[851] Schlesische Kriege. 1) Erster Schlesischer Krieg (174042). Als Kaiser Karl VI. 20. Okt. 1740 starb, war König Friedrich II. von Preußen entschlossen, den bevorstehenden Streit über die Erbfolge zur Mehrung seiner Macht zu benutzen. Die Ansprüche (s. oben, S. 846) seines Hauses auf einen Teil Schlesiens (die Herzogtümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf) boten ihm zum Eingreifen den Anlaß, und als Gegenleistung für die gewünschte Abtretung Niederschlesiens bot er Maria Theresia an: die Garantie der Pragmatischen Sanktion, die Kaiserkrone für ihren Gemahl, 2 Mill. Tlr. und im Fall eines Krieges Beistand mit seiner ganzen Macht. In Wien hochmütig abgewiesen, überschritt Friedrich 16. Dez. mit 21,000 Mann die schlesische Grenze und besetzte ohne Widerstand bis Ende Januar 1741 die ganze Provinz bis zum Jablunkaupaß, mit Ausnahme der Festungen Glogau, Brieg und Neiße, auf die sich die wenigen österreichischen Truppen zurückzogen, und Breslau, dessen Neutralität er vorläufig anerkannte. Die Bevölkerung verhielt sich vollkommen ruhig; die bisher unterdrückten Protestanten begrüßten den König als Befreier, aber selbst die Katholiken sahen die Beseitigung der österreichischen Regierung nicht ungern. Friedrich legte seine Truppen in die Winterquartiere und ließ im März Glogau durch den Prinzen Leopold von Dessau stürmen, während er selbst sich zur Einschließung von Brieg und Neiße rüstete. Währenddessen fielen die Österreicher unter Neipperg von Mähren aus in Oberschlesien ein, überraschten die Preußen in ihren zerstreuten Quartieren, so daß sie bis in die Nähe von Brieg zurückweichen mußten, aber in der Schlacht von Mollwitz am 10. April trug trotz anfänglichen Mißgeschicks die ausgezeichnete Kriegsschulung der preußischen Infanterie den Sieg davon. Dieser sicherte Friedrich den Besitz Schlesiens, das er durch Eroberung von Brieg und Neiße sowie durch Besetzung von Breslau (10. Aug.) völlig in seine Gewalt brachte, während die geheimen Feinde Österreichs, Frankreich und Bayern, mit dem Nymphenburger Bündnis (Mai 1741) den Österreichischen Erbfolgekrieg begannen. Friedrich schloß sich zwar 4. Juni diesem Bündnis an, nahm aber an dem allgemeinen Angriff auf Österreich nicht teil, hielt sich ruhig im Lager zu Strehlen und schloß 9. Okt. 1741 unter englischer Vermittelung mit Maria Theresia den geheimen Vertrag von Kleinschnellendorf, in dem er gegen Abtretung von Niederschlesien mit Neiße neutral zu bleiben versprach; doch bedang er sich aus, daß der Vertrag streng geheimgehalten und vor Ablauf des Jahres in einen definitiven Frieden verwandelt werde. Da diese Bedingungen nicht erfüllt wurden, ließ er im Dezember seine Truppen in Böhmen und Mähren einrücken, wo Schwerin Olmütz einnahm. Im Januar 1742 begab sich Friedrich selbst nach Mähren, um im Verein mit sächsischen Truppen dies Land für den Kurfürsten von Sachsen zu erobern. Preußische Husaren streiften bereits bis an die Tore Wiens; indes zwang die Untätigkeit der Sachsen den König zur Rückkehr nach Böhmen, wo er 17. Mai bei Chotusitz von den Österreichern unter Prinz Karl von Lothringen angegriffen wurde; nach heftigem Kampfe siegten die Preußen. Auf Ermahnung Englands bot nun Maria Theresia die Hand zum Frieden. Die Präliminarien wurden 11. Juni 1742 in Breslau abgeschlossen, der definitive Friede kam 28. Juli in Berlin zustande. Österreich trat ganz Schlesien bis zur Oppa (außer den Herzogtümern Troppau, Teschen und Jägerndorf) und die Grafschaft Glatz, 38,000 qkm (680 QM.) mit 1,400,000 Einw., an Preußen ab; dieses verpflichtete sich, im Österreichischen Erbfolgekrieg neutral zu bleiben und 4 Mill. Tlr. Schulden auf Schlesien zu übernehmen. Vgl. Grünhagen, Geschichte des ersten Schlesischen Kriegs (Gotha 1881, 2 Bde.); »Die Kriege Friedrichs d. Gr., herausgegeben vom Großen Generalstab«, 1. Abt. (Berl. 189093, 3 Bde.); Chr. Meyer, Briefe aus der Zeit des ersten Schlesischen Krieges (Leipz. 1902).
2) Zweiter Schlesischer Krieg (174145). Die Siege der Österreicher und ihrer Verbündeten in Deutschland und Italien 174243 über die Bayern und Franzosen, verdächtige Äußerungen Maria Theresias über Schlesien, der Wormser Vertrag vom 13. Sept. 1743 zwischen Österreich, England und Sardinien, in dem bei der Garantie der Pragmatischen Sanktion Schlesien nicht ausgenommen wurde, u.a. erweckten in Friedrich II. die Besorgnis, daß man ihm nach Beendigung des Erbfolgekriegs Schlesien wieder entreißen werde. Er beschloß, dem zuvorzukommen,[851] schloß 15. April 1744 mit Frankreich und 22. Mai mit Kaiser Karl VII., Kurpfalz und Hessen-Kassel ein Bündnis und rückte Ende August als »Beschützer des deutschen Kaisers und der deutschen Freiheit«) in der Spitze von 80,000 Mann »kaiserlicher Hilfsvölker« in Böhmen ein, eroberte 16. Sept. Prag und besetzte ganz Böhmen, während General v. d. Marwitz in Mähren einfiel. Die matte Kriegführung der Franzosen gestattete jedoch dem Prinzen Karl von Lothringen, mit einem Heer vom Rhein nach Böhmen zu ziehen, und 20,000 Sachsen fielen Friedrich von Norden her in den Rücken. Prinz Karl, vom General Traun beraten, wich jeder Schlacht aus, nahm stets starke, unangreifbare Stellungen ein und belästigte Friedrich durch Angriffe seiner leichten Reiterei, die Proviantkolonnen abfing, Magazine zerstörte und den Gegner durch den kleinen Krieg erschöpfte. Das preußische Heer wurde hierdurch, durch Krankheiten infolge des Mangels an Lebensmitteln und des schlechten Wetters sowie durch Desertionen so geschwächt, daß es im Dezember Böhmen räumte und sich nach Schlesien zurückzog, in das die Österreicher zu gleicher Zeit nach Vertreibung von Marwitz aus Mähren eindrangen. Friedrichs Mißgeschick, das einer Niederlage gleichkam, der Friede mit Bayern nach Karls VII. Tode (20. Jan. 1745), das Warschauer Bündnis (8. Jan.) mit den Seemächten und Sachsen, endlich die durch England vermittelte Annäherung Rußlands ermutigten Maria Theresia zu der Hoffnung auf Wiedererwerbung Schlesiens, wo ihre Truppen bereits die preußischen Wappen wegrissen und die Huldigung für ihre Königin verlangten; der Vertrag mit Sachsen vom 18. Mai sicherte ihr Schlesien, diesem Magdeburg, Krossen und Schwiebus zu. Das österreichisch-sächsische Hauptheer unter dem Prinzen Karl von Lothringen, 75,000 Mann, sollte, Ende Mai über das Riesengebirge in Schlesien einbrechend, die Eroberung dieses Landes vollenden. Der Sieg Friedrichs bei Hohenfriedeberg (4. Juni) vereitelte dies zwar, vernichtete aber den Gegner, der sich in eine feste Stellung an der obern Elbe zwischen Josephstadt und Königgrätz zurückgezogen hatte, nicht. Im Lager bei Chlum erlitt Friedrichs Heer durch Krankheiten Verluste; der König ging deshalb bei Annäherung des Winters nach Schlesien zurück und sicherte sich den Rückzug durch den Sieg bei Soor (30. Sept.). Die Österreicher faßten jetzt einen kühnen Plan: während Friedrich durch das Vordringen der Österreicher in Schlesien, Leopold von Dessau mit der Reservearmee bei Halle durch die Sachsen festgehalten wurde, sollte das Hauptheer durch die Lausitz direkt in die Mark und auf Berlin losgehen. Friedrich ließ sich jedoch in Schlesien nicht festhalten, sondern rückte in Eilmärschen nach der Lausitz, fiel dem Hauptheer unerwartet in die Flanke, zersprengte durch das Gefecht bei Katholisch-Hennersdorf (23. Nov.) das Korps des Grafen Grünne und zwang den Prinzen Karl zum Rückzug nach Böhmen. Leopold von Dessau, durch einen tadelnden Befehl des Königs gereizt, griff 15. Dez. die Sachsen unter Rutowski bei Kesselsdorf an und schlug sie so entscheidend, daß ganz Sachsen in Friedrichs Gewalt fiel und er 18. Dez. in Dresden einziehen konnte. Sachsen bat um Frieden, Maria Theresia ließ sich durch England ebenfalls zu Verhandlungen herbei, und 25. Dez. bereits ward der Friede von Dresden abgeschlossen, der den Berliner Frieden von 1742 bestätigte. Maria Theresia verzichtete nochmals auf Schlesien und Glatz, wogegen Friedrich ihren Gemahl Franz I. als Kaiser anerkannte, und Sachsen zahlte 1 Mill. Tlr. Kriegskosten. Vgl. v. Orlich, Geschichte der Schlesischen Kriege (Berl. 1841, 2 Bde.); »Die Kriege Friedrichs d. Gr., hrsg. vom Großen Generalstab«, 2 Abt. (das. 1895, 3 Bde.); Becker, Der Dresdener Friede und die Politik Brühls (Leipz. 1902).
3) Dritter Schlesischer Krieg, s. Siebenjähriger Krieg.
Brockhaus-1809: Die Punischen Kriege
Brockhaus-1911: Schlesische Kriege · Schlesische Dichterschulen · Punische Kriege · Finnische Kriege · Heilige Kriege
Herder-1854: Schlesische Kriege · Schlesische Dichterschule · Punische Kriege
Meyers-1905: Schlesische Mundarten · Schlesische Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft · Schlesische Dichterschulen · Schlesische Zeitung · Schlesische Textil-Berufsgenossenschaft · Russisch-türkische Kriege · Türkisch-russische Kriege · Deutsch-dänische Kriege 1848–50 · Dänisch-deutsche Kriege · Dakische Kriege · Heilige Kriege · Punische Kriege · Napoleonische Kriege · Messēnische Kriege
Pierer-1857: Schlesische Kriege · Schlesische Leinwand · Schlesische Dichterschule · Schlesische Neisse · Schlesische Meile · Sicilische Kriege · Messenische Kriege · Heilige Kriege · Persische Kriege · Punische Kriege · Pompejanische Kriege
Buchempfehlung
Kammerspiel in drei Akten. Der Student Arkenholz und der Greis Hummel nehmen an den Gespenstersoirees eines Oberst teil und werden Zeuge und Protagonist brisanter Enthüllungen. Strindberg setzt die verzerrten Traumdimensionen seiner Figuren in steten Konflikt mit szenisch realen Bildern. Fließende Übergänge vom alltäglich Trivialem in absurde Traumebenen entlarven Fiktionen des bürgerlich-aristokratischen Milieus.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro