1. An Kamm und Sporen erkennt man den Hahn.
Holl.: Aan kam en sporen kent men den haan. (Harrebomée, I, 377a.)
2. An Kamm und Sporen sieht man, ob der Hahn alt oder jung ist.
Holl.: Kam en sporen van den haan doen zijn' ouderdom verstaan. (Harrebomée, I, 377a.)
3. Beim Kamm kennt man die Hühner.
4. Der Kamm zeigt schon früh, was ein Hahn werden will. – Simrock, 5389; Körte, 3272.
It.: Da vitello si conosce il bue, che ha da venire.
5. Ein Kamm, der Haare verrichtet, wird selber wüst und lausig. – Parömiakon, 1361.
Wer andern ihre Fehler abgewöhnen soll, fällt oft gerade dadurch selbst hinein.
6. Man sieht's zeitig am Kamm schon, was ein Hahn werden will. – Reinsberg II, 61.
Kürbisse, sagen die Hebräer, sind schon aus der Knospe kenntlich. (Reinsberg II, 61.) Die Hindus fragen indess: Wenn das Kind in der Wiege liegt, kannst du erkennen, was es ist? Die Aegypter dagegen: Ein hübsches Hühnchen gibt seine Vortrefflichkeit vom Ei an zu erkennen. (Reinsberg VII, 36.)
Lat.: Cantat avis quaevis, sicut rostrum sibi crevit. (Sutor, 544.)
[1122] 7. Man sihts an dem Kam, was es für ein Göker werden wird. – Gruter, III, 66; Lehmann, II, 409, 31.
8. Man soll nicht all über einen kamm scheren. – Lehmann, 729, 35.
9. Mancher greift erst zum Kamm, wenn er keine Haare mehr hat.
Aehnlich russisch Altmann VI, 482.
10. Mit einem guten Kamme macht es sich leicht; sagte der Teufel, als er seiner Mutter das Haar mit einer Mistgabel (Heugabel, Düngerhaken) kämmte.
Dän.: Det er godt at gjøre med god rede, sagde Fanden han redede sin moders haar med en Møghakke. (Bohn I, 360.)
11. Ueber was für einen Kamm soll man das scheren?
Holl.: Met welk eenen kam zal hij het schaapje scheren? (Harrebomée, I, 377a.)
12. Was sollen mir Kämme, sagte der Kahlkopf.
13. Wenn der Kamm zu fein, so nimmt er das Haar.
14. Wer auf den Kamm eines andern warten muss, wird oft mit rauhen Haaren gehen.
Dän.: Hvem som vil have kam til sit haar, bliver sielden frie for løse haar. (Prov. dan., 332.)
*15. Alles über einen Kamm scheren. – Eyering, III, 342; Schottel, 1112a; Eiselein, 360; Körte, 3273a; Lohrengel, II, 13; Braun, I, 1735; Frischbier2, 1871; für Franken: Frommann, VI. 317, 203; Eichwald, 941; Ayrer, I, 553; ostfriesisch bei Kern, 1107.
Aus der Barbierstube entlehnt, wo man den Kamm nach der Person, die sich das Haar schneiden liess, oder nach dem Masse der Haare, das verlangt wurde, wählte. Bei Frisch (I, 497) steht wol als Druckfehler: über einem Kamm. Die Redensart stammt, wie viele andere, aus den alten Badestuben. Das vexare liegt übrigens nicht nothwendig darin, es heisst auch: alle ohne Rücksicht gleich behandeln, wie ein Bader, der für alle Kunden denselben Kamm nahm. (Grimm, V, 102.) »So sollen all, die drinnen sind, vber ein Kam werden geschoren.« (Ayrer, II, 756.) In Pommern: Alle aver enen Kamm scheren. (Dähnert, 216b.) In Schwaben: Aelles über oau Kamm scheara. (Nefflen, 450.)
Holl.: Hij scheert ze allen over éénen kam. (Harrebomée, I, 377a.)
*16. Auf den Kamm beissen.
Als Ausdruck höchster Begierde. (Frisch, I, 497c; Grimm, V, 104.)
*17. Den Kamm aufblasen.
Von Zornigen. Von den Vögeln mit Kämmen entlehnt.
*18. Den Kamm aufsetzen.
Uebermüthig werden.
Frz.: Lever la crête.
*19. Der Kamm ist ihm gestiegen.
*20. Der Kamm schwillt (wächst) ihm. – Eiselein, 360; Lohrengel, II, 101; Frischbier, 1873; Braun, I, 1734.
Er wird hoch- oder übermüthig. Die Ostfriesen: De Kamm swellt hum. (Kern, 1108.) In Ostpreussen: Em schwellt de Kamm.
Frz.: La moutarde lui monte au nez.
Lat.: Cornua tollere. (Faselius, 52.) – Cristae illi surgunt. (Juvenal.) (Binder II, 614.) – Cristas tollere. – In fermento jacet. ( Plautus.) (Philippi, I, 195.)
*21. Doss heesst über a grobe Komp geschooren. – Robinson, 497; Gomolcke, 311.
»Ho ho, dos wor gor iber a grobe Komm geschoren, denn a hot mars ziemlich darbe gesot.« (Keller, 145b.)
*22. Einem auf den Kamm greifen (treten). – Grimm, V, 104.
Ihn gewaltsam dämpfen, ducken, beleidigen, ihn im Zaume halten. Mundartlich vgl. Frommann, VI, 37.
Engl.: To cut one's comb. (Bohn II, 154.)
*23. Einem auff dem Kamm sitzen. – Rollenhagen, Froschm., 1595.
*24. Einem eins (etwas) auf den Kamm geben. – Frischbier2, 1872.
In Pommern: Enem wat up den Kamm gäven. (Dähnert, 216b.) Einen ablaufen lassen, heftig anfahren.
*25. Einen beim Kamm nemen. – Mathesy, Historie von Luther, 1573.
*26. Einen mit einem böhmischen Kamme kämmen.
D.i. mit vier Fingern und einem Daumen. (Vgl. Grimm, V, 103.)
*27. Einen über den Kamm hauen. – Grimm, V, 105.
Ihn hart anfahren; nach Adelung eigentlich: ihm einen Hieb über den Nacken geben. In Pommern: Enem äwer den Kamm hauen. (Dähnert, 216b.)
[1123] *28. Einen über den Kamm scheren.
Einen mit Schmeicheln betrügen, scheren oder vexiren, dass er nicht empfindet, dass er geschoren wird und Haar lassen muss, weil der Kamm nicht blos dazu dient, den Schnitt gleich zu machen, sondern auch, das Raufen zu verhüten. »Der Alte in der Barbierstube, das Messer ist schon angesetzt, ob er ihn aber glatt oder über den Kamm scheren wird, weiss ich noch nicht.« (Lessing, III, 41.)
*29. En blächa Chama ha. – Tobler, 94.
Bleich, blass, kränklich aussehen.
*30. En rotha Chama ha. – Tobler, 94.
Einen rothen Kamm, d.i. rothes Angesicht wie ein Zorniger haben.
*31. Er hat nun den rechten Kamm für sein Haar.
Dän.: Han har faaet kam til sit haar. (Prov. dan., 332.)
*32. Er kennt, den Kamm nicht.
Ist ein unordentlicher, unsauberer, den äussern Anstand vernachlässigender Mensch. Man sagt, wo Kamm und Seife fehlen, da fehlt die Cultur. Die Neuseeländer essen zwar Menschenfleisch, aber sie kämmen sich. Es ist keine Kleinigkeit, ob ein Volk sich kämmt oder nicht. Im russischen Reiche, vom Weissen Meer bis zu den Aleutischen Inseln, ist der Kamm ein unbekanntes Instrument. (Vgl. Culturgeschichtliche Berichte über die londoner Industrieausstellung, 1851.)
*33. He sett en Kamm up. (Holst.) – Schütze. II, 219.
Er bläht sich; auch: wird böse wie ein Hahn, der den Kamm steift, wenn er gereizt wird.
*34. Hei heft eent op en Kamm gekrêgen. – Frischbier2, 1874.
*35. Ik skeer's altemâl aauer ên Kum. (Amrum.) – Haupt, VIII. 364, 214.
Ich schere sie alle über einen Kamm.
*36. Kamm wie Haar.
Dän.: Kam efter haaret. – Raadne æg skident smør skikker sig vel sammen. (Prov. dan., 244.)
*37. Nüd wol ossem Chama ko möge. – Tobler, 94.
Nicht gut aus dem Kamme kommen mögen, d.i. sich schwer aus einer Verlegenheit ziehen können.
*38. Oan af'n Koamb tret'n. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 37, 76; Schöpf, 300.
Ihn im Zaum halten.
*39. Se schêrt alles över ên Kamm. (Holst.) – Schütze, II, 219.
Man macht keinen Unterschied unter Personen und Sachen.
*40. Ueber den Kamm oder genau von der Haut weg. – Eiselein, 360.
Lat.: Sed utrum strictimne dicam attonsurum esse, an per pectinem, nescio. (Plautus.) (Eiselein, 360.)
*41. Dem ist der Kamm gewachsen. (Erolzheim.) – Birlinger, 858.
[1480] *42. Den Kamm hoch tragen. – Walther, Der redliche Hausfreund.
*43. Er ist leicht auf dem Kamme durch. (Köthen.)
D.h. leicht verwundbar, leicht empfindlich. Von den Pferden hergenommen, welche durch das Kummet vom Kamme leicht durchgerieben und alsdann ungeberdig werden.
Adelung-1793: Kamm (3), der · Kamm (4), der · Kamm (1), der · Kamm (2), der
Brockhaus-1911: Weißer Kamm · Schmiedeberger Kamm · Kamm
Meyers-1905: Landeshuter Kamm · Kamm-Muscheln · Schmiedeberger Kamm · Wohlscher Kamm · Welscher Kamm · Kamm [2] · Kamm [1] · Kämm-Maschine · Kamm-Molch · Kamm-Masse
Pierer-1857: Welscher Kamm · Wohlischer Kamm · Wolscher Kamm · Hlubokeyer Kamm · Kamm · Landshuter Kamm
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