1. Freundlich grüssen kostet nicht viel. – Petri, II, 363.
2. Gröte de Höner, vergitt den Haan nig. (Holst.)
Ein Spottcompliment, an Abreisende, Weggehende gerichtet.
3. Grüss dich Gott, Täuflein, ich komm' nicht allein.
4. Grüss jeden gern vnd wol, so wirstu günsten voll. – Petri, II, 363.
5. Grüsseu ist eine schöne Sitt', aber für die Hüte nit.
6. Man grüsst den Garten oft des Gärtners wegen.
[161] 7. Man grüsst oft den Zaun des Gartens wegen. – Mayer, I, 9; Simrock, 11990.
Ung.: A' kinek szárnya alatt nyugszol, azt tisztellyed. (Gaal, 167.)
8. Man muss nicht zu oft grüssen, sonst wird man alt.
9. 'S Grüssen ist Höflichkeit, 's Danken ist Schuldigkeit. (Oberösterreich.)
Die Sachsen in Siebenbürgen: Grissen äs en Hefliget, dänken äs en Schäldeget. (Schuster, 369.)
10. Wer alle grüsst, dem dankt niemand.
11. Wer viel grüsset vor der Schwelle, findet selten im Hause seine Stelle.
12. Wie du grüssest, so dankt man dir. – Eyering, III, 558; Hillebrand, 215, 309; Körte, 2437 u. 3018; Graf, 313, 199; Simrock, 4074; Reinsberg III, 57.
Diderot sagt: »Ich kannte einen Mann, der alles wusste und verstand, aber nicht mit Anstand «guten Tag» sagen konnte; er war sein ganzes Leben lang arm und verachtet.«
13. Wie du mich grüssest, also will ich dir dancken. – Henisch, 1772, 25; Lehmann, 854, 394.
Böhm.: Jaké čestování, také dĕkování. (Čelakovsky, 87.)
Poln.: Jakie częstowanie, takie dziękowanie. – Jakie raczenie takie płacenie. (Čelakovsky, 87.)
Wend.: Kajž sym powitany, tak so dzakuju. (Čelakovsky, 87.)
14. Wie man dich grüsst, also antwort. – Franck, II, 100b; Henisch, 1772, 26.
Böhm.: Jaký »panbůhdej«, taký »bohdejzdráv«. (Čelakovsky, 87.)
Wend.: Kajkjež je pomhaj bóh, tajkje je wjerš pomozi. (Čelakovsky, 87.)
15. Wie man dich grüsst, so sollst du danken. – Gaal, 810; Sailer, 380; Simrock, 4075.
Es gibt Sprichwörter, die weder als Klugheitsregeln, noch als Sittengesetze allgemein anwendbar sind und doch eine Allgemeinheit aussprechen. Diese wollen nur von der Seite aufgefasst werden, von der sie Wahrheit und Anwendbarkeit haben. Dazu gehört das vorstehende Sprichwort, das, nach strenger Allgemeinheit aufgefasst, weder wahr noch anwendbar ist. Denn es ist weder sittlich gut noch klug, grobe stolze Anreden mit groben stolzen Antworten zu erwidern. Aber es liegt doch Wahrheit darin, die ein edles Gemüth leicht finden wird, die: man soll Ernst mit Ernst, Freundlichkeit mit Freundlichkeit, Güte mit Güte, Klugheit mit Klugheit, Anstand mit Anstand erwidern. (Sailer.)
16. Wie man grüsset, so wird auch gedankt. – Siebenkees, 121.
Bei den Russen empfängt silberner Gruss goldenen Dank. (Altmann VI, 474.)
17. Wie man mich grüsset, so dank' ich ihm. – Hermann, I, 1.
*18. Einen grüesse und umpfaha.
Einen grüssen und umfangen. Der Bauer (in Oberösterreich) thut dies nur Bekannten gegenüber, obwol er es gewissermassen für Menschenpflicht hält, auch ganz fremden Personen auf dem Wege einen Gruss zu bieten. Er grüsst und umfängt, indem er mit den Worten: Grüss dich Gott, Freund, Nachbaur, Gvada (Gevatter) u.s.w. ihnen die rechte Hand reicht, die ihrige drückt und schüttelt. Der Kuss ist den Bauern fremd; nur im Augenblicke der höchsten Freude kommt das »Hals'n« (halsan) vor, indem jeder von beiden seinen Arm um den Hals des andern schlingt und Haupt und Antlitz an seine Brust zieht. (Baumgarten.)
*19. Er grüsst gern, wo unser Herrgott einen Arm ausreckt. – Eiselein, 305; Simrock, 4675.
*20. Gröss die Mutter Schmedsche (Schmidt). – Frischbier, 283; Frischbier2, 1386.
Als kurze Abfertigung in Königsberg sehr üblich.
*21. Gröss dine Fru un mine Kinder. – Frischbier2, 1387.
Scherzhafte Abschiedsrede.
*22. He grötet kên Pêrd, dar kên Kêrl upsitt. – Schütze, II, 75.
So sagt man in Hamburg von einem Hochmüthigen.
*23. He grötet kênen Hund (oder: kênen Düvel). – Schütze, II, 76.
D.h. niemand.
*24. Jemand grüssen wie ein Spanier einen Franzosen. – Parömiakon, 1530.
D.i. sehr unfreundlich. Wol aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs.
*25. Mo dorf nich ze ufte grissen, mo mechte sunst alt wârden. (Schles.) – Frommann, III, 414, 529.
*26. Sie grüssen einander wie Stintköppe und Plunderköppe.
Wenn sich ehedem Boote aus Wollin, Kammin oder [162] Gollnow auf der Oder begegneten, so eröffneten sie ein kleines Gefecht mit Wasserspritzen gegeneinander, und die Wolliner wurden dabei als Stintköppe, die Kamminer als Plunderköppe, die Gollnower als Pomuffelsköppe begrüsst. (Riehl, Land und Leute, Stuttgart 1855.)
*27. Sprecht, ich lussen grüssen. – Robinson, 556; Gomolcke, 906.
Abfertigung; auch wol im Sinne von Ellenbogen 6.
28. Wer mich nicht grüsst, dem darf ich nicht danken.
*29. Jetzt hab'n s' mi wieder schön grü-r-ssen lassen.
Sagt der Wiener, wenn er einen soeben selbst gemachten Fehler entdeckt, oder sich sonst bei irgendeiner Dummheit ertappt.
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