1. Alt karren gurren (girren) gern. – Franck, I, 87a; Henisch, 1623, 54; Lehmann, II, 26, 17.
2. Alte Karren gern knarren. – Eiselein, 362; Mayer, I, 20; Simrock, 5428; Körte, 3282; Braun, I, 1750.
3. Der beste Karren kann umwerfen.
Engl.: The best cart may overthrow. (Bohn II, 76.)
4. Der Karn ist leichter in schleim gefürth, den herauss. – Petri, II, 97.
5. Der schlimmst Karren machts grössist Knarren. – Rochholz, 326.
[1145] 6. Die Karre muss dahin gehen, wohin sie geschoben wird. – Altmann VI, 390.
7. Die sich hier mit Karren plagen, müssen dort an schwere Wagen.
8. Ein alter Karren knacket (knarrt) so lange, bis er endlich bricht. – Petri, II, 164; Latendorf II, 10; Simrock, 5429.
9. Ein Karren, welcher geht, kommt weiter als ein Hase, der läuft.
10. Eine zerbrochene Karre hält oft länger als eine neue.
11. Einen Karren in den Koth schieben ist leichter als ihn herausziehen.
12. Es hat jeder seinen Karren zu ziehen.
13. Hast du nicht wollen den Karren1 ziehen, so ziehe nun den Wagen2. – Körte, 3283; Simrock, 5434.
1) Den zweiräderigen, leichten Wagen. 2) D.i., den sehweren, vierräderigen. (Vgl. Grimm, V, 225.)
14. Ich habe einen Karren umgeworfen, ich will einen Wagen wieder aufrichten. – Sailer, 116; Schottel, 1117b; Simrock, 5431; Körte, 3286.
Der Entschluss im Unglück. Von einem, den Unglück nicht niederdrückt, der im Kampfe sich hält.
15. Karre und Panier stehen nicht immer vor derselben Thür.
Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Bohn I, 10; Lendroy, 438.)
16. Lass den karren stehn, er girret sonst. – Franck, I, 78b; Egenolff, 337a; Gruter, I, 54; Petri, II, 432; Blum, 693; Simrock, 5437; Körte, 3285.
Als Warnung, üble Sachen wieder aufzurühren. Franck (II, 41b) hat für denselben Zweck folgende Sprichwörter zusammengestellt: »Verrochnen Dreck sol man nit rütlen. Lass das fewr zutrochen, wiltu dass nit brenn. Schlaffend hund sol niemand wecken. Lass den hund schlaffen. Rür den eyss nit an. Ye mehr man den Dreck rütlet, ye mehr er stinckt.«
17. Man braucht zuweilen auch einen Karren mit drei Rädern.
18. Man kann niemand den Karren ziehen helfen, der nicht mitzieht. – Eiselein, 362; Simrock, 5433.
19. Man muss den Karren schmieren, wenn er gehen soll.
20. Man muss nicht den karren mit dem mist, nicht ertz vnd berg, gut vnd böss zugleich wegstürtzen. – Henisch, 291, 37.
21. Man sol den Karn nicht so weit in schlam führen. – Petri, II, 456.
22. Man soll den Karren nicht vor die Ochsen spannen. – Reinsberg IV, 72.
23. Manchem hilfft man am Karren schmieren vnd wenn er besteckt mit seinem Wagen fehrt, so lest man jhn allein. – Petri, II, 428; Henisch, 334, 40.
24. Wenn der Karren auch einmal umfällt, heb' ihn auf und fahr' unverzagt fort.
25. Wenn der Karren das Pferd zieht, das muss ein Esel merken.
26. Wenn der Karren im Dreck liegt, findet man den guten Weg ohne Licht. (Eifel.)
27. Wenn der Karren im Dreck steckt, werden viel Worte gemacht. – Körte, 3284; Braun, I, 1751.
28. Wenn der Karren zu den Pferden kommt, so ist Zeit anzuspannen. – Reinsberg I, 74.
In Bezug auf die hervortretenden Bemühungen der Frauen, einen Mann zu gewinnen.
29. Wenn der Karren zu tief steckt, ziehen ihn die besten Füchse nicht wieder heraus.
Selbst die gelben Füchse, die goldenen nicht. Darum flehen die Jesuiten zum Papst: »Und schick uns hülf in kurzer Zeit, denn der karn in der pfütze leit, niemand kan ihn heraus schleppen.« (Soltau, 467.)
30. Wenn die Karre daliegt, sind der guten Wege viel.
31. Wenn man den Karren nicht heben kann, muss man ihn fahren lassen.
Unmögliches vermag niemand.
32. Wenn man mit alten Karren gemach feret, so vberweret er offt vil newer. – Mathesius, Postilla, CCCXVIa.
[1146] 33. Wenn man mit einem alten Karn gemach fähret, so daurt er lenger als ein Newer, mit dem man über Stock vnd Stein rumpelt. – Petri, II, 668; Lehmann, 9, 51; Herberger, I, 830.
34. Wer den Karren in den Dreck schiebt, der soll ihn auch wieder herausziehen. – Blum, 703; Gaal, 346; Hermann, I, 16; Eiselein, 362; Körte, 3281; Simrock, 5430; Braun, I, 1749.
Um zu sagen: Der möge für seine Thorheit allein büssen, der sie begangen und nicht andern die Folgen derselben aufbürden. »Ich soite, woas ich nich birnt (euch nicht brennt), lescht nich. Wird dar a Korn an Kauth nefihren, mâg an auch alleine ros zihn.« (Keller, 168a.)
It.: Chi ha intrigato la tela, la strighi. – Chi imbratta, spazzi. (Gaal, 345.)
35. Wer die Karre hat, der karrt.
Holl.: Die den kruiwagen heeft, die kruit ze. (Harrebomée, I, 454b.)
36. Wer einen Karren umgeworfen, muss sehen, dass er einen Wagen aufhebt.
37. Wer einen Karren voll Schwestern hat, der hat einen Wagen voll Schwäger.
38. Wer hie Karren zeucht, der wird dort Wagen ziehen. – Petri, III, 14; Eiselein, 362.
39. Wer nicht an den Karren geschmiedet ist, den schändet er nicht.
40. Wer seinen Karren schmiert, hilft seinem Ochsen.
41. Wer sich in karren einsetzen lasst, den setzt man nimmer auss. – Franck, II, 185a; Gruter, I, 82; Petri, II, 759; Sutor, 411.
Wer nach schwerer Arbeit trachtet, dem wird sie zutheil.
42. Wer sich vom Karren ausspannt, der sucht seine Ruh.
Vom Zurücktritt aus dem öffentlichen ins Privatleben.
43. Wer zuvor den Karren gezogen, muss oft den Wagen ziehen.
Wenn grössere Anstrengungen und schwerere Schicksale folgen.
44. Wie man den Karren schmiert, so fährt er.
45. Wo die Karren mehr sind (gelten) als die Wagen, da kann man sich mit Recht beklagen. – Parömiakon, 828.
Wo die obenangestellt werden, die ihrem innern Werthe nach tief unter andern stehen sollten.
*46. An Einem Karren mit jemand ziehen.
Mit jemand gleiches Interesse haben oder gleiches Schicksal dulden müssen.
Lat.: Idem jugum trahere. (Binder I, 685; II, 1358; Seybold, 226.)
*47. Aus der Karre in den Wagen gespannt werden.
D.h. in eine schlimmere, üblere Lage kommen. Der Karren wird meist vom Wagen unterschieden; dieser ist vierräderig und zweispännig, jener zweiräderig und einspännig. (Vgl. Grimm, V, 207 u. 224.) Wer vom zweispännigen Wagen (Karren) in den Besitz eines einspännigen gelangt, der verbessert sich allerdings seine Lage, wer aber früher in einen zweiräderigen Wagen gespannt gewesen ist und soll nun einen vierräderigen, weit schwerern ziehen, dessen Los ist schwerer geworden. » Hie muss er Bürd des Karren tragen, dort wirt er erst ziehen im Wagen.« (Murner, Nsch., 47, in Kloster, I, 482.) »Ich fürcht, wir ziehind hie am karren und dort an des teufels wagen.« (Eckstein, Rychsstag, in Kloster, VIII, 838.) »lch mag wol erst vom vnfal sagen, dass ich in meinen alten tagen von dem karren kum erst in den wagen.« (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 13.)
*48. Da soll auch der Karren die Ochsen ziehen.
Lat.: Currus bovem ducit (trahit). (Faselius, 56.)
*49. Da steckt der Karren im Dreck. – Theatrum Diabolorum, 149b.
»Nun leit der karn im Drecke alhie.« (Hayneccius, Comedien, Almansor.)
Frz.: Être bien avant dans le bourbier. (Kritzinger, 85a.)
*50. Dai es van der Kar fallen. (Iserlohn.) – Woeste, 81, 116.
Unehelich geboren.
*51. De Kar in'n Dreck schuw'n. – Kern, 1109; Eichwald, 947.
*52. De Kar ut'm Dreck trecken. (Westf.)
Sich aus widerwärtigen Verhältnissen befreien.
*53. Den Karn in Koth führen (schieben). – Mathesy, 90a.
Lat.: Plaustrum perculi. (Plautus.) (Philippi, II, 97.)
[1147] *54. Den Karren im Koht stecken lassen. – Friedemann, II, 97.
*55. Den Karren schmieren. – Murner, Nb., 42.
Eine Sache fördern, an seinem eigenen oder am Verderben anderer arbeiten. »Wo Einer yetz verderben will, so hilft man im fols zu dem zil, vnd schmiert am karren jedermann.« (Kloster, IV, 750.)
*56. Den Karren vor die Ochsen spannen.
*57. Der Karren ist schon geschmiert, morgen fahren wir. – Eiselein, 362.
*58. Der Karren ist sehr verführt. (Schwaben.)
*59. Der muss den Karren heben. (Nürtingen.)
*60. Die Karre geht gut.
Beim Kartenspiel, wenn die Karten gut kommen.
*61. Die Karre geht schief.
*62. Die Karre steht still.
*63. Een de Kare vör de Dör schuw'n. – Eichwald, 948.
*64. Einen karren anlegen.
»Als aber Johannes eine zeitlang gefangen war, feyret Herodias nicht, sondern leget einen Karren an mit dem Fuchs Herode; dass jhr Töchterlein u.s.w.« (Mathesius, Postilla, CLXXXVIIIb.)
*65. Er hat den Karren helfen in den Koth schieben, aber herausziehen mag er ihn nicht.
*66. Er hat (sich) den Karren verfahren (in Dreck geschoben).
Lat.: Haeret in luto. (Plautus.) (Binder II, 1278.)
*67. Er hat die Karre ins Dickicht gezogen.
Sich in Verlegenheit gebracht. »Wird nicht jeder Kritiker ausrufen: Er hat sich verrannt, hat die Karre in das Dickicht gezogen und nun lässt er sie stehen.« (Holtei, Eselsfresser, I, 82.)
*68. Er hat einen Karren umgeworfen und will einen Wagen wieder aufrichten.
*69. Er hat seinen Karren aufs Trockne gebracht. – Mayer, I, 199.
*70. Er ist auf den Karren zu lang und auf den Wagen zu kurz.
Der Verbildete und daher in kein Verhältniss Passende.
*71. Er ist von dem karren gefallen. (S. ⇒ Grempelmarkt.) – Franck, II, 62a; Tappius, 69a; Körte, 5286a.
In Deutschland klebte früher den unehelich geborenen Kindern ein Makel an, der ihnen oft, nach den verschiedenen Landesgesetzen mehr oder weniger in ihrem Fortkommen hinderlich werden, in ihren gesellschaftlichen Stellungen widerwärtig sein konnte. Die Hebräer dagegen versichern: Geld mache die Bastarde rein. Die Spanier sagen: In Castilien trägt das Pferd den Sattel, weil sie annehmen, dass es bei Kindern nicht auf den Stand der Mutter, sondern nur auf den des Vaters ankomme, um die unehelichen Kinder ebenso edel wie die ehelichen zu erzeugen. (Reinsberg VII, 50.)
Holl.: Hij is achter van de kar gevallen. (Harrebomée, I, 382b.)
*72. Er lässt den Karren im Dreck stehen.
*73. Er lässt sich von einer Karre überfahren.
Holl.: Hij laat zich door een' kordewagen overrijden. (Harrebomée, I, 455a.)
*74. Es ist ein angelegter Karren.
Die Sache ist verabredet.
Frz.: C'est une partie faite à la main. (Kritzinger, 512.)
*75. Hei is van dar Kâr fallen. (Westf.)
Ist unehelich geboren.
*76. Hott 'r a Koarr'n in Dreck gefîhrt, so fihrt'n og wieder raus. – Gomolcke, 431; Robinson, 970.
Habt ihr den Karren in den Dreck geführt, so führt ihn auch wieder heraus.
*77. In de Kare gân. – Dähnert, 218b.
Eines Verbrechens wegen in der Festung karren müssen.
*78. Se hebben de Kare in den Dreck schaben, un weten se nig wedder herut to kriegen. – Dähnert, 218.
Sie haben die Sache verdorben und wissen sich nun nicht zu helfen.
*79. Seinen Karren ins Trockne schieben.
Sein Gut in Sicherheit, sein Schäfchen ins Trockne bringen.
Frz.: Mettre son bien à couvert. (Kritzinger, 187.)
*80. Sie ziehen beide an einem Karren, der eine thut keuchen, der andere schnarren. (Leipzig.)
*81. So vêl as vun de Kâr fallt. (Holst.) – Schütze, II, 207.
*82. Vom Karren in (auf) den Wagen kommen. – Murner, Vom luth. Narren; in Kloster, X, 13.
[1148] *83. Wi maut dat op 'ne annern Koar laen. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 120.
Etwas auf eine andere Weise angreifen.
84. Leit de Karr îrscht in 'n Dreck, fingt Ein' oahne Licht 'n Weg. – Schlingmann, 783.
*85. He schuft hum de Kâr up de Hacken. – Kern, 1110.
Er treibt ihn so in die Enge, dass er nicht zurückkann.
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