallarbeiten. Der Handel ist sehr bedeutend, namentlich seit C. unter englischer Herrschaft steht; Ausfuhr (Zimmt, Kaffee, Zucker etc.) jährlich über 100,000 Pf. Sterl., Einfuhr über 150,000 Pf. Sterl. Zu C. gehören noch mehrere Inseln, von denen die bedeutendsten: Jaffnapatane (im N.), Ramiseram u. Manaar (im NW.). Münzen, Maßen. Gewichte: C. rechnete unter holländischer Herrschaft nach Reichsthalern zu 48 Stübern indischer Währung, die von den Engländern noch lange beibehalten wurde, jetzt nach Pfunden Sterling zu 20 Schilling à 12 Pence, den spanischen Silberdollar zu 41/3 Schilling, die Company Rupee zu 111/12 Schilling, die Sicca Rupee zu 21/12 Schilling gerechnet; im Verkehr sind englische, holländische, spanische u. ostindische Gold- u. Silbermünzen, in Kupfer indische Stüber, englische Coloniemünzen. Längen- u. Feldmaße wie in England; Getreidemaß: das Amomam (= 203,:04 Litres = 3,7 preußische Scheffel) zu 8 Parrahs zu 2 Markals, à 12 Seers; das Gewicht des Parrah ist für Kaffee 34, für Pfeffer 30, für Salz 54, für Reis 44 englische Pfund Avoirdupois. Das Feld wird nach der Quantität der Aussaat, resp. dem Ernteertrag den [837] Amomam zu 4 Peylas, a 10 Cornies à 8 Lahas gerechnet u. hält 1,106 Hectare (1 Hectare = 1,819 preußische Scheffel). Flüssigkeitsmaß: das alte englische Gallon od. (jetzt gebräuchlicher) der Legger, à 75 Veltes à 2 alte Gallons; man rechnet gewöhnlich 3 Veltes = 5 imperialische Gallons, obgleich nicht ganz richtig. Gewichte sind die englischen od. der einheimische Bahar (Candy), je nach dem spec. Gewicht der Waare zu 500–550 Pfund Avoirdupois berechnet. Die Eingebornen bedienen sich bis jetzt nur selten des Gewichts u. dann ist dasselbe sehr unbestimmt, die Eintheilung folgende: 1 Amomam = 40 Lochoo-lahas à 11/2 Punchy-lahas à 4 Nelleas à 2 Hunduas (2 Hunduas = 1 Handvoll). Wechsele ourse werden auf folgende Orte notirt: Madras, Bombay u. Calcutta für 1 Company Rupee ± 1 Schilling 11 Pence, China (Canton) 100 spanische Dollars ± 210 Sicca Rupees. London s. 100 Pf. Sterl. in London ± 95 Pf. Sterl. Vergl. Knox, Historical account of C., Lond. 1657, neue Ausgabe 1807 (deutsch Lpz. 1689); Percival, An account of C., ebd. 1803 (deutsch Lpz. 1803); Cordiner, Description of C., ebd. 1807, 2 Bde.; Forbes, El even years in C., ebd. 1840; I. Selkirk, Recollections of C., ebd. 1844; W. Knigthon, The history of C., ebd. 1845; Pridham, An historical, political and statistical account of C., ebd. 1849, 2 Bde.; Sirr, C. and the Cingalese, ebd. 1850, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 836-838.
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