1. Bêter geniest, as gehüst. (Danzig.)
2. Jeder niest in seiner Weise (oder: nach seiner Nase).
Span.: Cada uno estornuda como dios le ayuda. (Bohn I, 207.)
3. Man kann nicht jedem, der niest, Gotthelf sagen.
Böhm.: Ke všech lidí ký chání nelze říkati pozdrav pán bůh. – Na vše kýchání pozdravu se nedoříkáš, a od blázna prospĕchu se nedočkaš. (Čelakovský, 90 u. 213.)
4. Mit einmal niesen vertreibt man viel Mücken.
5. Niesen am Morgen bedeutet Geschenke.
Ueber die geschichtliche Bedeutung des Niesens und die darauf Bezug nehmenden sprichwörtlichen Redensarten s. ⇒ Gesundheit 40 und ⇒ Gott 2565. (Wurzbach II, 131.)
Dän.: Nysen er en ond moders gode datter, derfor hilser man. (Prov. dan., 433.)
6. Wenn man nüchtern niest1, so bedeutet dies Sonntag – Gäste, Montag – beschenkt, Dienstag – gekränkt, Mittwoch – geliebt, Donnerstag – betrübt, Freitag – Genuss und Sonnabend – Verdruss. – Boebel, 140.
1) Niesen war schon in alter Zeit bei den Griechen bedeutsam. (Hermann, Griech. Alterthümer, II, 182.) Der Philosoph Kleanthes erblickte darin eine Folge von Verweichlichung. Nach der Meinung des Zeno lehrte er, dass man die Sitten, die Lebensweise, den Charakter eines Menschen aus dem Aeussern erkennen könne. Einige seiner Schüler, um diese Ansicht zu widerlegen, führten einen verweichlichten Menschen, der sich auf dem Felde etwas abgehärtet hatte, zu Kleanthes und verlangten von ihm, von dem Aeussern aufs Innere zu schliessen. Er fand die Hände harthäutig und die Haut von der Sonne gebräunt; im Fortgehen fing er zu niesen an. »Jetzt habe ich ihn weg«, sagte Kleanthes, »er ist ein Weichling; die immer unter freiem Himmel leben, niesen nicht so leicht.« (Einfälle, 90.) Das Niesen wird auch bei den Deutschen schon sehr früh ererwähnt. Dreimal nüchtern niesen, bedeutet Glück. (Vgl. Grimm, Aberglauben, 29, 62, 93; Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, 1852, Nr. 470; Meyer, Sagen von Schwaben, 1852, S. 503; Curtze, 416, 220.)
7. Wer angenehm niest, zu dem spricht jeder: Gott helf! – Sprichwörtergarten, 180.
Fischart (in Kloster, VIII, 315): »Hat der nicht wol geniesst, so sagt jhm, Gott helff euch.« Lauremberg (Hist. 33, Cent. 4) erzählt, es sei einmal in Rom eine Art von Pest ausgebrochen, und alle, die während der Krankheit geniest oder gegähnt hätten, wären gestorben. Daher der Glückwunsch: »Gott helfe!« beim Niesen. Die Griechen pflegten beim Niesen ebenfalls einen solchen Wunsch zuzurufen. Bei den alten Juden war es gebräuchlich, den Niesenden Erholung und kräftige Arznei anzuwünschen, weil sie dafür hielten, dass seit der Schöpfung der Welt eine erstickende Krankheit, Askaron genannt, herumziehe, die durch das Niesen sich offenbare. (Frisch, Ruhestunden, II, 357.) Andere leiten die Gewohnheit von dem heidnischen Glauben her, nach welchem das Niesen, besonders am Frühmorgen, entweder etwas Gutes oder auch etwas Böses bedeute.
Dän.: Nys du? det signe dig God. (Prov. dan., 433.)
8. Wer wohl niest, dem sage: Gott helf' euch.
*9. Er hat es beniest.
Also muss es wahr sein. So sagt man, wenn jemand etwas aussagt, und er selbst oder ein anderer zufällig dazu niest. Vielleicht kommt die Redensart daher, weil der, welcher niest, eine Bewegung mit dem Kopfe macht, als ob er ja sagen wollte.
*10. Ich niese drauf.
Ich gebe nichts darum.
*11. Ich werde ihm was niesen (husten, pusten, scheissen).
Was er wünscht, wird nicht geschehen.
12. Wer niest, dem kommt das Glück entgegen.
*13. Er niest auf a Lügen auch.
Will ein Lügner die Glaubhaftigkeit seiner Aussage dadurch beweisen, weil jemand zufällig geniest hat, so wird ihm scherzhaft zugerufen: Der niest zuweilen bei einer Lüge auch. – Bezieht sich auf den Volksglauben, dass etwas wahr sei, wenn es beniest werde.
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