1. Bei alten Münzen zweifelt niemand.
Nur bei neuen entsteht die Frage, ob echt oder falsch. Das Neue unterliegt der Untersuchung, das Alte wird (leider!) ungeprüft angenommen, weil man bei diesem voraussetzt, dass die Prüfung früher erfolgt sei.
2. Bei der Münze soll man lehren, wie sich thut die Welt verkehren. – Pistor., VI, 92; Zeiller, II, 273.
3. Die Münze hat einander getroffen.
4. Die Münze ist am besten, wo sie geschlagen wird.
5. Eine gute Münze kann wol das Gepräge verlieren, aber nicht das Korn.
6. Eine Münze gilt nicht an allen Orten gleich.
So ist ein Mensch, wie auch jeder andere Gegenstand, an einem Orte mehr geachtet als am andern.
7. Es gilt nicht überall gleiche Münze. – Eiselein, 478; Simrock, 7173.
8. Falsche Müntz gilt nichts, weder in der aussgab noch einnahm. – Lehmann, 792, 25; Sailer, 177.
Dän.: Falsk mønt gielder hverken i indtægt eller udgift (Prov. dan., 415.)
9. Falsche Münze gibt's überall. (S. ⇒ Kipper.)
10. Falsche Münze wird von niemand sonst übersehen als vom klugen Wechsler. – Burckhardt, 631.
Der Ueberkluge wird oft am ersten betrogen.
11. Für kupferne Münze bekommt man keine goldenen Messer.
Schwed.: Koppar mynt, koppar siälemässa. (Grubb, 779.)
12. Goldene Münze verliert nirgends ihren Werth.
13. Gulden müntz, gut gulden regiment; kupffern vnd eisern müntz, kupffern herrschaft. – Petri, II, 363.
14. Jede Münze hat ihre Kehr(Rück-)seite.
Alle Sachen haben ihre Nachtheile sowie ihren Nutzen.
Frz.: Toute médaille a son revers. (Cahier, 1060; Recueil, 4.)
15. Klingende Münze ist der beste Creditbrief.
Holl.: De beste credietbrieven zijn klinkende munt. (Harrebomée, II, 109b.)
16. Kupferne Münze, kupferne Seelenmesse.
Wie Geld, so Waare; aber müssen die geistigen Güter auch einer irdischen Taxe unterliegen?
17. Man muss mit der müntz handeln, die gäng vnnd geb ist. – Lehmann, 886, 67.
18. Mit der Münze, womit du zahlst, zahlt man dich (andere) auch. – Körte, 4345; Simrock, 7172.
19. Mit falscher Münze werden die Leute betrogen. – Parömiakon, 1267.
[780] 20. Mit klingender Münze kommt man überall durch (fort).
Holl.: Klinkende munt spreekt overal verstandbare taal. – Voor klinkende munt heeft ieder open ooren. (Harrebomée, II, 110a.)
21. Münz' und Metz ziehen an Einem Netz. – Parömiakon, 2067.
22. New Müntz ist der alten gar vngleich. – Lehmann, 170, 36.
In dem Sinne, dass selten etwas Besseres nachkomme.
23. Newe Müntz ist nimmer so gut als die alt. – Lehmann, 560, 26.
»Wenn man new Herrn vnd müntz wil kiesen, so muss man vor der Hand verliesen.« (Waldis, II, 19, 85.) Meint man, oft hat auch die Meinung recht. Vorurtheile gegen das Neue.
Dän.: Ny mønt er neppe saa god som den gamble. (Prov. dan., 419.)
24. Nimmt die Münze im Preise zu, so nimmt Gottesfurcht und Redlichkeit ab.
25. Rothe Münze schämt sich, dass sie wenig Silber hat.
26. Schlechte Münzen gibt man im Dunkeln aus.
Port.: Moeda falsa de noite passa. (Bohn I, 283.)
27. Wer einerley Müntz vnd gut Gelt, so stund es wol in aller welt. – Henisch, 1467, 57.
28. Wie die Münze, so die Obrigkeit.
29. Wo es an Münze fehlt, gehen die Bettler leer aus.
Ein Mann von Verstande ist darum unter Tröpfen stumm, warum ein Mann von Vermögen Bettlern eine Gabe versagt: er hat keine Münze.
*30. Diese Münze ist unter den Juden gewesen.
Ist beschnitten.
Frz.: Cette monnoye a passé par les mains des Juifs. (Kritzinger, 463a.)
*31. Diese Münze kommt aus keinem andern Zahlamt. – Parömiakon, 2590.
Es gibt keine andere Quelle dafür.
*32. Einen mit falscher Münze bezahlen.
In Griechenland ruft man denen, die einen belügen wollen, zu: Thessalische Münze! weil die Thessalier, welche im Alterthum Liebestränke bereiteten, jetzt als Falschmünzer bekannt sind. (Reinsberg VI, 89.) Mit der Redensart: Das ist spanische Münze, bezeichnet der Engländer Complimente oder schöne Worte überhaupt. (Reinsberg V, 38.)
Frz.: Il ne se paye pas de telle monnoye. (Leroux, I, 104.)
Holl.: Hij handelt in valsche munten. (Harrebomée, II, 110a.)
*33. Einen mit gleicher (doppelter) Münze bezahlen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II; Schottel, 1113a; Chaos, 313; Sailer, 55; Körte, 4345a; Parömiakon, 1211; Herberger, I, 601; Lohrengel, II, 211; Reinsberg III, 54.
Ihm Gleiches mit Gleichem vergelten. »Wer sich mit fremden kleidern deckt, sein brodt ins nachbawern ofen beckt, vnd grasst in seines Nachbawren Wiesen, der muss an gleicher müntz verliesen.« (Waldis, IV, 16, 47.)
Dän.: At betale med liige myndt. (Prov. dan., 68.)
Engl.: To pay one in his own coin. (Bohn II, 174.)
Frz.: Comme il te fait, fais lui. (Lendroy, 707.) – Il l'a payé comptant. – Il lui a rendu le change. (Lendroy, 364.) – Payer quelqu'un en même monnaie. (Kritzinger, 463a.) – Rendre à quelqu'un la monnaie de sa pièce. (Bohn I, 55.) – S'il me donne des pois, je lui donnerai des fêver. (Lendroy, 746; Kritzinger, 547b.)
Holl.: Hij betaalt hem met dezelfde (gelijke) munt. (Bohn I, 329; Harrebomée, II, 110a.)
It.: Pagar uno della sua moneta. (Bohn I, 118.)
Lat.: Cretiza cum Cretensi. – Sua quisque exempla debet aequo animo pati. (Phädrus.) (Philippi, II, 203.)
Port.: Pagar na mesma moeda. (Bohn I, 291.)
*34. Er het Münz unzählbar: e Spâgetti so lang das d' Ebigkeit und dann erst na drü gleich. – Sutermeister, 69.
Die Erklärung fehlt in der Quellenschrift und das Wort Spâgetti bei Stalder.
*35. Er is a abgerufene Münze. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Ein alter abgelebter Mensch.
*36. Er kennt die Münzen.
Dän.: Han forstaaer sig paa myndten. (Prov. dan., 79.)
*37. Er macht nur in kleiner Münze.
Frz.: Il n'est que monnoyeur pour se connoître en billon. (Leroux, II, 104.)
*38. Er nimmt alles für baare (gute) Münze.
Frz.: Il prend tout ce qu'on lui dit pour argent contant. – Prendre quelque chose pour argent comptant. (Leroux, II, 87.)
Holl.: Hij neemt alles voor goede munt aan. (Harrebomée, II, 110a.)
[781] *39. Er versteht die Münze nicht.
*40. Es ist kleine Münze.
Ein unbedeutender Mensch.
*41. Es ist laufenburger Münze. (Schweiz.)
*42. Es ist neue Münze bereit.
*43. Et äs en blêsch Minz. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 37, 97.
Eine walachische Münze = Lüge.
*44. Ich bin mit gleicher Münze bezahlt worden.
Dän.: At betale med liige myndt. (Prov. dan., 68.)
*45. Ik will di 't mit kölnischer Münte betalen. – Dähnert, 314b.
Du sollst dein Theil reichlich wiederbekommen.
*46. Keine Münze haben.
*47. Mit baarer Münze zahlen.
Holl.: Hij betaalt met klinkende munt. (Harrebomée, II, 110a.)
*48. Mit grober Münz' auszahle(n). (Ulm.)
Frz.: Païer quelqu'un en belles espèces. (Kritzinger, 235b.)
*49. Nehmen eine Jarmilke1 Münz2. (Jüd.-deutsch. Brody.)
1) Kappe.
2) Kupfermünze. D.h. sich als Soldat anwerben lassen. Bezieht sich auf das bei dieser Gelegenheit dargereichte Handgeld.
*50. Seine Münze gilt nicht mehr.
Dän.: Hans mønt gielder nu ei længer. (Prov. dan., 419.)
*51. Sie gehört unter die alte Münze.
Eine abgelebte, verschossene Schönheit.
52. Jede Münze fällt in ihren Sack.
Gleiches gesellt sich zu Gleichem. – »Wie man denn sagt von manchem Tage: Jede Müntz fall in jren Sack.« (H. Sachs, III, CCLXXIX, 1.)
53. Mit falscher Münze kauft man auf hellem Markt nicht viel Gutes ein.
54. Neue Münze schlag' ich, die Kasten voll hab' ich; all Eigenwillisch wider mich, Herzog Heinrich bleib' ich.
Ein Gegenspruch lautete: »Neue Tücke brauch' ich, nichts ehrlich handel ich, drum all Evangelisch wider mich, ein Schelm und Bösewicht bleib ich.« (Schaltjahr, IV, 662.)
*55. Das ist sein müntz vnd täglich brot. – Franck, Weltbuch, CLVIIIa.
Adelung-1793: Münze (2), die · Münze (1), die · Marien-Münze, die
Brockhaus-1837: Schwarze Münze · Münze
DamenConvLex-1834: Schilling (Münze) · Reis (Münze) · Münze (Botanik)
Herder-1854: Schwarze Münze · Münze
Lueger-1904: Münze, Münzenherstellung · Münze
Meyers-1905: Münze [2] · Münze [1]
Pierer-1857: Schwarze Münze · Vorderseite einer Münze · Münze [3] · Münze [1] · Münze [2]
Buchempfehlung
Die Fortsetzung der Spottschrift »L'Honnête Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plissline« widmet sich in neuen Episoden dem kleinbürgerlichen Leben der Wirtin vom »Göldenen Maulaffen«.
46 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro